Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Der Tanz der Schatten

Wie fast immer schläft Hel auf seiner Veranda und wenn er nicht stockbetrunken ist hat er einen leichten Schlaf, ein Erbe der langen Jahre als Jäger und Gejagter. Die plötzliche Lichtflut läßt ihn hochfahren und noch in der Bewegung greift er nach seinem Dolch. Als er aus dem Bett rollt hält er bereits die blanke Klinge in der Rechten. Er glaubt seinen Augen nicht trauen zu können. Nur mit einem Lendentuch bekleidet, den Dolch immer noch in der Hand, setzt er sich in Bewegung, springt die Stufen hinab und läuft den Weg zur Stadt entlang. Als er an Ataerics Haus vorbei läuft hält er nicht inne, aber er laut ruft er. „Ataeric! Komm raus! Das mußt du dir ansehen!“ Er wartet nicht ab ob sein Rufen irgendeine Reaktion auslöst. Als er die befestigte Straße am Hafen erreicht, bleibt er stehen. Die ganze Stadt leuchtet, alles ist in goldenes Licht getaucht und der Metcha schimmert wie flüssiges Gold, dessen Oberfläche sich kräuselt. Völlig verzaubert von diesem Schauspiel steht Hel nur da, die Augen weit geöffnet und schaut. Mit fast kindlichem Staunen wandert sein Blick von der gleißenden Stadt hinaus auf den goldenen Metcha und wieder zurück. Nicht einmal die Schatten bringen ihn dazu sich von diesem Anblick loszureißen.

Mit dem ersten Silberstreif naht für den Krieger die Zeit, an der er gewöhnlich seine Morgenroutine beginnt. Doch noch schläft er einen ruhigen, traumlosen Schlaf oben in der offenen Schlafebene, die lediglich durch die Höhe ein wenig Schutz vor neugierigen Blicken bietet. Mit dem Auftoben des vielstimmigen Geschreis und ängstlichen Gebrülls der Tiere ist er hellwach. Nur kurz danach vernimmt er Hel´s Rufe, der an seinem Haus vorbei läuft und mit denen der Hüne von der erhöhten Ebene springt und sich gerade noch die Zeit nimmt seinen Waffengurt vom Haken zu reißen, bevor er selbst auf den Strand läuft. Ähnlich wie sein Nachbar ist er barfuß und trägt lediglich eine Hose, die bei ihm immerhin bis zu den Knöcheln reicht. Kurz stockt er, als er die Helligkeit einem goldenen Lichtmeer über der Stadt zuordnen kann, dann folgt er dem Älteren, der mittlerweile einen guten Vorsprung hat. Am Hafen hat er ihn eingeholt, bleibt ebenfalls stehen und nutzt den Blick die Hauptstraße hoch, an der die Häuser wie lichtgeflutete Wachen Spalier stehen. Nur langsam und ohne es wahrzunehmen schnallt er sich den Waffengurt um die Hüfte, die grauen Augen, in denen der güldene Schein einen warmen Glanz bringt über den Zauber gleiten lassend. Bis der Spuk plötzlich zu Ende ist.
Hel hört den blonden Mann hinter sich scharf den Atem einziehen, als das Licht verlöscht und vor den nun nahezu blinden Augen funkelnde, bunte Lichter zurück lässt. Ataeric blinzelt einige Male, doch es dauert bis er sich an die Dunkelheit gewöhnt hat und der Ältere vor ihm wieder Kontur in der diffusen Dunkelheit erhält. „Das war.. ziemlich auffällig“, ertönt die tiefe, nüchterne Stimme des Hünen.

Noch immer unter dem Bann des Schauspiels schüttelt Hel fassungslos den Kopf. „Auffällig? Das war der spektakulärste Anblick der mir jemals untergekommen ist. Einfach phantastisch, unglaublich.“ Erst jetzt bemerkt Hel das er immer noch den blanken Dolch in der Hand hält. Schon will er in einer halb unbewußten Geste die Waffe zurück in die Scheide stecken, dann merkt er das er nur im Lendentuch da steht und läßt es. Er dreht sich zu dem Hünen um, der etwas hinter ihm steht. „Trotzdem ich es mit eigenen Augen gesehen habe, fällt es mir schwer es zu glauben. Was soll dieser ganze verrückte Aufwand? Wir wissen längst das wir Gastgeber haben und sie wissen, das wir es wissen. Obwohl ich die ganze Hafenstraße eigenhändig kehren würde, um das nochmals zu sehen, frage ich mich, was soll das für einen Sinn haben? Wollen sie uns ihre Macht demonstrieren?“ Ratlos kratzt sich Hel den Bart. „Eine ganze Stadt zu beleuchten wie einen Festsaal, das übersteigt mein Fassungsvermögen. Sind die Kerle auf Etrusha-Extrakt, völlig zugedröhnt und total abgefahren? Mir wäre jetzt danach.“: stellt er in einem halb spaßig, halb betroffenen Tonfall fest.

Auch an ganz anderer Stelle der Stadt wird das Phänomen wahrgenommen. Chelia Zontor hat einen leichten Schlaf. Die Auseinandersetzung mit Ataeric hat ihr einen harten Schlag versetzt. Es sind nun zwar einige Tage vergangen, und doch verspürt sie doch besonders während der Nächte Schmerzen in ihrer Schulter, die ihr mitunter den Schlaf rauben. Durch den hohen Blutverlust schläft sie auch tagsüber immer noch viel, und auch dies hat natürlich negative Auswirkungen auf die nächtliche Ruhe. Und so braucht es nicht viel, um sie aus dem Schlummern zu reißen, in das sie im Moment der Erscheinung verfallen gewesen ist. Mühsam kämpft sie sich aus dem Bett, schlurft zum Fenster. Ihre Augen weiten sich. Sollte sie sich ankleiden, ihr Haus verlassen und nachsehen, was es mit diesem Leuchten, mit diesen sich darin abbildenden Schemen auf sich hat? Was würde es bringen?

Chelia hat bereits einmal dieses flackerlose Leuchten gesehen, damals, nach dem Besuch im Haupthaus mit Ataeric. Der Ataeric, der ihr immer wieder mit Worten zugesetzt hat und ihr nun mit einem beherzten Armbrustschluss beinahe jeglichen Segen Mehdoras entzogen hätte. Damals hat sie sehr wohl nachgesehen, damals hatte sie nichts gefunden. Sie hat nach einer weiteren Erscheinung ein Haus erstürmt, aus dem sie Geräusche wahrgenommen hat. Damals hat sie Tessya verletzt, die Chirà, so scheinbar kalt und unbarmherzig wie Chiràs halt einmal sind, und doch von den Bewohnern der Insel die, die sie als ihre engste Verbündete betrachtet im Kampf gegen die latente vorovisianische Gefahr, die insbesondere von Hel Nergal ausgeht. Und letzthin ist jedenfalls anzumerken, dass sich Chelia noch immer in einem recht kompromittierten Zustand befindet, nur den linken Arm gebrauchen kann, schnell außer Puste gerät und auch immer wieder von Schwindelanfällen geplagt wird.

Hin und her wird die junge Frau also gerissen, von verwegenem unternehmerischen Drang als auch von vernünftigem Zögern. Schließlich gewinnt letzteres. Sie wirft sich die Decke ihres Lagers um die Schultern, betritt ihre Veranda. Doch da ist das Schauspiel bereits wieder verschwunden.

Als müsste er seine eigene mangelnde Reaktion auf das Geschehen ausgleichen, beobachtet der Krieger eingehend die seines Nachbarn. Er zieht sogar interessiert eine Braue hoch während er Hel aufmerksam zuhört und sich dessen geteilte Begeisterung für das Geschehen ansieht. Einige Zeit schweigt er, sieht die dunkle Hauptstraße hinauf und zurück zu dem Älteren.“ Vielleicht ist es genau das: Die Demonstration von Macht. Sie zeigen wozu sie in der Lage sind, wie sehr sie uns überlegen sind, was sie mit uns machen können. Sie können bestimmen wo wie uns aufhalten, wo wir leben.. ob wir überhaupt leben oder nicht. Sie können Lebensjahre schenken und.. wunderliche Dinge vollbringen. Schöne – die begeistern können oder auch Freude bringen. Sie zeigen uns das sie uns immer beobachten und im Blick behalten, sich um uns kümmern, uns vielleicht auch bestrafen oder uns.. etwas Gutes tun wollen. Dabei haben sie die absolute Kontrolle. Vielleicht wäre es an der Zeit, das wir versuchen sollten mit ihnen... in Kontakt zu treten?“ Ataeric zuckt mit den Schultern:“ Das könnte doch nicht schaden.. ich hab nur keine Ahnung wie.“

Mit einem Achselzucken erwidert Hel den Blick des Kriegers. „Nein, schaden könnte es nicht. Aber ich hab genauso wenig Ahnung wie du, wie wir an sie heran kommen könnten. Das Haupthaus ist der einzige, wirkliche Anknüpfungspunkt. Vermutlich ist es noch immer versperrt und deine beiden Echsen waren ein ganz deutlicher Hinweis, das sie es nicht schätzen, wenn wir unsere Nasen da hinein stecken. Das bedeutet meiner Meinung, das es einen guten Grund gibt uns dort nicht haben zu wollen. Vielleicht sollten wir es noch einmal riskieren.“ Nachdenklich streicht er sich über den Bart. „Was mir am Meisten zu schaffen macht, ist das Fehlen jeglicher Logik im Verhalten unserer Gastgeber. Sie kennen uns, kennen unsere Vergangenheit und sollten wissen, daß wir, mit einer Ausnahme, keine verblödeten Halbidioten sind. Sie hören uns sehr wahrscheinlich zu. Wozu dann so eine Demonstration? Es macht nur dann Sinn, wenn es ihnen so wenig Mühe bereitet eine ganz Stadt taghell zu erleuchten, wie uns das Öffnen einer Weinflasche, eine beiläufige Geste, über die sich gar nicht lange nachdenken. Alles Andere wäre mit Katapulten auf Jewakas zu schießen.“
Für einen Augenblick wird sein Blick abwesend, wie Ataeric es schon ein paar Mal an ihm bemerkt hat, wenn Hel konzentriert nachdenkt. Dann zeichnet sich ein Lächeln auf seinen Gesichtszügen ab, das zu einem breiten Grinsen wird. „Du hast doch in einem unserer ersten Gespräche gesagt, wir sollten das Unerwartete tun, etwas das man nicht von uns erwartet. Also dann!“ Noch immer grinsend marschiert Hel in die Mitte der Hafenstraße und stellt sich in Positur. Mit lauter, wohlklingender Rednerstimme legt er los. „Verehrte Gastgeber! Nach Wochen in dieser schönen Stadt als eure Gäste ist der Wunsch euch persönlich unseren Dank für euer Gastfreundschaft auszudrücken nicht mehr zu unterdrücken. Es wäre uns eine große Freude euch diesen Dank von Angesicht zu Angesicht auszusprechen und deshalb ersuche ich euch in unser aller Namen euch zu zeigen oder wenigstens einen Boten zu schicken, um über ein Treffen zu sprechen. Habt Dank für eure Aufmerksamkeit und für euer Mühen!“ Zum Abschluß deutet Hel noch eine Verbeugung in Richtung des Haupthauses an.

„Nein, logisch ist das alles nicht,“ stimmt Ataeric Hel zu und lässt ihn dann in Ruhe, als er den Ausdruck in dessen Gesicht bemerkt. Fragend wird sein eigener, als Hel plötzlich grinst und sich schließlich noch in Position bringt, um seine Ansprache zu beginnen. Der Krieger kann die Mimik des Reichsprovisor nicht sehen, steht er ihm im Rücken, aber er ist sich sicher, dass diese zu der guten Rhetorik passen wird. Er sieht auf das saubere Pflaster unter seinen bloßen Füßen und versucht sich die aufkommende Belustigung nicht allzu deutlich im Gesicht ansehen zu lassen. Aber Hel, nur mit einem Lendentuch bekleidet, den blanken Dolch in der Hand und redeschwingend auf der verlassenen Straße im Nirgendwo stehen zu sehen, ist wahrlich ein Blick wert. Weshalb er recht rasch wieder hoch sieht, um sich das dann doch nicht entgehen zu lassen. „Gut gebrüllt“, zucken seine Mundwinkel verräterisch:“ Nicht die Worte die ich gewählt hätte und für meinen Geschmack kam viel zu oft Danke vor, aber ich bin hier ja auch nicht der Diplomat.“ Der Krieger wird jedoch rasch wieder ernst:“ Sie schießen mit Katapulten auf Jewakas, um uns nicht vergessen zu lassen, wem wir es zu verdanken haben, dass wir hier sind. Und mit solchen Aktionen wie das hier gerade, bringen sie uns dazu zu reagieren. Offensichtlich ist es ihnen zu langweilig, wenn wir nur die .. Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Wir sollen auch etwas tun.“

Wie so häufig auf dem erhabenen Pfad des Dächergewirrs unterwegs, erhält der Barde einen Ausblick über das so geisterhafte Stadtenflammen, welcher wohl keinem Anderen vergönnt ist. Abrupt stockt ihm der Atem, als die dunkle Lethargie der Insel durch ein ungewohntes Eigenleben gestört wird und er duckt sich instinktiv hinter einen Schornstein. Fassungslos gleiten die dunklen Augen über das Spektakel, erhaschen es erst nur in seiner überwältigenden Gesamtheit, ehe er sich aus einem Impuls heraus wieder erhebt und den Blick in die erleuchteten Fenster herein lenkt. Unbelebte Schatten, unwirklich und lautlos, ein Trugbild des städtischen Lebens, mehr nicht. So plötzlich wie es begonnen hat, erlischt der Lichterzauber auch schon wieder und die Nacht bleibt dunkel und unter dem Geheule der aufgeschreckten Fauna zurück. Eine plötzliche, diplomatisch erhobene Stimme hallt etwas verzerrt, aber durchaus noch verständlich vom Hafen her zu ihm herüber. Er muss unwillkürlich grinsen, als er die zwei Schemen am Hafen stehen sieht und einem Impuls folgend huscht er ein paar Dächer weiter. Sich dort verborgen in den Schatten eines Dachfensters schmiegend, legt er die Hände um den Mund und lässt ein dunkles Grollen aus seiner Kehle rollen. "Hel Nergaaaaal!" intoniert er die geisterhafte Grabesstimme in meisterlicher Atmosphärenschaffung. "Du willst uns von Angesicht zu Angesicht begegnen?..." er lässt eine wohl gewählte Pause der Still eintreten, genügend, um Hel und Ataeric ganz sicherlich in kriegerischen Alarm zu versetzen und so etwas wie gespante Erwartung zu erzeugen. "Dann ziehe dir dein Nachthemd an, hüpfe auf einem Bein im Kreis und singe 'alle meine Zwysel'!!!"

Dem nahezu unverschämten Grinsen nach, mit dem Hel zu Ataeric zurück kommt, weiß er ganz genau was er für Bild abgegeben hat, als er in diesem Aufzug den Volksredner gespielt hat. „Ein wenig Honig ums Maul schadet nicht. Es heißt nicht umsonst, wenn man einen Gegner nicht erwürgen kann, dann umarmt man ihn.“: gibt Hel amüsiert zurück. „Nicht das ich mir etwas davon erwarte, aber irgendwie ist mir jetzt leichter.“ Er will schon auf Ataerics Bemerkung eingehen, da ertönt laut von der Stadt her sein Name. Völlig überrascht fährt er herum, als die Stimme auch schon weiterspricht. Sollte seine Schmierenkomödie tatsächlich Erfolg gehabt haben? Gespannt lauscht er. Es dauert ein paar Herzschläge lang bis die Stimme wieder ertönt und Hel wird schnell klar, daß er hier ordentlich an der Nase herum geführt wird. „Mit dem allergrößten Vergnügen. Doch ich hüpfe nur vor mindestens vier nackten, vollbusigen, vorzugsweise dunkelhaarigen Schönheiten. Sonst könnt ihr mir den Buckel herunter rutschen.“: ruft er zurück. Amüsiert den Kopf schütteln wendet er sich wieder Ataeric zu. „Einen Moment habe ich tatsächlich geglaubt, da rührt sich etwas. Aber da verarscht mich einer und ich habe auch schon eine vage Idee wer das sein könnte.“: stellt er schmunzelnd fest.

Eine Überraschung die sich wie ein Spiegel auch im Gesicht des Kriegers abmalt. Unwillkürlich macht er einen Schritt nach vorne und sucht entlang der noch düsteren Straße nach.. irgendeinem Anzeichen. Der erste Ruf des Barden wird von den leeren Straßen zurück geworfen und wirkt dadurch noch gespenstiger. Ataeric zieht hörbar den Atem ein und lauscht der Stimme. Das er ebenfalls eine Ahnung davon bekommt, wer ihnen hier diesen Streich spielt erfährt Hel als der Hüne einen kurrenden Laut von sich gibt. „ Ich bring ihn eines Tages um!“ Noch einmal gleiten die grauen Augen über die Fassaden, doch diesmal um den jungen Mann auszumachen. Er sieht ihn nicht und selbst wenn er ihn entdecken sollte, zweifelt Ataeric daran ihn erwischen zu können. „Mh“, brummt er zu den Worten des Älteren und dreht sich mit einem kaum wahrnehmbaren Schmunzeln um. „Da fällt mir ein,“ er kramt in seiner linken Hosentasche und umfasst einen kleinen Gegenstand, den er lieber bei sich aufbewahrt, als in einem Schrank in seinem Haus. Er senkt ein wenig die Stimme, damit sie nicht durch die Straße bis zu dem Spielmann dringen kann. „ Ich bin noch nicht dazu gekommen dir das zu zeigen. Als neulich die drei Häuser beleuchtet waren, fand ich das hier in dem letzten. Vielleicht kannst du damit ja was anfangen..“, womit er Hel das kleine Ding in die Hand drückt.

"Die vollbusigen Brünetten sind leider aus!" ruft es noch mit einem Glucksen zurück, diesmal auch nicht mehr mit verstellter Stimme sodass kein Zweifel mehr daran bestehen dürfte, wer hier gerade die beiden gestandenen Krieger gefoppt hat. Gemächlich und immer noch vergnügt glucksend, löst sich der Spielmann aus seiner Nische, lässt sich an der Hauswand hinabgleiten und legt den Rest des Weges, so wie es sich gehört, auf der Straße zurück. Die Hände in den Hosentaschen vergraben und ungewohnt lautlos vor sich hin schlendernd, strebt er den beiden anderen Männern entgegen. Egal was das Leuchten zu bedeuten hatte, für ihn hatte sich der Spaß gelohnt und es war immerhin mal eine Nacht nicht wie die andere.

„Ich nehme auch die Blonden.“: ruft er zurück um sich dann Ataeric zuzuwenden. Augenblicklich ist das Scherzen vergessen, als ihm der Krieger den kleinen Gegenstand in die Hand drückt. Glatt, aber nicht metallisch, greift sich das kleine flache Kästchen an, das auf einer Seite etwas mit Symbolen markierte erhöhte Tasten aufweist. Leise pfeift Hel durch die Zähne. „Das ist ein Schlüssel, Ataeric! Du hast einen verdammten Schlüssel gefunden!“: sagt er leise, damit ihn nur der Krieger hören kann. „Weißt du noch wo genau du ihn gefunden hast?“ Die Spannung und Erregung in seiner Stimme ist deutlich zu hören. Als er den Barden näher kommen sieht, reicht er das seltsame Kästchen Ataeric. „Steck ihn besser fort, es braucht ihn niemand zu sehen. Wer weiß welche Türen dieser Schlüssel öffnet, das heißt wenn er überhaupt funktioniert.“ Offensichtlich versetzt der Fund des Kriegers in kaum zu unterdrückende Aufregung. Bevor der Barde heran ist, sagt er noch. „Jetzt müssen wir noch die Türe finden, die er öffnet.“

"Sicher weiß ich das", gibt Ataeric mit gesenkter Stimme zurück. Er hat nicht damit gerechnet dass Javero sich nach seiner Vorlage wirklich zu ihnen gesellen wird, sonst hätte er Hel das kleine Teil später gezeigt. Das Kästchen nimmt er zögernd wieder an sich, er wollte es eigentlich nicht behalten. Doch er schiebt den angeblichen Schlüssel rasch zurück in seine Hosentasche, hört dem Älteren noch zu Ende zu und nickt zu dessen Worten, bevor der junge Mann auch schon da ist. "Javero," knurrt der Krieger dem Barden entgegen und löst sich mit einem Schritt von Hel um auf den Lockenkopf zuzugehen. "Ich sollte dir die Ohren lang ziehen und am Hinterkopf festbinden!" Der Hüne versetzt dem schmalen Mann einen leichten Schubs gegen den Brustkorb:" Das war nicht lustig!" Erheiternd dagegen, dass ausgerechnet der schluffige Spielmann der einzige des Trios ist, der halbwegs bekleidet auf der Straße steht. " Hast du wenigstens sehen können, woher die Schatten in den Häusern kamen?"

Wenn der Spielmann etwas von der Munkelei der beiden Männer mitbekommen haben sollte, lässt er sich nichts anmerken, stattdessen scheint er den verschworenen Kreis ganz ungeniert und bereitwillig zu sprengen. "Oh, Ohren am Hinterkopf wären was feines! Da bekomm' ich ja mit, wenn jemand hinter meinem Rücken über mich redet." veralbert er die Androhung, nur um gleich darauf zwei stolpernde Schritte rückwärts gerempelt zu werde. Mit einem amüsierten Schnauben spannt er die schmale Brust und streicht er sich die knopflose Weste glatt. "Ich fand's lustig. Und Hel hat auch gegrinst." behauptet der Spielmann hartnäckig, während er die Hände wieder in die Taschen schiebt. "Die Schatten sind nirgendwo her gekommen. Die sind genau so plötzlich erschienen, wie sie wieder weg waren. Aber es scheint wirklich was im Gange zu sein, ich habe gestern noch die Frau mit den Mandelaugen getroffen. Hübsche Ashrabadin! Wenn sie nur nicht so ein flüchtiges Gemüt hätte..." er grinst breit und lässt den Blick von einem halbnackten Mann zum anderen schweifen.