Forum Übersicht - RE: Dava pavè Curana - 5

Die Chira senkt die Lider über die Augen, ist sie so noch schwerer aus zu machen.
Tessya merkt wie ihr Atem schneller wird und flacher. Ein triebhafter Impuls steigt in ihr auf. Wie lange hatte sie das nicht mehr gespürt?
Wagte er sich tatsächlich auf ihr ureigenstes Terrain?
Auch wenn er sich ins Dunkle begab, das war keine Herausforderung für sie, dafür war er mit seinem klingelnden Schellen zu laut, zu unbeholfen, sie würde mit ihm spielen wie die Chara mit einem Zwysel. Ihn narren, in Sicherheit wiegen und dann zu einem letzten Schlag ausholen.

Ihr Atme geht schnell und sie spürt ein unwiderstehliches Zucken in den Füssen. Sie war schnell, das hatte sie in der Klosterschule oft bewahrt. Und er war nur ein Mensch!
Tief zieht sie Luft in die Lunge, Javero hört ihr tiefes Atmen und sieht nun auch wieder die fluoreszierenden Chiraaugen. Sie war ein Stück näher geglitten, steht nur noch einen vat von ihm entfernt.
Ihre Stimme klingt ein angespannt in dem Bemühen, ihre Impulse unter Kontrolle zu halten. Bewusst und langsam atmet sie aus.
„Ich habe reichlich Familie, Javero, 4 Schwestern und einen Bruder, ich war die Jüngste . Und Kleinste. Dazu einen Haufen Tanten, Onkel, Cousinen. Und natürlich eine Mutter und Großmutter.“

Es war sicherer , wenn sie Abstand hielt, doch ihr Körper drängte sie vorwärts. Langsam beginnt sie ihn zu umrunden, spricht dabei weiter, er sollte wissen, wo sie war, zu ungleich war die Situation sowieso schon.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, ohne Familie, ohne Clan zu sein. Keiner Kaste an zu gehören. Ohne Verpflichtung, ohne Tradition. Ohne Wurzeln. Aber ich bin damit aufgewachsen, ich kenne es nicht anders. Hier ohne sie zu sein, fühlt sich merkwürdig an.“

Der hagere Mensch in der Dunkelheit lächelt ungemindert, doch er lauscht, lauscht dem kaum wahrnehmbaren Rascheln von Kleidung, den Atemzügen, welche von einer gewissen Erregung zeugen. Wann hatte er die Auge geschlossen, um sich besser darauf konzentrieren zu können, als würde es einen Unterschied machen? Etwas belustig über sich selbst öffnet er die Lider wieder und bemerkt, dass die Chirà näher geglitten ist. Nein, er war ihr kein ebenbürtiger Gegner und das wusste sie.
"Natürlich tut es das." erklingt die Stimme des Barden in die Stille und man meint das Lächeln sogar heraus zu hören. "Es ist reine Gewohnheit, die vermisst man immer, wenn sie fort ist. Mich würde man bei Leibe nicht in ein Gefüge hinein bekommen, Ich bin der Untergang jeglicher Struktur und Sitte." er lacht leise und wartet dann aufmerksam, bis sie in ihrer Umrundung hinter ihm angelangt ist. Er folgt ihrer Bewegung nicht, stattdessen setzt er sich mit klimpernde Schritte in Bewegung und strebt mit scheinbar gelassenen Schritten dem Brunnen zu, Tessya dabei den schmalen Rücken kehrend. Er wusste, dass es eine Provokation war, er wollte die Jägerin reizen indem er sie in tiefster Dunkelheit aus den Augen ließ - unabhängig davon, dass ihm sein Augenlicht ohnehin nicht weiterbringen würde, doch so war das Spiel. "Aber du warst länger alleine unterwegs. Du hattest nicht immer deine ganze Familie um dich. Und sicherlich hast du es genossen." stellt er eine wagemutige Hypothese auf, während ihn seine Schritte weiter gen Brunnen tragen. Tessya kann erkennen, wie er sein Weinglas aufliest, dann auf den Rand des Brunnens springt und trinkend ein paar balancierende Schritte macht. Im nächsten Moment ist er jedoch hinter der bronzenen Tänzerin verschwunden, entzieht sich sogar der kätzischen Nachtsicht und auch das Glöckchengebimmel verstummt jäh, als hätte er dort inne gehalten. Vielleicht harrt Tessya noch etwas aus, doch die so verräterischen Geräusche bleiben weiterhin aus, fast so als würde Javero hinter dem Brunnen auf sie warten.

Sie hatte schon die Hand nach ihm ausgestreckt, vielleicht, um seinen Nacken zu liebkosen oder mit einer Kralle zart über die so empfindliche menschliche Haut zu fahren.
Doch Javero läuft los, entzieht sich ihrer Berührung, hatte er es etwa gespürt?
Ein dunkler Laut rollt in Tessyas Kehle, halb knurrend halb enttäuscht.
Einen halbherzigen Schritt hinter ihm hermachend , gelingt es ihr noch einmal, sich zur Räson zu rufen.
Unwillkürlich steigt das Bild in ihr auf, wie sie ihm nachsetzt und zu Boden wirft. Wie sich mit ihm balgend über den Boden rollt, wie sie es früher mit ihren Geschwistern getan hatte... oder neulich mit dem feschen braunen Chira-Kater aus Chian.
Heftig schüttelt sie den Kopf, will die Bilder dieser kindischen Unvernunft loswerden, doch so ganz gelingt ihr das nicht.
Wie frech war es von dem Barden, einfach davon zu gehen.... aber sie würde ihm nicht nachjagen wie eine Chara dem Wollknäuel, ganz bestimmt nicht.

Betont langsam geht sie selbst zum Brunnen, beugt sich hinab, um ihr eigenes Weinglas zur Hand zu nehmen.
Ihre Ohren spitzen sich in die Dunkelheit hinter der Bronzestatur, versucht, die Dunkelheit zu durchdringen.
Tessya nimmt einen tiefen Schluck aus dem von Javero übervoll gefüllten Becher, ihr Schweif ist steil aufgerichtet und bildet an der Spitze einen eleganten Bogen.
Mit dem Becher in der Hand und dem harmlosesten Gesichtsausdruck der Welt schlendert sie entgegen gesetzt um den Brunnen, jeden Sinn nach vorn gerichtet und jede Faser ihres Körpers angespannt.
Nocheinmal würde sie ihn nicht davon kommen lassen.....

Das leise Grollen verhallt leise in der Dunkelheit und jeder Anderen hätte darin sicherlich eine Warnung vernommen, es nicht zu weit zu treiben, doch dem Barden fährt es nur kribbelnd die Wirbelsäule hinab und er müht sich die Gelassenheit beizubehalten, während er verstohlen grinst, als gleiche es mehr einer Belohnung.
Die empfindlichen Ohren der Chirà suchen weiterhin vergebens nach dem verräterischen Klang der Glöckchen, doch ihre Sinne nehmen die Anwesenheit des Mannes unverfälscht wahr, trägt ein Luftzug den Geruch menschlicher Haut mit sich und die Jagdlust gaukelt ihr gar vor den aufgeweckt-pochenden Herzschlag wahrzunehmen. Schließlich erklingt das Plätschern von Wasser kaum hörbar, aber für die chiranischen Ohren mehr als deutlich. Saß er auf dem Brunnenrand und ließ die Beine in den Brunnen baumeln, so wie er es vorhin bereits getan hatte?
Lautlos tragen sie ihre Pfoten um den Brunnen herum, die Bronzestatue büßt ihren Sichtschutz ein und ... niemand ist da. Der Spielmann, den sie ganz zweifelsohne vorhin noch wahrgenommen hat sitzt nicht dort, stattdessen steht nur das leere Weinglas auf dem Brunnenrand und glänzt harmlos im Mondlicht. Die wachsamen Augen der Chirà verschaffen sich jedoch sicherlich rasch einen Überblick über die Situation und erspähen alsbald ein metallenes Glänzen auf dem Boden des Brunnen. Es braucht nicht viel Fantasie um sich klar darüber zu werden, dass Javero das verräterische Schellenband im Wasser abgestreift hat, um die Bedingungen anzugleichen und das Spiel auf etwas würdigere Art fortzusetzen. So ist es nun fraglich, ob es für Tessya wirklich noch überraschend kommt, dass jäh hinter ihr die Stimme des Barden erklingt, welcher auf ungewohnt leisen Sohlen, aber sicherlich kaum lautlos, den Brunnenrand erklommen hat und ihr nun knapp eine Armes länge entfernt im Rücken steht. "Also? Hast du es genossen, oder nicht?" pocht er auf die Antwort auf seine Frage, während seine Augen im schwachen Himmelslicht glänzen.

Ein feines Lächeln spielt um Tessyas Lippen, sie hatte nicht erwartet, Javero sofort zu finden, das wäre zu langweilig. Das Schellenband im Brunnen zu deponieren hatte sie indessen nicht erwartet.
Ihre Ohren zucken, als sie die verräterischen leisen Laute hinter sich wahrnehmen, ihr Atem beschleunigt sich ohne ihr zu tun erneut.
„Natürlich habe ich es genossen, dachtest du ich wäre ein typisches Nesthäkchen, das sich nicht von Mutters Rockschößen lösen kann?“ fragt sie belustigt zurück.
Wie weit war er entfernt? Sie wäre sicher schnell genug... er rechnete sicher damit.... es wäre ein leichtes, sich ihn jetzt zu holen... aber dann wäre das Spiel vorbei.
Die Chira strafft sich, dreht sich nicht um und schlendert betont langsam zum Brunnenrand und den im dunklen Wasser glitzerndend Schellen. Der Blick Javeros, der zweifelsohne auf ihr ruht, kribbelt zwischen ihren Schulterblättern.
„Hast du nie eine Familie, eine Heimat vermisst, Javero? Einen Ort, an den zu immer zurück kehren kannst und der deiner ist?“
Inzwischen hat sie das Weinglas erreicht, jetzt, erst jetzt wendet sie sich langsam zu ihm um.
Erneut hebt sie das Weinglas an die Lippen, nimmt einen vorsichtigen Schluck und stellt es neben sein Glas.
Mit einer geschmeidigen Bewegung schwingt sie sich auf den Rand, um sich zur Seite zu beugen und das Schellenband heraus zu fischen. Dabei lässt sie ihn nicht aus den Augen, für sie reicht der wenige Lichtschein des Feuerkorbes aus.
Mit einer raschen Bewegung richtet sie sich wieder auf, lässt das Lederband provozierend an einem Finger baumeln.

"Natürlich dachte ich das nicht, aber ich wollte es gerne von dir hören." gesteht der Spielmann mit schalkhaft funkelnden Augen. Sie war nicht zu ihm herum gefahren - natürlich nicht, sie hatte ihn vermutlich so deutlich wahrgenommen wie ein Teccrakha im Porzelanladen. Aber sie ließ ihm diesen Triumph, verspottete seinen erbärmlichen Versuch nicht ihr ein ebenbürtiger Spielgefährte zu sein. Mit dem prickelnden Gefühl von Erregung in der Brust blickt er ihr nach, betrachtet wie sich der schlanke, chiranische Leib im Takt einer lautlosen Melodie wiegt. Eine ureigener Tanz, welcher das stolze Volk begleitete wie ein Geburtsmal. Kaum kann er die Augen von dem schattenhaften Rücken lösen, farblos mit der Nacht verschmolzen, zu einer dämmerhaften Einheit ohne eine Farbe die Rang, Titel oder Namen verleiht. Nur das Fell glimmt wie von silbernen Fäden durchzogen, eine verspielte Schimäre innerhalb des einheitlichen Dunkels.
"Mir gehört die ganze Welt, Tobrachuyila. Was soll ich mit einem einzigen Ort? Man kann nichts vermissen, was man nie gekannt hat." er hebt leicht die schmalen Schultern, während er langsam den Rand des Brunnens entlang balanciert, um Tessya zu folgen. Er betrachtet sie, wie sie trinkt, schmälert dann neugierig die Augen, als sie sich nach dem Schellenband bückt. Einen Teil von ihm trug sie nun in ihrer Pfote. War es das provokante zur Schau stellen einer Trophäe, oder ein Angebot? Das Lederband ist abgenutzt und wurde häufiger geflickt, wobei ständig unterschiedlich farbige Bänder benutzt wurden, sodass kaum mehr auszumachen ist, wie es wohl mal anfänglich ausgesehen haben mag. Auch die Glöckchen wurden wohl immer wieder neu befestigt, denn keines gleicht von seiner Machart her dem Anderen.
"Du trägst da mein ganzes Leben in der Hand. Was wirst du damit anfangen?" fragt er scheinbar beiläufig, während er sich weiterhin nähert. Zu dicht für einen Höflichkeitsabstand kommt er heran und blickt zu ihr auf. Er musste nur eine Hand ausstrecken und würde danach greifen können, doch er tut es nicht. Er forderte es nicht zurück, ließ das wertlose Abbild seines Lebens in ihrem Besitz. Stattdessen streckt er ihr die Hand vor, die Handfläche nach unten und die Finger leicht gekrümmt. Auf diese Weise gleiten seine Fingerspitzen über das Fell an ihrem Unterarm und streifen, sollte sie den Arm nicht zurückziehen, bis zu ihrem Handgelenk, wo sie mit leichtem Druck verharren. Vielleicht ist der Chirà diese Geste fremd, vielleicht erkennt sie darin aber auch die fast schon archaische Weise einer alter Tradition, das Vertrauen seines Gegenübers einzufordern, indem man den empfindlich-pochenden Quell des Lebens am Handgelenk den Krallen des Gegenübers preis gab. Keinen Moment lang wendet er dabei den Blick aus ihren Augen. Ihre Krallen brauchten sich nur zu heben, um sein Handgelenk af gleiche Weise zu berühren.

Sie spürt, wie er ihr folgt, spürt seinen Blick prickelnd zwischen den Schulterblättern und ein feines Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen.
Die Jagd war eine Kunst, die Kunst, die Beute zu finden, ein wenig mit ihr zu spielen und dann zu stellen. Doch sie hat ihn nicht gestellt, sie lockte ihn hinter sich her und er folgte ihr.
Das Spiel änderte sich, es bekam andere Zwischentöne, denn welche Beute begab sich freiwillig in die Hand des Jägers? Oder wurde aus der Jägerin die Beute?

Das Schellenband baumelt lose an ihren Finger, sie war sich sicher, das es ihn herbeilocken würde, Es war ein Köder, den sie mit einem provozierenden Lächeln sacht schwingen lässt.
Bei seinen Worten erlischt das Lächeln und in den glitzernden Katzenaugen regt sich ein nachdenklicher Ausdruck.
Vorsichtig lässt sie die Glöckchen in ihre Hand gleiten und senkt den Blick. Wie eine erlesene Kostbarkeit birgt sie das Band in ihrer Pfote, war es nicht länger einfach nur etwas, das er bei sich trug oder gar ein Arbeitsgerät.
Er sagte, es war sein Leben....
Schon oft hatte sie das Leben Anderer in ihren Händen gehalten, wurde ihr Leben anvertraut. Von ihren Fähigkeiten und ihrer Umsicht hatten Leben abgehangen , war sie das entscheidende Zünglein an der Waage von Leben oder Tod gewesen.
Doch es war meist die Heilerin oder die Priesterin gewesen, die gefordert wurde.
Dies hier war so völlig anders.
Was sah Javero in ihr? Die Heilerin war es nicht, auch nicht die Priesterin, von ihrer Familie und ihren Rang wusste er nicht.... er schien sie auch nicht als Frau zu begehren, oder doch?
Inzwischen ist der Barde nah genug, um ihr Mienenspiel und die Verwirrung in den jungen Zügen zu sehen.
Ihr Blick ruht noch immer auf den matt schimmernden Schellen, ihre Stimme ist leise, dunkel und weich.
„Ich würde es behüten und schützen, wenn du es mir lässt. Es dir zurück schenken, wenn du es wünschst. Ihm eine Heimat geben, wenn es das ist, was du möchtest. Was möchtest du, das ich damit tue, Javero?“

Seine Berührung, seine Geste verstärkt die Verwirrung noch, sie hebt den Blick und senkt die leuchtenden Iriden in die seinen.
Zart fahren seine Finger durch das seidige Fell, er spürt eine längliche, knotige Narbe kurz über der empfindlichsten Stelle des Gelenks, ehe seine Finger verharren.
Er spürt, wie sich ihr Arm unter seiner Berührung spannt, sie die aufflackernde Nervosität in ihrem Blick. Unsicher fährt die Zungenspitze über die urplötzlich trockenen Lippen.
Er lieferte sich ihr aus, er würde ihr nichts entgegen setzten können.

Der Druck ihrer Fingerkuppen erhöht sich, der Barde spürt, sie sich die Krallen langsam vorschieben und seine Haut berühren. Noch etwas mehr erhöht Tessya den Druck, die Spitzen der Krallen drücken sich in die weiche Haut des Mannes.
Unter dem sich immer steigenden Druck entstehen rote Male, kennzeichnen ihn für einige Stunden.
Fünf Male setzt die Chira auf die helle Haut des Barden, ohne den Blick von ihm zu wenden.
Die Unsicherheit ist von ihr gewichen, in ihren Augen glimmt eine Intensität auf, die dem Moment Rechnung trägt.
Javero spürt, wie die Kralle in der Mitte seines Gelenks den Druck verstärkt, die Spitze durch die Haut dringt, nicht tief, aber tief genug um Blut hervor treten zu lassen. Der Druck lässt nach und die Chira zieht die Krallen zurück, geschmeidig gleiten ihre Finger um sein Gelenk und drehen es herum. Dunkel zeichnen sich die Krallenmale auf der hellen Haut ab, ein Tropfen Blut ist hervorgequollen.
Ohne den Blick von ihm zu lösen hebt Tessya den Arm empor, hebt ihn zu ihren Lippen, ohne ihn jedoch zu berühren.
Rau und fest fährt die Chirazunge über die zarte empfindliche Haut, die roten Male und nehmen den Blutstropfen fort.

Aufmerksam betrachtet der junge Mann den Wandel im Antlitz der Chirà, die Nachdenklichkeit, welche seine so aberwitzig klingenden Worte in ihr auslösen. Was sollte man anderes empfinden als Mitleid mit jemandem, der sein Leben in dem Wert eines abgenutzten Schellenbandes sah? Oder hatte er vielleicht sogar mit Belustigung gerechnet, denn wie sollte man eine solch metaphorische Degradierung schon ernst nehmen? Doch weder Mitleid, noch Belustigung findet er in den Augen der Kätzin wieder, stattdessen birgt sie sein Band, als wäre es ein von Mehdora selbst gesponnener Lebensfaden. Faszination und Verwirrung lassen ihn kurz zaudern, hatte dieses Spiel Züge angenommen, die einem einfachen chiranischen Geplänkel weiträumig entwachsen waren. Er betrachtet ihre Züge neugierig, doch als ihre Worte erklingen, stockt ihm der Atem. Leben beschützen - sicher, das lag in der Natur einer Heilerin. Es ihm zurückschenken - die Chirà war aufmerksam genug zu wissen, dass sich das Leben des Barden nicht an fremde Hände binden ließ. Aber eine Heimat geben? Kurz rutscht sein Blick blinzelnd von ihr ab, während er ein paar Mal schluckt, um die Trockenheit aus seiner Kehle zu vertreiben. Die Wärme, welche die Brust flutet streitet mit einem unruhigen Druck im Magen. "Du hast schon mehr getan, als ich mir hätte wünschen können, Tobrachuyila. Du hast es wertgeschätzt." spricht er schließlich leise und senkt lächelnd die Lider herab. "Ich nehme es jedoch gerne wieder - es ist das einzige, das ich habe."
Mit klopfendem Herzen registriert der Barde, dass sie seine Geste verstanden hat und dem pathetische Ritual gar Folge leistet. Der leichte Druck der Krallen auf seiner Haut lässt die Häärchen in seinem Nacken emporschnellen, doch es war eine erregende Anspannung ohne jegliche Befürchtung. Umso unverhoffter kommt es für den Spielmann, dass eine der Krallen tatsächlich durch die Haut hindurchsticht. Es ist nur ein kleiner Schmerz, kaum mehr als ein Nadelstich und dennoch spürt Tessya, wie der Mann leicht zusammenzuckt. Er entzieht die Hand jedoch nicht, starrt stattdessen wie gebannt auf die übereinandergelagerten Hände. Mit einem zittrigen Atemzug entlässt er die Luft aus der Lunge, als die Heilerin seine Hand umwendet und das rote Mal einen purpurnen Tropfen entlässt. Sein Blick huscht empor, sucht den ihrer Augen, doch diese bleiben auf das dunkle Mal auf der blassen Haut gerichtet. Irritation zeichnet seine Züge, als Tessya seine Hand empor führt und den eigenen Kopf etwas senkt, um den Tropfen mit der Zungenspitze aufzulesen. Sogleich spannen sich die Sehnen im Arm des Mannes an, als er die Hand reflexartig zur Faust ballt und im nächsten Moment schnellt seine freie Hand vor, um sich über das Handgelenk zu legen und die Wunde zu verdecken, noch ehe die Lippen nahe genug heran gekommen sind. Sein Atem hat sich etwas beschleunigt und heiß-kalte Schauer rollen abwechselnd seine Wirbelsäule hinab, während der Barde die Hand so fest auf sein Handgelenk presst, dass seine Knöchel hell hervortreten. Er wusste, dass er den Moment durchbrochen hatte, dass er Tessya womöglich vor den Kopf stieß, dass er das so sensibel errichtete Vertrauen nun mit einer einzigen Geste in Gefahr brachte, doch es war gerade nicht der Moment... "Nicht...." presst er atemlos hervor, in dem ohnmächtigen Bedürfnis sich erklären zu müssen und doch gerade kaum in der Lage einen sinnvollen Satz zu Stande zu bringen.