Forum Übersicht - Die Straßen der Stadt » In der Schmiede

(-- Das alte, neue Haus)

„Mehr Luft!“ : brüllt es aus den dichten Dampfschwaden, die den Blick auf das Innere der Schmiede verschleiern. Dann ertönt eine lautes Zischen, mehr Dampf steigt auf. In der Stille verzieht sich der Dampf langsam und es schälen sich die Umrisse einer titanischen Gestalt aus dem Dunst, die konzentriert auf ein Werkstück auf dem Amboß starrt. Am Blasebalg lehnt ein völlig erschöpfter Serv nahezu am Ende seiner Kräfte und kann sich nur mehr mühsam auf den Beinen halten. Entweder hat die Schmiedin den Ruf Sundaras nicht gehört oder sie schenkt ihm keine Aufmerksamkeit. Gebannt starrt sie auf das Metall.

Dann richtet sie sich ruckartig zur vollen Größe auf. Sie ist sicher zwei Vat groß, wenn nicht größer, hünenhaft breite Schultern, ihre Armmuskeln treten wie Taue hervor. „Fast, fast!“: grollt sie und wirft das Werkstück samt Zange beiseite. „Immer das Gleiche. Zuwenig Metall der Alten.“ Dann dreht sie sich um. Sie trägt eine dicke Lederschürze unter der sie bis auf einen knappen Lendenschurz nackt ist und ihre üppigen Brüste, die in ihrern Proportionen dem übrigen Körperbau entsprechen, werden vom Leder der Schürze nur spärlich bedeckt.Statt der Augenbrauen wölben sich zwei Reihen winziger Schuppen über den Augen der Schmiedin, die ihrem durchaus ansprechenden Gesicht etwas exotisches verleihen. Ihre Unterarme sind mit Narben von alten Brandwunden übersäht. Ihre schweißbedeckte Haut glänzt wie geölt. Sie sieht von Sundara zu Ira und dann wieder zurück.
„Ah, das ist also die Kleine auf die du so scharf bist?“: grinst sie Sundara anzüglich an. „Hübsche Titte hat sie ja. Aber ich bin sicher du bist nicht zu mir gekommen um mir deinen Schwarm vorzuführen. Also was gibts?“

Urplötzlich wird Sundara rot im Gesicht, sieht verlegen zu Ira und dann wieder zurück zu Shasla, wiederholt dies einige Male, wobei der Blick jedoch unstet und keineswegs so intensiv ist wie sie ihn normalerweise anzubrinen pflegt.

"Mein... nein... ähm... nein, nein... das ist doch... nein, da habt Ihr etwas falsch... nein..." beginnt sie zu stammeln, bevor sie dann den vergeblichen Versuch, sich zu erklären, abbricht, die Hand mit dem Zylinder nach oben schnellen lässt und hastig hinzufügt: "Ich wollte Euch das hier bringen."

Da ist er wieder, der tiefe Blick, nun in den Augen der hünenhaften Sramen, eindringlich und erwartungsvoll, nicht ohne Nervosität. Und gerade diese Nervosität wird von ihren Schneidezähnen untermalt, die die Unterlippe malträtieren, während der rechte Fuß die Pflastersteine bearbeitet, als müsste sie etwas austreten.

"Ist nichts Großes," fügt sie dann mit entschuldigendem Ton hinzu, "aber ich habe einfach noch nicht mehr gefunden. Einmal bin ich fast abgesoffen, als der Boden in einem Haus nachgegeben hat. Und, naja, so ein Metall habe ich noch nie gesehen, und da dachte ich mir, vielleicht interessiert es Euch ja."

Als Sundara rot wird und beginnt herumzustottern wird Shaslas Grinsen immer anzüglicher. „Ah! Sie weiß also noch gar nicht daß du scharf auf sie bist, so wie du rot anläufst?“ Die Schmiedin lacht auf. „Hätte gar nicht gedacht, daß du eine von den Schamhaften bist. Aber wie sagt man so schön....“ Dann fällt der Blick der Schmiedin auf den Metallzylinder den Sundara hoch hält. Ihre Augen werden groß und zumindest im Moment wird die Elurierin nicht erfahren, was man wie sagt. Mit ein paar Schritten ist sie bei Sundara und reißt ihr das Metallstück aus der Hand. Für einen Moment starrt Shasla den Zylinder an und fährt prüfend mit der Hand über Oberfläche und Bruchkanten, dann bricht sie mit der Lautstärke des Gebrülls eines gereizten Roputambullen in einen Freudenschrei aus. Sei läßt das Metallstück fallen und schnappt Sundara unter den Achseln, hebt sie hoch wie eine Kinderpuppe, wirbelt sie im Kreis herum, drückt sie dann an sich, sodaß ihr Kopf fast zwischen den Riesenbrüsten verschwindet. „Bei der Macht Ssingh! Das ist es! Das ist es!“ Die Arme der Riesin halten Sundara fest wie ein Schraubstock und rauben ihr fast dem Atem. Dann besinnt sich Shasla und stellt die Bogenschützin wieder zurück auf den Boden. „Mädchen du hast eine Menge gut bei mir! Das ist genau das Metall das ich für die Legierung brauche und mehr als genug für zwei Klingen! Endlich kann ich beweisen, daß ich genauso gut bin wie die Waffenschmiede der Alten! Und das habe ich dir zu verdanken.“ Die Augen der Schmiedin, die auf Sundara herunterschauten, werden feucht. „Ich hätte keinen rostigen Nagel darauf verwettet, daß du so eine Menge davon findest! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!“

Ira verschlägt es die Sprache, als sich der Dunst verzieht. Mit offenem Mund starrt sie die Erscheinung an. Sundara hat nicht übertrieben! Die Schmiedin ist ein Monstrum! Sie hat Sragons gesehen, aber so was noch nie. Da waren Schuppen über den Augen. Aber sonst sah dieses Monster aus wie eine riesige Menschenfrau. „Mischling!“: fährt es ihr durch den Kopf. Wie konnte sowas sein? Wer vögelt schon ein Vieh? Ihr Gesicht verzieht sich aus Abscheu. Gleich drauf entgleist ihr Gesichtsausdruck schon wieder. Was bei Lijans dreckigen Klauen schwafelt das Monster da von hübschen Titten und scharf sein? Sundara wird rot und stottert herum wie ein erwischtes Kind mit der Hand in der Marmelade! Ist da was dran? Für den Moment ist Ira neben den Schuhen. Unangenehm ist ihr der Gedanke nicht. Das muß sie sich schon zugeben. Aber es ist auch ein Dilemma. Das wird ihr auch klar. Sundara ist eine verdammte Elurierin. Sie kann doch nicht mit dem Feind herum machen! Erst das Gebrüll der Schmiedin reißt sie aus diesen Gedanken. Als sie sieht wie das Monster Sundara hoch hebt reagiert sie. Sie zieht blank und stürmt vorwärts. Sie läßt die Klinge aber wieder sinken, als Sundara in der Umarmung verschwindet. Das war kein Angriff. Immer noch etwas daneben schaut sie zu, wie Sundara wieder auf dem Boden landet. Sie weiß nicht was sie sagen soll.

Überrascht weiten sich Sundaras Augen, als sie den Effekt bemerkt, den das doch recht schmucklose Metallstück auf die Sramen zu haben scheint. Gerade eben ziehen sich ihre Mundwinkel nach oben, kommt ein freudiger Glanz in die Augen der kleinen Bogenschüztin, wohl aus Genugtuung über den Erfolg ihres Fundes. Da stürmt Shasla auch schon auf sie zu, erschrocken kippt die Kinnlade nach unten. Sundara weicht nur mit dem Oberkörper etwas zurück, bleibt sonst aber stehen, als der Muskelberg ihr engegenrauscht. Das Hochheben wird für Shasla kein großes Unterfangen sein - wenn Sundara auch mehr wiegt, als man ihr zutrauen würde, kann so ein Persönchen nicht übermäßig schwer sein. Und so geht es auch schon im Kreis herum, Haare und Unterschenkel fliegen nach hinten - und es bleibt zu hoffen, dass Ira weit genug entfernt steht, um nicht etwa getroffen zu werden, oder, was freilich weit schlimmer sein würde, dass Shasla Sundaras Beine gegen die gezückte Waffe der Elurierin haut. Denn wenn auch in der Legierung der Klinge dieses ominöse Metall fehlen mag, scharf wird sie auf jeden Fall sein. Bald ist das Karusellspiel wieder vorbei, aber für Sundara wird es kaum angenehmer. Wohl wenige träumen davon, mit dem Gesicht gegen eine nassgeschwitzte Sramen gepresst zu werden, und die kräftigen Arme drücken der armen Sundara recht ordentlich ihren Bogen in den Rücken. Gott sei Dank ist das Holz des Bogens flexibel genug, um das Zerbrechen desselben zu verhindern. Und so schaut sie zunächst mehr verdutzt als erfreut, als sie wieder Boden unter die Füße kriegt, zupft ziemlich verdattert die hochgerutschte Bluse zurecht - ein Wunder, dass das lädierte Stück bei der Aktion nicht endgültig das Zeitliche gesegnet hat. Dann erst kehrt ein zaghaftes Lächeln auf ihre Lippen zurück, während sie sich den Hinterkopf neigt, an dem sie noch den Druck des Bogens spürt.

"Ich dachte," sagt sie nun, und es klingt noch immer ziemlich kleinlaut. Und es dauert eine ganze Weile, bis sie fortfährt: "Als Bezahlung für die Asnivala..."

Sie steht nun da, sieht kurz von Shasla zu Ira und wieder zurück. "Aber... wenn Ihr mir noch ein paar Pfeilspitzen machen könntet... nichts großartiges... aber nur gespitztes Holz ist schon sehr rudimentär, und ich habe doch nur mehr fünf..."

Dass sich das kaum nach einer selbstsicheren Forderung anhört, versteht sich von selbst. Und auch der Blick ist zwar äußerst freundlich, ja erfreut, aber doch nervös.

Mit einem breiten Grinsen deutet Shasla mit einer Kopfbewegung auf Ira. „Schau, schau, wie sie die Krallen zeigt, deine kleine Wildkatze wenn sie glaubt Angst um dich haben zu müssen.“ Noch immer grinsend schüttelt sie den Kopf. „Ihr seid mir Zwei! Rennt im Kreis mit heraushängender Zunge um euch herum und keine traut sich oder was?“ Dann wendet sie sich Ira zu. „So, jetzt ist der Spaß aber vorbei, Zuckerstückchen! Steck deine Klinge weg und schnurr wieder oder ich versohl dir den süßen Hintern das du sieben Tage nur auf dem Bauch liegen kannst.“ Die Schmiedin warten keinen Herzschlag lang, ob Ira ihrem Rat folgt und richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf Sundara. „Das ist mehr als drei Klingen von der Sorte wert. Das Metall ist an sich nicht so selten, aber man findet fast ausschließlich nur Legierungen davon. Es ist verdammt schwierig und aufwendig aus diesen Legierungen das Metall zu gewinnen. Das da...“: sie deutet mit der Hand auf den am Boden liegenden Zylinder. „Das ist rein und ist so selten wie eine Jungfrau in einem Hurenhaus. Es muß ein Behälter für etwas Besonderes gewesen sein. Dafür mach ich dir einen ganzen Sack Pfeilspitzen und wenn du willst drück ich dir auch noch einen dicken Kuß auf die linke Hinterbacke.“ Shasla grinst wieder anzüglich. „Oder die Rechte, wenn dir das lieber ist.“

Zuerst schaut Ira auf die Schmiedin, dann zu Sundara und dann auf ihre Hand. Sie schaut die Waffe an als wär sie eine Überraschung. Jetzt schaut sie aus der Wäsche als wär sie beim Kuchenstehlen erwischt worden. Irgendwie befangen steckt sie die Klinge fort. „Versuchs nur! Dann schneid ich mir ein paar Scheiben aus dem Fleischberg raus.“: mault sie zurück. Aber es klingt nicht ganz überzeugend. Gar nicht ihre Art. Das Gerede über Metall interessiert sie nicht. Es ist ihr egal wie eine Asnivala gemacht wird. Für sie zählt nur das Ergebnis. Sie schaut Sundra an und dann auf den Boden. Sie wirkt jetzt richtig verlegen. Sie sagt auch nichts mehr. Im Augenblick ist nichts von Härte und Soldatin bei ihr zu merken. Im Gegenteil. Sie wirkt so als würde sie gern auf und davon. Angst vor der Riesin ist es sicher nicht. Denn sie bleibt stehen und wartet.

Iras Blick trifft sich mit jenem Sundaras. Sie blickt in überraschte, fragende Augen, ein überaus ernstes Gesicht, ein Gesicht voller Zweifel, das wohl nur eines ausdrückt: dass Sundara wohl gar nicht mehr weiß, was sie nun eigentlich glauben soll. Erst als Ira auf den Boden blickt, wendet auch sie den ihrigen ab, schaut kurz zu Shasla, dann geht auch ihr Blick auf den Boden.

"Glaubt mir, wir sind einfach nur zwei Gefährten, die die Götter auf dieser Insel zusammengeworfen haben, und die, wenn es den Göttern gefällt, uns hier wieder wegzugehen, weiter ihren eigenen Weg gehen werden. Nichts weiter," sagt sie. Weder sagt sie es laut, noch klingt es wahnsinnig überzeugt. Und dass sie es sagt, ohne Shasla dabei anzusehen, verrät sein Übriges, ist dies doch so gar nicht ihre Art, sie, die sie den Angesprochenen doch stets mit einem tiefen, intensiven Blick aus ihren großen, blau-grünen Augen fixiert. Eine kleine Weile schweigt sie nun, kaut auf ihrer Unterlippe herum. Und so herrscht wohl ein leicht betretenes Schweigen, bis Sundara wieder den Blick hebt und Shasla wieder anschaut. Es ist jedoch ein oberflächlicher Blick, einer, den die meisten wohl für normal empfinden.

"Ich brauche keinen Sack voll Pfeilspitzen, und ich brauche auch keine Küsse auf den Hintern," sagt sie dann. "Vielleicht dreißig oder vierzig Stück reichen eine ganze Weile lang. Ist ja nicht so, dass man eine Pfeilspitze nicht öfters verwenden kann, wenn man zum Beispiel nur auf die Jagd geht."

Sie greift zu ihrem Köcher, zieht einen Pfeil heraus und nimmt die Spitze ab. Sie reicht ihn Shasla auf der flachen, rechten, verbunden Hand. Es ist kein sonderliches Meisterwerk einer Spitze, relativ schwer, die wohl eine Lederrüstung durchschlagen mag, einer eisernen hingegen wohl nur eine Delle beibringen wird.

"In letzter Zeit habe ich diese hier benutzt," sagt sie. "Aber macht sie ruhig, wie es Euch beliebt. In einer oder zwei Jhane habe ich mich auf die neuen Spitzen eingestellt."

Feixend zuckt Shasla mit den Schultern. „Du weißt gar nicht was dir da entgeht. Aber mir soll es recht sein.“ Die Schmiedin scheint eine diebische Freude daran zu haben, die beiden Frauen in Verlegenheit zu bringen. „Freilich, freilich! Nur zwei Gefährten. Sieht man ja auf den ersten Blick!“ Aus dem Feixen wird wieder ein anzügliches Grinsen, aber dann streckt sie die Hand nach dem Pfeil aus, den ihr Sundar reicht und wirft einen kurzen Blick auf die Pfeilspitze. „Sind nichts Besonderes, ich weiß. Taugen halbwegs für die Jagd und halbwegs für den Kampf. Ich mach dir ein paar Dutzend Jagdspitzen und ein paar für den Kampf. Wie ich dir schon gesagt habe, Panzerung durchschlagen die nicht. Aber hier läuft sowieso niemand damit herum, wenn man von ein paar Jungs von Roald absieht. Kannst sie dir übermorgen bei mir abholen.“ Sie schaut zwischen den Beiden hin und her. „Sonst noch was? Wenn nicht dann mach ich mich wieder an die Arbeit.“

Ira kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Die Schmiedin beachtet sie kaum. Das Gespräch über die Pfeilspitzen geht ihr am Hintern vorbei. Auch auf die Frage Shaslas gibt sie keine Antwort. Sie will ja auch nichts von ihr. Sie schaut für einen Augenblick zu Sundara. Sie drängt nicht. Aber sie macht einen kleinen Schritt zurück. Fort von der Schmiedin und schaut wieder zu Sundara. Es ist ihr anzusehen, daß sie hier weg will.

Auch Sundara scheint sich sichtlich mehr und mehr unwohl zu fühlen bei der hünenhaften Schmiedin. Immer wieder geht ihr nervöser Blick zwischen der Sramen und der Vorovisianerin hin und her, flüchtige Blicke sind es, und die Unterlippe scheint aus Leder zu sein, dass sie nicht von der Tortur der Schneidezähne längst blutig gebissen ist. Erst als das Gespräch wieder zurück zu den Pfeilspitzen geht, scheint sie wieder etwas die Fassung zurückzuerlangen. Und trotzdem hat man den Eindruck, dass sie es ziemlich begrüßt, mit einer kurzen Antwort das doch eigentlich für sie mehr als erfreulich verlaufene Gespräch zu beenden.

"Ich denke, das ist mehr als ausreichend, werte Shasla, wenigstens vorläufig," sagt sie also, noch immer mit reichlich kleinlautem Unterton. "Ich komme dann einfach in einigen Tagen noch einmal vorbei, und wenn Ihr da schon etwas habt... nun denn... gehabt Euch wohl!"

Sagt es, schaut kurz zu Ira. Ganz kurz senkt sich ihr Blick in die dunklen Iriden der Blonden, zieht sich aber augenblicklich wieder zurück. Dann dreht sie sich wortlos um und eilt den Weg zurück, den sie gerade vorher gekommen sind. Sundara ist normalerweise kaum mit langsamem Schritt unterwegs, trotz ihrer doch nicht allzulangen Beine, doch dieses Mal ist sie kurz davor zu rennen. Erst als sie um die nächste Ecke geht und somit aus dem Sichtfeld der Schmiede kommt, bleibt sie stehen und dreht sich um, wohl um zu sehen, ob Ira ihr folgt oder nicht.

Ira ist knapp hinter Sundara. Sie wär fast in sie hineingelaufen als sie stehen bleibt. Sie muß sogar einen kleinen Schritt zurück um ihr in die Augen zu schauen. Sie ist still, sie schaut nur Sundara an. Dann gibt sie sich einen Ruck. „Ist da was dran? Ich mein was der Fleischberg gesagt hat?“ Fast gleichzeitig hebt sie abwehrend die Hand. „Wart! Sag jetzt nichts! Zuerst ich! Sonst bring ich das nie wieder raus.“ Ira schluckt. „Verdammt, ich war dabei dieses Monstrum zu zerlegen! Ganz ohne nachdenken! Einfach so!“ Sie schüttelt den Kopf. „So als wärst du eine alte Kameradin….oder mehr.“ Die letzen zwei Worte kommen ihr nur leise über die Lippen. „Ich hab nicht überlegt! War ganz selbstverständlich in dem Moment! Ich kenn dich nur ein paar Tage. Aber wirklich schlimm ist das du verdammt noch einmal der Feind bist!“ Wieder macht sie eine abwehrende Handbewegung. „Komm mir jetzt nicht damit, daß du mit den Unsrigen gekämpft hast. Das ist für mich nur eine Geschichte! Nicht mehr! Ich bin damit aufgewachsen, verstehst du? Ich habe euch verachtet, mein ganzes Leben lang! Elurien ist der letzte Dreck, schlimmer noch als die Katzen. Und jetzt..“ Sie schaut auf den Boden. „Was hat sie gesagt? Dein Kätzchen zeigt die Krallen.“ Wieder schluckt sie. „Ganz daneben kann sie nicht sein. Sonst hätt ich es nicht gemacht. Nicht für eine Elurierin. Verstehst du?“ Es fällt ihr nicht leicht das zu sagen, so wie sie ausschaut.

Unvermittelt macht Sundara einen Schritt nach hinten, als sie Ira doch all zu nahe hinter sich wahrnimmt. Gerade so weit, dass ein Zusammenprall etwas weniger wahrscheinlich ist - von irgendeiner Distanzierung kann freilich keine Rede sein. Ihr Blick trifft den Ira Verras, zunächst etwas überrascht, dann zunehmend freundlicher, wärmer und voller Zuneigung, intensiv wie eh und je, und wieder einmal so, dass man sich in dem funkelnden Blau-Grün ihrer Iris glatt verlieren könnte. Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen, gerade einmal angedeutet, mehr spürbar als wirklich wahrzunehmen. Und dieser Ausdruck verändert sich auch nicht, als Ira sich über Elurien auslässt. Und als Ira geendet hat, schaut Sundara sie noch einige Augenblicke lang einfach nur an. Dann wird das Lächeln breiter.

"Es gibt hier kein Vorovis, und es gibt hier kein Elurien," antwortet sie dann ruhig. "Es gibt nur uns und die."

Wieder schaut sie Ira einfach nur an, senkt dabei ganz leicht den Kopf, so dass der Blick noch weiter von unten kommt als er ob des Größenunterschiedes eh schon tut. Man hätte nun leicht bis sieben oder acht zählen können, ehe sie den Kopf wieder hebt.

"Wir müssen uns eine neue Bleibe suchen. Und mir knurrt der Magen," wechselt sie dann urplötzlich das Thema, legt den Kopf nun leicht schief, und das Lächeln geht nun so weit, dass es Sundaras weißen Zähne preis gibt.

Vielleicht ist sie verlegen. Vielleicht überrascht über sich selbst und schämt sich. Oder vielleicht alles zusammen. Für einen langen Moment schaut eine andere Ira aus den dunklen Augen. Verletzlich und gar nicht so stark. Besonders als Sundara lächelt. Aber das ändert sich als Sundara redet. Es dauert zwei, drei Atemzüge, dann ist die andere Ira weg. Die Vorvisianerin schüttelt den Kopf. „Vielleicht für dich. Ich bin was ich bin und das bleib ich bis ich den Löffel abgeb.“ Ira klingt weder ärgerlich oder beleidigt. Es ist schwer den Finger draufzulegen, aber etwas ist anders als noch vor ein paar Augenblicken. Der Ansatz des schiefen Grinses ist wieder ganz Ira. „Paßt! Ich kann auch ein Frühstück vertragen. Ich hab noch was gut bei der Schnepfe. Also dann, auf und dem Roputam nach!“: sagt sie und setzt sich in Bewegung. „Vielleicht finden wir was unten am Hafen oder der Küste entlang. Ich wollt schon immer mit Metchablick wohnen.“: erklärt sie.

Das Lächeln wandelt sich in ein belustigtes Auflachen, was nun ob Iras doch recht resoluten Aussage über ihre Haltung Eluriern gegenüber leicht unpassend erscheinen mag. Und da ihre Augen ebenso belustigt funkeln, ist sehr wohl anzunehmen, dass die plötzliche Fröhlichkeit keineswegs nur gestellt ist. Ihre rechte Hand legt sich auf Iras Oberarm, sanft, ohne zuzudrücken, und sie macht einen halben Schritt auf Ira zu.

"Dann werden wir ja sehen, ob du mir am Ende an den Arsch oder an die Gurgel gehst," sagt sie daraufhin lachend. "Ist irgendwie auch spannend."

Dann geht die Hand auch zurück, Sundara dreht sich in die Richtung des Silberkrugs und beginnt, gemächlich darauf zuzugehen.

"Oh, ein schmuckes Häuschen direkt am Strand, das hätte schon was," meint sie. "Liebe Ira, du bist ja glatt eine Romantikerin! Hätte ich gar nicht gedacht!"