Forum Übersicht - Die Straßen der Stadt » Übernachtung

Nein, so schnell vergeht Blidur sein fröhliches Pfeifen nicht. Nun gut, die Nacht ist noch nicht vollends hereingebrochen. Es ist jedoch fraglich, ob so manche Inselspukerei den mächtigen Mann wirklich so schnell aus der Ruhe gebracht hätte. Auf der anderen Seite muss man freilich auch sagen, dass die Insel so viel Zeit gar nicht hat, um hier großartig rumzuspuken. Von der Schenke zum Silberkrug bis zu besagtem Haus ist es nur ein Zwyselsprung. Blidurs Beine sind lang, die Schritte ausladend, und so entwickelt er, obwohl er scheinbar gemütlich dahinschlendert, doch eine ordentliche Geschwindigkeit. Dumpf klopft der mächtige Spazierstock bei jedem Schritt auf das Pflaster.

Vor der Tür bleibt Blidur stehen. Er sieht sich zunächst einmal um, mustert dann das Haus.

"Oho," sagt er dann zu sich selbst, "ja, diese Insel gefällt mir immer besser, wenn neu Angelandete gleich so eine Bleibe zugewiesen bekommen. So etwas einfach mal zu seiner eigenen Kajüte zu erklären, das ist doch gar nicht mal so unangenehm."

Seine Hand geht auf die Klinke. Die Tür ist unverschlossen. Sie knarzt nur sehr wenig, als er sie öffnet. Es scheint gar so, als ob diese Türe regelmäßig gewartet geworden wäre, regelmäßig geöffnet. Im Inneren ist nichts von jenem abgestanden, staubigen, leicht muffigen Geruch zu vernehmen, der doch immer wieder in lange unbewohnten Räumen vorherrscht. Ganz im Gegenteil, es riecht sehr bewohnt, sogar ein leichter Anflug von Etrusha-Rauch hängt in der Luft. Blidur zieht seine Augenbrauen zusammen.

"Nun," sagt er abermals vor sich hin, "entweder es gibt hier eine rauchende Zimmerzofe, die in den unbewohnten Häusern nach dem Rechten sieht, oder aber dies Haus ist erst seit äußerst kurzer Zeit unbewohnt. Aber, mein guter Blidur, lass uns doch einmal dieses heimelige Heim inspizieren."

Er geht in die Küche. Diese ist peinlich aufgeräumt. Nichts deutet darauf hin, als wäre sie kürzlich gebraucht worden. Vor der Küche befindet sich eine Veranda. Der Tisch ist zur Seite gekippt, bildet eine Barriere zum Garten hin.

"Da war der werte rauchende Vorbewohner wohl eher ängstlicher Natur," mutmaßt er vor sich hin. "Und es war auf jeden Fall kein großer Koch. Ich sollte den werten Stanchek doch einmal genauer ausfragen, um wen es sich hier handelt. Gut, das Rauchen würde sohl zu dem vorovisischen Wildfang ganz gut passen... Rauchen, saufen und sich rumprügeln - naja, wenn es dem Wirt gefällt..."

Er dreht sich um, geht wieder ins Haus. Er geht zurück in den Vorraum, geht die Treppen nach oben. Er findet ein mit Matten ausgelegtes Nachtlager. Aber, was ist das? Auf der linken Seite liegt ein Hemd, schlampig hingeworfen. Blidurs rechte Augenbraue geht nach oben.

"Oho, was ist das?" sagt er dann, während er das Hemd in die Höhe hebt. "Das mit dem 'bis vor Kurzem bewohnt' sollte man wohl eher doch etwas weitläufiger fassen. Und wenn ich mir dieses Hemd so anschaue, dann gehört es wohl kaum einen der beiden hübschen Mädels. In dieser Schneiderei würde ja sogar dein Astralkörper beinahe schmächtig aussehen, guter Blidur. Nun, es bleibt zu hoffen, dass die Bewohner wirklich nichts dagegen haben, wenn der gute alte Blidur hier übernachtet. Denn sich mit solchen Hünen herumzuschlagen, nein, darauf habe ich keine Lust. Aber, warte, gab es da draußen nicht noch eine Treppe auf den Boden? Ich könnte ja mal sehen, ob ich mich da häuslich einrichten kann."

Er verlässt das Schlafgemach also wieder und steigt die Treppe auf den Dachboden hinauf. Doch auch der Dachboden scheint "bewohnt" zu sein, ist die doch die eine Hälfte mit gemütlich vor sich hintrocknenden Etrusha-Blättern bedeckt, die andere Hälfte mit einer gehörigen Anzahl von schnurgeraden Stöcken.

"Aha, hier wohnt wohl auch ein Bogenschütze," erkennt er mit geübtem Auge. "Ich soll doch geradewegs zu Lijan fahren, wenn dies nicht einmal Pfeilschäfte werden sollen."

Er steigt wieder nach unten. Abermals sieht er sich um. Draußen ist es inzwischen fast dunkel geworden. Blidur zuckt mit den Schultern.

"Die werden wir wohl hoffentlich nicht gleich den Kopf abreißen, einem so friedlichen Gesellen wie dir, guter Blidur. Schließlich kennen sie dich weder in Elurien noch in Vorovis."

Er legt sich hin, auf die rechte Seite des Gemaches, weit von dem Hemd entfernt. Er dreht sich zur Seite, und bald schon ist er am Einschlummern, den mächtigen Prügel allerdings fest umfasst.