Forum Übersicht - Der Strand » Rotz und Wasser

Ira rennt ohne zu schauen wohin. Sie trennt bis sie außer Atem ist. Das dauert eine Weile, sie ist gut in Form. Sie wischt sich die Tränen aus den Augen und schaut sich um. Sie sieht nur überwucherten Schutt und vor sich einen schmalen Weg durch Gestrüpp. Jetzt kann sie auch den Metcha hören. Ihr ist elend zumute. Wieder fängt sie zu heulen an. Wieder rinnen Tränen über ihre Wangen als sie sich durchs Gebüsch kämpft. Auf der anderen Seite kommt sie auf die Reste der Straße am Metcha. Sie will nicht mehr weitergehen. Sie hockt sich auf einen Mauerrest und heult richtig los. Sie weiß selber nicht genau warum. Aber die Tränen rinnen wie ein Wasserfall. Irgendwie tut es ihr auch gut. Es war einfach zuviel die letzten Tage. Nach einer Weile beruhigt sie sich. Sie wischt sich Tränen und Rotz aus dem Gesicht. Diese verdammte Ketzerin! Aber Ira ärgert sich mehr über sich selbst. Wie konnte sie sich so gehen lassen? Verdammt noch einmal! Ich bin Vorovisianerin! Das hat man davon wenn man einer Ketzerin nachrennt. Schluß und Aus! Soll sie sich in den Metcha stürzen oder sich das Genick brechen! Zu Lijan mit ihr! Langsam fühlt sie sich besser. Trotzdem hätte sie sich am liebsten besoffen. Doch dazu hätte sie in den Silberkrug müssen. Da bleibt sie lieber sitzen und schaut auf den Metcha hinaus. Ist eigentlich ganz hübsch hier, stellt sie fest. Aber hier gibt’s nichts wo sie unterkriechen könnte. Vielleicht den Strand runter? Ira beschließt nachzuschauen und macht sich auf den Weg. Es dauert nicht lang bis sie den Strand erreicht.

War wahrscheinlich Keresin denkt sich Ira als sie die Fußspuren sieht. Aber egal! Bald wischt sie sich den Schweiß von der Stirn. Der Sand unter dem Himmelsfeuer ist wie ein Backofen. Sie flüchtet in den Schatten der Bäume. Dann fällt ihr etwas auf und sie geht nachschauen. Aber es ist nur eine total zerfallene Ruine. Völlig unbrauchbar. Leise flucht Ira vor sich hin. Aber da ist was Weißes zwischen den Bäumen. Es sind keine hundert Schritte bis sie vor einem Haus steht. Der Putz ist fast ganz abgefallen. Doch die Mauern stehen und das Dach ist auch noch da. Zumindest der Großteil davon. Leise pfeift Ira durch die Zähne. Die Veranda schaut auch noch ganz gut aus. Das muß sie sich ansehen! Vorsichtig steigt sie die Stufen hinauf. Langsam, Schritt für Schritt macht sie auf die Türöffnung zu. Neugierig lugt sie ins Innere.

„Heilige Scheiße!“: rutscht es Ira leicht geschockt heraus. „Dagegen ist der dreckigste Puff im Hafenviertel ein Schmarrn.“ Vorsichtig schaut sie sich um. Die Küche ist unbrauchbar. Das kleine Zimmer vielleicht hinzukriegen. Der Vorraum und das große Zimmer schauen aber nicht ganz so schlecht aus. Wenn man sich den Dreck wegdenkt. Sie klopft an ein paar Stellen die Wände ab. Die wirken nicht so als würden sie bald zusammen fallen. Der Fußboden knarrt und knirscht aber hält. Erst muß der Dreck raus. Dann kann man was Genaues sagen. Sie ist unentschlossen ob sie sich diese Knochenarbeit wirklich antun soll. Dann hört sie das Plätschern des Wassers. Sie geht zurück auf die Veranda und dem Plätschern nach.

Ira wischt sich den Schweiß von der Stirn. Es ist ihr ordentlich heiß geworden. Aber sie hat einen Teil des Mists zur Seite geräumt. Ein Becken im Boden! Es schaut ganz so aus als ob das soetwas wie ein Freiluft-Badehaus gewesen wäre. Leise pfeift sie durch die Zähne. Jeden Tag baden? Das wär schon etwas! Für den Augenblick läßt sie dabei und schaut sich den Backofen an. Soweit sie sehen kann ist der in Ordnung. „Nicht blöd.“: sagt sie sich. Die Hitze bleibt draußen und das Haus kann man auch nicht abfackeln. Langsam dreht sie sich einmal um sich selber. Eine Villa am Metcha! Der Gedanke gefällt ihr immer besser. Nie hätte sie sich das träumen lassen. Sie geht zurück zum Haus, in den Schatten. Sie setzt sich auf die Stufen der Veranda. Wenn sie sich das Haus wirklich schnappen will, heißt das Mordsarbeit. Eine Weile überlegt sie. Dann schweifen ihre Gedanken ab. Sie denkt an Vorovis an zu Hause. Wäre es überhaupt noch ihr zu Hause wenn sie zrurück könnte? Was hatte Misaki gesagt? Vergiß die Vergangenheit. Laut seufzt sie. War leichter gesagt als getan. Sie gibt sich einen Ruck und steht auf. Aber eins schließt das Andere nicht aus. Das Haus herrichten heißt ja nicht, das sie ganz aufgibt nach Haus zu kommen! Wenigsten macht sie was sinnvolles mit ihrer Zeit. Der Gedanke gefällt ihr mit jedem Augenblick besser. Da bebt die Erde leicht. Verdammt, was war das schon wieder? Gespannt wartet sie. Als nichts weiter passiert, macht sie sich auf den Weg um ihre Sachen zu holen.