Forum Übersicht - RE: Der Tanz der Schatten - 3

„Nein, hatte nichts mit Religion zu tun. Ich erzähle es dir später“: erklärt er knapp, während er die Kleidungsstücke aus kostbaren Stoffen achtlos zur Seite schiebt. „Blöd ist Javero ganz und gar nicht.“: stimmt Hel dem Krieger zu, während er die Wände des kleinen Raumes absucht und dabei immer wieder störende Kleidungsstücke aus dem Weg räumt. „Aber vermutlich liegt er ohnehin schon irgendwo unter einem Baum. Alles was länger als zwei Minuten dauert und nichts mit Liedern, Schnaps und Weiberröcken zu tun hat überfordert seine Geduld.“ Es ist reiner Zufall, daß er sich er mit der Schulter einen der Kleiderhaken, die an der Wand montiert sind, lehnt. Mit einem leisen Klick rastet der Haken ein und lautlos gleitet die Rückwand der Garderobe zur Seite und im schwachen Licht zeigen sich ein paar Stufen einer Treppe die hinunter in die Dunkelheit führt. „Glück muß der Mensch haben. Komm, das sehen wir uns an.“ Ataerics Lampe enthüllt Holzstufen die ein paar Vat tiefer in einen ordentlich gemauerten niedrigen Gang münden, so daß der Hüne den Kopf einziehen muß, um ihn sich nicht anzuschlagen.

Stoffe, die nicht für einen Strandspaziergang gedacht sind, sondern entweder um in kostbarer Robe unter Hochgestellten in ansprechender Atmosphäre zu wandeln oder eine solche im Schlafzimmer zu erzeugen. Ataeric hat ebenso wenig einen Blick für die Garderobe übrig wie Hel. Noch während er darüber nachdenkt, ob er dem Älteren in seiner Meinung bezüglich Javero zustimmen würde oder nicht, ertönt das leise Klicken und die Wand gleitet wie von Zauberhand geführt zur Seite. Der Krieger, der sich mittlerweile an die schmale Wand gelehnt hatte richtet sich augenblicklich auf. Nur einen kurzen Moment zögert er, hält er weder sich noch Hel für passend ausgerüstet, um hier eine Erkundungsreise zu starten – andererseits kann sich auf dieser Insel schnell eine Begebenheit ändern, so dass man eine Gelegenheit sofort wahrnehmen sollte. „Lass mich mit der Lampe vor“, murmelt er leise und drängt sich an den Reichsprovisor vorbei. Der Hüne leuchtet die Treppen in dem Gang vor ihnen aus, in dem es nicht einmal eine einzelne Spinne geschafft hat ihr Netz zu spinnen. Selbst der Boden ist frei von Staub und dementsprechend keine Fußspuren zu entdecken, die auf eine kürzliche Nutzung schließen lassen. „Also gut“, gibt Ataeric verspätet seine Zustimmung, wohl wissend, dass Hel auf diese gewiss nicht gewartet hat. Er zieht den Kopf ein als sie den gemauerten Gang erreichen und zählt leise die Schritte, die sie hinter sich bringen..

Die weiche Berührung an seiner Schulter ist weich und warm - lebendig! Nichts zeugt davon, dass sich die Schöne alsbald, gleich einer traumgespinstigen Schimäre, in Luft auflösen wird. Der betörende Duft weckt Erinnerungen an lang Nächte unter farbenfrohen Baldachinen und zerwühlten Seidenkissen und das Lächeln auf dem makellosen Gesicht hätte kein Künstler in verlockenderer Eindeutigkeit auf Leinwand bringen können.
So folgt der Spielmann dem Zug in den Nebenraum, lässt den Blick nicht von dem schönen Antlitz, welches Raum und Zeit zur Nichtigkeit reduziert und jegliche Aufmerksamkeit ganz eifersüchtig für sich beansprucht.
Das Sofa taucht als einladende Spielwiese hinter ihnen auf und nur eine einzige Bewegung würde der Verlockung genüge tun und beide darauf versinken lassen. Der Spielmann schmälert jedoch jäh unter einem neckische Grinsen die Augen, fasst die Schöne an den Handgelenken und dirigiert die rassige Ashrabadi einmal schwungvoll herum, sodass sie mit dem Rücken dicht an dem etwas größeren Spielmann steht. Ihre Arme sind vor der Brust gekreuzt und werden so locker von Javero gehalten, dass sie sich jederzeit befreien könnte, wenn sie es wollte. Javeros Gesicht schiebt sich dicht neben das ihre, die Locken kitzeln ihre Wange und die Stimme des Musikers dringt gleich darauf schelmisch an ihr Ohr. "Eine Nacht mit mir ist nicht umsonst, Drayajel." flüstert er seidenweich.

Ohne Widerrede läßt Hel Ataeric mit der Lampe an sich vorbei. Er hat nicht die geringste Lust im Finsteren über die Treppe zu fallen oder eine Falle zu übersehen. Die Treppe wie auch der Gang sind solide Handwerksarbeit, die auch in Esticha oder Vorovis nicht viel anders aussehen würden.
Er folgt dem Krieger bis ans andere Ende des Ganges, von dem ein paar Stufen zu einer Türe führen, die sich problemlos öffnen läßt. Im Licht der Lampe zeigt sich ein typischer Keller der Stadt. Sauber, nur halb genutzt, mit Kisten, Möbel und Gegenständen des täglichen Gebrauchs angeräumt. Eine Treppe führt nach Oben und kein Laut ist zu hören. Der feine Hauch des Malamduftes ist schon nahezu verweht, aber immer noch auszumachen.

Noch ehe der Spielmann überhaupt erahnen kann was die Schöne im Schilde führt, werden seine Muskeln in unsichtbare Fesseln gelegt. Er atmet scharf ein, versucht jedoch nicht sich gegen die Fixierung zu wehren, sondern lauscht ihrer Stimme mit argwöhnischer Neugierde. Seine Reaktion auf das Gesagte verliert sich unter der Starre gänzlich und so entschwindet die Exotin, ohne dass der Barde auch nur in der Lage ist ihr nachzublicken. Es dauert einige Momente, ehe die erstarrten Muskeln ihren Dienst wieder aufnehmen und Javero verkrampft die Schultern hebt. Seine Hand fährt sogleich zu der Stelle am Hals empor, wo er immer noch meint ihre Lippen der Ashrabadi kribbeln zu spüren. Ein spöttisches Lächeln lässt seine Lippen kräuseln, als er den Kopf zur Tür wendet. "Miststück..." raunt er leise, lacht dann jedoch heiter und schüttelt den Kopf, ehe er sich in Bewegung setzt, um durch den Türspalt hindurch auf die Straße zu schlüpfen. Nur kurz blickt er sich um, ob die beiden Krieger ihre Erkundung bereits beendet haben, dann huscht er in den letzten langen Schatten des erwachenden Morgens davon, um sich ein Plätzchen zum Schlafen zu suchen.

Ataeric lässt das Licht über die Gegenstände schweifen, eine Leiter erscheint, ein paar Gartengeräte und leere Holzkisten aber auch gefüllte Stoffsäcke, Regale und Schränke. Der Hüne wirft nur kurz einen Blick zu Hel, er glaubt nicht dass sich dieser nun hier näher umsehen möchte und sofern ihm der Ältere nichts gegenteiliges mitteilt, geht er recht zügig dazu über, die Treppe anzusteuern. Eine weitere Tür wird sichtbar, in dem unbehandelten, groben Holz wie üblicherweise eine Kellertreppe von innen aussieht. Das Türschloss gibt ein metallisches Geräusch von sich, als Ataeric die Klinke herunter drückt und vergeblich versucht die Tür zu öffnen. Er reicht kommentarlos die Lampe an Hel und steigt eine Stufe tiefer um etwas Bewegungsspielraum zu bekommen, bevor er sich mit der Schulter und der ganzen Wucht seines Körpers gegen die Tür wirft..

Hel macht keine Anstalten das Gerümpel im Keller näher in Augenschein zu nehmen. Hinter Ataeric steigt er die Treppe hoch, nimmt die Lampe entgegen und macht ein paar Schritt zurück, damit der Krieger Platz für einen kleinen Anlauf hat. Als Ataeric mit Schwung gegen die Türe rammt, fliegen Splitter und Holztrümmer durch die Luft und die Türe wird fast aus den Angeln gerissen durch die Wucht des Anpralls. Der Schwung reißt Ataeric mit und nach zwei, drei stolpernden Schritten fängt er sich im Korridor des Hauses, in das sie eingedrungen sind. Hel folgt ihm auf den Fersen. Das Licht der Lampe erhellt im noch düsteren Korridor gediegene Einrichtung. Auch Ataeric müßte der Hauch von Malam auffallen. „Ich gehe rauf. Sieh du dich hier um.“: sagt Hel und drückt ihm die Lampe in die Hand. Mit schnellen Schritten eilt er zur Treppe und verschwindet zwei Stufen auf einmal nehmend im oberen Stockwerk. Es dauert nicht lange bis er zurück ist. „Oben war sie nicht. Keine Spur von Malam. Hast du was gefunden?“

Der Krieger nimmt die Lampe entgegen, löscht sie im Gehen und stellt sie bei der nächsten Gelegenheit ab. Der Tag ist mittlerweile weit genug fortgeschritten um das Himmelsfeuer die Räume erhellen zu lassen, zudem hier keine bunten Stoffe die Fenster verhängen um ein künstliches Zwielicht zu erzeugen. Im Korridor hängt der Duft nach Malam nach, doch erst im zweiten Zimmer wird der Krieger fündig - oder eher seine Nase. Sich um sich selbst drehend und mal einen Vat in die Richtung, dann einen in die andere gehend, schnüffelt er hörbar in der Luft ohne sich darum zu scheren, was für ein merkwürdiges Bild er dabei abgibt. "Sie war hier!" ruft er zurück und beginnt sich in dem Raum umzusehen. Ein rot bezogenes Sofa, ein paar helle Möbelstücke, Strandbilder an den Wänden - ein Haus wie so viele hier und gänzlich anders im Stil, als das ashrabadische Schlafzimmer im Haus gegenüber..

Hel geht Ataerics Stimme nach und schnuppert nun seinerseits in der Luft herum. „Du hast recht, sie war hier.“: sagt er und sieht sich kurz um. Er hat im Moment keinen Sinn für die Komik der Situation in der zwei halbnackte Männer wie Jewaks durch die Räume schnüffeln. „Ich glaube nicht, daß wir hier lange suchen müssen, das Miststück ist uns entwischt.“: sagt er mißmutig. „Aber das Zimmer im anderen Haus sieht aus als wäre es das Ihre. Zumindest hat sie sich dort länger aufgehalten. Die ganze Garderobe riecht nach ihr. Vielleicht war es also doch kein totaler Fehlschlag. “ Hel dreht dem Zimmer den Rücken zu und geht den Korridor bis zur Eingangstüre, die sich öffnen läßt. „Da ist sie also hinaus. Javero hat sie vielleicht gesehen.“ Weit und breit ist keine Spur vom Spielmann zu sehen. „Gehen wir ihn suchen oder willst du einen trinken gehen, bevor wir die Bäume abklappern?“: erkundigt er sich bei Ataeric.

Hel muss am Ausgang ein paar Herzschläge auf den Krieger warten, der sich in dem Zimmer weiter umsieht."Was meinst du mit entwischt? Javero hatte sie gestern.. ," er tritt nach draußen und sieht zu dem Balkon gegenüber. " Meinst du wirklich sie wohnt hier? Nein, es hat keinen Sinn ihn zu suchen", winkt er rasch ab, als der Ältere den Vorschlag macht nach Javero zu sehen und starrt unverwandt zum Balkon hoch: " Er wird wieder auftauchen. Dann können wir ihn fragen. Wir würden ihn doch nicht finden, selbst wenn wir die ganze Stadt umkrempeln und falls doch wäre er so unleidig, dass wir nichts vernünftig aus ihm heraus bekommen. " Ataeric senkt den Kopf und schaut zu Hel hinüber." Aber wir könnten uns das Haus noch einmal ansehen. Genauer - und zwar gleich. So wie wir es im Haupthaus machen wollten. Du hast was von.. Geräten erzählt, vielleicht ist hier etwas. Danach können wir gerne einen trinken gehen.."

Überrascht dreht sich Hel zu Ataeric. „Was meinst du mit Javero hatte sie? Das er sie gevögelt hat?“ Leise pfeift er durch die Zähne. „Wenn das stimmt, dann müssen wir allerdings dringend mit ihm reden.“ Obwohl er die Stimme nicht gehoben hat und sein Tonfall der einer Plauderei ist, schwingt eine unausgesprochene Drohung in seinen Worten mit. „Ich weiß nicht ob sie hier wohnt, aber sie hat sich da oben längere Zeit oder immer wieder aufgehalten. Es kann aber auch sein sie will uns das glauben lassen. Auszuschließen ist es nicht. “ Einen Augenblick überdenkt er Atarics Worte über den Barden. „Du hast Recht. Lassen wir es für den Moment.“ Er erwidert den Blick des Kriegers, dann nickt er entschlossen. „Gut, nehmen wir uns das Haus vor und zwar gründlich.“

"Was?!" bekommt Hel mit einer Mischung aus Unglauben und Verwirrung an den Kopf geworfen, wie kam er denn jetzt darauf? " Nein, das meinte ich nicht. Das will ich auch gar nicht so genau wissen. Das geht mich schließlich nichts an!" stellt er hier mal ganz klar. Ataeric schüttelt den Kopf und sieht von dem Älteren zurück zu dem Haus, vor das sie noch immer stehen. "Ich meinte, er hatte sie gestern gesehen. Ncht heute", bringt er den abgebrochen Satz nun zu Ende." Bis auf den Geruch wissen wir doch gar nicht ob sie gerade hier war, vielleicht hält sich das Malam lange?" stellt er die Meinung von Hel in Frage, sie sei ihnen gerade entwischt. Zumindest er hat die Frau nicht flüchten gesehen.
"Also das Haus", nickt er, als der Ältere sich derart entschlossen sieht und damit verbunden bewegt er sich darauf zu. "Worauf genau muss ich achten? Wo glaubst du..", winkt Ataeric dann von selbst ab. " Zeigt mir wie du suchst, worauf du achtest. Dann nehme ich mir auch einen Raum vor", weist er Hel an.

Leise lacht Hel bei der Reaktion Ataerics auf. „Schon gut. Kein Grund sich aufzuregen, es hat sich irgendwie so angehört. Im Prinzip hast du nicht Unrecht und es ist mir egal, mit wem er sich vergnügt, aber in diesem speziellen Fall ginge es uns etwas an.“ Dann zuckt er mit den Achseln.
„Vielleicht ist auch nur meine professionelle Paranoia wieder einmal mit mir durchgegangen. Ich habe es so verstanden, daß er sie heute Nacht gesehen hat, bevor er diese Nummer mit der Stimme abgezogen hat. Malam hält sich auf Stoff und Haut sehr lange, aber in der Luft verflüchtigt es sich recht rasch. Sie war also vor nicht langer Zeit hier in diesem Haus. Nach einer halben Jhane wirst du nichts mehr riechen, wenn nicht irgendwo etwas herumliegt, das mit ihr in Berührung gekommen ist.“ Er setzt sich in Bewegung. „Wir nehmen uns als erstes das Schlafzimmer vor. Dort war sie sicher.“