Forum Übersicht - RE: Bei Misaki - 4

Mit einer kleinen Verbeugung nimmt Misaki die Ehrenklinge ihres Hauses aus Iras Hand, legt sie zurück auf das Lacktablett und bedeckt es wieder mit dem weißen Tuch. „Ich bin stolz auf dich, Ira. Du hast gut gewählt und es wird mir eine Freude sein, dir zu lehren, was in meinen bescheidenen Kräften steht. Doch den wichtigsten Schritt hast du schon getan.“ Sie nimmt Iras Hand zwischen ihre Hände. „Den ersten Schritt auf deinem eigenen Pfad. Was auch immer geschieht, deinen Weg den du mit dem Herzen und mit dem Verstand gewählt hast, kann dir niemand nehmen. Aber wir haben noch viel Zeit um miteinander zu reden. Draußen wartet deine Freundin und wenn ich sie jetzt nicht zu dir lasse, zerschlägt sie mir womöglich noch die Veranda mit ihrem Kopf.“ Schalk glitzert in Masiks Augen. Sie erhebt sich auf die Knie, beugt sich zu Ira und küßt sie leicht auf die Stirn. „Ich danke der Göttin, daß sie dir Kraft gegeben hat.“: sagt sie leise, nimmt das Tablett mit der Klinge und erhebt sich in einer fließenden Bewegung. Sie läßt die Schiebetüre offen und draußen auf der Veranda sagt sie dann zu Sundara. „Ihr könnt jetzt zu ihr, aber bedenkt bitte, daß sie große Anstrengungen hinter sich hat.“ Leise raschelt ihr Obergewand als sie sich niederläßt.

Als Misaki die Veranda betritt, kauert Sundara immer noch auf dem Boden. Erst als sie die Imkerin bemerkt, löst sich ihre Stirn von der Faust und die junge Frau schaut die ältere mit bangem Blick an. Der eine Satz hat eine Wirkung, die Misaki wohl als erleichternd vorhergesehen haben wird, allerdings wohl kaum in diesem Ausmaß. Sundara springt auf, hoch in die Luft, die Faust, die eben noch gegen die Stirn gedrückt und dort einen geröteten Fleck hinterlassen hat, wird zur Faust des Sieges. Und schon springt Sundara auf die ältere Frau zu. In ihrer überschwänglichen Freude vergisst sie wohl komplett den Respekt vor der Frau. Sie fällt ihr um den Hals und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Schon dreht sie sich um und springt zur Tür. Dort jedoch bremst sie ab und geht dann ruhig und langsam bis zu Iras Bett. Sie versucht nun zwar, so ruhig wie möglich zu wirken... aber bevor sie das Bett erreicht hat, füllen sich ihre Augen mit Wasser. Dass es aber keine Tränen der Trauer sein können, davon zeugen die Iriden selbst, die vor Strahlkraft fast die Tränen verdampfen müssten. Die Mundwinkel sind zu einem erleichterten Lächeln emporgezogen.

Als sie schließlich das Bett erreicht hat, fällt sie davor auf die Knie und sagt nur ein Wort: „Danke!“

Sie schaut ziemlich mitgenommen aus. Aber etwas ist anders an ihr. Nichts worauf man den Finger legen kann. Aber man kann es ein bißchen spüren. Sie schaut Sundara entgegen. Immer noch schämt sie sich. Aber jetzt steht sie dazu. Ihre immer noch rotgeweinten Augen werden groß als Sundara auf die Knie fällt. „Spinnst du? Wofür bedankst du dich? Wenn hier jemand danken muß dann bin ich das.“ Da ist plötzlich das etwas schiefe Ira-Lächeln. „Weiß du das du eine ganze Menge Scheiße daher redest, wenn der Tag lang ist? Sogar mehr als ich.“ Ira versucht sich ein bißchen mehr aufzusetzten. Beim zweiten Anlauf gelingt es ihr. Doch sie hat nicht aufgepaßt. Ihre gebrochenen Rippen lassen sie aufstöhnen. Schnell verlagert sie ihr Gewicht. „Jetzt im Ernst. Ich dank dir für diese unglaubliche Asnivala. Ich werde sie tragen und mich ihrer würdig erweisen.“ Dann senkt sie den Kopf. „Aber es stimmt was ich gesagt hab. Ich bin schuld an der ganzen Geschichte. Ich hab Keresin angegriffen. Das er mich am Leben gelassen hat ist ein Wunder. Ich verstehs nicht. Es wäre seine Pflicht gewesen, mich zu töten.“ Ira läßt sich wieder zurücksinken, langsam und vorsichtig. Sie schaut Sundara wieder an. „Versprich mir nur eins, leg dich nicht mit ihm an. Ich bin gut im waffenlosen Kampf. Ich war immer eine der Besten. Mußte ich auch sein. Es war mein bester Schutz. Er hat mich fertig gemacht wie eine Anfängerin. Ich hatte keine Chance. Versprochen?“ Sie schaut Sundara direkt in die Augen.

"Ich bedanke mich dafür, dass du dich für das Leben und nicht den Tod entschieden hast," antwortet Sundara ruhig. "So eine Entscheidung ist viel mehr wert, als irgendso ein dummes Stück Metall, mit dem man zufällig jemandem die Brust aufschlitzen kann."

Sie macht eine kurze Pause, in der sie Ira einfach nur ansieht, mit einem Blick, bei dem man fast Angst haben muss, dass sie gleich liebestoll über sie herfällt. "Und ich möchte mich dafür bedanken, dass du mich jetzt nicht zu Lijan schickst. Misaki hat mir einiges erklärt, während du deine Entscheidung getroffen hast. Von wegen Kodex und so. Ich bin ehrlich, ich verstehe deinen Kodex immer noch nicht. Aber es leuchtet mir ein, dass er nicht falsch sein muss, nur weil ich ihn nicht verstehe. Aber wenn du irgendwann einmal willst, können wir ja nochmal darüber reden. Irgendwann, nicht jetzt, irgendwann, wenn du wieder rumspringst wie ein junges Vögelchen. Jetzt will ich dazu nur eines sagen, und zwar, dich um Verzeihung bitten, wenn ich dich vorher etwas hart angegangen bin. Das war nicht richtig."

Wieder folgt eine kurze Pause. Wieder dieser Blick, der Blick der Hochschätzung, der Verehrung, der tiefen Beziehung, die eigentlich ob der kurzen Bekanntschaft so tief ja gar nicht sein könnte. Zumal das bisherige Zusammensein der beiden äußerlich so ungleichen Frauen ja auch alles andere als von übergroßer Harmonie geprägt war.

"Und nein, ich lege mich nicht mit Keresin an. Ich werde versuchen, mit ihm zu sprechen, vielleicht, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Naja, und im Falle des Falles... ich weiß nicht, wie ihr in Vorovis zu Bogenschützen steht. Die Chirà hassen sie. Weil, wenn wir mit jemandem abrechnen wollen, der gar nicht die Chance hat, seine Nahkampfkünste auszuprobieren. Weil wir dann irgendwo auf einem Dach liegen, in einem Baum sitzen, und, wenn er vorbeikommt, ihm einfach einen Pfeil in den Hals oder ins Herz jagen. Mag nicht ehrenvoll sein, aber ungemein effektiv. Jedenfalls, wenn du noch lebst, dann hat das einen Grund. Und dieser Grund kann nur sein, dass du ihm doch noch irgendetwas bedeutest. Ich denke, wäre ich an deiner Stelle gewesen, die 'Ketzerin', hätte er wohl kurzen Prozess gemacht. Das ist aber alles Nebensache. Du hast dich für das Leben entschieden. Und irgendetwas Gutes kommt immer. Auch wenn es oft eine Zeitlang nicht danach aussieht."

(ooc: Bitte nimm mich aus dem Plot raus. Ich dachte die Veranda sei zur Straße hin. So wie man das in den amerikanischen Filmen immer sieht. Das mit der Veranda im Garten hab ich überlesen. Dachte ich seh Sundara von der Straße aus... Sorry für die Verwirrung aber Bhok würde nicht einfach so in den Garten einer Fremden eindringen,)

„Was meinst du mit Kodex? Ich hab keinen Kodex. Ich war Soldat und hab meinem Land gedient. Das wars auch schon.“: sagt sie kurz angebunden. „Wenn du willst können wir darüber reden, aber nicht jetzt.“ Ira schaut Sundara an. Es kostet ihr einige Überwindung, aber dann nickt sie. „Schon vergessen. Ich war ja auch nicht so klar im Kopf. Sicher hab ich auch eine Menge Scheiße daher geredet.“ Fragend schaut sie Sundara an, die sie so komisch ansieht. „Ist was? Sind mir Hörner gewachsen oder so was?“ Aber dann antwortet sie Sundara: „Bogenschießen, das ist bei uns nur so einer Art Sport. Können sich nur Leute aus reichen Familien leisten. Meistens sinds Offiziere. Atevas aber gehören zur normalen Ausrüstung. Ich bin auch daran ausgebildet. Es gibt ganze Schützenabteilungen. Der waffenlose Kampf gehört zwar auch zur Ausbildung. Aber mehr Gewicht wird auf Waffenausbildung gelegt. Ist ja auch normal für die Meisten. Wer prügelt sich herum wenn er eine Waffe hat? Man kann jeden auf die Eisfelder schicken. Auch Keresin, das ist keine Frage. Aber er konnte nicht anders, verstehst du?“ Dann lacht sie auf. „Ich ihm etwas bedeuten? Der ist hoher Offizier. Sicher aus einer guten Familie. Glaubst du für so einem bedeutet eine wie ich etwas? Ja, vielleicht ein paar heiße Nummern. Ich war in der Garnison, Sundara!“.

Sundara drückt die Augen zu, schüttelt den Kopf, beginnt zu lachen.

"Entschuldigung," sagt sie dann, "ich wollte dich nicht komisch anschauen. Ich bin nur so erleichtert, dass ich dich jetzt nicht bestatten muss, das ist alles. Und nein, du hast keine Hörner auf dem Kopf, und ich würde dir auch keine solchen empfehlen, das sieht nämlich extrem Scheiße aus, das kann ich dir versichern."

Sie sieht Ira inzwischen wieder mit offenen Augen an, der Blick hat sich jetzt wieder insofern normalisiert, dass er ebenso intensiv ist, wie sie eben immer allen in die Augen schaut, wenn sie mit jemand redet. Und so fügt sie hinzu: "Also, wenn er dich hätte killen müssen, und es nicht getan hat, dann wird er wohl seine Gründe dafür gehabt haben. Ist aber im Endeffekt auch egal. Du lebst, das ist das Einzige, was zählt. Und du wirst der Asnivala Ehre erweisen, da verwette ich meinen Arsch darauf."

Nun scheint Sundara allerdings etwas einzufallen, das sie etwas in Verlegenheit bringt. Jedenfalls hat wieder einmal ihre Unterlippe darunter zu leiden, die wieder von den Schneidzähnen maltraktiert wird und wenigstens da, wo sie immer wieder der linke Schneidezahn trifft, auch bereits sichtlich in Mitleidenschaft gezogen ist. Es dauert jedoch nicht lange, da erkärt sie auch, was ihr durch den Kopf geht: "Noch etwas, wegen der Asnivala. Misaki hat gemeint, hier gäbe es so einen Brauch. Damit die Seele der Asnivala sich mit der deinen vereinen kann, oder so ähnlich, müsstest du mir irgendetwas dafür geben. Sie meinte eine Münze, oder eine Haarsträhne, irgendwas. Sie meinte, nur dann würde dir die Asnivala ordentlich dienen. Ich weiß ja nicht, was du davon hältst, und ich weiß auch nicht, was ich dann mit deiner Locke tun sollte, aber, ich weiß nicht, wenn es schon einmal Brauch ist... und wenn du mir eine Münze gibst, können wir sie ja zusammen versaufen. Also, ich will dir die Asnivala wirklich schenken und nicht verkaufen, ich hoffe du verstehst, was ich meine..."

Etwas unsicher sieht sie die fesche Blondine an.

“Da bin ich aber froh.“: grinst Ira und gähnt. „Aber auf der anderen Seite auch wieder schad. Das gäb meinem Spitznamen den richtigen Biß. Die haben mich Biest genannt. Aber nur wenn ich nicht dabei war.“: erzählt sie. „Einen Grund wird er schon haben. Ich frag mich nur welchen.“ Dann zuckt sie mit den Achseln. „Aber du hast recht. Im Endeffekt ist es egal. Zuerst muß ich auf die Beine kommen. Dann kümmer ich mich um den Rest.“ Sie schaut Sundara eine Weile an. „Ich werd mich zumindest bemühen. Darauf hast du mein Wort.“: antwortet sie auf Sundaras Bemerkung über die Asnivala. Ira will schon fragen, was los ist. Aber dann fängt die Elurierin an zu reden. Ira hört ihr zu und langsam lächelt sie. „Wenn Misaki das gesagt hat, dann wird es schon einen Grund haben.“ In dem einfachen Satz drückt sich Iras Vertrauen und Hochachtung für Misaki aus. „Gib mir bitte meine Tasche.“: sagt sie zu Sundara. Sie muß nicht lang suchen, als sie ihr die Tasche gibt. Sie nimmt die größte Münze vom Drahtring. „Hier! Aber behalt sie. Versaufen können wir den Rest. Ist noch genug da.“ Dann löst sie noch drei Mon Münzen. „Nimm die auch. Ich bin ja im Moment versorgt. Bei Stanchek kannst du essen. Aber man weiß nie.“ Ira lehnt sie sich wieder zurück und hält Sundara die Münzen hin.

Sundara grinst zunächst verschmitzt, wird aber ernst, als Ira auf Keresin zu sprechen kommt.

„Sei dabei vorsichtig,“ sagt sie. „Nicht dass du wieder hier landest. Oder er macht dich das nächste Mal wirklich kalt. Ehrlich gesagt, wäre echt schade um dich. Und, naja, ich brauche doch jemanden, der mir sagt, wo es lang geht....“

Natürlich angelt sich Sundara Iras Tasche, ohne jetzt großartig aufzustehen. Sie hält ihr die Tasche hin, nimmt dann auch die erste Münze, Ira herausholt. Die anderen drei jedoch weist sie mit einer Handbewegung zurück, legt den Kopf schief, schaut Ira an und schüttelt ganz sacht den Kopf.

„Lass stecken,“ sagt sie. „Ich komme schon klar. Keine Ahnung, ob wir die noch einmal ganz dringend für irgendwas brauchen. Und wer weiß, wenn ich erst mal beginne, hier die Keller zu durchforsten, vielleicht finde ich ja eine ganze Kiste voll von den Teilen. Dann kaufe ich dich samt deinem Ring auf. Aber jetzt ruh dich aus. Wenn du willst, komme ich morgen wieder vorbei, um nach dir zu sehen. Außer freilich du sagst, du magst meine Kackfresse eine Zeit lang nicht mehr sehen...“

Wieder ist das verschmitzte Grinsen da. Sie klopft mit der Faust drei Mal neben Ira auf die Matratze und steht auf.

„Keine Angst. Jetzt weiß ich was er drauf hat. Der kommt mir nicht mehr näher als auf Klingenlänge.“: sagt Ira. In ihren Augen glitzert es böse. „Ich bin ja keine Vorovisianerin mehr. Also kann er sich seinen Rang auf die Klotüre kleben.“ Dann grinst sie. „Da ist schon was dran. Irgenwer muß euch Ketzern ja zeigen was Sache ist.“ Als Sundara die Münzen nicht nehmen will, schüttelt Ira den Kopf „Red doch keinen Blödsinn. Was soll ich im Bett mit den Münzen? Wenn du sie nicht brauchst, kannst du sie mir immer noch zurückgeben. Wenn du eine ganze Kiste davon findest, verlang ich Zinsen von dir. Jetzt nimm sie schon!“ Dann grinst sie. „Naja ich krieg wahrscheinlich einen Ketzerausschlag wenn du morgen wieder auftauchst. Aber ich hab ja nichts anderes zu tun. Wenigstens kann ich mich den ganzen Tag lang kratzen.“ Der Spott ist nicht bös gemeint. Das kann man an ihrem Tonfall hören.

Wenn der Tonfall auch eindeutig auf einen Spaß schließen lässt, wirkt Sundaras Lächeln etwas gequält. Zwar offenbaren ihre zum Lächeln emporgezogenen Lippen ihre Reihe gerader, weißer Zähne, doch bleibt in den Augen etwas Nachdenkliches zurück.

„Wann wirst du wohl so weit sein, dass du Sundara zu mir sagst, und nicht Ketzerin?“ fragt sie schließlich, nicht unfreundlich, nicht vorwurfsvoll, und doch ist eine gewisse Ernsthaftigkeit darin zu erkennen. „Wenn du sagst, du seist keine Vorovisin mehr, und ich keine wirkliche Elurierin bin, dann sind wir doch beide irgendwie heimatlos. Da ist es doch egal, ob wir die Götter nun mit vorovisischen oder mit elurischen Namen bezeichnen. Du bleibst doch immer Ira, und ich bleibe immer Sumdara.“

Sie sieht nun Ira einen kleinen Moment lang an, und der nachdenkliche Ausdruck in den Augen besteht auch nur diesen einen kleinen Moment lang. Dann kehrt wieder das lustige Leuchten in ihre blau-grünen Gucker zurück und lässt das vorhin gesagte wiederum in absolute Relativität gleiten.

„Trotz allem,“ fügt sie schließlich hinzu, „wenn dir das Kratzen wirklich drei von diesen Dingern wert sind,“ und sie nimmt nun doch die drei Münzen entgegen, „dann werde ich sie zu Ehren deines Ausschlages sehr gerne in einen gehörigen Rausch umwandeln, werte Ira Verra. Sinuva, bis morgen!“

Sagt es, schaut Ira noch einmal kurz, freundschaftlich und - was eigentlich jeglicher Erwähnung entbehrt - äußerst gewinnend in die Augen und verlässt den Raum.

Draußen sucht sie zunächst einmal Misaki, die Heilerin, die Imkerin. Wobei letzte Berufung freilich der hübschen Schwarzhaarigen völlig unbekannt ist, so wie so manch andere mögliche Begabung der älteren Frau. Wohl wird sie sie bald finden, sich vor sie hinstellen, sich verbeugen und schließlich mit ehrfürchtigem Ton sagen: „Sinuva, ehrenwerte Misaki. Ich glaube, Ira sollte sich nun ausruhen. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich gerne morgen noch einmal nach ihr sehen. Und solltet Ihr irgendetwas benötigen, wir des mir eine Ehre sein, Euch dabei zu unterstützen, sozusagen als Bezahlung für die Dienste, die Ihr an meiner Freundin leistet.“

„Das ist ganz einfach, Sundara. Ich sag Ketzerin zu dir weil du eine bist. Oder bist du keine Katzenkultistin? Hm? Ich bin keine Vorovisianerin mehr weil ich vogelfrei bin. Aber glaubst du daß ich deswegen eine Andere bin? Ich glaube an den Allerhöchsten, den Vater der Götter. Da können die Katzen und ihre Dreckspfaffen erzählen was sie wollen. Du nicht, also bist du eine Ketzerin. Ist doch ganz logisch, oder?“ Erst jetzt fängt Ira an leicht zu grinsen. „Für dich bin halt ich die Ketzerin. Also sind wir beide Ketzer.“ Ira gähnt. „Siehst du, du kannst ja ganz vernünftig sein wenn du willst.“: sagt sie mit einem Grinsen. „Bis morgen und versauf nicht alles auf einmal.“: grüßt sie zurück. Ira erwidert den Blick Sundaras. Erst als sie aus dem Zimmer geht, läßt sich Ira zurück sinken. Ihre Gedanken drehen sich wie Kreiseln. Diese zwei Tage haben Iras Welt auf den Kopf gestellt. Es gibt soviel, daß sie überlegen und durchdenken muß. Auch ihr Verhältnis zu der Ketzerin. Sie versucht sich zu konzentrieren, aber da fallen ihr auch schon die Augen zu. Wenig später ist Ira eingeschlafen.

Misaki erwidert die Verbeugung. "Ihr seid in meinem Haus willkommen und ich glaube nicht das sich Iras Zustand verschlimmern wird, also könnt ihr gerne morgen kommen. Danke! Euer Angebot ehrt mich, aber ich benötige nichts." Die ältere Frau bringt Sundara zur Haustüre und verabschiedet sie. Ins Haus zurück gekehrt sieht sie zu allererst nach Ira. Sie findet sie im tiefen Schlaf und verläßt leise das Zimmer ohne die Schiebetüre zu schließen. Ein wenig später kommt sie mit einem niedrigen, hölzernen Ständer zurück den sie neben Iras Bett stellt. Sie nimmt die Asnivala die Sundara gebracht hat und legt die Waffe auf die dafür vorgesehenen Zapfen. Dann verläßt Misaki Iras Zimmer und schließt die Schiebetüre hinter sich.

Es ist schon dämmerig als Ira die Augen aufmacht. Einen Moment schaut sie sich um bevor sie weiß wo sie ist. Sie sieht die Asnivala auf dem Ständer neben dem Bett. Das kann nur Misaki gewesen sein. Diese Frau ist Seide und Stahl. Seide außen, Stahl innen. Vielleicht war es ein Glück, daß sie durchgedereht und Keresin angegriffen hat. Wer weiß ob sie sonst Misaki kennen gelernt hätte. Das Kribbeln im Knie und bei den Rippen hat sie aufgeweckt und macht sie auch jetzt verr[ckt. Es ist kein Jucken das man weg kratzen kann. Es liegt tiefer, direkt im verletzten Knie und hinter den Rippen. Außerdem muß sie dringend aufs Klo. Langsam setzt sich Ira auf. Da fährt ihr wieder der Schmerz durch die Seite wie ein Messer. Sie hätte es allein irgendwie aus dem Bett geschafft. Aber sie will Misakis Mühen nicht mit einer Blödheit zunichte machen. Also bleibt sie sitzen und ruft nach Misaki.

Nachdem Misaki Ira auf den Abtritt und dann ins Bad geholfen hatte, brachte sie Ira zurück in ihr Zimmer, half ihr in ein frisches, leichtes Hemd und dann zurück ins Bett. Sie verließ das Zimmer um Ira etwas zu essen zu holen. Es dauert nicht lang bis Misaki mit dem Lacktischchen mit einigen Schalen und einer Kanne Tee wieder zurück ist. Sie stellt das Tischchen so aufs Bett, daß Ira die Speisen in den Schalen leicht erreichen kann und läßt sich dann neben dem Bett mit untergeschlagenen Beinen nieder. „Das Kribbeln, daß dich so stört, ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet daß deine Verletzungen heilen. Aber du mußt dich noch einige Tage gedulden, vor allem mit dem Knie. Wenn du es jetzt belastest dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß du dein ganzes Leben damit Probleme haben wirst. Ich brauche dir nicht zu sagen, was es für eine Kriegerin bedeutet keinen sicheren Stand mehr zu haben. Also bitte hab Geduld.“: sagt Misaki. Sie deutet auf eine der Schalen. „Das ist Fischsuppe mit Kräutern und Algen, iß sie bitte auch wenn du keinen Hunger hast. Sie kräftigt dich und du brauchst etwas in den Magen für deine Arzneien.“ Sie erklärt Ira auch die anderen zum Teil fremdartigen Speisen und läßt sie dann essen. Nach einer kleinen Weile sagt sie zu Ira: „Die Medizin die ich dir nach dem Essen geben werde, wird dich wieder müde machen. Es ist ein Nebeneffekt der leider nicht zu vermeiden ist. Ich glaube nicht, daß du vor morgen früh wieder aufwachen wirst, aber falls du aufwachen solltest, versuche nicht alleine aufzustehen, bitte rufe mich. Egal wie spät oder früh es ist. Ich habe einen leichten Schlaf.“