Forum Übersicht - Der Platz der Tänzerin » Asche im Mund

<--- Fahne und Ehre

Jeder Atemzug schmerzt , aber weder hustet er Blut noch hat er Atemnot. Demnach war seine Lunge in Ordnung. Er betritt das Haus und geht dirket in die Küche in der noch seine Decke ausgebreitet liegt. Ein etwa 10 Clat langer Streifen über die Länge geschnitten müßte ausreichen um sich eine eng sitzende Binde anzulegen, bis die Rippen ausgeheilt waren. Keresin nimmt die Decke und geht damit hinaus auf die Veranda. Sorgfältig um die Decke nicht mehr als notwendig zu beschädigen schneidet er mit seinem Messer den gewünschten Streifen ab. Die Wunde, die ihm Ira geschlagen hat, fängt wieder zu bluten. Er beachtet den Kratzer nur so weit, das er sich hin und wieder Blut von der Augenbraue wischt. Er zieht sein Hemd aus, atmet so fest er kann aus und beginnt sich den Streifen so fest er es vermag über die verletzten Rippen zu wickeln. Das Ende verknotet er und stellt fest, das der Schmerz weniger geworden ist. Vorsichtig setzt er sich aufrecht auf einen Stuhl. Zwei Wochen wird er die Binde wohl ertragen müssen. Noch immer ist er zornig. Auf sich, auf Ira auf das Schicksal. Er hatte nicht anders handeln können, wollte er sich selbst nicht verleugnen. Aber bei Lijan warum mußte es Ira so weit treiben bis er nicht mehr zurück konnte? Verdammnis! Vom ersten Augenblick an hatte die blonde Ira einen Platz in seinem Herzen gehabt. Und jetzt hatte sie ihn dazu gezwungen sie für vogelfrei zu erklären. Vielleicht hätte es ohnehin keine Zukunft für sie gegeben, das wußte allein Hostinos. Aber jetzt gibt es gar nichts mehr für sie beide und auf einmal hat Keresin den Geschmack von Asche im Mund.

Nachdem Sundara den Silberkrug verlassen hat, geht sie natürlich über den Platz der Tänzerin. Sie nimmt den Bogenköcher auf, legt ihn sich um die Schultern. Sie geht zum Brunnen, wäscht sich die blutigen Hände ab, spritzt sich eine Hand voll Wasser in das Gesicht. Sie setzt sich auf die Stufen, verbirgt das Gesicht in ihren Händen. Ein leichtes Beben ihrer Schultern würde einem Beobachter leicht verraten, was in ihr vorgeht, allein, ein solcher Beobachter ist nicht vorhanden - oder wenigstens nicht bemerkbar. Schließlich steht sie auf und geht zu dem Haus, in dem Ira, Keresin und sie selbst übernachtet haben.

Sie tritt ein. Ein kühler Blick trifft Keresin. Ihr Hemd hat nur mehr einen Ärmel, was den Eindruck eine abgekämpfte Person vor sich zu sehen, noch verstärkt. Sie wirft ihm ein Bündel mit Bandagen vor die Füße.

„Für Euch, von der Heilerin,“ sagt sie. Sie geht zurück zu der Tür, setzt sich in der Tür auf den Boden, lehnt sich gegen den Türstock. Sie zündet sich eine Zigarette an. Sie zieht daran. Dann schaut sie wieder zu Keresin.

„Bringen wir uns jetzt gegenseitig um, oder was?“ fragt sie vordergründig ruhig, doch ein leichtes Beben in der soundso heiseren Stimme kündet davon, dass sie alles andere als ruhig ist.

Als Sundara Keresin die Bandagen vor die Füße wirft, verengen sich einen Moment sein Augen. Dann ist da nur mehr ein kalter Blick und ein ausdrucksloses Gesicht als er sich langsam und vorsichtiger als sonst von seinem Stuhl erhebt. Die Bandagen beachtet er ncht. Er streift sich sein Hemd über und legt die verkleinerte Decke sorgfältig zusammen, dann zwängt er sich wortlos an Sundara vorbei. In der Küche packt er die Decke in seine Tasche. Nach kurzer Überlegung steckt er auch noch eine Kerze und einen der Becher dazu. Dann dreht er sich zu Sundara herum. „Sie lebt. Abgesehen davon, daß ich euch keine Rechenschaft schuldig bin, sehe ich nicht die geringste Veranlassung mit einer Fremden Angelegenheiten der Reichsarmee zu diskutieren.“ Seine Stimme ist wie sein Blick, kalt und unpersönlich. Er hängt sich die Tasche über die Schulter. „Gehabt euch wohl.“: sagt er kühl und wendet sich zum Gehen.

Sundara hält Keresin nicht auf. Sie sitzt ziemlich unbewegt da, in der Tür, immer noch den Rücken an den Türstock gelehnt. Sie schaut Keresin an.
„Angelegenheiten der Reichsarmee...“ wiederholt sie. „Dir ist noch nicht aufgefallen, dass hier nicht Vorovis ist und dass es hier keine Reichsarmee gibt? Wir wollten heute zur Waffenschmiedin und dann zusehen, wie wir hier wegkommen. Nun ist Ira für unabsehbare Zeit beim Heiler und du auch zu nichts zu gebrauchen. Das heißt, wir hängen hier nun sinnlos herum, während drüben der finale Kampf gegen die Sragon am Laufen ist. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber mir geht das gehörig auf den Geist. Abgesehen davon, dass, wenn du schon von Reichsarmee reden willst, durch eure dumme Aktion die gesamte Reichsarmee außer Gefecht ist.“
Sie gibt in ihrem letzten Satz dem Wort Reichsarmee einen ziemlich sarkastischen Unterton.
„Verfrellt noch mal, wir sind hier so wenige, dass wir uns bei Endrakhas geringeltem Schweif einfach nicht leisten können, uns gegenseitig außer Gefecht zu setzen. Da lachen sich mögliche Gegner ja den Arsch ab!“

Sundara wird auch beim letzten Satz nicht laut, und doch sind es eindringliche Worte mit zugehöriger Betonung.

Für einen Moment sieht es so aus, als wolle Keresin einfach gehen, doch dann dreht er sich nochmals um. „Wie aufmerksam von euch mich darauf hinzuweisen, daß dies nicht Vorovis ist. Ohne euch wäre mir das niemals aufgefallen.“ Kalter Zynismus schwingt in seiner Stimme. „Ich weiß nicht wie das in der elurischen Armee gehandhabt wird, aber in der Reichsarmee haben Ungehorsam, Aufruhr und Angriffe auf kommandierende Offiziere Folgen. Ob euch das auf den Geist geht oder nicht ist dabei völlig gleichgültig. Wenn ihr die Schmiedin aufsuchen wollt, dann tut es, ich halte euch nicht auf und jetzt gehabt euch wohl.“ Diesmal geht Keresin und Sundara hört nur noch die Tür ins Schloß fallen.

---> Straßen der Stadt

Wohl will Sundara noch etwas antworten, aber schon fällt die Tür ins Schloss. Kurz sinkt ihr Kinn auf ihre Brust, dann schnellt der Kopf nach hinten und trifft mit einem dumpfen Knall den Türrahmen. Dass sie durch die wenig elegante Übergabe der Bandagen den Vorovisen dermaßen beleidigt haben könnte, das ist ihr unbekannt. Vielmehr glaubt sie natürlich, dass es ihre Worte waren, die ihn zum Gehen bewegt haben.

„Stur wie ein Roputan,“ sagt sie vor sich hin. Dann steht sie auf, geht auf die Veranda und beginnt Klimmzüge zu machen, Liegestütze, das ganze Programm. Der Schweiß rinnt ihr in Bächen von der Stirn, ihr Hemd klebt am nassgeschwitzten Körper. Sundara muss sich abreagieren. Dann verlässt auch sie das Haus. Sie sieht noch einmal nach, ob sie ja nichts zurückgelassen hat. Sie weiss wohl noch nicht, ob sie überhaupt wieder zurückkehrt.

—-> Neuer Tag, neues Glück