Forum Übersicht - RE: 3.Tag/Bei Misaki - 8

„Das kann sich ja ändern.“: sagt Ira mit einem anzüglichen Grinsen. „Und ich mein nicht das Draufstarren.“ Dann sagt sie eine ganze Weile nichts mehr. Erst als sich Sundara wieder umdreht. „Ich hab erst damit angefangen, also wird ich nicht gleich wieder damit aufhören. Das war Misakis Geschenk für mich. Nicht die Ehrenklinge. Sie hat mich drauf gestoßen, daß man um sich kämpfen muß.“: sagt sie mit überraschender Offenheit. „Deshalb traue ich ihr auch. Wenn dich jemand reinreiten will, öffnet er dir nicht die Augen. Das paßt einfach nicht zusammen.“ Nachdenklich wiegt sie den Kopf. „Wenn sie uns hergebracht haben, dann werden sie uns auch zurückbringen können. Die Frage ist ob die das wollen. Irgendeinen Grund müssen die ja haben. Die haben uns nicht hier abgeladen nur weil ihnen fad im Kopf war. Und…“ Ira stockt für einen Moment. „So gern ich denen auch die Haut vor Arsch ziehen will…Langsam frag ich mich ob ichs auch kann. Metallvögel, Lijanmagie an allen Ecken und Enden…“ Sie schüttelt leicht den Kopf. „Versteh mich jetzt nicht falsch. Auch wenn sie mich zur Regentin über diesen Steinhaufen machen….Lieber Hafennutte in Vorovis als das. Ich will zurück! Aber können wir die zwingen? Asnivala und Bogen gegen lijanverfluchte Magie? Ja, ich weiß wie sich das anhört! Aber über was nachzudenken heißt nicht aufgeben.“ Ira atmet einmal durch. „Naja abwarten was sich findet wenn wir in dem Misthaufen herumstochern.“ Dann nickt sie Sundara zu. „Ich fall schon nicht mit der Tür ins Haus. Keine Angst!“

Sundaras Antwort auf Iras leicht anzügliche Drohung ist zunächst nur ein verschmitztes Lächeln, die rechte Augenbraue zuckt nach oben, die Augen selbst blitzen vergnügt auf. Sie sagt nichts dazu, vielmehr hört sie aufmerksam zu - eben so, wie sie es immer macht, in einer Art und Weise die dem Gegenüber eine womöglich ungewohnte Offenheit gar nicht mal so unangenehm erscheinen lassen mag. Als Ira schließlich geendet hat, sieht Sundara sie noch eine Augenblicke schweigend an. Dann nickt sie.

„Du hast ja recht,“ antwortet sie. „Weißt du, wie wir da in Estichà gesessen sind, die Yedeiten in jeder erdenklichen Straße, die Vorovisianer vor den Toren, und auf die Sragon gewartet haben, da war sich keiner sicher, dass wir es schaffen würden. Im Gegenteil, nur ein Narr hätte behauptet, dass wir überhaupt eine Chance gehabt hätten. Ich meine, wie die mit der Armee von Vorovis abgefahren sind! Es ging eigentlich nur darum, die eigene Haut so teuer wie möglich zu verkaufen, denen zu zeigen, wie ein stolzes Reich untergeht. Da war auf jeden Fall auch jede Menge Magie im Spiel, bei diesen Sragon. Naja, und dann hat diese Magie plötzlich aufgehört. Ich weiß nicht, wer da was genau gemacht hat, dass diese Magie gebrochen wurde, warum das so war, und ob da überhaupt einer einen Plan hatte, was genau da vor sich ging. Jedenfalls haben wir ihnen dann die Hucke vollgehauen, dass die gar nicht mehr wussten, wo überhaupt oben und unten ist. Nur, hätten wir aufgegeben, dann wären wir untergegangen. Das gilt für den Krieg, das gilt für das Leben, und das gilt - wenigstens für mich - auch für dieses Kaff hier. Es mag unmöglich erscheinen, aber es kann gehen. Alles kann gehen, wenn man daran glaubt, dafür arbeitet und etwas Glück dabei hat - oder manchmal halt auch etwas mehr Glück.“

Sie sieht dann wieder eine Weile in Iras Augen, ein gewissen Strahlen ist in dem Blick, ein aufmunterndes Lächeln umspielt Sundaras Lippen, bis die Augen wieder aufblitzen und das verschmitzte Lächeln zurückkehrt.

„Meinen Arsch kriegst du heute wohl nicht mehr,“ sagt sie dann, während sie einen kleinen Tiegel hervorholt. „Aber meine Kratzer könntest du einreiben mit dem Zeug hier, wenn du nichts wichtigeres zu tun hast gerade.“

Sie wirft ihr den Tiegel zu, und sollte Ira nicht komplett neben sich stehen, dürfte es für sie kein großes Problem sein, ihn zu fangen. Braucht sie doch nur die rechte Hand zu heben...

In dem Moment in dem Sundara den Salbentiegel zuwirft, klopft es an der Türe und Misaki betritt die Veranda. „Verzeiht, es hat etwas länger gedauert, aber ich habe gute Nachricht. Der Legat hat keine bleibenden Schäden erlitten. Wenn in der nächsten Jhane keine Komplikationen auftreten und sein Zustand stabil bleibt, dann kann man ihn guten Gewissens als geheilt bezeichnen.“ Misaki blickt von Ira zu Sundara und wieder zurück. Wieder liegt der Hauch von tiefer Trauer, die sich nicht vollständig verbergen kann, auf ihren Gesichtszügen. „Es tut mir leid, daß ich euer Gespräch unterbrechen muß, aber es wird Zeit für deine Behandlung, Ira.“ Zu Sundara gewandt sagt sie mit einer angedeuteten Verbeugung: „Nach Ira muß ich mich auch noch um den Legat kümmern und so kann ich euch bedauerlicher Weise für eine längere Zeit keine Gesellschaft leisten. Doch ihr könnt gerne bleiben wenn euch meine Abwesenheit nicht stört.“ Es besteht kaum ein Zweifel, daß diese Entschuldigung eine höflich formulierte Aufforderung für Sundara ist das Haus zu verlassen.

Ira fängt den Tiegel auf als Misaki herein kommt. Als die ältere Frau sagt, daß Keresin nichts passiert ist atmet sie auf. „Das ist eine gute Nachricht!“: sagt sie. „Ich hab mir echt Sorgen gemacht.“ Sie wirft den Tiegel vorsichtig zurück, als Misaki sagt das es Zeit für die Behandlung ist. Mit einem Schmunzeln und ein bißchen Bedauern sagt sie dann: „Da wird heute nichts mehr draus. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.“ Sie zwinkert Sundara zu. Dann greift sie nach dem Sock und steht auf. „Ich bin gleich soweit.“: sagt sie zu Misaki. Sie macht einen Schritt auf Sundara zu. „Das Wort kapitulieren gibt’s nicht bei uns und bei mir schon gar nicht. Da brauchst du dir keine Sorgen machen.“: sagt sie und schaut Sundara in die Augen. Das schiefe Ira-Lächeln ist eindeutig wärmer als sonst. „Danke fürs kommen. Ich seh ich doch morgen?“: erkundigt sie sich.

Sundara fängt den Tiegel mit einer Hand und lässt ihn wieder verschwinden. Die abrupte Unterbrechung ihres Gespräches und die subtile, aber doch bestimmte Verabschiedung zaubert einen recht überraschten Ausdruck auf ihr Gesicht, der jedoch bald einem zufriedenen, erleichterten Strahlen Platz macht. Wohl mögen sich Angehörige der elurischen und jene der vorovisianischen Armee selten wohlgesonnen sein, doch scheint Sundara hier wohl eine Ausnahme zu sein. Ob dies dem gemeinsamen Kampf, der Freundschaft mit einer gebürtigen Vorovisianerin in ihrem alten Leben oder aber einfach nur der aktuellen Situation auf der Insel geschuldet ist, ist hier nur schwer zu ergründen. Sie springt also von dem Geländer, macht ebenfalls einige Schritte auf Ira zu und legt ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.

"Klar doch," antwortet sie mit einem offenherzigen, strahlenden Lächeln, doch so weit wärmer und fröhlicher wie das der Blonden und trotzdem wohl weniger bemerkenswert. "Ich kann doch nicht riskieren, dass du mit deinem kaputten Knie alleine zu unserem neuen Zuhause humpeln musst und dabei am Ende noch auf deine hübsche Nase fällst! Wo sie doch erst seit so kurzem wieder so schön gerade ist!"

Dann wendet sie sich zu der heilenden Imkerin. Das Gesicht bleibt dabei ausgesprochen freundlich, freilich mit weit respektvollerem Ausdruck als gerade eben noch. "Sinuva, ehrenwerte Misaki," sagt sie nun, "ich denke, ich werde Euch nicht weiter belästigen. Vielen Dank für die köstlichen Speisen und die nette Gastfreundschaft!"

Sie verneigt sich dabei kurz, so wie es die allermeisten Anhänger des neuen Kultes vor einer Priesterin tun würden. "Ihr braucht Euch nicht zu bemühen, ich finde den Weg zur Türe und zu den Stiefeln alleine."

Noch einmal geht ihr Blick zurück zu Ira, sie zwinkert ihr kurz zu, dann führen sie ihre wenig eleganten Schritte auch schon zu der Tür, die von der Veranda in das Haus führt, durch sie hindurch zum Eingangsbereich. Dort werden die Sandalen gegen ihre festen Stiefel eingetauscht, und wenig später steht Sundara auch schon auf der Straße vor dem netten Häuschen.

„Ihr belästigt mich nicht. Ich freue mich über eure Gesellschaft. Gehabt euch wohl!“: erwidert Misaki mit einer höflichen Verbeugung. Doch sie begleitet Sundara nicht wie gewöhnlich zur Türe. Stattdessen wendet sie sich an Ira. „Verzeih das ich euch so rüde unterbrochen habe, aber es wird in der Tat Zeit. Deine Medizin wird dich für längere Zeit schlafen lassen, länger als gewöhnlich.“ Sie öffnet die Türe und geleitet Ira ins Haus. „Um den Legaten brauchst du dir keine Sorgen machen.“: bemerkt sie beiläufig, als sie die Vorovisianerin in ihr Zimmer begleitet. „Es geht im den Umständen entsprechend gut.“ Sie nimmt Ira den Stock ab. „So jetzt lege dich bitte hin.“ Misaki reicht ihr einen vorbereiteten Becher. „Trink es aus. Am Besten auf einen Zug, der Geschmack ist wenig ansprechend. Du wirst schnell müde werden. Aber das kennst du schon.“ Ruhig wartet Misaki bis Ira den Becher geleert hat.

Ira merkt das Misaki drängt. So steht sie ohne Kommentar auf. Sie nickt Sundara zu als sie geht. Dann folgt sie der älteren Frau ins Haus hinein. „Das freut mich. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht.“: gibt sie zu. Es liegen ihr eine Menge Fragen auf der Zunge. Aber sie hält sich zurück. Sie spürt das Misaki noch verschlossener ist als sonst. Irgendwas bedrückt oder beunruhigt sie. Misaki kann sich gut beherrschen aber jetzt ist ihr das gut anzumerken. Sie gibt ihr den Stock als sie danach fragt. Vorsichtig setzt sich Ira aufs Bett und streckt den verletzten Fuß langsam aus. Sie nimmt den Becher und trinkt ihn auf einen Zug aus. Der Geschmack ist noch grauslicher als sonst. Angewidert verzieht sie das Gesicht. „Wirklich scheußlich.“: sagt sie. Dann richtet sie sich den Polster und legt sich zurück. Als sie zu Misaki hinauf schaut kann sie es wieder sehen. Ärger, Trauer oder eine Mischung davon zeigt sich auf ihrem Gesicht. Aber Ira hat nicht lange Zeit darüber nachzudenken so schnell fängt der Trank an zu wirken. Sie kämpft noch ein paar Atemzüge dagegen an, dann fallen ihr die Augen zu. Bald danach schläft sie tief und fest.

Für eine Weile bleibt Misaki neben dem Bett Iras stehen und beobachtet wie sich das hübsche Gesicht der Vorovisianerin unter dem Einfluß der Droge langsam entspannt. Jugendlicht und gelöst wirkt der Ausdruck ihres Gesichts als die Droge ihre Wirkung entfaltet und Ira in tiefen Schlaf fällt. Mit einem leisen Seufzen wendet sich Misaki ab und verläßt den Raum. Sie kehrt mit einem Kästchen aus matt glänzendem Material zurück, das sie neben dem Bett abstellt. Aber für die eigentliche Behandlung war noch Zeit. Zuerst mußte der Legat entweder aus dem Haus oder ruhiggestellt werden. Sie will auf keinen Fall riskieren das Keresin Dinge zu sehen bekommt, die er nicht sehen sollte.