Forum Übersicht - Der Strand » Kleine Runde

Früh am morgen, die Hitze des Tages lässt noch ein wenig auf sich warten, verlässt Lenari das kleine von ihr okkupierte Häuschen, um sich am zentral gelegenen Brunnen zu waschen und zwei Eimer mit Wasser zu füllen, die sie mit zurück nimmt in das noch angenehme Halbdunkel der kleinen Behausung. Viel gibt es nicht zu tun, aufgeräumt ist schnell und auch Gesellschaft ist dünn gesät in der seltsamen Welt. Die junge Frau macht sich daher auf in Richtung Strand, um dort nach Muscheln oder ähnlichem zu suchen. Das von Yresen erhaltene seltsame, flache Metallstück nimmt sie mit – auch wenn die Wahrscheinlichkeit auf Fremde zu treffen sehr gering ist, so stellt das leichte, aber doch massiv wirkende Werkstück eine kleine Verteidigung dar. Pfeifend schlendert sich durch die verlassenen Straßen und erreicht nach einer kleinen Weile den Sandstrand, der – Überraschung – genauso verlassen wirkt wie der Rest.

(- - > Neues, altes Haus)

Gemächlich ziehen Häuser und dann immer öfter Ruinen an Keresin vorbei. Er läuft nicht besonders schnell, aber mit raumgreifenden Schritten. Schnell ist sein Körper in den gewohnten Rhythmus verfallen, den er für lange Zeit durchhalten kann. Den Gebäuden widmet er wenig Aufmerksamkeit, konzentriert sich auf seinen Atem und seine Schritte. Als er bei den Überresten des Hafens angelangt ist, biegt er nach Westen ab. Er folgt dem schmalen Pfad entlang dem Metcha, auf dem er in umgekehrter Richtung in die Stadt gekommen ist. Die Bewegung tut ihm gut und beginnt während des Laufens sich den Vorfall von gestern Abend noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Sträucher, Bäume und Gestrüpp lichten sich und dann hat Keresin den Sandstrand erreicht. Er hält sich auch hier nahe beim Wasser und läuft im feuchten Sand. Obwohl noch relativ früh ist es bereits so warm, daß sein Körper vor Schweiß glänzt. Er setzt zu seinem Sprint an und läuft circa 100 Vat so schnell als er es vermag, dann fällt er schweratmend wieder in sein normales Tempo zurück. Er läuft noch eine ganze Weile, sprintet immer wieder über kurze Distanzen bis er umkehrt und gemächlich zurückläuft. Nach einer kurzen Wegstrecke bemerkt er eine einsame Gestalt weit vor sich. Bald kann er die Frau erkennen, die ihn in ihrem Garten bewirtet hat und hält auf sie zu.

Die dunkelhaarige junge Frau ist gerade dabei, am Strand nach nützlichen Utensilien zu suchen. Die vielen kleinen Wasserläufe in der Allianzhauptstadt haben immer das eine oder andere zu bieten – im Guten wie im Schlechten. So finden sich dort wohlschmeckende Fische oder Krebse genauso wie Unrat, tote Ratten oder andere wenig verlockende Dinge – hier allerdings scheint der Strand genauso leer und verlassen wie der Rest der Gegend, der angenehme Geruch des Meeres entschädigt jedoch ein wenig für fehlendes Sammelglück. Den Blick nach unten gesenkt, bemerkt Lenari den herankommenden Läufer erst, als er bereits in Rufweite herangekommen ist. Gegen die Sonne blinzelnd, hebt sie die Hand zum Gruß. „Sichara !“ freundlich lächelt sie Keresin an. „Frühsport am Morgen angesagt ?“

Die letzten paar Vat wird Keresin langsamer und als er vor Lenari stehen bleibt, wischt er sich erst einmal den Schweiß von der Stirne. Obwohl sein Oberkörper vor Scheiß glänzt atmet er jetzt kaum schneller als gewöhnlich. „Guten Morgen!“: sagt er mit einem freundlichen Lächeln. „Ja, ich war die letzten Tage ziemlich faul, was das Training angeht. Jetzt ist die Hitze noch halbwegs erträglich.“ Wieder wischt er sich mit dem Unterarm über die Stirn. Sein Blick bleibt an dem metallenen Gegenstand hängen, den Lenari bei sich trägt. Für einen Augenblick zeichnet sich Interesse auf seinen Gesichtszügen ab, doch er hält seine Neugierde im Zaum und erwähnt das Werkzeug nicht. „Und ihr? Genug von den bröckeligen Mauern daß es euch an den Strand verschlagen hat oder seid ihr auf der Suche nach einem Frühstück?“ Er kratzt sich halb unbewußt die gerötete Schulter. Das Laufen scheint der Vorovisianer gewohnt zu sein, doch das Himmelsfeuer setzt seiner Haut zu, die schon merklich gerötet ist.

„Eigentlich sollte man ja meinen fürs Training ist noch mehr Zeit als sonst, so ganz ohne Verpflichtungen,“ entgegnet Lenari mit einem Schmunzeln. Barfuß steht sie im Sand, die staubige Hose bis zu den Knien hochgekrempelt, das ärmellose weite Hemd wird durch eine Kordel um die Hüften halbwegs in Form gehalten. „Sowohl als auch – Sand ist wenigstens mal ne kleine Abwechslung zu Staub, und vielleicht findet sich hier ja was Essbares. Bisher hatte ich aber noch kein Glück.“ die schmächtige junge Frau zuckt mit den Schultern. „Ihr habt nicht zufällig irgendwo eine Angel oder sowas gefunden ? Irgendwie hab ich das Gefühl, in der ganzen Stadt liegt nur Schrott rum. Und eine Kopfbedeckung wäre auch noch was für euch, sonst kriegt ich bei der Lauferei noch nen Sonnenstich." fügt sie noch hinzu, als sich Keresin des wohl eingefangenen Sonnenbrandes gewahr wird.

Zustimmend nickt Keresin. „Im Prinzip gebe ich euch recht, aber…“: er schmunzelt leicht säuerlich. „Aber im Chaos der ersten beiden Tage habe ich an alles Mögliche gedacht, aber nicht an Training und gestern hatte ich Glück, nicht den langen Weg ohne Widerkehr antreten zu müssen. Ohne Misaki wäre ich nicht mehr hier. Also war auch gestern nichts mit Sport, daher bin ich heute früh raus.“ Wieder kratzt er sich an der Schulter. „Entschuldigt, macht es euch etwas aus ein wenig in den Schatten zu gehen? Ich habe das Himmelsfeuer wohl unterschätzt.“ Er wartet einen Moment dann setzt er sich langsam Richtung Schatten in Bewegung. „Ich war zwar für eine längere Zeit in Elurien, aber an die Hitze und die Kraft des Himmelsfeuers habe ich mich immer noch nicht gewöhnt.“ Bedauernd schüttelt er den Kopf. „Nein ich habe nichts dergleichen gefunden, nur etwas Garn. Aber Muscheln muß es hier in rauhen Mengen geben. Die kleineren Weißen, die bei mir zu Hause Yolanamuscheln heißen, vergraben sich im naßen Sand ein und davon gibt es hier genug.“ Im Schatten angelangt nickt er Lenari zu: „Der Kopf ist nicht das Problem, aber das nächste Mal werde ich auf jeden Fall ein Hemd anziehen.“ Er zieht sich den Waffengurt über den Kopf und schnallt sich seine Asnivala wieder um die Hüften. „Wohnt ihr immer noch in dem Haus mit dem schönen Garten? Wie ist es euch ergangen seit unserem letzten Treffen?“: erkundigt er sich.

Während sich Keresin bereits in Richtung Schatten bewegt, veranlasst eine leichte Erhebung im Sand Lenari dazu, sich kurz hinzuknien und mit den Boden zu graben, kurz darauf erhebt sie sich mit einem leichten Schnauben wieder und pfeffert mit Schwung einen Stein ins Wasser. „Wie was ist denn passiert, hattet ihr Ärger ? Mit wem ? Und wer ist Misaki ?“ leicht alarmiert mustert sie Keresin, während sie sich ebenfalls in den Schatten verzieht – seine weiteren Fragen ob der kurzen, recht lässig hingeworfenen Bemerkung wohl erstmal völlig vergessend.

„Ich hatte keinen Ärger. Damit wäre ich schon fertig geworden. Es hat alles ganz harmlos angefangen….“ Keresin erzählt davon wie er auf der steinernen Bank vor einem Haus gesessen war und ihn leichte Vibrationen neugierig gemacht hatten und er ins Haus gegangen war, von der neuen Türe, der Sauberkeit, den Möbel und der Türe, die er unvorsichtiger Weise aufgemacht hat und von dem Blitz der ihn gefällt und gelähmt hatte. Er schildert ohne Pathos von den Krämpfen, wie er fast erstickt wäre und dann Misaki erschienen war. „Wer Misaki ist?“: sagt er nachdenklich. „Schwer zu sagen. Auf jeden Fall ist sie eine bemerkenswerte Frau und eine unglaubliche Heilerin. Ihre Heilkust grenzt wahrhaftig an Magie. Ich habe in meinem Leben einige ausgezeichnete Heiler getroffen. Einer davon war sogar mein Vorgesetzter. Aber was sie vollbringt hätte keiner von ihnen tun können. Ich hatte schon einen Fuß auf den Eisfeldern und sie hat mich in zwei, drei Jhane vollständig geheilt.“ Im Schatten einer Palme macht Keresin halt. „Was haltet ihr davon uns eine kleine Weile zu setzen?“: erkundigt er sich höflich bei Lenari.

Wortlos schlendert Lenari neben Keresin her und hört ihm mit einer Mischung aus Faszination und Unglauben zu – ihre Miene spiegelt abwechselnd Interesse, Besorgnis, aber auch Skepsis wieder, ehe sie mit einem Nicken ihr Einverständnis bekundet und sich neben dem Mann im Schatten niederlässt. „Das ist...also..wäre ich in einer Kneipe, dann würde ich glauben, ihr habt zuviel getrunken und erzählt einen Haufen Seemannsgarn.“ meint sie nach einer geraumen Weile nachdenklich. „Aber hier – Magie, komische Tiere, seltsame Gegenstände...“ ihr Blick wandert kurz zu der mitgeführten Stange, die sie neben sich in den Sand gelegt hat, ehe sie sich wieder Keresin zuwendet. „Ihr scheint das irgendwie recht gelassen zu sehen, oder irre ich mich da ?“

Als sich Keresin setzt greift er sich mit einem Ausdruck der Überraschung an die Seite. „Es ist nicht zu fassen! Die Rippen! Irgendwie hat es Misaki geschafft auch meine gebrochene Rippen in Ordnung zu bringen!“ Er schüttelt den Kopf. „So etwas habe ich wirklich noch nie erlebet.“ Er lacht leise auf, als Lenari von Kneipe und Trunkenheit spricht. „Schön wäre es wenn das alles nur ein besoffene Geschichte wäre, aber ich kann euch versichern, daß es nicht so ist. Hier ist nichts wie es auf den ersten Blick aussieht. Sundara hat von einer der großen Libellen erzählt, die von einem kleinen Falken gerissen worden war, dabei explodierte und statt Knochen und Fleisch Metallreste hinterließ. Ich habe Leichen gefunden, denen man 2 Clat große Löcher durch die Körper gebrannt hat. Ich bin mein ganzes Leben lang Soldat, aber von einer Waffe die soetwas anrichten kann habe ich nicht einmal gerüchteweise gehört. Und das ist sicher nicht das Ende.“ Bei der nächsten Bemerkung Lenaris zuckt er die Achseln. „Ich bin Offizier! Ein Teil der Ausbildung der Reichsarmee zielt darauf ab Befehlshaber auch in völlig überraschenden und verwirrenden Situationen einen klaren Kopf behalten zu lassen. Wir tragen die Verantwortung für die Leben unserer Soldaten! Es gibt für jedes Phänomen eine Erklärung, wenn man genug darüber weiß. Im Moment begnüge ich mich damit die Dinge zu nehmen wie sie sind ohne in phantastische Erklärungen und Panik zu verfallen.“

„Ja so komische grüner Lichter habe ich nachts auch gesehen, keine Ahnung was ich davon halten soll.“ ergänzt Lenari Keresins Bericht, ehe sie bei seiner weiteren Antwort kurz die Augenbrauen zusammenzieht. „Nur weil sich jemand Offizier nennt, sagt das auch nichts über seine Tapferkeit und seinen Mut aus.“ kaum ausgesprochen, hebt sie leicht entschuldigend die Hand. „Verzeiht, vielleicht ist das bei euch in der Armee was Anderes.“ sie lächelt ein wenig verlegen. „Ihr habt ja recht damit, die komischen Dinge hier erstmal zur Kenntnis zu nehmen. Aber irgendwann hätt ich schon gerne wenigstens den Ansatz einer Erklärung, was der ganze Zirkus hier eigentlich soll.“

„Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Auch bei uns macht der Rang nicht den Mann. Ich wollte damit nur sagen, daß es ein Teil meiner Ausbildung war mit unvorsehbaren Situationen konfrontiert zu werden und ich einige Kampfeinsätze hinter mir habe. Man betrachtet im Licht dieser Erfahrungen die Dinge ein wenig anders.“ Keresin kratzt sich wieder die gerötete Haut seiner Schulter. Es fällt in der Tat schwer sich Keresin kopflos und nervös vorzustellen. Leise lacht Keresin auf die Bemerkung Lenaris. „Wer hätte das nicht gerne?“ Von der Seite her sieht er die Allianzlerin aus seinen stahlgrauen Augen an. „ Wir kommen nicht nur aus verschiedenen Teilen der Röhre sondern auch aus verschiedenen Zeiten. Ich will gar nicht anfangen darüber nachzudenken, wie das vor sich gegeganen ist. Aber irgendjemand hat beträchtliche Mühen darauf verschwendet uns hier her zu verfrachten. Wenn es sich nicht um völlig Irre handelt, die Dinge einfach deshalb tun, weil sie es tun können, dann muß es einen Grund dafür geben.“ Dann erzählt Keresin von den Erlebnissen Sundaras. „Es gibt also jemand hier der hinter der Ruinenkulisse an irgendwelchen Fäden zieht. Sobald ich mir eine neue Bleibe gesucht habe werde ich mich auf die Suche machen.“

„Das macht absolut überhaupt keinen Sinn.“ in einem leichten Anfall von Frust fährt sich Lenari durch die Haare, ehe sie sich wieder ein wenig zurücklehnt und anfängt mit der Hand im noch angenehm warmen Sand herumzuwühlen. „Ihr seid Soldat, Sundara scheint sich ihrer Haut wohl auch gut erwehren zu können ...“ ein leichtes Schmunzeln zieht über ihr Gesicht.“Naja wenigstens hat sie genug Waffen dabei,“ fügt sie noch hinzu, ehe sie mit den Schultern zuckt. „Wenn gut Kämpfen zu können hier ein Maßstab sein sollte, dann haben diese Irren hier mit mir eine Niete gezogen.“ die junge Frau runzelt die Stirn, ehe ihre Hand auf dem seltsamen Metallstück zu liegen kommt. „Hm...“ sie legt den Kopf schief und mustert ihren Gesprächspartner kurz überlegend. „Ich hab in dem kleinen Haus eine Falltür im Boden – glaube ich wenigstens,“ fügt sie einschränkend hinzu. „Bislang hab ich sie nicht aufbekommen, aber damit geht’s vielleicht.“ sie greift nach der Stange und zeigt sie Keresin. „Hättet ihr vielleicht Interesse, euch das mal anzuschauen ? Vielleicht ist da ja nur ein Keller, aber wer weiß vielleicht gäbe es ja auch was zu entdecken.“ fragend blickt sie den Soldaten an.

„Auf den ersten Blick nicht, da gebe ich euch recht. Aber ohne gesicherte Fakten können wir über den Sinn unserer Entführungen nur herum raten.“ Er erwidert das Schmunzeln Lenaris bei der Erwähnung von Sundara Bewaffnung. „Mit dem Bogen kann sie sicher umgehen. Schaut euch ihre Statur an, dazu kommt man nur durch langes Training mit dieser Waffe. Was den Rest ihres Arsenals angeht...“ Keresin zuckt mit den Schultern. „Von unseren Schicksalsgefährten sind nur Ira, Sundara und ich Soldaten. Der Rest von uns hat andere Berufe. Ich glaube man kann davon ausgehen, das es denen nicht darum geht, hier eine Armee aufzustellen. Ihr werdet sicher über andere Qualtiäten verfügen, die für die Unbekannten interessant sind, wenn sie uns nicht zufällig ausgesucht haben.“ Interessiert hört er den weiteren Worten Lenaris zu und nickt dann. „Ja, das interessiert mich und wenn es damit nicht geht, ich habe eine kleine Axt bei meinen Sachen. Euer Werkzeug ist mir schon vorher aufgefallen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß es dieses Metall nur hier gibt. Der Zylinder, den Sundara gefunden hat, sah aus als wäre er aus dem gleichen Metall gefertig worden. Wo habt ihr das Stück gefunden?“: erkundigt er sich interessiert.

„Naja ich weiß nicht so recht.“ so ganz zufrieden wirkt Lenari mit Keresins Antwort nicht. „Zufall, kein Zufall – am einfachsten wäre es wenn diese Leute hier sich einfach mal äußern würden was der Zirkus hier so. Ratespielchen sind ja hin und wieder schön und gut, aber auf Dauer auch nicht wirklich spaßig.“ sie winkt ab und schüttelt mit leisem Seufzen den Kopf. „Aber ich habt schon recht, wild drauflos spekulieren bringt auch nichts. Aber...“ sie setzt sich ein wenig auf und schmunzelt „wie gesagt vielleicht findet sich ja was unterm Haus.“ sie reicht das etwas seltsam anmutende Werkstück an ihren Gesprächspartner weiter, falls er es etwas genauer betrachten möchte. „So Metall hab ich noch nie gesehen. Ich hab zufällig einen der Einheimischen getroffen, der hat mir das Teil gegeben.“