Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Übung macht den Meister

Es ist der Tag nach Tessyas Besuch bei Chelia. Der Sonnenring steht seit einigen Jhane am Himmel, und doch hat er die Röhre noch nicht so aufgeheizt, als dass man in Kürze den Mittagsregen erwarten würde. Und just zu dieser Zeit betritt Chelia Tessyas Gehöft. Sie trägt die Uniform der Elurischen Armee, die obligatorische Asnivala und dazu... Sandalen. Nun ist dies eine recht eigenwillige Kombination, und doch wären die festen Stiefel für Chelias Pläne mehr als hinderlich. Chelia scheint gut zu gelaunt zu sein, singt sie doch die ganze Strecke von sich zu Hause bis zu dem Heim der Heilerin und hört damit auch nicht auf, als sie über den Hof geht und schließlich an Tessyas Tür angelangt ist. Dort verstummt der Gesang allerdings. Chelia klopft an, bestimmt, doch nicht so laut, als dass es grob wirken könnte. Sie ruft nicht, stattdessen stimmt sie ein nächstes Lied an.

Aus dem Garten ertönt ein
"Ich bin hier", bevor Chelia das nächste Lied anstimmen kann.
Die Chira tritt in den begrünten Laubengang, wie so häufig ist sie ohne Schuhe unterwegs, der weite Hosenrock entspricht ihrer üblichen Kleidung.
Ihr enanliegendes Oberteil endet kurz unter der Brust, so das ihr hellsilberenes Bauchfell im Sonnenlicht schimmert.
"Du bist ja gut gelaunt" kommentiert die Chira ruhig und mustert Chelia in ihrer disatnzierten Art. "Willst du gleich beginnen?"

Singend kommt Chelia in den Garten. Tessya wird das Lied kaum kennen. Es klingt energisch, fast militärisch - und wenn Tessya den Text hört, wird sie auch ziemlich bald verstehen, warum sie das Lied nicht kennt. Vorgetragen in reinstem Vorovisisch, besteht es praktisch aus einer Ansprache. Es handelt davon, wie sich jemand von seiner Liebsten verabschiedet um gegen die Unterdrücker zu kämpfen. Die Liebste bekommt den Auftrag, den Kämpfer nach seinem Tod auf einem Berg zu begraben und dort eine Blume zu pflanzen, damit die Leute die dort vorbeigehen, sagen würden: "Schau mal, was für eine schöne Blume!" Und dies solle die Blume des Kämpfers sein, der für die Freiheit gestorben ist. Man muss wahrlich kein Kenner der vorovisischen Sitten und Gebräuche sein, um zu vermuten, dass das Vortragen dieses Liedes von den Obrigen in Vorovis kaum mit Beifall bedacht woden wäre.

"Sichàra, Ehrenwerte," grüßt Chelia weit weniger distanziert, als es Tessya tut. "Wie Ihr wollt, ich bin bereit."

Sie schnallt den Waffengurt auf und hängt ihn über den Ast eines in der Nähe stehenden Baumes. Dann knallt sie die Sandalen mit einem Schwung des Fusses gegen den Stamm desselben, so dass sie unter dem Baum liegen bleiben. Sie nimmt die Mreccara-Grundstellung ein und sieht Tessya mit aufforderndem Lächeln an.

Chelias gebahren entlocken der Chira ein Stirnrunzeln.
Ihre Augen werden eine Spur kühler, als die Schwarhaarihe ihre Sandalen unordentlich durch die Gegend pfeffert, um sogleich in Kampfhaltung zu gehen.
Deutlich ist der Chira anzusehen, das sie ein derartiges Benehmen befremdlich findet, auch wenn sie nur wenig von ihrer Ruhe einbüsst.
Nun, sie war völlig anders erzogen worden, mit anderen Werten als die ehemalige Vorovisianerin und sie würde es ihr nachsehen. Vorerst.
Die Arme locker vor der Brust verschränkt, bleibt sie stehen, legt den Kopf ein wenig schief und betrachtet schlicht Chelia, wie diese in der gespannten Haltung steht.
"Geduld ist keine deine Stärken, nicht wahr? Du würdest eine mieserable Jägerin abgeben. " kommentiert sie.
Ein kleines Weilchen bleibt sie einfach stehen, abwartend, dann deutet sie auf die Beete hinter Chelia.
"Ich hatte einige Arbeit damit, die Beete anzulegen und die Pflanzen hier zu finden. Deswegen werden wir dort üben"
Sie deutet mit der Hand auf das freie Feld hinetr der bunten Stadtmauer.
"Komme" fordet die Chira Chelia auf, ist mit wenigen schritten an der Mauer und mit einer geschmeidigen Bewegung auch schon hinüber. Sie mag eine Heilerin, eine Mehdori sein, doch ist sie ebenso eine Chira, voll gezähmten Feuer, Kraft und Anmut.
Das vergaß man besser nie.

Chelia ist weder Mehdori, noch Chirà. Sie hat Feuer, doch Schwierigkeiten, es zu zähmen. Was hingegen Kraft und Anmut angeht, nun ja, liegt es da nicht in der Natur der Dinge, dass Menschen den Chirà darin weit hinterherhinken? Sie zieht ihren Waffengurt vom Baum und folgt Tessya. Die Sandalen bleiben unter dem Baum liegen - eine mit der Sohle nach oben, die andere mit derselben nach unten zeigend. Es scheint sie wenig zu beeindrucken, wie elegant Tessya über das Mäuerchen setzt. Als sie selbst an die Mauer kommt, legt sie den Waffengurt darauf. Dann klettert sie auf die Mauer. Es sieht nun beileibe nicht ungeschickt aus - wenigstens für einen Menschen, der nicht einmal sonderlich großgewachsen ist. Aber, wie gesagt: Wann können sich Menschen in ihrer Anmut wohl mit einem trainierten Chirà messen? Dazu kommt, dass der Anmut sich ziemlich schnell verflüchtigt, als sie auf der anderen Seite von der Mauer springt.

Ein Fuß ist gemeinhin ein recht robustes Körperteil, ist er doch dazu gebaut, über Jahre hinweg den ganzen Körper durch die Gegend zu tragen. Doch wie in vielen Dingen, sind Menschen irgendwann dazu übergegangen, auch den Fuß in seiner Funktion durch künstliche Hilfsmittel eines Teiles seiner Kompetenz zu berauben. Und so kommt es, dass ein Fuß, der es gewohnt ist, in einem festen Stiefel zu stecken, weit weniger widerstandsfähig ist, als ein solcher, der eben dies Kleidungsstück nicht gewohnt ist. Es braucht hier nicht einmal den Vergleich mit einem Chirà-Fuß, für das Springen geradezu gemacht. Chelia trägt fast immer feste Stiefel. Deshalb ist es für ihren Fuß eben keine Selbstverständlichkeit, wenn sie aus eineinhalb Vat höhe auf einen im Gras verborgenen Rest einer längst abgestorbenen Pflanze springt, dessen Holzstummel fünf Clat aus dem Boden ragt. Ein Grunzen entflieht also ihrer Kehle, sie rollt sich seitlich ab, liegt auf dem Rücken und sieht sich den Fuß an, wobei der Vergleich mit einem auf dem Rücken gelandeten Käfer sich einige Augenblicke lang geradezu aufdrängt. Der Fuß ist weder gespalten noch durchbohrt, also steht Chelia denn auch bald wieder auf und geht, zwar etwas hinkend, zu Tessya.

"Hier?" fragt sie dann, mit äußerst freundlichem Lächeln.

Man meint förmlich das innere Seufzen der Chira zu hören. Worauf hatte sie sich da eingelassen?
Unbewegt wartet sie ab, bis sich Chelia nach ihrer akrobatischen Übung wieder aufgerappelt hat und deutet nach Osten.
"Da vorne" erklärt sie knapp.
Es sind wirklich nur ein paar Schritte, bis sie auf einer unbewachsenen Hügelkuppe ankommen.
Ein Viereck, 6 x 6 vat ist säuberlich gefegt worden und frei von Steinchen, Stöcken und ähnlichem. Mit hellem feinen Sand vom Strand ist der Rand deutlich zu erkennen.
"Ist das in Ordnung für dich?" fragt Tessya höflich doch bar jeder Ironie.

Das Hinken vergeht rasch. Chelia folgt Tessya bis zu dem Platz. Als sie ihn dann erblickt, schaut sie zunächst ziemlich erstaunt, dann beginnt sie zu lachen, wobei allerdings in diesem Lachen eine gehörige Portion Anerkennung nicht von der Hand zu weisen ist.

"Meine Fresse," prustet sie, "Da habt Ihr aber echt ganze Arbeit geleistet!"

Wieder scheint sie erst nach dem Ausspruch dieser Worte zu realisieren, dass genau in diesen Worten doch gehörig wenig Hochachtung innewohnt. Sie errötet wieder leicht und fügt dann hinzu: "Hättet Ihr mir gesagt, dass es Euch solche Arbeit abnötigt, einen dermaßen perfekten Trainingsplatz zu bereiten, hätte ich Euch doch sehr gerne geholfen. Es ist ja nicht so, dass meine Tage absolut mit Arbeit gefüllt sind."

Dies scheint einer jener Tage zu sein, an der die Chira noch schwerer zu durchschauen war als sonst.
Ihr Gesicht wirkt völlig verschlossen und ihre Augen schauen kühl drein, der auch unter Chelias Gelächter nicht freundlicher oder offener wird.
"Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig. Wenn man etwas halb tut, kann man es gleich ganz lassen. Und diesen Platz vorzuberieten war eine gute Abwechslung zu meiner üblichen Meditation." erklärt sie nüchtern.
"Dann such dir eine Beschäftigung, herumsitzen, Rum trinken und Rauchen ist weder der Konzentration förderlich noch der Kondition."
Sie schenkt Chelia noch einen kühlen Blick, ehe sie an den Rand des Feldes tritt und sich nieder kniet. sie deutet auf die gegenüberliegende Seite.
"Ich denke, wir legen zunächst die Aufmerksamkeit auf Konzentration und Geduld. Das scheinen deine Schwachpunkte zu sein. Du besitzt Kraft und Schnelligkeit und bist trainiert." fasst sie zusammen, in völlig Gelassenheit sitzend und Chelia abwartend anschauend.

Das Hinken ist rasch vergangen, nun ist auch die gute Laune wohl drauf und dran, ebenso schnell zu vergehen. Das fröhliche Lächeln verschwindet, leicht verunsichert schaut sie Tessya an. Chelia ist sich anscheinend ziemlich sicher, keinen Fehler begangen zu haben und wundert sich über die doch barschen Antworten der Priesterin. Und so gibt es keine Antwort für die Chirà, weder auf die Ermahnung bezüglich des Feldes, noch auf Maßregelung in die Richtung mangelhafter Freizeitbeschäftigung. Und auch als Tessya in Windeseile eine Blinddiagnose von Chelias Mreccara-Schwächen abgibt, kommt kein Wort über ihre Lippen. Schweigend geht sie auf die ihr angezeigte Seite des Feldes, kniet sich ebenfalls hin und lässt sich auf ihre Fersen nieder. Sollte Tessya nun nicht weiter sprechen, werden sich die beiden Frauen wohl eine ganze Weile schweigend ansehen. In Chelias Blick wird dann schön langsam die Unsicherheit verschwinden und ist wohl am Besten als abwartend zu bezeichnen. Überhaupt hat man den Eindruck, als würde Chelia ohne Probleme Tessya, die ja von sich selbst behauptet hat, im Mreccara recht eingerostet zu sein, als Übungsleiterin, wenn nicht gar als Lehrerin akzeptieren.

Die Stimme der Priesterin hatte sich nicht gehoben und die Tonlage war wie immer ruhig und gelassen gewesen. Sie hatte lediglich ihre Ansicht dargelegt und für Langeweile, mangelden Selbstdisziplin und Müssigang hatte sie offensichtlich wenig Verständnis. Jedenfalls in Chelias Fall, wieso auch immer sie derart hohe Ansprüche an die Menschenfrau stellte.
Doch lange schweigt die Chira nicht, nach ein paar regelmässigen Atemzügen fragt sie:"Bei wem hast du Mreccara gelernt? Hängst du einer bestimmten Schule an?"
Wie so oft ist die Katzenhafte ein Abbild ruhiger Gelassenheit und Gleichmut, was einen ziemlich in den Wahnsinn treiben konnte, wenn man nicht so gestrickt war.

Chelia kniet Tessya seelenruhig gegenüber, mit stets abwartendem Blick. Nichts weist darauf hin, als ob sie ungeduldig werden würde, als ob sie in das Training starten möchte, ohne diese unliebsamen Übungen zur Vorbereitung des Kommenden. Ruhig atmet sie, ebenso wie Tessya. Chelia weiß, dass Mreccara nicht der Kampf allein ist. Dass Mreccara ebenso Konzentration ist, dass Mreccara Meditation ist. Endlich durchbricht jedoch Tessya das Schweigen. Chelia bewegt sich nicht, als sie antwortet. Sie sitzt da, auf ihren Fersen, die flachen Hände auf die Oberschenkel gelegt.

"Ein Endrakha-Priester in Estichà namens Can Tho war mein Mreccara-Lehrer. Welcher Schule er angehörte, das weiß ich nicht. Er selbst stammte jedenfalls aus Chiàn. Und falls er indessen nicht gestorben ist, sollte er auch wieder dort leben," sagt sie ruhig.

Meditation, Konzentration , Kontemplation.... darin war die Priesterin bewandert. Selten liess sie ein Blick in ihr Inneres zu, teilte sie ihre Gefühle mit Anderen.
Um so interessanter die Ausnahmen, die unwillkürlichen Regungen der Ohren und der Rute.
Es ist der Name ihres Meisters, der bei der Chira eine kurze, aber heftige Regung erzielt. Ihre Ohren zucken nach hinten, als wollten sie sich an den Kopf legen, ihr Schweif zuckt, schlägt mehrmals heftig auf den Boden, wirbelt Staub auf ehe sie ihn wieder unter Kontrolle hat.
"Er ist ein anspruchsvoller Lehrer mit hohen Erwartungen."
Nicht mehr sagt sie dazu, Chelia sieht, wie sich die Brust der Chira unter einem tiefen Atemzug hebt und senkt.
Wieder dauert es einige Minuten, die die Chira braucht, um sich zu sammeln, ehe sie fragt.
"Bereit?"

"Entweder habe ich seine Erwartungen erfüllt, oder aber er hatte Nachsicht mit mir," antwortet Chelia ruhig und ernst, sachlich und bestimmt. "Er musste mich bremsen in meiner Trainingsintensität. Vielleicht hätte ich sonst inzwischen ein steifes Knie."

Dann kehrt das Schweigen wieder. Chelia sieht ruhig und weitestgehend ausdruckslos zu Tessya. Entweder nimmt sie ihren kurzen Gefühlsausbruch nicht wahr oder aber ignoriert ihn geflissentlich. Mreccara ist Selbstbeherrschung. Leider lebt Chelia Mreccara nicht, sie übt es aus. Gerade übt sie es aus. Gerade ist sie beherrscht. Gerade strahlt sie eine stoische Ruhe aus, eine würdevolle Ruhe, die Tessya vielleicht an das Bild in ihrem Vorraum denken lassen wird. Sie atmet, langsam und tief. Kaum vorstellbar, dass sie, die in dieser Haltung anscheinend Stunden über Stunden verbringen könnte, ansonsten so ungeduldig, so sprunghaft, so jähzornig sein könnte. Die Minuten sind schließlich vergangen. Langsam erhebt sich Chelia.

"Bereit," antwortet sie.

Auch die Chira erhebt sich geschmeidig. Sie überschreitet die Linie des Platzes, bleibt aber direkt dahinter stehen.
Sie hebt die Hände in Brusthöhe,die Rechte zur Faust geballt, die Linke darüber gelegt, verneigt sich Tessya leicht. Sie zollt der tradition Respekt, zollt Chelia als ihrer Trainingspartnerin Respekt.

Zwei weitere Schritte folgen, dann geht sie in die Grundhaltung, die Knie gebeugt. Instinktiv balanciert sie ihre Haltung ebenfalls mit dem Schweif aus, auch wenn sie sich als eingerostet bezeichnet, ihr Körper reagiert intuitiv.
Einige Herzschläge wartet sie ab, bis Chelia sich plaziert und ebenfalls die Grundhaltung eingenommen hat.
Kaum einen Atemzug später schnellt sie vor, , versucht sich, an Chleias hintere linke Flanke zu bringen und sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.

((ooc: Sorry, aber was ist Chelias hintere linke Klanke? Ich vermute mal, du meinst ihr linkes Bein - wenn nicht muss ich umschreiben))

Chelia tut es ihr gleich, geht dann ebenso zur Mitte. Sie bleibt außer ihrer Reichweite stehen, weiß sie doch, dass sie chancenlos ist, wenn sie den ersten Angriff startet. Zu schwer wäre es, der großen Reichweite der Chirà zu entgehen. Aber da kommt auch schon der Angriff der Chirà. Chelia hat darauf gewartet. Elegant dreht sie sich weg, entgeht so Tessyas erster Attacke, wobei sie versucht, mit ihrem Bein dabei Tessyas Standbein mitzuziehen und somit die Attacke der Chirà sofort zur Gegenattacke zu nutzen. Die Bewegung selbst ist dabei in Mreccara-technischer Perfektion ausgeführt, niemand könnte sie besser vollbringen.

((ooc: Will nicht unbedingt angeben, aber mein Zufallsgenerator hat mir eine 1 geliefert ))