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So geht Sundara vor Bokh her, oder eben neben ihm, je nachdem, wie er sich einreiht - wobei letzteres wohl um einiges wahrscheinlicher ist, denn warum sollte er ihr auch wie Maikong hinterherlaufen? Die Suche nach den geeigneten Häusern ist wohl nicht ganz einfach, oder gerade deshalb ziemlich simpel. Die Stadt besteht aus zahlreichen schmucken, mehr oder weniger verfallenen Gebäuden, und niemand würde es wagen können, auf ein Haus zu setzen, im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit reiche Beute zu machen oder eben nicht. Sundara geht weder schnell noch langsam, eben wie man während eines gemütlichen Spazierganges laufen würde, und sie scheint ausgesprochen gut gelaunt zu sein. Mal schaut sie hier hin, mal dahin, immer wieder bleiben ihre Augen an den allgegenwärtigen bläulich glänzenden Libellen hängen, an einem Vogel in den Bäumen, an einer Blume in einem Garten. Manchmal macht sie Bokh auf etwas gesehenes aufmerksam, manchmal auch nicht. Sie geht nicht weit, vielleicht mögen es zwei Straßen sein, die sie sich vom Silberkrug entfernt, dann bleibt Sundara stehen.

„Was sagst du,“ sagt sie und deutet auf ein Haus zu ihrer Rechten. „Versuchen wir es mal hier? Ich würde ja vorschlagen, wir nehmen uns das gesamte Haus vor. Vielleicht finden wir ja sonst auch noch was Nützliches. Ein neues Hemd würde ich zum Beispiel brauchen, und du wirst wohl auch nicht vollständig ausgerüstet sein, so kurz nach der Ankunft, oder?“

Es ist ein hübsches Häuschen, vielleicht sogar etwas besser in Schuss als der Durchschnitt, wie fast alle Häuser mit einem kleinen Vorgarten. Drei Stufen führen auf eine Veranda, dahinter ist eine massive Tür zu sehen. An einem Ende der Veranda allerdings führt eine zweite Tür ins Haus, dessen Glas zerbrochen ist und somit das Betreten ziemlich einfach gestalten sollte.

Selbstverständlich geht Bhok neben Sundara her und muss über den Eifer den sie an den Tag legt lächeln. Bei einem der Häuser bleibt er stehen und beginnt die Holzkonstruktion zu mustern. Das Haus an sich mag verfallen aussehen, doch die Konstruktion ist vollkommen in Ordnung. Ein paar Reparaturarbeiten und es würde ein passables Haus darstellen. Doch dann zieht in Sundara weiter zu diesem Haus. Er legt seinen Kopf leicht schief und mustert das Haus. "Es sieht besser aus als die anderen. Vielleicht haben wir tatsächlich Glück darin." Sogar ein alter Karren scheint seitlich zu stehen. "Wie wäre es, wenn wir diesen Karren auch gleich nehmen für unsere Fundstücke. Vielleicht wird es ja ein wenig mehr."

Sundaras Augenbraue schnellt nach oben. Sie schaut auch zu dem Karren, und ein zufriedenes Lächeln macht sich auf ihrem Gesicht breit. Dann schaut sie Bhok an, ihre Augen leuchten.

„Carmogi!“ ruft sie. „Der kann uns echt gute Dienste erweisen. Irgendwann hat man sicher etwas zu transportieren, und wenn es in dem Haus nur tote Zwysel zu finden gibt!“

In zwei Sätzen ist sie auch schon bei dem Karren, nimmt den Griff in beide Hände und zieht ihn hervor. Es ist eine Art Leiterwagen, recht einfach und auch plump gezimmert, doch auf jeden Fall stabil. Er ist wohl fast 2 Vat lang und einen breit, mit drei Wänden, die knapp einen halben Vat hoch sind. Die hintere Seite ist offen. Die Deichsel ist einen Vat lang, armdick, mit einem 40 Clat breiten Haltegriff, durch ein Loch in die Deichsel gesteckt und von zwei Nägeln fixiert. Die Räder knarzen etwas beim Ziehen, und insbesondere bei voller Beladung wird das Bewegen des Vehikels wohl eine recht anstrengende Sache werden. Auf der anderen Seite sind die Naben wohl seit einigen Stürmen nicht mehr gefettet worden. Sie zieht den Karren bis vor die Veranda, dann geht sie die drei Stufen auf dieselbe, das gesamte hölzerne Konstrukt entlang. Wohl knarzen auch hier die Bretter, sie scheinen aber noch von guter Qualität zu sein. Nebenbei scheint Sundara ja bekanntlich nicht so schwer zu sein, dass sie gleich überall durchbrechen sollte. Mit einem Stiefel bricht sie noch einige Glasscherben aus dem Türrahmen, dann greift sie durch die kaputte Scheibe hindurch und öffnet die Tür. Sie dreht sich zu Bhok um.

„Bereit?“ fragt sie und schaut ihn an. Der Blick ist fröhlich, leuchtend und, wie fast immer, ziemlich intensiv. Und dass die Augen schon an sich bemerkenswert sind, wurde nun schon wirklich oft genug betont. Dann macht sich wieder einmal etwas Schalk in ihrem Blick breit. „Also, mein Rücken gehört dir. Wenn ich in einer halben Jhana eine Klinge darin stecken habe, bin ich echt beleidigt!“

Selbstverständlich ist auch Bhok an dem Karren und drückt von der anderen Seite. Ja wenn der Karren beladen ist müssen wir uns etwas überlegen, aber vielleicht finden wir auch nicht so viel. Dann geht er um den Karren herum, als er das Zerbrechen des Glases an der Tür wahrnimmt. Als die Tür sich öffnet, steht dann Bhok schon neben ihr.

Ja, das ihre Augen bemerkenswert sind, wurde schon sehr oft betont, doch wurde ihr das auch schon mal gesagt. Wieder einmal verliert sich Bhok in den Augen dieser Frau und sagt "Du hast bemerkenswerte Augen" stammelt er dann langsam vor sich her. Dann beginnt er zu lächeln. "Dein Rücken gehört ab sofort mir allein."

"Vorläufig," entgegnet Sundara mit einem gehörigen Schmunzeln, "nur vorläufig. Nachher brauche ich ihn wieder. Ohne Rücken läuft es sich so schlecht".

Sie betritt also das Haus. Sie befinden sich in einer Art Wohnküche, wobei keiner wohl gerne darin wohnen oder kochen möchte. Alles ist von einer dicken Staubschicht bedeckt, einige zerbrochene Gläser und Teller liegen auf dem Boden. Überhaupt sieht der Raum aus, als hätte ein erbitterter Kampf darin stattgefunden, denn sämtliche Einrichtungsgegenstände sind irgendwie zerbrochen oder sonst irgendwie defekt. Von einem Rohr in der Wand rinnt ein schmales Rinnsal in den Raum, verläuft über den morschen Bretterboden und verschwindet irgendwo zwischen der ehemaligen Feuerstelle, deren Steine in einem Umkreis von zwei Vat zu finden sind, und dem zerborstenen Tisch zwischen den Brettern. Wobei der Raum einst sicherlich sehr gemütlich gewesen sein muss, mit der breiten Fensterfront, den sicher 5 oder 6 Vat, die der Raum in beide Richtungen durchmisst. Allein, es findet sich nichts darin, was für die Siedler irgendwie von Nutzen sein könnte. Es sei denn, jemand würde Brennholz sammeln, denn davon gibt es mehr als genug. Also hält sich Sundara nicht sehr lange in dem Raum auf. Ein etwas enttäuschter Blick geht zu Bhok, dann geht sie über die übermäßig knarzenden Dielen zu einer Tür, die rechter Hand in einen weiteren Raum führt.

Sie kommen in eine Art Vorraum, nur spärlich durch die offene Tür beleuchtet. Vier nackte Steinmauern, die massive, verschlossene Tür auf der einen Seite, eine kleine, offene Tür auf der anderen. Der Raum dahinter lässt im Halbdunkel einen Waschraum erahnen. Sundara bleibt stehen und dreht sich um.

"Was sagst du," meint sie, "gehen wir hoch?"

Als Sundara das Haus betritt, ist Bhok direkt hinter ihr. Er schaut direkt in die Ecken des Hauses und legt einen Finger auf eine staubige Kommode. Er zieht beim vorbeigehen eine Furche durch den Staub und klopft dann die Hände an seiner Hose ab. "Es riecht hier ziemlich muffig" spricht er leise und schaut auf die kaputten Gegenstände. "Mit ein bisschen Arbeit könnte man hier wieder richtig schön wohnen" und deutet auf die Feuerstelle. Als der Blick von Sundara auf Bhok fällt, lächelt er leicht und schreckt beim Knarzen der Dielen auf. "Es wäre mir wohler, wenn wir hier unten erst mal alles genauer untersuchen würden" beantwortet er Sundaras Frage. Er beginnt nun auch die ein oder andere Einrichtung zu verschieben und Türen zu öffnen. Bei einer knarzenden Diele bewegt er sich wippend hin und her und prüft, ob ein Hohlraum darunter die Ursache ist. Vielleicht ist ja doch irgendwo noch was zu holen.

Auch schaut er nach oben und prüft das Holzfachwerk auf Stabilität. Sollten sie wirklich hochgehen, so wird das wohl alles halten.

Sundara nickt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Schon ist sie zurück in der Küche. Während Bhok nun beginnt, Möbel zu verschieben, untersucht sie einfach dieselben. Schaut in Schränke, auf Regalen, immer auf der Suche nach irgendetwas Brauchbarem. Schrott, der für die Metallschmiedin brauchbar ist, wird sie hier wohl nicht finden, das ist ihr schnell klar. Aber als Neuankömmling auf dieser Insel ist es immer gut, wenn man einige Ausrüstungsgegenstände mehr hat. Und Lenari und Inara haben ja nicht ganz Unrecht, wenn sie meinen, dass es gar nicht verkehrt sein kann, sich hier wenigstens annähernd häuslich einzurichten. Immer wieder geht ihr Blick zu Bhok, der mit Feuereifer bei der Sache ist, und immer wieder zaubert dieser Eifer ein Lächeln auf ihr hübsches Gesicht. Schließlich geht ihr Blick zu dem kleinen Rinnsal, das über die Bodenbretter rinnt und irgendwo versickert. Da kommt ihr ein äußerst unangenehmer Gedanke. Ein Gedanke, der ihr wohl hätte früher kommen müssen. Oder sollen. Jedenfalls ist es jetzt zu spät. Bhok hört ein Krachen, dann ein Platschen. Sundara ist verschwunden, dafür klafft nun ein Loch im Bretterboden.

"Was ich dir noch sagen…" Bhok schreckt mitten im Satz auf, als er ein leises Knacken wahrnimmt. Er kennt sich gut genug mit Holz aus, damit er erahnen kann was bald passiert. Doch vermutet er eher die Balken der Decke als den Fußboden als Geräuschursache. Sein Blick wandert nach oben, als Sundara im Boden mit einem lauten Krachen einbricht. Er ist nicht weit weg und er springt ihr entgegen in der Hoffnung sie noch Greifen zu können. Doch vergebens. "Sundara", ruft er laut und klingt etwas verzweifelnder, als er eigentlich wollte. Ein lautes Platschen deutet auf viel Wasser hin und er kommt liegend… um mehr Fläche zu verteilen zum Loch. Seine Blicke wandern nach unten. Es ist dunkel doch kann er gerade noch so Sundaras Körper sehen.
Durch das ständige Tropfen des Wassers wurde das Haus ein wenig unterspült. Das Haus selbst steht auf Stelzen, um keinen direkten Kontakt zum Boden zu haben. Aus der Wohnung geht es eigentlich knapp 2 Meter runter, doch steter Tropfen höhlt den Stein. Aus den 2 Metern wurde ein großer Krater unterm Haus der mindestens schon 4 Meter tiefer liegt als der Boden des Hauses. Sundara, wohl vom Einbrechen des Bodens überrascht treibt auf dem Wasser.

Bhok wartet keine Augenblicke mehr, schaut sich noch einmal um, ob er was erkennen kann was ihm helfen könnte. Er kann jedoch nichts finden und Sundara treibt immer noch mit dem Kopf im Wasser. Er springt hinterher.
Etwas unsanft landet er neben ihr im Wasser. Es ist nicht besonders tief und die 4 Meter hat er wohl etwas unterschätzt. Sein rechter Fuß hat hierbei wohl etwas abbekommen und auch an ein Abrollen ist hier nicht zu denken. Er kann gut stehen und dreht nun Sundara auf den Rücken.

"Wach auf... Sundara... wach schon auf..." leicht schlägt er ihr immer wieder ins Gesicht.

Nun ist Sundara nicht von dem Schlage Frau, die von einem leichten Schrecken sofort in Ohnmacht fällt. Allerdings ging freilich ihr Fallen reichlich unkoordinierter vonstatten als Bhoks springen, sodass sie praktisch bäuchlings im Wasser gelandet ist und mit dem Kopf auf dem steinernen Boden aufgeschlagen. Eine blutige Schramme an ihrer Stirn zeugt noch davon. Wie lange mag sie nun wohl regungslos in Bhoks Arm liegen? Es ist nicht so lange, als dass sich der unbeteiligte Beobachter große Sorgen machen würde, und doch wird es Bhok wohl endlos vorkommen. Schließlich regt sie sich aber doch, und ein Wasserstrahl, der ihren Mund wie eine Fontäne verlässt, trifft den Mann mitten im Gesicht. Sie hustet noch eine ganze Weile, eigentlich länger, als sie vorhin unmächtig gewesen ist, und trotzdem wird es Bhok kurzweiliger erscheinen. Schließlich beruhigt sich dieser Hustenanfall wieder. Sie verzieht schmerzerfüllt das Gesicht und dreht den Kopf im Nacken.

"Scheiße!"

Sie sieht sich um. Viel sieht sie nicht, ist das Loch doch äußerst spärlich beleuchtet durch das kaum einen Vat breite Loch im Fußboden, oder in der Decke, das ist nun Ansichtssache. Die Pfeile und die Stöckchen, die sie am Vortag gesammelt hat, treiben um die beiden herum. Sie windet sich schließich aus Bhoks Arm und landet auf dem Boden. Ihr geht das Wasser fast bis zu den Schultern. Sundara macht sich daran, das ganze Treibgut einzusammeln, dessen Beschaffung doch mit Arbeit verbunden war, und sie nicht so einfach hergeben will. Da Holz jedoch bekanntlich leichter als Wasser ist und sich deshalb die Stöcke immer wieder aus dem unter Wasser liegenden Köcher verabschieden, muss schließlich der zweite Ärmel ihres Hemdes daran glauben. Sie bindet damit einfach den Köcher oben zu. Einzig die fertigen Pfeile steckt sie sich hinter den Gürtel.

Das Loch wird wohl knapp 5 Vat im Durchmesser betragen. Die Wände bestehen zumeist aus kruder Erde, die natürlich bis an die hölzerne Decke reicht.

"Die Frage, die wir uns jetzt stellen sollten," sagt Sundara ernst, aber auffallend ruhig, "ist wohl die, wie wir hier wieder herauskommen."

"Bei den Göttern. Du hast mir einen Schreck eingejagt." meint Bhok als Sundara das Gesicht verzerrt. Er macht sich nun ein Bild von der Situation und beginnt langsam an den Rand der Vertiefung bis er feste und stabil in der schlammigen Erde steht. Er spürt den Matsch, unter den völlig durchweichten Schuhen und der Geruch hier unten ist alles andere als angenehm. Ein Blick nach oben zeigt direkt, dass es wohl nicht reichen wird Sundara auf die Schulter zu nehmen. Er versucht sich ein Bild zu machen wie es oben ausgesehen hatte und schaut sich nach etwas um.

Er sucht im Wasser treibende Hölzer und prüft die auf Festigkeit. Eine Dachlatte scheint seinen Ansprüchen zu genügen, denn er behält diese eine Zeit lang in den Händen. Er scheint jedoch weitere Sachen zu suchen. Er taucht ab und Sundara kann die Atemluft von Bhok in Form von Blasen erkennen. Als er wieder auftaucht, lächelt er. Er hebt beide Hände. In der einen Hand hat er die Latte und in der anderen verschiedene Kleider, die scheinbar mit einem Schrank mit in die Tiefe gefallen ist.

"Was meinst du. Wenn wir Teile dieser Kleider zusammenbinden, diese Dachlatte damit verknoten und dann versuchen oben etwas zu erreichen. Vielleicht können wir uns dann hochziehen"

"Entschuldigung, war nicht meine Absicht," antwortet sie mit einem etwas gequälten Lächeln. "Aber Danke jedenfalls für's hochziehen!"

Auch sie sieht sich noch einmal genauer um. Die Erde ist etwa bis einen Vat über dem Wasserspiegel komplett durchweicht, darüber scheint sie weit fester zu sein. Die Oberkante ist, wie gesagt, von dem morschen Fußboden abgeschlossen, der auf mächtigen Balken aufliegt. Sundara denkt nach. Wenn das Loch nur etwas näher am Balken liegen würde! Vielleicht, wenn die Spalte zwischen den Brettern und dem Balken ausreichen würde, mit einem beherzten Sprung... Aber nein, das Holz ist ja morsch, sie würde wohl nur doch wieder im Wasser landen. In diesem Moment taucht Bhok neben ihr auf. Sie schaut sich die Latte und die Kleider an. Ihr Blick ist skeptisch. Den Balken vier Vat hochwerfen und darauf hoffen, dass er irgendwo hängen bleibt? Wenn, dann müsste er wohl über das Loch gelegt werden, doch wie ist das von hier unten zu bewerkstelligen? Plötzlich greift Sundara nach Bhoks Arm.

"Sag mal, wo war denn der Schrank? Ich meine, wenn dieser Schrank hier heruntergekommen ist, muss es doch auch eine Öffnung dafür geben. Durch dieses Loch ist er sicher nicht gefallen, das habe ich gerade erst verursacht, und glaube mir, es wäre mir aufgefallen, wenn mir auch noch ein Schrank auf den Deckel gefallen wäre..."

Sie sieht Bhok an, und es ist fast, als würden ihre Augen noch gegen das Halbdunkel anzuleuchten imstande sein. "Die Alternative wäre, ich versuche, so nahe wie möglich an das Loch zu gelangen, und von da die Latte zu positionieren. Ob das durchführbar ist, weiß ich jetzt frelich noch nicht. Besonders ist es mir schleierhaft, ob der Balken überhaupt so viel Griff bietet, und auch wie ich dann die Latte genau über das Loch gelegt bekomme. Man könnte es probieren, bevor wir hier aufs Geradewohl in die Dunkelheit tauchen..."

Bhok kommt gar nicht zu Wort, schon überlegt Sundara weiter, und nun beginnen ihre Augen richtig zu glänzen.

"Ich hab's jetzt," sagt sie und greift wieder nach Bhoks Arm. "Es ist ganz einfach. Wir binden die Kleider zusammen und ich schieße sie mit einem Pfeil nach oben. Dann springe ich hinterher. Ich brauche dich dabei allerdings als Katapult. Sprich, ich steige auf deine Schultern, du gehst in die Knie und springst mit voller Kraft nach oben. Ich springe dann von deinen Schultern. Auf diese Weise sollte ich doch an die Decke gelangen. Ist für dich halt nicht sehr angenehm, weil ich dich doch recht stark treten werde..."

Sie steht nun vor Bhok, schaut ihn aus ihren großen blau-grünen-Augen an. Ein tropfen aus einem Wasser-Blut-Gemisch rinnt über ihre Nase, formt an der Spitze einen Tropfen und fällt dann die zwei Handbreit in das Wasser. Das Wasser ist kalt. Sehr lange können sie darin wohl nicht aushalten.

Bhok starrt Sundara an. Er kommt nicht zu Wort und das hatte er wohl auch nicht vor. In der Hoffnung, dass die Dunkelheit sein Starren unauffällig gestaltet treffen sich die Blicke immer wieder. "Dann versuchen wir es so." meint er einfach nur und stellt sich an den Rand des Loches. Doch es musste alles etwas schneller gehen. Bhok geht in die Knie, während Sundara den besagten Pfleil abschießt. Durch ein lautes "Plopp" kann sie den Treffer hören. Die Kleider hängen in der Luft.
So steigt sie Bhok auf die Schulter und klopft kurz auf den Kopf, der komplett unter Wasser ist. Dann stößt sich Bhok aus dem Wasser und springt mit viel Kraftanstrengung in die Luft. Weit kommt er jedoch nicht aus dem Wasser doch gerade rechtzeitig, bevor Bhok wieder nach unten fällt, drückt Sundara sich ab. Fest und kräftig.
Bhok wird mit viel Druck wieder nach unten gestoßen und versinkt im Wasser, während Sundara über den Rand des Loches kommt. Doch der Rand ist ebenfalls morsch und der Halt des Pfeiles ist nicht besonders verlässlich. Es reicht jedoch, um Sundara die entsprechende Verschnaufpause/Reaktionszeit zu geben, um nach etwas stabilen zu greifen. Ein Sessel und es hat ein Fuss und steht erst mal fest auf dem Boden. Sundara hält sich fest und zieht sich hoch. Sie klettert aus dem Loch doch dafür fällt der Sessel hinein. Mit einem lauten "Platsch" versinkt der Sessel in der Dunkelheit.

Stille

Sundara sieht sich um. Da fällt ihr der Fuß der Anrichte ins Auge. Nun, eine Anrichte würde nicht einmal Bhok so einfach verschieben können. Sundara zieht den Pfeil aus dem Boden. Die Spitze löst sich, und es dauert einige Augenblicke, bis sie diese ebenfalls aus dem Boden gezogen hat. Sie löst den Hemdärmel von ihrem Pfeilköcher, steckt die Spitze an den Köcher. Dann verknotet sie das improvisierte Seil fest an der Anrichte.

"Bhok, du kannst raufkommen!" ruft sie dann. Stille. Sie hört nichts. Niemand antwortet. "Bhok?!" Noch immer hört sie nichts. "Bhok!!"

Sie krabbelt an den Rand des Loches. Sie sieht nichts, ausser den Stuhl, der an der Wasseroberfläche schwimmt. In einem Wimpernschlag löst sie den Pfeilköcher von ihrem Oberschenkel, wirft den Bogen zur Seite und klettert über das Seil nach unten. Sofort taucht sie unter, und einige Augenblicke später hat sie ihren Begleiter auch schon gefunden. Sie zieht ihn an die Wasseroberfläche. Er reagiert nicht.

"Bhok!" herrscht sie ihn an, "mach mir keinen Ärger hier!" Mit der flachen Hand klatscht sie gegen seine Wangen, nicht brutal, aber auch nicht besonders sanft. Keine Reaktion. Kurz sieht sie sich wieder um. Die Sorge um den Elurier ist ihr ins Gesicht geschrieben. Schließlich nimmt sie das Seil, schlingt es unter seinen Armen durch und verknotet es fest an der Brust. Dann klettert sie das Seil hoch. Sie klettert nur mit den Armen, in großen Sätzen, und so dauert es gar nicht lange, dann ist sie schon am Rand des Loches angelangt. Dann beginne sie zu ziehen. Es fällt ihr nicht leicht, den schweren Elurier hochzuziehen. Das Gesicht ist bald rot vor Anstrengung. Die Schulter mit den fast verheilten Rissen schmerzt, als sich die Muskeln so extrem anspannen. Sie spürt es aber nicht. Die Dielen knarren besorgniserregend. Dann ist auch Bhok an dem Loch angekommen. An dem Knoten zieht sie ihn über den Rand, rollt ihn zur Seite, löst den Knoten, zieht das Seil unter ihm hervor. Da versagen die Dielen unter ihr erneut ihren Dienst. Sie fällt in die Tiefe, kann gerade noch das Seil mit sich ziehen. Sie traut dem Seil nicht so sehr, als dass sie sich daran festhält. Sundara fällt erneut in das kalte Wasser, taucht wieder auf, fasst das Seil. In Windeseile erklimmt sie erneut das Seil, ist auch schon neben Bhok angekommen, greift ihn unter den Armen und zieht ihn weg, weg von dem Loch, von dem morschen Boden, raus aus der Küche. Dann legt sie ihn in das grüne Gras, dreht ihn zur Seite, schlägt ihm kräftig gegen den Rücken.

"Bhok!" schreit sie dabei nahezu, "Bhok! Komm zurück zu mir! Verstanden?"

Ein paar Schläge... Mehr war nicht nötig und Bhok spuckt Wasser. Jetzt erkennt man auch die ekelhaft braune Brühe, die tief unten einfach nur schwarz war. Bhok würgt und es kommt immer noch Wasser aus seinem Inneren. Dann dreht er sich auf den Rücken. Die Augen immer noch geschlossen saugt er die frische kühle Luft tief in sich ein.
Langsam öffnet er die Augen und sieht Sundara. "Es tut mir leid" meint er nur und atmet dabei tief. "Es tut mir leid, was ich in der Kneipe über deine Freundin gesagt habe"
Dies scheint ihm schon länger auf der Seele zu brennen, den Sundara scheint dies schon vergessen zu haben.
Wieder muss er husten und schließt die Augen da diese gerade fürchterlich zu brennen beginnen.