Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Weißer Sand am Strand von Nirgendwo

Wochen sind vergangen, seid der erste Mensch den Fuß auf die Insel im Süden der Röhre gesetzt hat. Liebe ist entstanden, Hass wurde geschürt, mancher hat Freundschaften geschlossen, andere haben eher Konflikte genährt. Und so war für manche die Zeit auf der Insel wohl weit erfolgreicher als für andere. Chelia Zontor, die hübsche Dunkelhaarige mit der schnellen Klappe, gehört wohl eher zu der Gruppe, für die diese Wochen weit weniger erfolgreich waren als für manch anderen. Aus der Verachtung, die zwischen ihr und Hel Nergal geherrscht hatten, ist purer Hass geworden, der jederzeit im Tod einer der beiden enden kann. Ataeric, der große Unbekannte mit verlorenem Gedächtnis, würde ebenfalls lieber mit Fäusten mit ihr sprechen als denn mit Worten. Vella Ortan, anfangs durchwegs aufgeschlossen, hat sich abgewendet. Tessya, die Mehdora-Priesterin, ist zwar vordergründig freundlich gesinnt, aber hegt wohl ihr gegenüber fundierte Bedenken. Javero hat ihre Liebe gewonnen, diese jedoch nicht erwidert, sie zwar nicht zur Gänze von sich gestoßen, aber doch klar gemacht, sich nicht binden zu wollen. Und mit Timea verbindet sie bislang praktisch gar nichts. Man spricht miteinander, wenn man sich trifft, aber es ist kaum vorstellbar, dass diese sich für Chelia über alle Maßen einsetzen würde, wenn denn Not am Manne oder eben an der Frau ist.

Dementsprechend nachdenklich, ja missmutig ist Chelias Gesicht, als sie sich an jenem Vormittag auf dem Weg zum Strand macht. In einer Hand trägt sie eine fast volle Flasche mit Rum, in der anderen eine brennende Zigarette. Sie schlendert mehr, als sie denn geht, und wie üblich geht sie die Straße vom Marktplatz über den Platz mit dem Brunnen der Tänzerin bis hin zu den Häusern von Hel und Ataeric entlang, die dort direkt in den Strand mündet. Sie wendet sich etwas in die Richtung des Hauses des Hühnen, weg von dem des Hel Nergal. Sie stellt die Flasche in den Sand, dreht sie einige Male hin und her um ihr die nötige Stabilität in dem lockeren Sand zu verleihen, zieht die Stiefel aus und setzt sich dann neben die Flasche. Sie rührt sie nicht an. Sie sitzt da und schaut auf den Metchà hinaus, still, unbewegt. Nur dann und wann zieht sie an ihrer Zigarette. Man kann dabei keinen Genuss verzeichnen. Es ist eine Aktion, die automatisch kommt, wie eben das Atmen, dem man doch gefühlsmäßig höchst indifferent gegenübersteht.

Das Himmelsfeuer scheint Chelias Einsamkeit mit dem nötigen, gefühlvollen Farbspiel untermalen zu wollen, denn die weiche Tusche aus purprunen Feuerschlieren auf dunklem Himmelsgrund und das warme Gold auf den Wellenkronen, zaubert ein denkbar malerisches Bild. Es ist still, nur die Möwen begleiten den melancholischen Gedankenpfad der Elurierin und der Rauch, welcher so unbefriedigend über ihre Lippen strömt, wird von der seichten Brise in höhnischer Bedeutungslosigkeit fortgetragen.
Sofern Chelia ein wenig von Ataerics Tagesablauf mitbekommen haben sollte, wird sie ihn nicht zu Hause vermuten und den Strand unbeobachtet für sich wähnen. Der Krieger ist ein Gewohnheitsmensch, steht zusammen mit dem Himmeslfeuer auf und beginnt kurz darauf seinen Morgenlauf um die Stadtmauer. Dann folgt die Dusche, das Frühstück- nun, strukturiert ist sein Tag genau. So dürfte es die junge Frau nicht wundern, dass sie niemanden auf der Veranda sitzen sieht.
Das Poltern das aus dem Haus dringt durchbricht die friedliche Atmosphäre des frühen Morgen. Der schmerzgeplagte Schrei der dem folgt zerstört jegliche Beschaulichkeit des malerischen Farbspiels, zerreißt selbst die Rufe der Möwen die verstummen und verklingt schließlich über den Metcha, bis diesem ein weiterer folgt..

Unbeobachtet fühlt sich Chelia nicht, weiß sie zwar um die vermutliche Abwesenheit des Hühnen, und doch ist meist sein Nachbar zugegen, der doch große Teile seines Tages damit verbringt, auf seiner Veranda zu sitzen, irgendwelche Pflanzen zu sortieren oder einfach Roputan-gleich auf den Metchà zu stieren. Viel zu befürchten hat Chelia nun wohl nicht, kaum ist es zu erwarten, dass Hel Nergal ihretwegen seine Veranda verlassen wird, und doch stellt er für sie eine latente Bedrohung dar. Und vielleicht ist es gerade dadurch zu erklären, dass sie doch weniger in Gedanken versunken scheint, als es dem Betrachter dünken mag. Ein Schrei ist ja bekanntlich ein Alarmsignal, dass nicht nur quer durch sämtliche Kulturen der Röhre verstanden wird, sondern auch von fast allen Tierarten angewendet wird. Wenig verwunderlich ist es daher, dass der Schrei auch von Chelia verstanden wird, so asozial sie von manchem Inselbewohner auch wahrgenommen werden wird. Bereits der erste Schrei lässt sie sich auf die Füße katapultieren und herumfahren. Der Trübsal scheint wie weggeweht, sie scheint nun fokussiert, den energiegeladenen Blick auf Ataerics Haus gerichtet. Der Zigarettenstummel fällt an ihrer Seite in den Sand, kokelt dort wohl noch einige Zeit vor sich hin um sich dann unter die feinen Körner zu vermischen und in spätestens einem Tag nicht mehr wahrnehmbar zu sein. Der zweite Schrei mündet in dem leisen Pfeifen, das eine geschärfte Asnivala hervorruft wenn sie aus der Scheide gezogen wird. In diesem Moment spurtet Chelia los, als wäre eine ganze Schar Pera-Spinnen hinter ihr her. Jemand scheint in Gefahr zu sein!

Der Sand spritzt unter den Füßen, die den Körper kraftvoll nach vorne schieben. Die Stiefel bleiben unbeachtet stehen. Chelia macht nicht den Umweg über die Treppe. In einem Satz ist sie auf der menschenleeren Veranda, im nächsten steht sie auch schon im Haus. Sie sieht sich um. Die ganze Frau scheint bis zum Bersten gespannt zu sein, sämtliche Sinne bis an das Maximum geschärft. Sie sieht sich um. Sie versucht, ein Geräusch zu erhaschen. Den Geruch eines Menschen wahrzunehmen, der sich verstecken will. Mit den nackten Füßen Erschütterungen im Holzboden wahrzunehmen, die eine unbedachte Bewegung hervorrufen könnte.

"Ataeric?" ruft sie schließlich.

Die Szene die sich Chelia bietet ist ganz sicherlich fernab von dem, was ihr alarmierter Geist sich hat ausmalen können. Ataerics offenes Strandhaus bietet wie gewohnt keine ausreichende Barriere, sodass die Elurierin mit gezogener Klinge hineinstürzen kann, ohne dass sie behindert wird. Sicherlich sind die Details auf die Schnelle kaum wahrzunehmen, dennoch erwecken sie wohl die Atmosphäre einer kaum zu ignorierenden Szenerie: Wein und Becher stehen auf dem ausladenden Holztisch, während auf der Feuerstelle ein Topf mit unkenntlichem Inhalt blubbert. Ataerics Schwertgehänge hängt ordentlich an einem Haken an der Wand, darüber das Beutelsammelsorium des Barden. Eine dunkelbraune Weste liegt am Boden, offenbar zerrissen, denn einige Knöpfe sind davon abgesprungen. Passend hierzu findet Chelia aber auch unweigerlich die entsprechenden Protagonisten, direkt bei der umgestürzten Sitzbank, welche wohl das Poltern verursacht hat.
Der Spielmann liegt mit bloßem Oberkörper auf dem Boden, das Gesicht schmerzverzerrt. Die hellen Locken sind vollkommen zerwühlt und sein Kinn ziert eine ordentliche Schürfwunde. An den Rippen macht sich eine dunkle Verfärbung bemerkbar, welche ihr volles Ausmaß wohl noch längst nicht erreicht hat. Seine Hand ist erhoben, greift nach der Schulter des Kriegers, welcher breitbeinig über ihn gebeugt ist, sein Gewicht mit den Knien abstützend. Auch er trägt kein Hemd, doch der Anblick mag noch mehr erschrecken, ist der gesamte, muskulöse Leib großflächig von Narben entstellt, welche kaum von mehr sadistischer Kunstfertigkeit zeugen könnten. Der Kontrast des schweren Körpers zu dem fast mageren Leib unter ihm am Boden könnte kaum größer sein und die Brisanz, die dieses Bild zeichnet, lässt auch nicht viel Spielraum für Interpretationen. Javero stöhnt gepresst, gräbt die Finger dabei fester in Ataerics Schulter, als wolle er sich im Taumel festklammern, statt sich von seinem vermeintlichen Peiniger lösen. Dieser stützt sich mit einer Hand zusätzlich am Boden ab während die andere sich eng um des Barden Kehle geschlossen hat..

Das, was nun folgt, passiert freilich viel schneller, als es zu beschreiben möglich ist. Es ist eine vielleicht zwei Sekunden, die währenddessen vergehen.

Natürlich bleibt Chelias Blick unwillkürlich an den beiden am Boden liegenden Männern hängen. Sofort erkennt sie Ataeric, den hünenhaften Krieger, unberechenbar, finster und somit durchaus gefährlich. Sofort erkennt sie Javero, den schalkhaften Barden, stets fröhlich, friedlich, freundlich und somit bar jeglichen Aggressionspotentials. Den Mann, den sie über alles liebt. Sofort erkennt sie die Wunde am Kinn, am Oberkörper. Und sofort erblickt sie die Hand, die um Javeros Hals liegt. Gemeinhin sind Hände an Kehlen selten als Liebesbeweis zu verstehen, nein, nicht einmal ein Hinweis auf übergroße Freundschaft. Hingegen soll es vorkommen, dass eine zusammengedrückte Kehle mitunter ein Klingeln im Reiche des Yorom darstellt, damit dieser sich darauf einstellen kann, eine weitere Seele über seine Eisfelder wandeln zu sehen. Chelia braucht nicht lange abzuwägen. Ein ihr nicht wohlgesonnener Krieger bedroht ganz klar das Leben seines Liebsten, und dies sind eine der Situationen, wo so mancher übermäßige Diplomatie links liegen lässt. Und so ist das Folgende, das, was eben in einem Augenblick begonnen und auch schon abgeschlossen ist, besonders im Falle der heißblütigen Chelia Zontor nicht nur verständlich, sondern zu erwarten, ja geradezu zwingend.

Mit einem Satz, ausgeführt durch das rechte Bein, ist sie bei den beiden. Das linke Bein kommt als Standbein auf dem Holzboden auf, das rechte umschreibt eine Drehung, in Mreccara-Manier. Der Rist des rechten Fußes kracht somit mit Schwung und Kraft gegen Ataerics Nase, nur um einen Bruchteil eines Augenblickes später als neues Standbein am Boden zu landen, worauf das linke denselben verlässt und mit der Ferse auf das Ohr desselben trifft. Ihre Augen blitzen dabei gefährlich auf, die Asnivala, während dieses Ausbruches auf ihre rechten Schulter gelegt, noch immer in ihrer Hand. Und niemand mag daran zweifeln, dass diese liebevolle Massage von Ataerics Kopf jederzeit seine Fortsetzung finden wird, sollte Chelia mit dem Resultat dieser ersten zwei Tritte zufrieden sein.

Die energischen nackten Füße die das Haus ohne Vorwarnung betreten bleiben nicht unbemerkt. Der Krieger schaut hoch und bekommt gerade noch einen Blick auf Chelia mit ihrer gezogenen Asnivala erhascht, da beginnt sie bereits ihm ihren Fuß an die Nase zu schmettern. Zumindest mit diesem Schlag sollte die heißblütige Frau zufrieden sein, ist das gut vernehmbare Knacksen mit dem das Nasenbein bricht nicht zu überhören. Die Ausweichbewegung seines Kopfes, die eigentlich für ihren ersten Angriff gedacht war kommt so aber wenigstens bei dem zweiten zur Geltung. Nur leicht streift ihre Ferse seine Seite und geht über die Schläfe ins Leere. Ataeric hat längst die Hand vom Hals des Jüngeren genommen und packt nun an dessen Schulter zu. Die zweite Hand die er bisher zum Abstützen nutzt fährt unter dessen Seite zwischen Boden und Rücken des Baden und drückt diesen dichter an seine Brust. Mit einem Knie stösst er sich ab und bringt die beiden Männer in eine rollende Bewegung. Für einen Moment liegt nun der eng umfasste Javero auf Ataeric oben drauf, dann verschwinden beide unter dem großen Tisch, wo es wieder der dürre Barde ist, der unter dem blonden Mann liegt. Ataeric drängt ein Bein zwischen die des Jüngeren unter ihm und stützt einen Teil seines Gewichts auf sein Knie während er sich am Oberkörper ebenfalls von Javero trennt und über die Unterarme auf die Hände kommt. „ Bleib“, wird der Barde mit ruhiger Stimme gebeten, dem lediglich kurz prüfend in die Augen gesehen wird- schmerzfrei ist diese Aktion bei dessen drangsalierten Rippen und Wirbelsäule sicher nicht von statten gegangen. Die Nase des Älteren blutet, reichlich sogar und das nicht nur über Mund und Kinn des Hünen, dessen hellblonde Bartstoppel sich rot verfärben, sondern auch über dessen Oberkörper. Javero bleibt also auch diesmal nicht davon verschont sich besprenkelt und verschmiert zu fühlen. Ataeric rutscht in Richtung der Füße des Jüngeren unter dem Tisch nach hinten weg, stellt sich auf seine eigene und greift nach der Kante der Tischplatte, an der er sich hochziehen will um in den Stand zu kommen..

Für den Spielmann kommt die Attacke der Jahajas vollkommen unerwartet, hatte er ihr Erscheinen aus seiner Position heraus nicht wahrnehmen können. So keucht er erschrocken auf, als ein Fuß gegen die Nase des Kriegers donnert, doch noch ehe er sich zu orientieren vermag, wird er auch schon in sicherer Verwahrung unter den Tisch bugsiert. Glimmende Irrlichter beginnen vor seinen Augen zu tanzen, als die gepeinigte Rippe unter der Behandlung ächzt und ein Stöhnen löst sich aus seiner Kehle, kaum hat sich das Gewicht des Kriegers wieder von ihm erhoben. Seine Lider flackern auf, seine Augen zucken schockiert über das blutende Gesicht des Mannes, um sich dann kurz zur Seite zu wenden und zu versuchen, irgendeine Erklärung für diese Eriegniskaskade zu finden. Doch alles was er aus seiner Perspektive sieht, sind zwei nackte Füße, die derzeit sicher nicht still verharren, sondern vermutlich bereits zum nächste Angriff ansetzen. Vielmehr vermag Javero wohl gerade nicht auszumachen, doch es reicht um Panik auf seine Züge zu malen. So streckt sich seine Hand aus, eine Geste die seltsam lethargisch wirkt, doch der Griff findet Ataerics Handgelenk und umfasst dieses viel zu schwach, als dass es ihn von irgendetwas abhalten könnte. So kann sich der Krieger ohne weiteres unter dem Tisch zurückziehen, doch das besorgte Kopfschütteln, mit welchem Javero ihn zurückzuhalten versucht, bekommt er sicher mit.

Chelia hat die ganze Aktion nicht einfach abgewartet. In dem Moment, in dem Ataeric mit Javero unter dem Tisch verschwindet, setzt sie ihnen nach, springt auf den Tisch. Da sieht sie auch schon die Finger an der Tischkante und kann somit ausmachen, auf welcher Seite Ataeric wohl wieder unter dem Tisch hervorkommen will. In einem Satz ist sie mit einem Fuß auf den Fingern, mit dem nächsten steht sie vor dem Tisch und hält Ataeric die Asnivala an den Hals. Ihr Gesicht ist eine hasserfüllte Fratze, die Augen blitzen den Hünen an.

"Raus da!" zischt sie ihn an. "Schön langsam, mit den Händen auf dem Kopf! Was ist in deinen verfrellten Schädel geschossen, dich an Javero zu vergreifen!"

Javero! Er ist so ruhig! Es sollte doch nicht... Chelia mag nicht daran denken. Sie lässt Ataeric keinen Augenblick aus den Augen, während sie nun, mit zwar immer noch sehr bestimmter und erregter Stimme, aber doch ungleich weniger hasserfüllt, ja sogar hörbar besorgt, sich an den Barden wendet.

"Javero! Bist du schwer verletzt? Schaffst du es, unter dem Tisch hervorzukommen? Javero, wenn du kannst, hau ab!"

Sollte es wirklich so sein, dass auf dieser von allen Göttern verlassenen Insel, wo irgendwie jeder mit jemandem verfeindet zu sein scheint, der einzige, der anscheinend mit jedem gut kann, als erster über die Felder Yoroms wandeln sollte? Sollte ihr die nächste große Liebe durch ein Gewaltverbrechen entrissen werden? Nein, nein, und nochmals nein! Der Druck auf Ataerics Hals wird stärker, dringt schon durch die Haut.

Die bloßen Füße auf seinen Fingern sind nun nicht das, was ihn unbedingt stört, so zieht er sie auch nicht weg. Chelia wird auch schnell bemerken, dass der Hüne dem Tisch zugewandt hochkommt, also mit dem Rücken zur Öffnung aufsteht. Sie muss also entweder mit seinem Nacken vorlieb nehmen oder sich seitlich versetzt hinstellen, um ihm ihre Asnivala anzusetzen. Wobei bei letzterem wiederum fraglich ist, was sie mit der Waffe machen will, wenn er die Arme hoch nimmt. Gedanken, die sich die ungestüme Frau gar nicht so sehr machen muss, er hebt seine Arme nicht. Diese verbleiben ruhig auf dem Tisch liegen während er – ob er das nun sowieso vor hatte oder ihren Anweisungen folgt- tatsächlich langsam aufsteht. Ataeric gibt Javero einige Zeit Gelegenheit sich zu melden- oder eben auch nicht. Er weiß um des Barden eingeschränkten Zustand, allerdings gibt er diesem dann aber doch eine verständliche Hilfestellung:“ Willst du hier bleiben oder gehen, Javero?“ Von dessen Antwort er abhängig macht, wie man hier weiter verfährt. Vorerst jedoch bleibt der Hüne einfach ruhig stehen, lässt sich das Blut aus der Nase in einem kleinen, aber doch stetigen Rinnsal fließen und duldet Chelias unruhiges Gebarden, ihm mit ihrer Waffe die Haut einzudrücken..

Javero presst angestrengt den Atem aus, als Ataeric seinem Griff entgleitet und unter dem Tisch hervortaucht. Ungelenk rappelt er sich auf die Seite und stöhnt gequält, als sich bei der Bewegung die geprellte Rippe beschwert. Gerade schon will er hinauskriechen, als die Stimme der Elurierin an sein Ohr dringt. Verblüfft keucht er auf und hat es plötzlich noch eiliger aus dem Versteck heraus zu kommen. Kaum ist der Lockenschopf unter der Tischplatte aufgetaucht, dreht er sich nach den beiden Kontrahenten und ungläubige Augen starren die ehemalige Jahajas an, deren Klinge an Ataerics Hals liegt. "Jiama??? Was tust du denn da?" ächzt er haltlos, was wohl so ziemlich die seltsamste Reaktion sein dürfte, die Chelia hätte erwarten können. Unter sichtlicher Anstrengung rappelt er sich hoch, fasst nach der Tischkante und kippt fast wieder zur Seite, da ihn seine Beine kaum tragen wollen. Mit einem Schnaufen krallt er sich am Holz fest und wankt die paar Schritte bis zu Ataeric, wo er nun kurzerhand unter der Klinge durchtaucht und Ataeric zur Seite schiebt - die wohl ziemlich unkriegerischste (und unter anderen umständen sicher auch uneffektivste) Art jemandem den Stahl vom Hals zu nehmen. So steht er wohl nun selbst neben der Klinge und blickt Chelia entgegen, immer noch so ramponiert, als wäre er durch die Mangel gedreht worden doch mit einem ernsten Blick der wohl einige Fragen aufgibt. "Nimm das runter. Mir geht es gut, ich muss nicht weglaufen." vermutlich die größte Untertreibung des Tages, doch der Spielmann scheint es tatsächlich ernst zu meinen.

Ein Barde ist gemeinhin bis zu einem bestimmten Punkt ein Ästhet. Dies ist bei Javero vordergründig nicht zu erkennen, aber alles in allem harmoniert jedes einzelne Detail seines wirren äußerlichen Auftretens, ist alles, von den ungewaschenen Füßen über all die Säckchen und Taschen bis hin zu den wilden Locken dermaßen in sich stimmig, dass die Ästhetik dabei nicht von der Hand zu weisen ist. Dadurch erklärt sich wohl auch, dass er bei Ataeric bedacht ist, die von Chelia so arg gebeutelte Symmetrie wenigstens ansatzweise wieder herzustellen. Indem er nämlich den Krieger beiseite schiebt, hinterlässt die in die Haut gebohrte Spitze derselben einen zwar nicht gefährlichen, aber doch deutlich sichtbaren blutigen Schnitt in Ataerics Nacken, wodurch nun nicht nur seine Vorder-, sondern eben auch seine Rückseite von dem roten Lebenssaft besudelt ist. Chelia scheint dies wenig zu würdigen. Der aggressive Glanz in ihren Augen, die Spannung in der Stimme verflüchtigt sich sofort. Verwundet, erstaunt, ungläubig, ja ziemlich verwirrt sieht sie Javero in die Augen, während die Asnivala ihre Spitze senkt, bis diese den Boden berührt. Unvermittelt zieht sie ihre Zehen ein. Sie schaut gar einige Augenblicke, ohne etwas zu sagen, bis dann die unumgängliche Frage kommt: "Wie... was... aber, warum... Javero, was hat das alles zu bedeuten?"

Das halbe Hemd wird sich an dem stämmigen Hünen dann wohl doch einen Wolf schieben, welcher standhaft mit der Schwertspitze im Nacken verharrt, als würde es ihm gefallen. Schnaufend lässt sich der Barde dann einfach mit dem Hintern gegen den Tisch sinken, direkt neben Ataeric und murmelt die Worte, welche Chelia dann auch dazu veranlassen die Waffe zu senken.
Erleichtert, dass das unsägliche Stück Metall nieder sinkt ohne Blut vergossen zu habe, atmet der Barde auf und lässt kurz die Lider herab flattern. Aus diesem Moment werden mehrere Herzschläge, ehe seine Stirn sich kraust und er die Augen mit scheinbarer Mühe wieder aufschlägt. Sein Blick sucht ungewohnt unstet den der Elurierin und ihre Frage stößt ebenso ungewohnt auf einen Laut der Ratlosigkeit. "Das..." beginnt er, nur um gleich wieder abzubrechen und neu anzusetzen. "Ist alles nicht so, wie es ausgesehen hat." kommt dann auch die wohl lascheste Ausrede, die man sich nur vorstellen kann. "Ich bin nur aus dem Bett gefallen."

Für einen kurzen Moment schließen sich auch die Augen des Hünen, als der Barde so plakativ den Grund seines Zustands erwähnt, dann dreht er sich ebenfalls, um Chelia zu betrachten. „ Das reicht jetzt!“ dürfen sich beide von der doch nasal klingenden Stimme angesprochen fühlen, wirft Ataeric dem Barden einen raschen Blick zu. „Ihr“, spricht er danach Chelia denkbar förmlich an.“ Kommt uneingeladen über die Schwelle von diesem Haus, von dem ihr wisst, das ich darin lebe und habt nicht einmal den Anstand eure Waffe zu sichern. Stattdessen zieht ihr blank und greift mich an. Ihr habt den Hausfrieden nicht nur gestört ihr seid drauf herumgetrampelt! Ich hoffe euch ist bewusst, dass mir das jedes Recht gibt euch auf der Stelle wie ein räudiges Zwysel zu erschlagen.“ Ataeric nimmt einen Atemzug und beißt die Kiefer zusammen, bevor er verlangt:“ Ihr verlasst sofort dieses Haus.“

Chelia sieht Javero an. In ihrem Gesicht ist ziemlich deutlich abzulesen, dass sie langsam, aber sicher sauer wird, insbesondere in Anbetracht dessen, dass Chelia zwischen dem umgefallenen Hocker und dem Tisch nichts weniger als ein Bett auszumachen vermag. Als nun auch noch Ataeric mit einer reichlichen geschwollenen Rede ankommt, scheint der Geduldsfaden endgültig zu reißen. Sie sieht eine kurze Weile von Javero zu Ataeric und wieder zurück.

"Jetzt mal langsam mit den jungen Karkechs," sagt sie dann mit wenig freundlichem Unterton. "Ich sitz gemütlich am Strand, höre einen Schrei, als ob jemand ein Majina abstechen würde, denke, jemand ist in Gefahr, komme herein um dem jemand zu helfen, sehe einen, wie er den anderen am Boden würgt, und jetzt ist der eine plötzlich aus dem Bett gefallen und der andere sorgt sich um entsicherte Asnivale und um eine Schwelle die nicht übertreten werden darf ohne schriftliches Ansuchen? Sagt einmal, seid ihr zwei vollends übergeschnappt oder wollt ihr mich einfach nur auf den Arm nehmen?"

Und mit einem hier besser nicht zu wiederholenden vorovisischen Fluch steckt sie die Asnivala wieder in die Scheide. Entsichert. Geladen ist Chelia selbst.

Es ist offensichtlich dass Chelia weder seinen Rauswurf ernst nimmt, noch ansetzt zu gehen. Ataeric wendet sich von den Beiden ab, nicht gewillt sich das Gerede der jungen Frau anzutun. Seine Schritte führen ihn an der Feuerstelle vorbei, auf der das Frühstück neben einem verbrannten Geruch einen unmißverständlichen schwarzen Qualm von sich gibt und er nimmt sich das Leinentuch von der Ablage, um den rauchenden Topf vom Feuerstelle zu ziehen. Er hält nicht an, geht weiter die Rückwand des Hauses entlang, an der Tür zur Lebensmittelkammer vorbei bis zu den Lamellentüren, hinter denen sich die Schränke und damit sein Stauraum im Haus befindet. Die dritte öffnet er und der Krieger muss nicht lange suchen, bis er findet was er sucht, herrscht auch hier die penible Ordnung die man zumindest an normalen Tagen überall im Haus findet. Der Gegenstand den er herausholt ist groß und in Leder eingeschlagen. Die Tür wird sorgfältig verschlossen und Ataeric wendet sich wieder seinen beiden Gästen – der eine eingeladen, der andere nicht- zu und schlägt seine rötliche Ateva aus ihrer ledernen Umarmung. Er senkt die Spitze der Armbrust, stellt den Fuß in den dafür vorgesehen Bügel und spannt den Bogen mit Hilfe beider Hände. Er muss nicht nachkontrollieren wo seine Hand einen der fünf Bolzen findet die vorne quer angebracht sind, ist er mittlerweile mit der Waffe vertraut, in die er schließlich den Bolzen in die entsprechende Vorrichtung legt..