Forum Übersicht - RE: Wind & Segeltuch - 2

„Ich weiß das du keine Vorstellung hast. Keine, nicht die Geringste!“: fährt sie ihn an. „Aber dann rede nicht daher, als hättest du eine! Ich schau noch gut aus. Ich war ja nur Zeugin, keine Angeklagte. Ich kann noch gehen! Ich bin noch am Leben! Andere haben nicht so viel Glück gehabt. Du ...“ Ihr Zorn und die Bilder die sie nicht vergessen kann verschlagen ihr die Rede. Schwer atmend steht sie vor ihm. Ihre kleinen Hände sind zu Fäusten geballt. Tränen sickern ihr aus den Augen. Aber es sind Tränen des Zorns. Dann kann sie wieder reden.
„Ja, besser du gehst. Ich bin so wütend! Ich will nicht was sagen oder was tun, was ich morgen bereuen muß.“ Brüsk dreht sie sich um, läßt den Barden im Wohnzimmer sitzen.

Der Barde hält den Blick gesenkt, kann er die Tränen auch so in ihrer Stimme hören. Er sagt nichts mehr, wartet stumm bis Vella aus dem Raum herausgerauscht ist und verharrt dann noch wenige Herzschläge lang, ehe er sich erhebt. Er trägt noch den Teller und den Becher in die Küche, fast als wolle er alle Spuren beseitigen, dann schnappt er sich seine Laute und das Segeltuch und verschwindet mit enervierend-heiterem Geklimper in den böigen Nachmittag hinaus.

Kaum hat der Barde seinen Besuch beendet, klingen die feinen Schellen an seinem Gewand fröhlich bei jedem Windstöß und schicken ihr Gewimmel weithin hörbar durch die Straßen. Während er durch die Straßen stromert. wirken diese in seiner Melancholie verlassener und trister als je zuvor. Die Augen weniger auf die Umgebung gerichtet denn mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, fegt ihm plötzlich in einer kräftigen Windböe ein Strohhut erst beinahe ins Gesicht und bleibt wenige Schritte entfernt auf dem Boden liegen.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben schlurft der Spielmann sichtlich geknickt durch die Straßen und hat dabei nichtmal wirklich ein Ziel. In der verwaisten Stadt gab es nun auch keine Notwendigkeit auf entgegenkommende Passanten zu achten, sodass der Blick des Barden auf dem Kopfsteinpflaster klebt und nicht wirklich auf die Umgebung achtet. So kommt der fliegende Gegenstand überraschend und auch wenn er Javero nichtmal trifft, reicht doch die Bewegung im Augenwinkel, um ihn kurz schreckhaft zur Seite hüpfen zu lassen. Blinzelnd fährt er herum und verfolgt mit den Augen, wie der Strohhut auf dem Boden aufschlägt und wie ein Steppenroller noch ein Stück weiter getrieben wird. Rasch setzt sich der Spielmann in Bewegung und trabt zu dem Hut hinüber, um sich kurzerhand danach zu bücken und zu verhindern, dass er wieder von einer Böe ergriffen wird.
Neugierig dreht er die Kopfbedeckung in Händen, setzt sie dann kurzerhand auf den Kopf und blickt mit einem eckigen Lächeln zur Hutkrempe empor.

Ein hübsches Stück Kopfbedeckung ist ihm da entgegengeflogen, mit breiter Krempe und einem Hutband in leuchtendem Grün. Noch während Javero sich umdreht und danach greift, hört er in seinem Rücken schnelle Schritte, die aus der anliegenden Seitengassen herangelaufen kommen und kaum einem der anderen männlichen Inselbwohner zuzuordnen sind. "Oh gut du hast meinen Hut gerettet !"die Stimmt dazu gehört denn auch der Händlerin aus der Allianz, die um die Ecke biegt und den Spielmann heiter anlächelt. "Dir steht er allerdings auch nicht schlecht - nur das Band ist glaub nicht bunt genug." schmunzelnd kommt sie näher, runzelt dann jedoch die Stirn, als sie seine bedrückte Miene sieht. "Alles in Ordnung ?"

Die Schritte lassen den Spielmann auf dem Absatz herumschlenkern, sodass er der kurvigen Allianzerin entgegen blickt. Seine Mundwinkel biegen sich locker in die Höhe und auch wenn die Heiterkeit nicht bis in die dunklen Augen vordringt, versucht er zumindest sich nichts anmerken zu lassen. "Rajhavela! Sanikas hat einen Narren an uns gefressen, was?" gluckst er ihr entgegen. "Du hast also tatsächlich einen aufgestöbert!?" überrascht es ihn eigentlich nur wenig, dass die pfiffige Händlerin einen Hut organisiert hat. Dass sie ihn nun selber geflochten hat, wie sie sich vor einer Weile noch neckisch gegenseitig aufgetragen haben, zieht er wohl nicht in Betracht. So pflückt sich Javero den Hut wieder vom eigenen Kopf und drückt ihn auf die Locken der kleineren Frau. Deren Nachfrage lässt ihn kurz blinzeln und sich mit Mittel- und Zeigefinger über die Stirn fahren, als wolle er dort die verräterischen Runzeln glätten. "Ja, alles in Ordnung." versichert er rasch und rafft sich in einer fortführenden Bewegung die Locken zurück, welche jedoch durch den nächsten Windstoß schon wieder zerwühlt werden. "Bisschen stürmisch heute. Wohin wolltest du bei dem Wetter?" erkundigt er sich und lässt gleichzeitig den Blick schweifen, als müsse er sich vergewissern wo er sich eigentlich befindet.

"Hier gibts noch so viele offene Häuser - kann ja nicht sein, dass es in der ganzen Stadt keinen einzigen Hut gibt." erwidert Timea mit einem Auflachen, ehe sie die Kopfbedeckung zurechtrückt und gleich wieder festhät, als die nächste leichte Böe durch die Gegend pfeift. "Siehst aber nicht so aus, als ob alles in Ordnung wäre -obwohl du deine trübe Stimmung echt gut überspielen kannst." forschend und fast ein wenig besorgt mustert Timea den jungen Mann. "Falls du mal reden willst, ich kann auch zuhören - ja echt ich kann auch mal die Klappe halten." kleidet sie ihr ernst gemeintes Angebot in einen kleinen Scherz, ehe sie Javeros Themenwechsel weiterführt. "Ist doch schön, so ein bisschen Wind, oder ?" sie zuckt mit den Schultern. "Ach ein festes Ziel hab ich eigentlich nicht, ich will nur mal Richtung Strand runter. Sonst ist es mir dort zu heiß, aber jetzt - vielleicht schwemmen die Wellen ja was Spannendes an. Und was machst du noch so ?"

Der Spielmann lupft locker eine Braue in die Höhe, ehe er sich unter einem eckigen Schmunzeln den Bartschatten reibt. "Dass du das überhaupt gemerkt hast..." murmelt er und zupft kurz die Krempe des Strohhutes nach vorn, sodass er in Timeas Gesicht rutscht. Unsicher bleibt hier wohl was den Barden mehr überrascht: Timeas Aufmerksamkeit, oder sein eigener Mangel an positiver Ausstrahlung. So blickt er noch einen Moment lang auf die kleinere Frau hinab, ehe er sacht den Kopf schüttelt. "Ach weißt du, für gewöhnlich würde ich jetzt in eine Kneipe gehen, mit der Wirtin um Verköstigung und Obdach kabbeln und mir dann die Nacht mit Musik und Ausgelassenheit um die Ohren schlage. Da hätte Schwermut gar keinen Platz." er grinst versonnen und lässt den Blick über die Hauswände schweifen. "Du wärst sicher eine gute Tavernenbesitzerin!" entfährt es ihm jäh und der braune Blick senkt sich glimmend auf Timea. "Hast du nicht Lust? Am Patz der Tänzerin ist eine hübsche Weinstube. Du bräuchtest allerdings mehrere Persönlichkeiten, denn du wärest Köchin, Schankmaid, Wirtin, Deckeleintreiber und Gast in einem." die Alberei entlockt dem Barden ein verspieltes Glucksen. "Ich würde auch regelmäßig kommen und dich für einen Teller Eintopf und das nächtliche Unterhaltungsrecht umgarnen!"

"Tja manchmal hab ich auch meine lichten Momente...hey nicht umknicken." sorgsam zupft Timea die Krempe wieder zurecht, so dass Javero Zeit hat, seine Gauklerfassade wieder aufzubauen. "Und übrigens ist es nicht schlimm auch mal mies drauf zu sein - dieses immer glücklich sein lässt mich immer überlegen, was die Leute eigentlich den ganzen Tag so rauchen." sachte stupst sie ihn in die Seite. "Ne Taverne ? Hmm keine schlechte Idee, allerdings dürfte die hier am Gästemangel gleich wieder eingehen. Obwohl - bezahlen würde ja eh keiner. Also das mit Köchin und Wirtin würd ich wohl hinkriegen, für den Deckeleintreiber fehlen mir wohl die Muskeln." sie grinst den Barden an. "Ne Weinstube ? Ist mir noch gar nicht aufgefallen, sollen wir uns die mal näher anschauen ?"

Der Spielmann hebt bei Timeas Kommentar die Brauen, dann lacht er heiter auf, kratzt sich durch die struppigen Locken und grinst der jungen Frau schließlich aus glimmenden Augen entgegen. "Stell dir mal vor wie ich drauf wäre, wenn ich auch noch was rauchen würde? Das würde ja kein Mensch mehr ertragen..." verschaukelt er sich selbst und gibt den Stupser in die Seite gleich gebührend mit einem kitzelnden Finger an den Rippenbögen zurück.
Etwas überrascht nimmt der Spielmann wahr, dass Timea seinen scherzhaften Vorschlag garnicht vehement ausschlägt. So lacht er leise und zuckt mit den Schultern. "Um den Deckeleintreiber braucht man sich ja auch eigentlich keine Gedanken machen, wenn eh niemand anschreiben lässt. Ja klar! Komm mit, ich zeig' sie dir!" bietet er an, und winkt dem Lockenschopf ihm zu folgen. Motiviert schlendert er los und strebt den Weg in Richtung des Platzes mit der bronzenen Tänzerin an. Dieser offenbart sich wie gewohnt ruhig und beschaulich, nur der böige Wind fegt Laub über das Pflaster und lässt die Laternen an den Wänden quietschend Schaukeln. "Da vorne..." weist der Spielmann auf ein Holzschild, dessen Umrisse einen üppige Traube zeigt und auf welchem mit goldenen Lettern "Rebenslust" geschrieben steht.

"Das ist gemein, ich bin kitzlig!" lachend tritt Timea zwei Schritte zurück. "Tja vielleicht bräuchte man dann statt einem Deckeleintreiber einen Türsteher, nicht dass noch irgendwelches Gesockse in die Taverne kommt. Ich will ja schließlich nur anspruchsvolle Kunden bewirten." An Javeros Seite her schlendernd, späht sie in die angegebene Richtung und mustert das Schild, als sie gleich darauf davorstehen. "Echt jetzt !? Was ist das denn für ein Name ?" kopfschüttelnd drückt sie probeweise die Türklinke herunter und betritt gleich darauf das Gebäude. Eine gemütliche Schänke, fast wie aus dem Bilderbuch, findet sich gleich hinter der hölzernen Türe. Ein offener Schankraum mit gediegen wirkendem Mobiliar, dazu eine breite Theke am Ende des Raumes. Dahinter führen noch weitere Durchgänge in zusätzliche Räume. Bunte Wandteppiche und Kerzenleuchter sorgen für eine heimlige Atmosphäre, auch auf den Tischen stehen Kerzenständer und Vasen, die nur darauf warten, mit bunten Blumen bestückt zu werden. "Schön ist es hier...fast wie zuhause." meint die Händlerin mit einem versonnenen Lächeln, während sie den Blick durch den Raum schweifen lässt und ihre Aufmerksamkeit letztlich an einem leeren Weinregal hängenbleibt. "Sieht so aus, als wäre hier schon einer von euch zum einkaufen gewesen."

Der Spielmann hebt den Kopf zu dem Tavernenschild empor, legt dabei fragend den Kopf schief und senkt den Blick dann wieder auf Timea herab. "Wieso? Was steht denn da?" will er neugierig wissen, kann er es wohl kaum fassen, dass ihm irgendeine Absonderlichkeit entgangen ist, über die man sich lustig machen konnte.
Er folgt der Gelockten in die Taverne, schlendert dabei so schmunzelnd und selbstverständlich hinein, dass man sicher sein kann, dass er hier schon des öfteren Gewesen ist. Vermutlich hat er sogar das Weinregal geplündert! Er nimmt seine Laute ab und legt sie auf einer steinernen Sitzbank ab, welche sich gemütlich um einen offenen Eckkamin herum zieht, ehe er sich umwendet und Timea bei ihrer Erkundung beobachtet. Ein großes Fenster aus Buntglas-Mosaik ziert eine Wand und lässt das Licht als grüne und rote Sprenkel auf die Dielen fallen.
"Unten ist noch ein kleiner Weinkeller. Da gibt es noch einen Vorrat." beschreibt er der potentiellen neuen Pächterin. "Hinten durch ist eine Küche und oben sind Wohnräume. Einen kleinen Hinterhof gibt es auch."

"Rebenslust - das hört sich nach nem nicht ganz geglückten Wortspiel an, aber wems gefällt...ich würd´s wahrscheinlich umbenennen." Timea betrachtet das große Fenster, das eine recht ansprechende Szene einer Gaststätte zeigt und wieder einmal verrät, dass die Erbauer des Ganzen über äußerstes Geschick verfügen. "Ein Weinkeller, der noch Vorräte hat ? Erstaunlich !" meint sie mit trockendem Schmunzeln, während sie an der großzügigen Theke stehenbleibt und über die polierte Holzplatte streicht. "Wenn es kühler wird und das Feuer im Kamin prasselt, dann ist es hier sicher total gemütlich. Ein wenig Wein, eine warme Suppe und spannende Geschichten, das wärs."

"Rebenslust?" echto der Barde, hebt zunächst nur die Brauen und lässt sich den Klang durch den Kopf gehen, dann gluckst er wie ein kleiner Junge. "Ich finds lustig!" bekundet er dann noch ungeniert - nunja er war halt schnell zu begeistern. "Wie möchtest du es nennen???" will er dann aber auch sogleich drängelnd wissen, offenbar hat er wirklich nichts dagegen, wenn die Allianzerin dieser Weinstube ihren eigenen Stempel aufdrückt. "Wenn man da vorne ein paar Tische umstellt, gibt es sogar genug Platz zum tanzen. Ouh, ich riech es förmlich schon, wie es nach Kaminfeuer und Eintopf duftet! Das summende Gemurmel unzähliger Gespräche, Lachen und Singen, während man Wind und Regen draußen unbekümmert toben lässt." die Worte werden von einem ausgelassenen Lachen begleitet, welches das freudige Glimmen in den Augen des Spielmannes unterstreicht. Die geringe Einwohneranzahl scheint ihn hier nicht zu beunruhigen. Wenn es erst eine Taverne gab, würde sich die Stadt unweigerlich füllen müssen!!! Auf dem Absatz schwingt er herum legt die Handflächen vor der Brust zusammen und grinst Timea beschwörend entgegen. "Das wär' so toll!" gurrt er begeistert. "Machst du das wirklich? Ja? Ja? ich helfe auch! Ich kann...hmmm.... spülen! Ab und an...wenn ich nicht grade spiele oder trinke oder esse!"

"Wie ich es nennen würde ?" im Gegensatz zum aufgedrehten Barden verwendet Timea noch den Konjungtiv. "Keine Ahnung, vielleicht sowas wie "zur verwunschenen Insel" oder so. Würd wohl hier passen." angetan, aber noch euphorisch wirkt die Händlerin, die derweil ihrer Natur folgend die Einrichtung taxiert, als wolle sie den materiellen Wert feststellen. Die letzte Frage sorgt allerdings dafür, dass sie sich mit hochgezogenen Brauen wieder dem jungen Spielmann zuwendet. "Spülen..aha. Wenn du nicht zu beschäftigt bist. Was für ein unwiderstehliches Angebot." sie schmunzelt verhalten. "Mal ehrlich, momentan dürften hier dann nicht mehr als vier Leute gleichzeitig herkommen, oder ? Die einen werden nicht kommen, wenn die anderen da sind." sie zuckt mit den Schultern. "Aber ich überlegs mir mal." keine strikte Absage, aber auch keine deutliche Zusage, was Javeros Euphorie wohl einen kleinen Dämpfer versetzen dürfte.