Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Der nächste Tag

Es war noch sehr zeitig, als Vella aufsteht. Sie kann nicht mehr schlafen, zu viele Gedanken, zu viele Fragen. Sie will niemand stören, so geht sie auf Zehenspitzen einfach ins nächste Haus. Sie wäscht sich, flicht ihr langes Haar zu einem Zopf. In einem Schrank findet sie Gewand, das ihr ein bisschen besser passt. Sie sucht sich einen langen Rock aus, der ihr bis zu den Knöcheln reicht. Die leichte Bluse passt in der Farbe dazu. In einer Truhe findet sie schleierfeines Tuch, das ihr so gefällt, dass sie es nimmt. Sie bindet es an ihren langen Zopf. Fällt Licht auf das Tuch, schillert es bunt. Vella stellt sich vor einen Spiegel. Sie dreht sich um sich selbst. Für einen Moment lächelt sie. In der gleichen Truhe findet sie auch einen Gürtel. Er ist für eine Frau gemacht. An einer Seite hängt ein schmaler Dolch in einer verzierten Scheide. Die Waffe ist zwar schmal und elegant. Aber sie ist kein Spielzeug. Sie überlegt und dann schnallt sie sich entschlossen den Gürtel um. Jetzt ist sie nicht mehr wehrlos. Aber viel sicherer fühlt sie sich nicht. Sorgfältig wäscht sie das Kleid, dass sie getragen. Hängt es zum Trocknen auf und lässt es zurück. Sie nimmt sich noch zwei Früchte aus einer Schale. Dann geht zurück in den Garten des Hauses indem sie geschlafen hat. Unter einem Baum isst sie ihr Frühstück. Dann sitzt sie da und denkt nach. Was auch Chelia gesagt hat, sie muss mehr wissen. Vielleicht kann sie dann einen Sinn sehen. Aber sie spürt panische Angst in sich aufsteigen, als sie an die Konsequenz denkt. Sie muss mit Hel reden, wenn sie alles erfahren will. Sie kann nicht mehr sitzten. Sie steht auf und geht im Garten auf und ab. Sie kämpft mit sich, mit ihrer Angst und ihrem Wunsch zu verstehen. Als sie schon verzweifelt, kommt ihr eine Idee. Das war es! Wenn sie ihn dazu brachte, war die Gefahr gering. Sie hat immer noch Angst. Aber jetzt ist sie entschlossen, es zu riskieren. Soll sie jetzt gleich gehen und ihn suchen? Oder sollte sie die anderen fragen?

Vermutlich war es noch garnicht allzu lange her, dass sich der nachtschwärmende Barde auf der Veranda lang gemacht hatte, um einen Gutteil des Tages in aller Seelenruhe zu verschlafen. So liegt er rücklings auf dem nackten Boden, den Kopf zweifelhaft bequem auf dem Sammelsorium an Bäutelchen gebettet und die Stoffscherpe als vorausschauende Abdunkelung über die Augen gelegt. Er rührt sich nicht, als Vella das Haus auf leisen Sohlen verlässt und liegt immer noch auf gleiche Weise da, als sie zurückkehrt. Weder die Helligkeit des erwachenden Tages, noch das Kreischen aufgeweckter Vogelscharen scheint ihn in seinem Schlaf zu stören. Die Vorovisin ist schon eine Weile lang im Garten auf und ab gelaufen und vielleicht bemerkt sie in ihren Gedanken versunken garnicht, dass der Barde sich regt. Seine Hand gleitet empor, lupft die Schärpe etwas empor und seine verschlafenen Augen betrachten die Ruhelosigkeit der Hübschen einen Moment lang schweigend. "Soll ich dich begleiten?" fragt er schlichtweg ins Blaue, nicht wissend was die junge Frau gerade wirklich bewegte, aber doch ahnend, dass es sie zu dem Einzigen ziehen würde, der ihr Erklärungen geben konnte. Seine Stimme ist noch etwas belegt, noch nicht wirklich in der Verfassung den Tag zu beginnen, doch ist das Angebot durchaus ernst gemeint.

(ooc: Sry, ich war etwas zu spät, aber der Barde liegt da noch rum ^^)

((ooc: Ihr bringt mich da ja noch komplett in die Bredouille mit vorher/nachher...))

Chelia hat sich im Wohnzimmer auf dem Fell am Boden aufs Ohr gehauen. Der Lärm, den ihre Mitbewohner der Macht gemacht haben, ist zwar nicht übermäßig laut, doch wenn man eine Zeit lang in der Wildnis lebt, ist es unabdingbar, auch im Schlaf die Ohren gespitzt zu halten. So ist sie auch sofort wieder wach und auf den Beinen. Sie sieht sich um, braucht wohl eine Weile, bis sie realisiert hat, wo sie sich überhaupt befindet. Sie schlüpft in ihre alten Stiefel, die einen eigenartigen Kontrast zu dem Kittel bilden, den sie trägt. Sie nimmt die Asnivala, die sie auch im Schlaf nicht aus der Hand gegeben hat. Dann erscheint sie auf der Veranda. Sie streckt sich. Dann sieht sie den noch schlaftrunkenen Javero an.

"So, dann werde ich mich auch mal nach einer geeigneten Bleibe umschauen, und etwas Ordentliches zum Anziehen," meint sie mit einem freundlichen Lächeln. "Also, wir sehen uns..."

Sagt es und ist auch schon im Garten und aus demselben wieder verschwunden.

(ooc Ich wollt den anderen Plot beenden, bevor er ewig lang wird. Entschuldigt wenn ich euch durcheinander gebracht hab)

Die Stimme des Barden schreckt Vella aus ihren Gedanken. Sie braucht einen Moment, bis sie versteht. Er muss es erraten haben, wohin sie will. Sie zögert mit ihrer Antwort. Dann sagt sie: „Danke, das ihr mich begleiten wollt. Aber ich will euch nicht in Gefahr bringen. Ich weiß nicht ob mein Plan funktioniert.“
Javero kann die Angst in ihren Augen erkennen. Aber auch Entschlossenheit die ihre vollen Lippen schmäler aussehen lassen. Ihre linke Hand spielt nervös mit dem Griff ihres neuen Dolches.
„Habt ihr ihn gesehen? Wisst ihr vielleicht wo ich finden kann? „
Sie schaut verlegen zu Boden.
„Ich hab Angst dass ich meinen Mut verliere, wenn ich die ganze Stadt absuchen muss. Aber ich mach es, wenn es nicht anders geht. Ich muss Antworten haben.“
Die Gestalt im Garten des Nachbarhaus hat sie noch gar nicht bemerkt. Sie grüßt Chelia, die an ihnen vorbei geht und wünscht ihr einen schönen Tag.

(Langsam gehts drunter und drüber Ich also Vella ist ins Nachbarhaus gegangen, hat sich gewaschen etc.etc. Dann ist sie zürück in das Haus in wir geschlafen haben. Jetzt läuft sie im Garten dieses Hauses herum. Javero ist da und Chelia ist grad gegangen. )

Zitat von Ataeric

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(..)

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((Also, die Übernachtungsgäste verlassen das Haus. Währenddessen kommt wohl Ataeric vorbei, rennt dabei aber ganz sicher nicht Chelia über den Weg. Ataeric wird dann wohl ein paar Stunden lang in der Stadt rumrennen, dann geht er joggen. Vella ist schon lange weg, und Javero auch. Ataeric joggt zu Chelia. Die kommen dann irgendwann wieder zu dem Haus zurück. Muss wohl so sein, denn ansonsten hätte Ataeric ja Chelia schon früher getroffen und unser ganzer schöner Plot etwas eigenartig ))

(Alles halb so wild )

"Das mit dem "Du" hatten wir doch gestern schon, hm?" erinnert der Barde mit einem trägen Lächeln, gähnt ungeniert und bringt sich dann wenig schwungvoll in eine sitzende Position. Mit verzogener Miene blinzelt er in die Sonne und hebt schließlich die Hand an die Stirn, um die müden Augen ein wenig abzuschirmen. Nein, ein Frühaufsteher scheint er wahrlich nicht. "Ja, ich weiß wo er ist. Hab ihn diese Nacht noch getroffen." verkündet er dann auch irgendwie fast beiläufig, während er noch dabei ist die Trägheit von sich abzuschütteln. Schließlich greift er neben sich und zieht einen Wasserschlauch hervor, welchen er öffnet, um daran zu trinken und kurzentschlossen einen guten Schwall über den Kopf zu kippen. "Lass mich kurz wach werden." brummelt er tropfend vor sich hin tut dann einen tiefen Atemzug und blickt nun etwas aufmerksamer zu der jungen Frau. Ein Lächeln biegt seine Mundwinkel empor, als er sieht, dass sie etwas passenderes zum Anziehen gefunden hat. "Hübsch siehst du aus." kommentiert er dann auch sogleich, ehe er damit beginnt die Beutel und Taschen an der Scherpe zu befestigen, um sich den Gürtel wieder umlegen zu können. "Du hast einen Plan?" erkundigt er sich dann mit hochgezogenen Brauen. "Vielleicht ist das garnicht nötig. Ich hab kurz mit ihm gesprochen. Er sagt in den 9 Jahren wäre eine Menge passiert und dass er dir aus dem Weg gehen wird, wenn du das willst. Man kann scheinbar mit ihm reden und er hat ganz sicher auch die Antworten die du brauchst."

„Ich habs vergessen, entschuldige.“: sagt sie leise. Sie lässt ihm Zeit sich aufzurappeln. Dann schaut sie ihn aus großen Augen an. „Du hast ihn getroffen? Gestern Nacht?“ Ein Hauch Rot färbt ihre Wangen, als er sagt sie sieht hübsch aus. „Danke.“: flüstert sie. Vella wartet bis er zu Ende gesprochen hat.
„Javero, er ist verschlagen und listig. Wenn er dich glauben lassen will, dass er in Ordnung ist, dann kann er das auch. Wenn er will ist er ein netter, lustiger Gesprächspartner. Aber das ist eine Maske. Eine seiner vielen Masken. Ich freu mich wirklich, dass du mit mir gehen willst. Es macht es viel leichter für mich. Aber bitte lass mich machen. Ich weiß was ich tue. Ich kenn ihn lang genug.“
Sie schaut ihn bittend an.
„Ich will ihm nichts Böses tun. Ich will ihn nur schwören lassen. Ich will dass er mir im Namen seiner Hexengöttin verspricht, dass er uns nichts tun wird. Wenn ihn irgendwas bindet, dann ist es ein Schwur in ihrem Namen. Wenn er das schwört, dann sind wir halbwegs sicher. Tut er es nicht, dann sollten wir laufen.“
Sie macht ein paar Schritt auf ihn. Sie hebt ihren Blick zu ihm.
„Führ mich bitte zu ihm, bevor mich der Mut verläßt.“

Mit verschränkten Beinen immer noch auf dem Boden sitzend blickt der Barde mit nachdenklicher Miene zu Vella hinüber. Es scheint ihn nicht zu stören, dass ihm Tropfen aus den gelockten Haaren auf die Schultern fallen und ihm kalt den Nacken hinunter bis unter das Hemd kriechen. Er nickt auf ihre Worte hin, lässt keinen Zweifel daran, dass er das Gesagte durchaus ernst nimmt. Sicherlich hatte er einen anderen Eindruck von Hel erhalten, aber er wusste nun selber gut genug wie schnell und effizient sich manch einer eine Maske überzustreifen wusste. "Na fein, ich zeig dir den Weg, kleine Lady." erwidert er schließlich und erhebt sich ächzend. Gewissenhaft bindet er sich die Schärpe um und knotet dann auch noch das Schellenband an die Fußfessel, hatte er es wohl aus Rücksichtnahme auf die eigene Nachtruhe abgenommen. So trottet er schließlich die Treppe in den Garten hinab und gesellt sich neben Vella. "Woher weißt du, dass er Lijan anbetet?" erkundigt er sich neugierig über den Vorovisianer. "Die Inquisition hat ihn ja offenbar frei gesprochen, sonst wäre er wohl kaum hier."

Sie ist wirklich hübsch wenn sie lächelt. Und jetzt lächelt Vella. „Das vergesse ich dir nicht. Danke Javero.“ Aber als über die Inquisition spricht, ist das Lächeln fort. Entsetzen, Angst, Abscheu, Bestürzung ist ihr ins Gesicht geschrieben. Tränen steigen ihr in die Augen. Sie schluckt, kämpft gegen die Tränen. Sie dreht sich von ihm weg. Es dauert bis sie endlich soweit ist, das sie wieder reden kann.
„Bitte, ich will nicht über diese Schinder reden.“: stoßt sie hervor. In ihrer gepressten Stimme ist der gleich Haß den sie der Priesterin entgegen geschrien hat. Sie schaut ihn nicht an. Mit gesenkten Kopf geht sie eine ganze Weile neben ihm her. Auf den Weg achtet sie nicht. Ab und zu wischt sich sich eine Träne ab. Plötzlich beginnt sie leise zu reden. Ihre Stimme ist bebt:
„Sie haben ihn verurteilt. Aber er hat sich das Leben erkauft. Er hat seine Kumpanen verraten und abgeschworen. Vor allen Leuten am Markt. Sie haben ihm das Schandmal eintätowiert und ihn ausgepeitscht. Aber es war nur ein Trick. Er hat niemals aufgehört, sie anzubeten. Ich weiß es, ich hab mit ihm gelebt. Es war einer der Gründe, warum ich ihn verlassen habe.“
Erst jetzt hebt sie den Kopf und schaut ihn an.
„Jetzt weißt du es, aber versprich mir bitte, daß du nicht mehr davon redest. Ich will nichts mehr von diesen Bestien wissen. Bitte!“
Es ist nicht schwer zu ahnen, daß sie vieles nicht sagt, nicht sagen will.

In diesem Moment bereut der freimütige Barde wohl die gedankenlose Frage, denn seine Brauen ziehen sich sogleich zerknirscht zusammen, als sich Vellas Mienenspiel so drastisch verändert. "Oh, bitte entschuldige." erwidert er rasch und macht eine beschwichtigende Geste. "Ich hab' nicht nachgedacht. Natürlich müssen wir nicht darüber reden." sich im Stillen einen Idioten scheltend schlendert er neben der Weinenden her und lässt ihr den Freiraum den eigenen Schmerz zu verarbeiten. Das metallene Glöckchengebimmel begleitet die Schritte unpassend heiter, doch abzustellen ist es freilich nicht.
Sicherlich hat Javero nicht mehr damit gerechnet eine Antwort zu erhalten, doch umso gebannter lauscht er, als Vellas leise Stimme die Stille bricht. Angespannt blickt er zu ihr hinab, besorgt dass diese Erinnerung erneut zu viel erwecken würde, um es ertragen zu können. Ein seltsamer Knoten verhärtet sich in seinem Magen, als Vella über den ehemaligen Reichsprovisor spricht, doch er schluckt das eigene Unbehagen herunter. Als der Blick ihrer Augen schließlich den Seinen sucht, lächelt er sanft und nickt leicht. "Ja natürlich. Danke dass du es mir erzählt hast, wir sprechen nicht mehr darüber, wenn du es nicht willst." Sein Blick gleitet zum Meer hin, welches sich am Horizont bereits als glänzender Spiegel abzeichnet. "Wir sind fast da. Da vorne ist es." er streckt den Finger aus und deutet auf das Gebäude, welches sich Hel Nergal als Unterschlupf auserkoren hat. "Ich bleib in der Nähe, in Ordnung? Wenn er dir blöd kommt schreist du einfach ganz laut und dann bin ich schon zur Stelle." die Frage was er dann wohl tun würde lässt er unbeantwortet, immerhin war beiden wohl klar, dass er keine sonderlich hohe Lebenserwartung haben würde, wenn er sich mit Hel Nergal anlegte. Aber die Worte dienten nun wohl auch einzig und allein dazu Vella zu vermitteln nicht allein zu sein.

Vella nickt dankbar. Sie macht einen tiefen Atemzug, als ihr Blick in die Richtung geht, die er ihr anzeigt. „Bring dich nicht in Gefahr. Wenn er schwört, dann wird schon alles gut gehen. Tut er es nicht, dann renne ich. Ich bin eine gute Läuferin. Mach dir keine Sorgen.“ Der Versuch ihn aufmunternd anzulächeln mißlingt. Aber sie streicht ihm zart über die Wange.
„Du hast soviel für mich getan. Ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll.“ Dann rafft sie ihren Mut zusammen. „Bis bald, Javero.“
Sie dreht sich um und geht los. Den ersten Teil der Strecke legt sie flott mit zusammen gebissenen Zähnen zurück. Doch desto näher sie dem weißen Haus zwischen den Bäumen kommt, desto langsamer wird sie. Jeder Schritt wird schwerer. Sie umklammert den Griff ihres Dolches. Doch die Angst wird stärker und stärker. Sie beginnt zu beten, legt ihr Geschick in Hostinos Hand. Trotzdem beginnt sich ihr Magen umzudrehen. Sie würgt ein paar Mal, doch sie kämpft sich weiter. Schritt um Schritt. Dann trennen sie nur mehr ein paar Vat von dem Weg, der durch die Bäume zum Haus führt. Ihre Füße sind schwer wie Blei. Schweiß läuft ihr übers Gesicht und zwischen den Schulterblättern herab. Dann kann sie nicht mehr. Sei bleibt stehen. Alles in ihr will nur fort von hier. Schon will sie sich umdrehen und zurück rennen. Doch dann geht etwas auf in ihr. Sie versteht auf einen Schlag, daß sie immer Angst haben wird, wenn sie jetzt läuft. Sie muß es riskieren. Sie muß ihm die Antworten abringen, die sie braucht. Zitternd macht sie einen Schritt, dann noch einen.
Sie konzentriert sich nur mehr auf den nächsten Schritt. Dann steht sie in Rufweite vor dem Haus mit der großen Veranda. Sie zwingt sich den Mund aufzumachen, zu rufen. Doch nur ein Krächzen kommt aus ihrer trockenen Kehle. Sie schluckt ein paar Mal. Sie hört ihre Stimme, zitternd und schwach. Dann holt sie Luft und diesmal ist es klar und deutlich zu hören: „Hel! Hel Nergal! Bist du da. Ich muß mit dir reden!“

Nach seinem Gespräch mit Tessya hat sich Hel noch ein wenig in der Stadt umgesehen. Sich hier ein paar Bücher genommen, dort ein paar Kleinigkeiten die ihm gefielen. Zu seiner großen Freude hat er auch drei Flaschen Rum aufgetrieben und war schließlich in einem Garten auf eine kleine Pflanzung von Heilkräutern gestoßen. Sorgfältig hat er sich von jeder Art ein paar Pflanzen abgeschnitten und sich mit seiner Beute auf den Heimweg gemacht. Jetzt sitzt er auf der Veranda, auf der die meiste Zeit verbringt, wenn er nicht durch die Gegend streift. Er sortiert seine Pflanzen und bereitet sie zum Trocknen vor. Eilig hat er es nicht und so nimmt er hin und wieder genießerisch einen kleinen Schluck Rum aus seinem Becher. Schließlich lehnt sich zurück und läßt seine Gedanken wandern. Dann hört er etwas und greift nach seiner Waffe, die neben ihm auf dem Tisch liegt. Bevor er noch ganz aus seinem Stuhl ist hört er jetzt ganz deutlich jemanden seinen Namen rufen, der mit ihm reden will. Gewohnheitsmäßig lockert er seine Klinge in der Scheide und macht einen Schritt auf die Verandatreppe zu. Er sieht die kleine Gestalt sofort, aber es dauert etwas bis er seine Überraschung überwindet. „Vella! Bist du das?“: entfährt es ihm obwohl er sie erkannt hat. Er läßt die Hand in der er die Asnival hält sinken. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit Vella.

Vellas Hand streicht über die ersten Stoppeln eines nachwachsenden Bartes, doch das Lächeln welches ihr entgegen blick ist sanft und ebenso ist es der Blick aus den braunen Augen. "Dann haben wir etwas gemeinsam, ich bin auch ziemlich flink." erwidert er munter. "Nur Mut, Sanjavela. Ich werde hier warten." verspricht er noch einmal und tatsächlich hat er vor das Versprechen zu halten. Noch einen Moment lang blickt er der zierlichen Person nach, wie sie erhobenen Hauptes den Weg entlang schreitet, um sich der Bestie entgegen zu stellen, dann wendet er sich ab, um sich ein Plätzchen in der Nähe zu suchen. Auf einem Mäuerchen nahe am Strand lässt er sich nieder und lauscht einen Moment lang mit geschlossenen Augen dem Klang des Meeres, der Möwen und des Windes in den Palmen, dann lässt er sich auf den Rücken sinken. Die Laute auf den Bauch ziehend beginnt er eine sanfte Melodie zu spielen, und vertreibt sich so sie Zeit, während er darauf wartet, dass Erklärungen erhalten, Schwüre abgerungen, oder eine Seele erneut so geschändet würde, dass nur noch die Flucht blieb. Er hoffte inständig, dass es ersteres sein würde.

Als sie ihn da oben auf der Veranda sieht, gibt es ihr einen Stich. Soviel verschwendete Nächte, in denen sie gewartet hat. So viele verschwendete Tränen. Neben der Angst kommt jetzt auch Zorn in ihr hoch. Aber als er einen Schritt auf sie zumacht, die Waffe in der Hand, gerät sie fast in Panik.
„Bleib stehen, Hel! Keinen Schritt weiter, sonst renne ich!“: schreit sie.
Erst als er stehen bleibt, wagt sie wieder zu atmen.
„Ja, ich bin es und ich will mit dir reden, Hel.“ Ihre Stimme ist rauh vor Anspannung und Angst.
„Aber du mußt mir schwören, daß du mir nichts tust und mir die Wahrheit sagst. Schwörs mir im Namen deiner finsteren Göttin! Schwör es mir, sonst renne ich davon. Du weißt das du mich nicht kriegst. Schwör es mir!“
Alle Muskeln sind zum Zerreisen gespannt. Sie ist bereit bei der kleinsten Bewegung davon zu laufen. Jeder Herzschlag wird zur Ewigkeit. Sie läßt ihn nicht aus den Augen.