Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Am Strandhaus

Das Strandhaus, welches Ataeric als vorläufige Bleibe nutzt, verdient diesen Namen. Lediglich aus einem großen Raum samt Lebensmittelkammer bestehend ist es deutlich kleiner als die oft recht großzügig bemessenen Häuser der Stadt. Die Schlafstätte auf einer Zwischenebene kann über eine Rundholzleiter erreicht werden, ein großer Tisch mit Bänken bildet das Herzstück der Bleibe. Bis auf eine Kochstelle fehlen weitere Möbelstücke, dafür bieten Wandschränke ausreichend Stauraum. Abtritt, Schuppen und eine einfache Außendusche im Garten runden das Bild einer zwar feinen, aber doch eben kleinen Behausung ab, zu der auch ein kleiner Brunnen gehört.
Die hölzerne Veranda wirkt dagegen großzügig. Ähnlich wie das Haus ist diese offen gestaltet, fehlt eine Ballustrade die den Blick auf den Metcha unterbricht.
Eine Hängematte, zwei Korbsessel und eine gepolsterte Sitzgruppe versprechen den Komfort, der im Inneren des Hauses womöglich vermisst wird. Auf letztere hat es sich Ataeric bequem gemacht. Eine Vorliebe für ein bestimmtes Getränk fehlt ihm wohl immer noch, steht diesmal auf dem Tisch eine Flasche Cladijabier.
In der Hand hält er eine dunkle Feder, die er regelmäßig in ein Fässchen tunkt. Kleine, sorgfältige Buchstaben entstehen aus der Tinte auf Papier. Immer wieder schaut Ataeric hoch auf den Metcha vor ihm, nachdenlich- und fährt dann fort das Notizbuch zu füllen.
Der weiße Sand des flachen Strands lädt ein zum Verweilen oder auch Schwimmen. Kleine Muscheln, Stöckchen, hier und da ein Krabbeltier beleben ihn auf sehr ruhige Art. Der Tag neigt sich dem Ende zu, doch noch muss er nicht die Öllampen der Veranda entzünden um genügend Licht für seine Schreibtätigkeit zu haben..

Hel hat mit seinem Bündel verschiedener Waffen und anderer Dinge die er sich in der Stadt zusammen gesucht hat, ganz schön zu schleppen. Die Schatten sind schon lang als er am Hafen abbiegt und zwischen den Bäumen am Strand entlang geht. Er beginnt ein vorovisanisches Trinklied vor sich hinzupeifen und freut sich auf einen kräftigen Schluck auf der Veranda seines Hauses, das er langsam wirklich als sein Haus zu betrachten beginnt. Er nähert sich dem Strandhaus, das dem seinen am nächsten liegt und bemerkt eine Gestalt auf der Veranda sitzen. Im Näherkommen erkennt er Ataeric. „Sichara.“ :grüßt er den Mann ohne Erinnerung vernehmlich. " Schöne Gegend habt ihr euch ausgesucht, beweist Geschmack.“: ruft er ihm schmunzelnd zu.

„ Hel!“ winkt Ataeric seinem „Nachbar“ zu und muss angesichts dessen mitgeführten Trödel grinsen. „ Tja.. anscheinend direkt an einer Handelsstraße, ihr seht aus wie ein beladenes Roputan.. nein.. eher wie ein Pirat der zufrieden mit seiner Beute nach Hause kommt.“
„ Kommt doch hoch, dann kann ich mich für den Umtrunk neulich revanchieren.. na und ihr dann gleich eure Lampe mitnehmen, wenn ihr dafür noch Platz habt. Oder habt ihr bereits besseres vor?“

Lachend winkt Hel ab. „Das mit dem Roputan kommt schon hin. Natürlich habe ich was besseres vor als mich mit euch vollaufen zu lassen. Bei mir daheim warten vier unwiderstehliche vollbusige Gespielinnen ungeduldig auf meine Rückkehr.“: grinst er anzüglich.
„Ich schleppe nur meinen Kram nach Hause. Ich hab keine Lust morgen die Hälfte meiner Sachen zwischen den Bäumen zusammen suchen zu müssen, wenn es wieder später wird. Bin gleich zurück.“
Kurze Zeit später kommt Hel die Treppen zu Ataerics Strandhaus herauf, eine Flasche in der Hand.
Er reicht Ataeric die Hand.
„Ich bin über ein kleines Rumlager gestolpert und dachte mir das ich euch eine kleine Kostprobe nicht vorenthalten kann. Wie geht es euch? Erfolg gehabt bei der Suche nach den Erinnerungen?“

„Ihr zerstört gerade mein Röhrenbild.. ich dachte Piraten bringen die sich als Beute mit..“, gibt er lachend zurück und schaut Hel kopfschüttelnd hinterher, wie er seine Beute einige Vat weiter bringt.
„Ein kleines Rumlager? Oh Oh.. mir scheint ich werde mir ebenfalls einen Vorrat zusammenraffen müssen, wenn ich noch irgend etwas abhaben möchte. Wer hätte gedacht, dass sich hier solche Konkurrenz tummelt.Brauchen wir Becher?“, findet sich die Erheiterung noch immer auf den Zügen, als er den Handschlag erwidert.
Er deutet wirsch auf die Sitzgruppe sofern sich Hel nicht von selbst einen Platz sucht. „ So gut wie es einem mit einem Dach über den Kopf, reichlich Essen, angenehme Gesellschaft und viel Zeit für alles gehen kann. Mehr oder weniger jedenfalls.... ich habe tatsächlich einige Tage gebraucht, bis ich alle aufgetrieben habe. Ein.. bunter Haufen. Ihr habt nicht zuviel versprochen.“
Er fährt sich mit einer Hand über den Kopf und zieht bei Hel´s weiterer Nachfrage die Stirn kraus.“ Tja.. wie man´s nimmt. Erinnerungen wären übertrieben - nein, ich weiß immer noch nicht woher ich komme. Oder was wir hier machen, warum wir hier sind... nun, das wäre ja auch ein kurzes Rätsel sonst. Was ist mit euch? Habt ihr eure Antworten auf eure Fragen bei der Heilerin finden können?“

„Nur wenn ihr hier die Kultur ausbrechen lassen wollt.“: beantwortet Hel seine Frage nach den Bechern. Er sucht sich einen Stuhl aus, von dem aus der den Metcha sehen kann, löst seine Asnivala vom Gurt, lehnt sie in Griffweite neben sich an die Wand und setzt sich.
„Wahrlich ein bunter Haufen.“: sagt er sarkastisch. „Ihr habt doch nichts dagegen?“
Er greift sich die Rumflasche, zieht seinen Dolch aus der Scheide und mit einer geschickten Drehung entfernt er den Korken und schiebt Ataeric die Flasche hin.
„Nein, sie wußte nicht viel mehr, als an das ich mich erinnere. Zu allem Überfluß hat sich auch noch herausgestellt, daß ich es mit einer Priesterin zu tun hatte.“
Das Wort Priesterin klingt aus seinem Munde wie ein Fluch.
„Aber mir ist etwas eingefallen, daß euch vielleicht weiterhelfen könnte. Das Ganze ist schon lange her und ich weiß auch nicht ob es wirklich einen Zusammenhang gibt. Eure Rüstung hat mich darauf gebracht. In Gilgat gab es doch eine kleine Einheit Echsenkavallerie. Ich hatte vor ewigen Zeiten ein paar Mal mit dem Kommandanten dieser Einheit dienstlich zu tun. In welcher Angelegenheit erinnere ich mich nicht mehr. Ich glaube er hieß Lars oder so ähnlich. Ich habe ihn zwar nie in seiner Kampfrüstung gesehen, aber für einen Reiter wäre eure Rüstung wie geschaffen.
Vielleicht hattet ihr damit etwas zu tun?“

„ Wirklich Gedanken mache ich mir in dem Haufen nur um einen... nein sicher, ihr habt da mehr Geschick“, weist er knapp auf Hel´s Flasche.
Becher hält er ebenfalls für überflüssig und nachdem Hel die Flasche so schnell geöffnet hat, probiert Ataeric einen großen Schluck. „ Ich glaube das ist bis jetzt das Beste.“ Ein nicht unerhebliches Kompliment, hat er sich bereits viel Mühe gemacht sich durch einige Getränke durchzutrinken.
Er nickt bei der Information über Tessya, hat er dies bereits aus einer anderen Quelle erfahren. Selbst dem Priestertum neutral gegenüberstehend würde er Hel weder beipflichten- noch stört er sich an dessen Abneigung, weshalb er weder zu dem einen, noch dem anderen seine Meinung dazu setzt.„ Mh.... Gilgat. Der Barde war in Gilgat.. abgesehen von vielen anderen Städten. Er hat versucht mein Gedächnis mit einem.. wohl recht bekannten Lied dort aufzufrischen nachdem mir einer seiner Verse bekannt vorkam. Aber das hat mir gar nichts gesagt. Ein Lars sagt mir auch nichts.... ich glaube es wird nicht leicht.. mir meine Erinenrungen wieder zu holen.“
Er reicht die Flasche an den rechts von ihm sitzenden Hel zurück, seinen Blick ebenfalls auf dem Metcha gerichtet. „Auf die Idee mit den Reitern kam er ebenfalls.. er erwähnte aber nichts von einer Echsenkavallerie in Gilgat.. mh.. ich spreche ihn noch einmal an.“ Ataeric wirft einen kurzen Seitenblick zu Hel:“ Danke. Vielleicht hilft mir das wirklich.“
„ Kam euch die Rüstung eigentlich wie... ein Teil einer Sragonverkleidung vor?“

Genießerisch schnuppert Hel an der Flasche und nimmt einen ordentlichen Schluck.
„Der Tropfen braucht sich vor einem Alten Achora wahrlich nicht zu verstecken.“
Er läßt noch einen Schluck folgen.
„Zumindest haben die, denen wir unseren Aufenthalt verdanken, Geschmack bewiesen. Das macht einiges erträglicher. Ich habe noch ein paar Flaschen von dem Elexir. Ich trete euch gern ein zwei, drei davon ab. Wer weiß wie lange wir noch gemütlich auf einer Veranda hocken und uns in aller Ruhe einen genehmigen können. Aber ihr habt mich neugierig gemacht. Wer ist es, um den ihr euch Gedanken macht?“
Er stellt die Flasche zurück auf den Tisch.
Nichts zu danken, Ataeric. Ich weiß aus erster Hand wie sehr einem diese Gedächtnislücken zusetzen. Aber vielleicht kann euch der Barde weiterhelfen. Er scheint mir ganz in Ordnung zu sein.
Erstaunt wendet er den Kopf und sieht Ataeric an.
„Sragonverkleidung? Darauf wäre ich nie gekommen, wenn ihr es nicht erwähnt hättet. Nein, selbst in der Rüstung geht ihr nicht als Sragon durch. Ich habe die Kerle vor Esticha aus nächster Nähe bewundern dürfen. Nicht die geringste Ähnlichkeit, abgesehen davon das eure Rüstung Metallschuppen hat. Aber ich glaube das sollte man nicht überbewerten. Schuppenpanzer haben eine Menge Vorteile gegen eine Plattenrüstung und lassen sich auch leichter herstellen. Außerdem fiele mir kein einziger Grund ein sich als Sragon verkleiden zu wollen.Wie kommt ihr darauf?“

„ Na da sag ich nicht nein, zu den Flaschen“, freut sich Ataeric über den ihm so einfach zufallenden Rum, für dessen Besorgung er nicht so viel Geschick aufweist.
„ Mh.. nunja.. ich bin wahrscheinlich nicht so der gute Beschreiber, sie hat die Rüstung ja nicht gesehen. Der Renegatin kam die Idee.... sie heißt übrigens Chelia und kommt ebenfalls aus Esticha.“ Er nimmt sich die Flasche vom Tisch, überlegt einige Herzschläge das Thema weiter zu vertiefen und entscheidet sich dann dafür es zugunsten des anderen zu verwerfen. Zwei Schlücke später bekommt die Hel die Flasche wieder hingehalten:“Ah nein.. auf den Barden solltet ihr Acht geben. Niemand mit so einem losen Mundwerk und solch einem Scharfblick sollte eigentlich so alt werden. Das meine ich ernst“, betont Ataeric, obwohl er dabei grinsen muss.“ Irgendwelche versteckten Talente müssen noch zusätzlich in ihm schlummern, da bin ich mir sicher. Die Priesterin kann ich nicht einschätzen. Chelia.. mhm.. sie scheint in Ordnung zu sein, wobei gerade ihr sie vielleicht nicht gerade zu Tee und Kuchen aufsuchen solltet. Generell scheint ihr hier als Bösewicht die Bühne betreten zu haben, was euch“, wendet er kurz den Kopf um nach Hel zu sehen:“ Schon fast vertrauenswürdig macht. Nein.. ich glaube zum Problem könnte Vella werden..“

Leise lacht Hel auf bei seiner Charakterisierung.
„Da ist etwas dran, Ataeric. Bei den Schurken weiß man immer woran man ist. Bei den moralstrotzenden Scheinheiligen muß man immer auf böse Überraschungen gefaßt sein.“
Noch immer grinsend greift er sich die Flasche und nimmt einen zur Brust.
„Ich habe immer eine Schwäche für ein loses Maul gehabt. Wahrscheinlich weil ich mir meins oft genug verbrannt habe. Er spielt den Narren, weil ihm das erlaubt ohne ernste Konsequenzen in Kauf zu nehmen, den Mund aufzumachen. Nur über den Weg traue ich ihm deswegen noch lange nicht, ich bin nicht aus Zufall so alt geworden, wie ich bin.“
Als Ataeric den Namen der Renegatin ausspricht, lauscht Hel für einen Moment dem Klang nach. Wieder ist es ihm als wäre er nur eine Haaresbreite davor sich erinnern zu können.
„Chelia heißt dieses Zwysel also.“
Hel denkt noch einen Moment nach, dann gibt er es auf.
„Wenn ich sie besuche, dann sicher nicht mit Kaffee und Kuchen. Darauf könnt ihr wetten.“
Jede Heiterkeit weicht für einen Moment aus seiner Stimme. Er nimmt eine Schluck aus der Flasche, bevor er sich wieder Ataeric zuwendet.
„Jetzt überrascht ihr mich. Warum ausgerechnet Vella? Sie tut keiner Fliege etwas zu leide, wenn man sie nicht zu sehr in die Ecke treibt.“

Ataeric beginnt bei Hel´s Erheiterung ebenfalls zu Grinsen:“ Ach was.. so alt seid ihr ja nun wirklich nicht.. das ihr meint so einen Vorsprung vor mir zu haben. Und angesichts dessen dass mein Körper aussieht als hätte Lijan darauf malen geübt und ich noch lebe, müsst ihr mit mir auch rechnen“. Er streckt seine Hand nach der Flasche aus und wird langsam wieder ernst, sich seine Worte zu Vella überlegend.“ Im Grunde genommen sind sich alle, mit denen ich gesproche habe einig, dass .. nun das es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Ohne jeden einzelnen wirklich gut zu kennen.. kann man doch sagen, dass alle ein wenig angespannt sind. Bis auf Vella. Sie baut sich ein Nest, Hel. Es gefällt ihr hier, ich bezweifel- ob sie die Insel überhaupt verlassen würde, wenn sie könnte. Damit habe ich kein Problem. Das ist ihre Sache. Aber sie macht ihre Sache gut. Sie umgibt sich mit.. mh.. nun, wenn ihr sie besuchen würdet, würdet ihr es sofort spüren. Ah stimmt ja, ihr könnt das ja nicht. Ihr .. nein.. wir beide sind davon ja ausgeschlossen. Vella.. ist ein Mensch der für den Käfig gemacht ist. Ein Piyuva das ahnungslos auf der Weide steht. Nur bleibt ein Piyuva ungern alleine. Also richtet sie diesen Käfig gemütlich ein, polstert ihn schön aus und holt sich Gesellschaft. Darauf versteht sie sich gut – sonst wäre sie kein Problem. Und ehe wir uns versehen, baut hier jeder ein hübsches Nest, spricht von seinem neuen zuhause.. und lässt sich bereitwillig mästen und mal hier hin führen und dann mal dort, wo man sie eben hin haben will. Das das hier eine.. Kulisse ist. Das es falsch ist, sich falsch anfühlt – wird dann in Vergessenheit geraten. Nun.. bis es zu spät ist. Sie ist.. sozusagen ansteckend. Und wie ihr schon sagtet.. solange man ihr nichts antut. Sie hat mich aus dem Haus geworfen, nur weil ich es gewagt habe, sanft an ihren Gitterstäben zu rütteln. Was glaubt ihr.. wird sie und ihre kommende Herde alles tun, um ihren Käfig aufrechtzuerhalten? „

„Ich weiß das ich einen Vorsprung habe. Ihr könnt es natürlich nicht wissen, aber ich als ich hier aufgetaucht bin, war ich auf einen Schlag mindestens ein dutzend Jahre jünger. Alle meine Narben und alten Verletzung sind verschwunden, wie das Schandmal der Inquisition, das sie mir unter das linke Auge tätowiert hatten. Mein Haar war mehr weiß, als grau. Ich habe das verdammte Alter in meinen Knochen gespürt, weiß wie langsam ich geworden war. Hier sind meine Reflexe und Körperbeherrschung wieder so wie in meinen besten Jahren. Deswegen habe ich auch durchgedreht, als mich im Spiegel gesehen habe, dort oben im großen Haus.“
Eine Weile schweigt er als Ataeric über Vella gesprochen hat. Erst nach zwei Fingerbreit aus der Flasche antwortet er ihm.
„Ich kenne Vella, sehr lange schon. In manchem habt ihr recht, in vielen nicht. Diese Stadt hier ist ein Kulisse, daran habe ich keinen Zweifel. Auch damit das Vella eine Frau ist, die sich nach Schönheit, Harmonie und Geborgenheit nicht nur sehnt, sondern sie auch zu schaffen weiß. Sie verwandelt ein Drecksloch in ein paar Tagen in einen Platz, an dem man sich wohl fühlen kann.
Das ist eine ihrer Gaben, wie ihr Zeichentalent. Aber sie ist mit Sicherheit niemand, der für den Käfig geboren ist und schon gar kein Piyuva. Sie ist aus ihrem Elternhaus ausgebrochen und ohne Mittel nach Esticha gekommen. Sie hat ihren Glauben über Bord geworfen und ist nach Vorovis gegangen, als sie mit Elurien fertig war. Sie hat in Käfigen gelebt und auch Vorovis war ein Käfig für sie. Sie ist keine geborene Vorovsianerin und nicht geschaffen für die Schwarze Stadt. Aber sie hat sich durchgesetzt. Das hier ist für sie wahrscheinlich das erste Mal das die Käfigtüre nicht erst aufbrechen muß. Es wundert mich also nicht, daß sie vermutlich lieber hier bleiben möchte, als zurück zu gehen. Aber unterschätzt sie nicht. Sie ist hoch intelligent und hinter ihrer zierlichen Erscheinung verbirgt sich ein starker Wille. Sie wird die Zeichen sehen, wenn sie nur ein wenig deutlicher an den Wänden stehen. Das sie euch aus dem Haus geworfen hat, wundert mich nicht.
Aber es hat weniger damit zu tun, daß ihr an den Gitterstäben gerüttelt habt. Sie verabscheut Gewalt aus ganzem Herzen. Sie spürt diese Dinge und ihr riecht danach, genauso wie ich. Aber um eure Frage zu beantworten, wenn sie erst merkt, daß sie wieder in einem Käfig gelandet ist, dann wird sie auf die eine oder die andere Art ausbrechen.“
Er schweigt wieder für einen langen Moment.
„Sie ist die Einzige hier für die ich ohne jeden Vorbehalt meinen Hals riskiere, ob ihr es nun glaubt oder nicht.“

„Vielleicht findet ihr ein paar der Narben und Verletzungen an mir ja wieder“, spöttelt Ataeric, doch dann schweigt auch er, das Gehörte erst einmal verdauend. Zumindest versucht er das. Erinnerungen zu verlieren, ein Jahrzehnt verpasst zu haben- alles Geschehnisse, für die sich vielleicht eine Erklärung finden lässt. Aber zwölf Jahre an Alter zu verlieren? Er betrachtet den Mann neben sich prüfend, überlegend ob vielleicht dessen Erinnerung- nun einfach falsch ist und er niemals alt gewesen ist. Dennoch, jemand hatte diese Verjüngung bereits erwähnt ohne Hel zu benennen und wenn dessen Erinnerung falsch ist, dann sind es auch die der anderen. Hel ist hier –im Gegensatz zu vielen anderen- fast jedem bekannt. „Mit euch hat sich jemand wirklich viel Mühe gegeben. Nein, ihr seid ganz gewiß nicht aus .. Zufall hier.“
Er lauscht den Ausführungen über Vella. Aufmerksam, lässt er sich kein Wort entgehen, doch immer noch nachdenklich ob dieser Eröffnung. „ Aj.. so eine Schande. Ich dachte wirklich, nachdem ihr mir von eurem blanken Hintern erzählt habt, riskiert ihr für mich auch euren Hals“, versucht er das kalte Gefühl das ihn beschleicht zu vertreiben. Es hilft nicht, weshalb er die Flasche ansetzt und weit mehr als den üblichen Schluck des wärmenden Getränks die Kehle herunterrinnen lässt. Mit einem Husten gibt er die Flasche zurück, Alkohol allein wegen seiner Masse gut vertragend- aber solch hinuntergestürzte Mengen dann wohl doch nicht gewöhnt.
„ Könnt ihr mit einem Boot umgehen?“ wischt er sich mit dem Handrücken über den Mund und damit gleich das Thema hinfort. „Ich habe ein paar Fischerboote gesehen, nichts großes. Mich probeweise auch reingesetzt aber mir ist dann zum Glück doch noch aufgefallen, dass ich mir nicht sicher bin wo hinten und vorne ist bevor ich die Leinen gelöst habe. Der Metcha scheint flach zu sein.. vielleicht gibt es Festland in der Nähe“, nicht das er es glaubt, aber es ist ein Versuch wert.“ Und ich würde mir gerne noch einmal den Raum da unten ansehen. Wir beide scheinen die einzigen zu sein.. die den Weg darüber hierher gefunden haben. Wenn wir wirklich dort lang gekommen sind, dann muss es dort auch wieder heraus gehen!“

Genau dieses beschissene Gefühl habe ich auch.“: stimmt er Ataeric zu.
„Die Frage ist nur warum? Wenn mich irgendjemand auf die Eisfelder schicken wollte, könnte er das billiger haben. Oder aber dieser jemand oder etwas hat vor uns auf ganz kleiner Flamme zu rösten und sich daran zu erfreuen. Ich kann zwar nicht mit endgültiger Sicherheit jemanden von uns ausschließen, aber ich bin jetzt sicher, daß wir beobachtet werden. Dieses Dreckstück von Renegatin hat ja nicht nur mein Bett aufgeschlitzt, sondern mir auch meinen Teppich ruiniert. Ich habe das gute Stück eingerollt und ihn auf meine Veranda gestellt um ihn wegzuwerfen. Dann habe ich mich für ein paar Stunden schlafen gelegt und als ich ins Haus gehe, stehe ich auf einem anderen Teppich und der Meine war verschwunden. Theoretisch könnte sich auch einer von uns bei mir eingeschlichen haben, aber nach dieser Nacht habe ich mit einem Auge offen geschlafen. Ich glaube es also nicht. Es ist so widersinnig, daß es mir nicht in den Kopf gehen will. Welcher geheime Beobachter verrät sich selbst? Will man uns zermürben? Und wenn zu welchem Zweck? Ich sollte mich mit den Anderen unterhalten, ob ihnen auch etwas in der Art untergekommen ist, oder ich der Einzige bin, auf den sie es abgesehen haben. Habt ihr irgendetwas in der Art bemerkt?“
Ataerics Bemerkung entlockt ihm aber dann doch ein Grinsen.
„Ihr interpretiert einfach zuviel in einen blanken Hintern hinein. Ich habe zwar keine zwanzig Metchajahre auf dem Buckel, aber mit diesen Kähnen komme ich zurecht. Ich habe auch schon daran gedacht, es mit dem Metcha zu probieren. Aber für die Türen, durch die wir gekommen sind, da sehe ich schwarz. Selbst wenn wir sie finden, können wir sie nicht öffnen.“

Ataeric blickt rasch aus den Augenwinkeln zu Hel, als dieser von dem nächtlichen Besuch der Renegatin berichtet. Unklar, ob er sich an dem stößt wie Hel davon erzählt oder ihm dieses Ereignis völlig neu ist. Statt sich jetzt mit den Problemen zu beschäftigen, die ihr Leben auf der Insel zwangsläufig mit sich bringt, bevorzugt er jetzt die Auseinandersetzung mit dem eigentlich Ursprung, ihrem Hiersein als Quelle allen Übels.
„ Nein.. sowas ist mir nicht aufgefallen“, entgegnet er nach einer Pause des Nachdenkens, als Hel geendet hat. Doch dann hält er inne, legt den Kopf schief und verbessert sich zögernd.“ Obwohl... jetzt da ihr es erwähnt. Vielleicht doch. Ich.. konnte diesen Eindruck nur nicht richtig einordnen. Aber mir ist etwas aufgefallen. Bei den Häusern. Ich habe einige durchsucht und jedes, wirklich jedes macht den gleichen Eindruck, wirkt völlig unebewohnt.. unbelebt obwohl es alles beherbergt, was man zum Leben braucht. Während ich mich darin aufhalte, scheint es sich aber zu ändern. Ein... Blatt auf dem Gras, das liegen bleibt. Der Sand von meinem Schuhen auf den Böden. Etwas, das ich nicht haben wollte und achtlos irgendwo hingestellt habe. Aber ich sage euch.. nie, nie bin ich in ein Haus hineingekommen, das solche Anzeichen aufgezeigt hat. Wir alle durchstromern hier die Häuser, nehmen was wir wollen und lassen liegen was wir nicht mehr brauchen. Aber egal wo ich hinkomme, es sieht immer so aus, als wäre ich der Erste der die Schränke durchwühlt. Ganz als.. würde das Haus darauf warten, das jemand einzieht und alles perfekt dafür vorbereitet halten.“
Er hält erneut inne, denkt über seine eigenen Worte nach, die er an einem anderen Ort für das Geschwätz eines Irren halten würde. „ Es macht Sinn wenn sich alle einmal zusammen setzen würden“, weitet er Hel´s Ansinnen gleich zu etwas größerem aus. „ An einen neutralen Ort vielleicht.. mhm.. warum sollten wir die Tür nicht wiederfinden? Jede Tür lässt sich öffnen!“ Bringt er voller Überzeugung ein, ganz getreu dem Motto, wo ein Wille da ein Weg. Und auch zu Hel´s eigenen Überlegungen bezüglich des Metchas fällt ihm eine Entgegnung ein. „ Nehmt mich mit, wenn ihr es auf dem Metcha versuchen wollt.“