Forum Übersicht - RE: Mrashora, erster Tag - 3

„Langsam, wir werden nicht verfolgt.“: sagt Eris mit einem ironischen Unterton. „Warum hast du dich so verausgabt? Wozu diese Eile? Erzähl mir bitte, was dich so aufgebracht hat.“ Für einen Moment schweigt Hel, aber dann antwortet er ihr: „Javero! Ich habe schwach irgendwo her aus dem Osten seine Stimme gehört. Dieses Stück Dreck hat noch etwas gut bei mir.“ Das schlampige, typisch elurische Chirjeya, das er oft benutzt ist nun ganz dem harten Dialekt der schwarzen Stadt gewichen. Die Bemerkung über die sexuellen Verwicklungen der weiblichen Vorfahren des Barden mit Lastechsen, Zwyseln und Baranugas, die er noch folgen läßt, ist im breitesten, vorovisianischen Gossendialekt gehalten. Leise lacht Eris an seiner Seite auf. „Deine Ausdrucksweise entbehrt zwar jegliche Schicklichkeit, dafür ist sie erfrischend direkt.“ Für den Moment muß auch Hel schmunzeln und sein Zorn lichtet sich etwas, aber jeder Schritt und das Zittern seines linken Armes hält ihn am Glosen. Sie hält ihn ohne Mühe, als er nicht aufmerksam genug ist und sein Bein unter ihm nachgibt und er zu stolpern droht. „Dort vorne ist eine schattige Veranda. Laß uns etwas rasten.“: schlägt Eris in ihrem sanft bestimmten Ton vor, den Hel bereits kennt und weiß, das Gegenrede zwecklos ist. Aber er hat nicht das Geringste dagegen, so wie sein linkes Bein schmerzt.
So setzen sie sich neben einander in den Schatten auf eine Bank, den Blick auf die Hafenstraße und hinaus auf den Metcha. „Ich weiß so wenig von dir, Eris. Erzähl mir doch etwas von dir?“: bittet sie Hel und als sie zu erzählen beginnt, hört er fasziniert zu. Er ist ihr so nahe, daß jetzt er den Duft ihres Parfums einordnen kann, das sie nur sehr sparsam verwendet.

"Schön!" freut sich der Barde über dieses unkomplizierte Zugeständnis und schlenkert munter weiter, als lege ihm eine höhere Macht unsichtbare Hindernisse in den Weg (Barden-Tetris nennen es die Götter und amüsieren sich dabei köstlich!). "Jaaa...ich weiß" rauft er sich lachend beide Hände in die weichen Locken und tritt tapsig ein imaginäres Steinchen weg. "Der griesgrämige Eisklotz ist es ja auch selbst Schuld, dass man ihn foppt. Nimm das Respekt- oder Furchteinflößendste was du kennst, häng eine Obszönität dran und fertig ist dein ganz persönliches Ventil für angestaute Gefühle jeglicher Art!" rät er mit erhobenem Zeigefinger und fährt gleich belehrend fort: "In Ashrabad sagen sie mit Vorliebe Himmel Arsch und Reshala! oder auch Brat mir einer nen Ashan! In Elurien schwören sie auf Lijans Titten! oder bei Jhoulanas geringeltem Schwänzchen! Und in der Allianz sind sie etwas prüde...da sagen sie nur Herrschaftszeiten! und heiliger Mra'shora! - da muss man schon in die Gosse wandern, um Triumchiratische Drecksscheiße! zu hören." leichtfüßig flaniert er nun mitten durch einen hübsch begrünten Vorgarten und streicht mit zärtlichen Fingerspitzen über die ihm nachzehrenden Blütenkelche. "Was sagt man denn in Vorovis?" erkundigt er sich neugierig, steigt über das kleine Holzzäunchen hinweg und stattdessen eine Treppe zu einem Hauseingang hinauf, nur um von dort aus über einen Mauervorsprung zu balancieren.

Shenyas Mundwinkel zucken, als sie mit langen Schritten gleichauf mit dem Barden bleibt, und dessen bunter Schilderung lauscht, wenn auch mit leichtem Augenbrauenkrausen und nicht mehr ganz so engagiert wie vorher. „Dass die Sitten im Neuen Kult so verfallen, passt zu unserem Bild.“, findet sie gleichmütig, zuckt die Schultern, und lacht gar kurz erheitert auf. Als Als Javero sich schließlich doch auch nach der Impulsabfuhr im südlichen Mradoshan erkundigt, tritt eine kurze Schweigepause ein, und ein leicht tadelnder, distanzierter Blick taxiert den Blumenliebkosenden über die Schulter hinweg, dem die feine Wandelung vielleicht auch gar nicht auffällt. „Wir verfluchen unsere Götter nicht“, stellt sie nun mit leiser, aber bestimmter Stimme fest, während in gar nicht so weiter Entfernung gerade der Beweis erbracht wird, als im vorovisianischen Dialekt jedwedes Unzuchtszenario beschworen wird, aber kein Name der wahren Götter fällt. Und diese letzte Behauptung der Fremden endet nun tatsächlich auf einer gewissen Schärfe.

Ein herzliches Lachen schallt über die friedliche Stadtidylle, als Javero den Kopf in den Nacken legt, um Himmel samt göttlichem Publikum die weißen Zähne zu zeigen. "Ohja! Schnall dem gottlosen Herumtreiber den Verfall der neukultistischen Sitte auf die Schultern. Die freuen sich, dass sie von solch einem respektablen Vertreter in das vorovisische Meinungsbild verewigt werden." es bimmelt geräuschvoll, als er von dem Mäuerchen hinab hüpft, um sich auf den nackten Füßen abzufedern und wieder auf ebenem Wege weiter zu schlendern. Der hörbaren Schärfe in Shenyas Stimme folgt ein versöhnliches Lächeln und dem distanzierten Blick wird mit einer körperlichen Zurücknahme entsprochen, indem der hampelige Jungspund die Hände in die Hosentaschen schiebt und eine beachtliche Weile lang geradlinig neben ihr her trottet. "Das wollte ich in keinster Weise anzweifeln." versichert er noch verbal, ohne eine Meinung zu der Aussage zu machen, die genau wie seine eigene Behauptung, bezüglich des neukultistischen Fluchverhaltens, schändlich pauschalisierend ist. Überrascht hebt er den Kopf, als die verbale Entgleisung als erregtes Fetzengebilde am seine Ohren dringen und seine Augen runden sich prompt. "Oh! Das ist Hel!" entfährt es ihm und ein Ausdruck glücklicher Erleichterung streift die Vobrerin, ehe Javero seine neue Bekanntschaft mit einem motivierenden "Komm!" anlockt und dann selbst lostrabt. Das helle Gebimmel der Schellen bricht sich an den sauberen Hausfassaden, ehe Javero nach einer kurzen Strecke innehält und sich suchend umschaut...

Der Götterspott des Barden. Dunkelgraue Augen glitzern im geteilten Amusement auf, ehe die Stimmung umschlägt, der Barde sich aus seinem Spiel windet, und sich der Verstimmung seiner Schutzbefohlenen mit versöhnlichen Worten anpasst. So gehen sie kurz nebeneinander her, und während die Handwerkerin ihn eine Weile lang noch skeptisch betrachtet, lächelt sie dann irgendwann auch wieder. "Naja, du hast ja wiedergegeben, was du gehört hast - von daher..." Die nun sicher beabsichtigte Aussage über den neuen Kult und seine Gläubigen wird, vermutlich zum Glück, nicht zuendegebracht, als die vertraute Mundart durch die Gassen schallt. Erhellt sich kurz die Mimik der gerade noch Erzürnten, lässt Javeros Aussage unmerklich die Mundwinkel der Vobrerin wieder sinken, die sich dennoch der Weisung nicht entzieht, und mit raschen Schritten dem Barden nachstellt - wenn auch weit weniger geräuschvoll...

Für den Augenblick ist Eris in den Mittelpunkt seiner Wahrnehmung gerückt, ihre Stimme, ihr Gesicht, ihr Lächeln. Das Klingeln der Schellen des Barden fällt ihm erst auf, als der schon recht nahe ist. Als er den Blick von Eris exotischen Gesicht abwendet, sieht er neben dem Barden eine Unbekannte näher kommen. „Sieh an, sieh an, wer da die Straße entlang kommt.“: sagt er leise mit einem malizinösen Unterton in der Stimme. Er erhebt sich langsam. Nur wenn man genau hinsieht kann man erkennen, daß der größte Teil seines Köpergewichts auf dem rechten Fuß lastet. „Hel! Bitte…..“: setzt Eris zu sprechen an, doch mit einer herrischen Geste schneidet ihr Hel das Wort ab. Die Frau im weißen Kleid verbeugt sich darauf hin in seine Richtung und macht dann einen Schritt zur Seite, wie um deutlich zu machen, daß sie mit dem was folgen mag nichts zu tun hat. Der Kontrast zwischen dem braungebrannten, kräftigen Mann, der ein Tuch zu einem Art Wickelrock um die Hüften geschlungen hat, wie er in manchen Fischerdörfern an der Küste Vobras getragen wird, der von einem Waffengurt gehalten wird, an dem Asnivala und Dolch hängen, ein weiteres Tuch in Seemannsart um den Kopf geschlungen und der exotischen Frau an seiner Seite ist augenfällig. Der Mann wirkt eher wie ein Pirat aus Men Achor als ein Vorovisianer, der er aber offensichtlich ist, seiner Aussprache nach. „So früh schon so vergnügt unterwegs, Javero? Was für ein herzerfrischender Anblick in der Morgenhitze.“ Man könnte das knappe Lächeln und die launige Anrede durchaus für ironische Freundlichkeit halten, wäre da nicht das Glitzern in den grünen Augen, die sich nur einen Moment auf die Unbekannte richten, die er mit einer knappen Verbeugung begrüßt, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Barden zuwendet. Jetzt kann auch die Unbekannte erkennen, daß seine Linke erheblich zittert. Die Frau in Weiß neben ihm verbeugt sich höflich zur stillen Begrüßung. Den Barden streifen ihre schräg gestellten dunklen Augen nur mit einem Blick, auf der Unbekannten verweilen sie, abwägend und taxierend.

Der Barde nimmt die Bewegung auf der Veranda aus den Augenwinkeln wahr und schwingt eilig herum, um sich dem adretten Vorgarten zuzuwenden, welcher einen sauber gepflasterten Pfad zu der beschaulichen Veranda flankiert. Der Anblick des grellbunten Freibeuters lässt ihn vor Erleichterung - und auch ein wenig gutmütiger Belustigung - heiter auflachen. "Hel!" ruft er aus und trottet noch etwas näher, um fröhlich zu dem Vobrer aufzulächeln. Die Hände in die Hosentaschen geschoben, wippt er nonchalant auf den nackten Fußballen und könnte kaum argloser in dem spannungsgeladenen Dunstkreis des Teilzeit-Piraten eindringen. "Himmel, da machen die hier alle Karkechs scheu und du flanierst schon wieder putzmunter in der Röhrengeschichte herum." schüttelt er grinsend die weichen Locken, nur um sich selbige gleich darauf wieder aus dem Gesicht zu raffen und am Hinterkopf zu fixieren. "Und prächtig schaust du aus! Hast du heimlich trainiert? Nein...ein neuer Haarschnitt, nicht wahr?" Unter dem Geplapper gleitet ein schneller Blick zu der Mandeläugigen, fast nur ein unruhiges Zucken, ehe sich die braunen Gründe wieder auf das Gesicht des Kahlköpfigen legen. "Schön, dass du wohlauf bist. Ich...hmm..." das Lächeln wankt ein wenig, entgeht ihm der sonderbare Ausdruck in den Augen des Vobrers nicht, der es vermag selbst unbenannt die Haare im Nacken in die Höhe schnellen zu lassen. "Ich hab mir ein klitzekleines bisschen Sorgen gemacht." zeigt er die Spanne veranschaulichend mit Daumen und Zeigefinger an. "Aber ich hab denen ja gesagt, dass du zurück kommst!"

So wie die Fremde, die sich etwas hinter Javero hält, von dem ungewöhnlichen Paar taxiert wird, so taxiert sie auch beide. Die helle Gesichtshaut ist gerötet, die Augen bräunlich oder dunkelgrau. Dunkles Haar fällt lang und zurückgebunden ihren Rücken herab, eine hochgeschlossene, weiße Bluse und ein knöchellanger Rock komplettieren die alles andere als besonders spezifische Erscheinung, die offenbar ihre Probleme hat, mit der Hitze umzugehen. Für eine Frau ist sie relativ groß, wenn auch noch deutlich kleiner als Javero, schlank, aber nicht zierlich. Die Füße stecken in Schuhen, deren Leder am Schaft beschädigt ist, als hätte dort jemand Verzierungen oder ähnliches entfernt. Mit leicht zusammengezogenen Brauen verfolgt sie den Austausch der beiden Männer, und lacht leise und überrascht auf, als Hel sich vor ihr verneigt. "Heil Vorovis.", kommt es mit gedämpfter Stimme, als sie diese Geste nach einem Moment der Überrumpelung recht geschmeidig erwidert, beim Aufrichten das Gesicht Hels einer genaueren Prüfung unterzieht, und sich dann mit ein, zwei weiteren Schritten nach hinten zurückzuziehen, das Geschehen weiter im Auge behaltend - und besonders diese fremdartige Frau, die selbst scheinbar den Blick nicht von ihr lassen konnte.

Als Hel noch einen Schritt auf Javero zu geht, so daß sie sich weniger als einen Vat gegenüberstehen, ist deutlich zu sehen, daß er seinen linken Fuß nicht richtig gebrauchen kann und ihn beim Gehen nachzieht. Das knappe Lächeln liegt immer noch auf seinen Lippen, als der Barde vergnügt losplappert und er vorsichtig ein wenig Gewicht auf das linke Bein verlagert, um einen besseren Stand zu bekommen. Als Javero demonstriert wieviel Sorge er sich um ihn gemacht hat, nickt er langsam. „Ja, ich bin zurück und...“ Überrascht dreht er den Kopf, als er die vertrauten Worte hört und jetzt lächelt er wirklich für den Augenblick, in dem er den Gruß erwidert. „Heil Vorovis!“ Diesmal wendet er seinen Blick nicht so schnell von der Frau, die in dieser Hitze eine hochgeschlossene Bluse trägt. Seine Freude jemanden aus der Heimat zu begegnen ist so spontan wie unverfälscht. „Was für eine Überraschung! Ich freue mich wirklich euch zu sehen. Eure Stimme ist Musik in meinen Ohren. Entschuldigt mich für einen Augenblick, bitte. Ich habe nur kurz etwas mit meinem Freund hier zu besprechen, dann wäre es eine große Freude für mich, ein wenig mit euch zu Plaudern.“ Mit diesen Worten wendet er sich wieder dem Barden zu. Noch immer ist eine Spur Freude in seinen Gesichtszügen, als er zu sprechen beginnt. „Weißt du Javero, als ich dagelegen habe, nach dem sie mich das erste Mal zurück geholt haben, da habe ich mir gedacht….“
Der Barde erfährt nicht was sich Hel gedacht hat, denn mitten im Satz schlägt er zu. Der ansatzlose, brutale Haken zielt mit der Wucht eines Echsentritts auf das Sonnengeflecht des Barden. Die exotische Frau im weißen Kleid, die wohl mit etwas in der Art gerechnet hat, zuckt nicht mit der Wimper, als Hel zuschlägt.

Der Barde steht dem Vorovisen aufrecht gegenüber, das lockere Lächeln unverwandt auf den Zügen und weicht auch nicht zurück, obwohl Hel eindeutig die Distanz überschreitet, die notwendig wäre ein freundschaftliches Gespräch zu führen. Ohne das sackartige Hemd könnte man vielleicht sehen, wie sich die schmalen Schultern spannen und ein Fuß gleitet kaum merklich zurück, als würde der Barde einen sicheren Stand einnehmen wollen. Doch selbst mit hervorragenden Reflexen wäre es wohl schwierig geworden einem solch abrupten Angriff auszuweichen der gar abzublocken, bei dem Barden ist jedoch nichtmal eine reflexartige Schutzgeste festzustellen, als sich die Faust in seinen Magen gräbt und er mit einem grunzenden Geräusch in die Knie sackt. Dumpf schlägt der schmale Körper seitlich auf dem Boden auf, begleitet von einem misstönenden Poltern, als auch der Lautenkorpus mit dem Pflaster Bekanntschaft macht. Der Barde krümmt sich zusammen, ringt japsend nach Luft und hebt die Arme gleichzeitig in einer routinierten Schutzgeste über den Kopf, als erwarte er schlichtweg garnicht erst, dass es das schon gewesen ist.

Javero hat Recht und Unrecht in einem Atemzug. Hel schlägt ihn nicht mehr, aber vorbei ist es deshalb nicht. Mit tödlichen Flüstern gleitet die Asnivala aus der Scheide. Das gnadenlose Licht des Himmelsfeuer läßt die kostbare Klinge aus dem Nartex in silbernen Feuer aufflammen.
Die Spitze der rasiermesserscharfen Waffe zieht eine feine, rote Linie über den Handrücken der Rechten mit der der Barde sich schützt. „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Javero, oder muß ich dir erst die Finger abhacken um mich deiner geschätzten Aufmerksamkeit würdig zu erweisen?“: erkundigt sich Hel im Plauderton. Jetzt macht Eris einen Schritt auf die Beiden zu. In ihrer Stimme schwingt Besorgnis. „Hel, bitte….“ Hel hebt ohne sich umzudrehen die zitternde Linke zu einer abwiegelnden Geste und wartet auf die Reaktion des Barden.

Die Fremde hatte sich abseits gehalten, und war, wie der anderen scheinbar Unbeteiligten vielleicht aufgefallen war, bei dem unvermittelten Angriff auf Javero zusammengezuckt. Das Herabsinken des Bardens wird davon begleitet, dass Vobrerin hervortritt, die Hand unter den Saum ihrer Bluse gleiten lässt, und an ihrem Gürtel das Heft des Fährtenmessers umfasst. Aber bevor sie sich noch Gedanken um das Eskalationspotenzial von Stichwaffen machen kann, zieht Hel auch schon die Asnivala - und die Stimme der Fremden erhebt sich kühl. "Meint Ihr wirklich, dass das nötig ist?", hört Javero eine kühle, feste und nicht mehr besonders sanfte und weibliche Stimme, die jedoch auch von unterdrückter Anspannung vibriert, kaum dass der Schmerz seine Hand durchzuckt und im wehrlosen Bardenkörper wütet. Der Adressat ist jedoch nicht der gelockte Spielmann, sondern sicherlich niemand anders als der alte Bastard selbst, der, wenn er es auch vermutlich nicht wirklich selbst war, zumindest doch äußerst überzeugend gespielt wurde. Mit raschen Schritten nähert sich die Fremde, bemüht, direkt auf Hel zuzutreten, und sich im Idealfall zwischen ihn und den hockenden Javero zu schieben. Die Augenbrauen zusammengeschoben, suchen die dunkelgrauen Augen aus dem geröteten Gesicht den Blick des Hexenmeisters. "Ich fände es wirklich wünschenswert, wenn ihr meinen Fremdenführer nicht weiter beschädigt, wenn ihr schon nicht wünscht, aufzuklären, was all das hier zu heißen hat." Die Stimme vibriert von Wut und Ungeduld. "Meint ihr, ihr habt überlebt, nur um hier solche Kindereien abzuhalten?"

Der brennende Schnitt auf dem Handrücken hätte sicherlich nicht ausgereicht, den Barden dazu zu bringen seine Schutzhaltung aufzugeben, da ist er genug Prügel-erprobt. Die Worte schaffen es jedoch umso effektiver dem Lockenschopf Gehorsam abzuringen, sinkt die schützende Hand augenblicklich hinab und der Kopf hebt sich ein Stück weit, allerdings muss Hel mit dem Blick durch ein verschwitztes Lockengewirr Vorlieb nehmen. Zu einer Erwiderung kommt Javero jedoch nicht, schiebt sich die schlanke Gestalt der Flechterin - ob nun vor oder neben ihn - in jedem Falle hilfreich an seine Seite. Durch den unverhofften Windschatten ermutigt, stemmt sich der junge Mann langsam und vorsichtig auf den freien Arm, was ihm sogleich ein schmerzhaftes Keuchen entlockt, unter welchem er sich nach vorn neigt und an einer Woge der Übelkeit würgt. Speichel vermischt mit Schweiß tropft auf den staubigen Boden, während Javero bemüht flach durch den offenen Mund atmet und versucht die Benommenheit fortzublinzeln, um den Worten der beiden Vorovisen zu folgen.

Als die Unbekannte unter ihre Bluse greift, legt auch die weißgekleidete Exotin die Hand auf den Griff ihrer asnivalaähnlichen Waffe. Sie beobachtet nur, ist still bereit, doch es besteht wenig Zweifel, daß sie eingreifen wird, sollte die Vorovisianerin eine Waffe ziehen.
„Nein.“: anwortet Hel seiner Landsmännin. „Ich meine nicht, daß es notwendig ist, ich bin überzeugt davon.“ Der Versuch sich zwischen ihn und Javero zu schieben, gelingt nicht wirklich, da Hel sie seine Klinge nicht zur Seite drücken läßt. Er sieht sie auch nicht direkt an, denn sein Blick ist immer noch auf Javero gerichtet. „Erkundigt euch bei eurem Fremdenführer. Er wird euch sicher eine spaßigere Version erzählen, als ich und im Übrigen kümmert euch um eure Angelegenheiten. Das ist eine Sache ganz zwischen ihm und mir.“ Sein Tonfall ist ruhig, fast heiter. Die Spitze seiner Klinge zielt auf das Gesicht des Barden, aber er hebt nur die stark zitternde linke Hand ein wenig hoch. „Schau genau hin, Javero. Sie zittert so stark, daß ich sie kaum gebrauchen kann, ich gehe wie ein invalider Veteran mit achtzig Stürmen auf dem Buckel und kippe jeden Tag zwei, bis drei Mal ansatzlos aus den Sandalen, dank dir. Aber das trage ich dir nicht einmal nach. Es war mein Fehler, meine Dummheit, dir zu glauben. Ich hätte wissen müssen, daß dein Wort nicht den Dreck unter deinen Zehennägeln wert ist. Aber du bist mir etwas schuldig, du mutterloses Stück Scheiße! Ich habe dir in einem gewissen Rahmen vertraut und du schüttest mir hinterrücks eine Droge in den Rum? Einfach so? Nur weil Shanee mit ihren Titten gewackelt und dir tief in die Augen gesehen hat?“ Auf das scharfe, entrüstete Einatmen der Exotin flicht Hel ein an sie gerichtetes „Verzeih! War nicht böse gemeint.“ ein. Aber der Blick der kalten Augen ist immer noch auf den Barden gerichtet. „Die letzte Hafenhure ist ein Ausbund an Vertrauenswürdigkeit, gemessen an dir, mieser Schmierenkomödiant.“ Unverändert zielt die Asnivala auf das Gesicht des würgenden Barden.

Das kalte reflektieren der Schwertschneide lenkt die Augen des Barden zuckend auf die Schwertspitze und die Atemzüge blähen die Nasenflügel des Barden in hektischen Stößen, da die Lippen nun zu zwei blutleeren Strichen zusammen gepresst sind und keinen Luftzug mehr entlassen. Hels Klinge in seinem Gesicht zu wissen ist nun nichts gänzlich neues für den Barden, diesmal kommt ihm jedoch nicht in den Sinn darüber Witze zu reißen. Der Schadensauflistung folgt Javero schweigend, doch sinkt sein Kopf minimal herab, als empfinde er durchaus Mitleid mit dem Zustand des Kämpfers. Die derben Beleidigungen hingegen, prallen an dem jungen Mann ab, wirkt er weder beleidigt noch in irgendeiner Weile erzürnt über die unfeinen Betitelungen, die der Vobrer aus seinem Repertoi zaubert. Stattdessen ist es schließlich ein undefinierbares Grunzen, welches aus seiner Kehle gleitet, ob des lockenverhangenen Antlitzes jedoch schwer einer bestimmten Gefühlsregung zuzuordnen ist. "Das ist also dein Problem...verstehe..." erklingt die schöne Stimme des Barden nun reichlich angeraut und in einer langsamen Bewegung streicht er sich die nun nicht mehr bloß verschwitzten, sondern auch staubigen Locken hinter das Ohr, um dem Vobrer aus verdunkelten Augen direkt entgegen zu blicken, wobei er keinen Versuch unternimmt die unwürdige Haltung auf Knien zu Hels Füßen zu verändern, immerhin schwebt die Spitze der Klinge immer noch vor seinem Gesicht herum. "Da habe ich dich wohl falsch eingeschätzt - ich gebe zu, dass das ein Fehler war." strafft er bei diesem Geständnis - welches ganz sicherlich nicht dem entsprechen dürfte was man hinlänglich erwartet hätte - die Schultern, wobei sein Blick kurz hinter Hel zu der Mandeläugigen gleitet, nur um sich schließlich wieder auf den Schwertführer zu richten. "Also, was schulde ich dir deiner Meinung nach?" will er leise wissen.