Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Die Versammlung

Wie auf Kommando waren die ersten Regentropfen auch an diesem Tag wieder aus der sich verdichtenden Wolkendecke gefallen und hatten die Stadt in eine trübe Herbstszenerie verwandelt. Doch diesem immerwährenden Rhytmus folgend, hatte sich der Vorhang auch pünktlich wieder gelichtet und die ersten Sonnenstrahlen hindurchgelassen. Der reinigende Regen hatte die aufgestiegene Mittagshitze etwas heruntergekühlt und die Luft wirkt frisch und deutlich erträglicher, was sich jedoch bekannter Maßen bald wieder ändern würde.
Schnell sind die Spuren des Regens durch die Intensität der Sonne getrocknet und nur noch vereinzelt glänzen Pfützen unter dem nun wieder wolkenlosen Himmel.
Am Rande des Marktplatzes erstrecken sich terassenartige Treppen in einem Halbkreis. Die oberste Reihe wird sporadisch durch umpflasterte Beete durchbrochen, in welchen je ein hoher Baum Schatten spendet. Die Treppen ziehen sich zu einem offenen, runden Platz hinab, welcher sicherlich unter belebteren Umständen kleineren Aufführungen, oder Ansprachen dienen könnte. Auf einer der mittigen Treppenreihen hat es sich der Barde bequem gemacht, liegt auf dem Rücken und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Beine aufgestellt, wippt sein Fuß in einem lautlosen Takt und lässt die Glöckchen zu einer Melodie erklingen, welche wohl durch seine Gedanken geht.
Das Treffen war anberaumt und die Teilnehmer würden sicherlich nach und nach eintreffen, sodass man sich die Zeit nun auch noch mit ein bisschen Faulenzerei vertreiben konnte, vor allem da der gestrige Abend doch nicht ganz nüchtern zu ende ging.

Lange liegt er nicht in der Sonne, da bekommt Javero Gesellschaft. Es ist Chelia, die langsam dahertrottet, in einer Hand eine von den Früchten, die ihr Ataeric geschenkt hat. Im Gehen beißt sie immer wieder mal ab. An der obersten Reihe der Stufen bleibt sie stehen, erblickt schließlich Javero und kommt die Stufen heruntergehopst. Sie lässt sich neben ihm nieder, an seiner Kopfseite, die Beine ausgestreckt, die Ellbogen auf die hintere Stufe gestützt. Sie sieht ihn zunächst an, wie er mit geschlossenen Augen da liegt, wohl unentschlossen, ob sie ihn denn stören sollte oder auch nicht.

"Hey du," grüßt sie ihn schließlich. "Schon aufgeregt auf die Versammlung?"

In diesem Moment schießt wohl auch ihr der überaus große Sinn der Frage in den Kopf, denn sie fügt hinzu: "Naja, so aussehen tust du auf jeden Fall nicht."

Sanft fährt sie mit ihren Fingern durch Javeros Locken.

Es ist schwer zu beurteilen, ob der Spielmann Chelias Erscheinen frühzeitig bemerkt, denn regen tut er sich kein Stück. Als ihre Stimme jedoch erklingt, biegen sich seine Mundwinkel empor. "Sichàra Jiàma." grüßt er leise, ohne jedoch die Augen zu öffnen. "Naja, ich werde nicht allzu oft zu einer wichtigen Versammlung geladen, das ist mal eine ganz neue Erfahrung, auf die ich durchaus gespannt bin." gesteht er mit dem typischen Schalk in der Stimme. Als Chelias Finger durch seine Haare fahren reckt er augenblicklich genüsslich den Kopf, und das wohlige Brummen könnte auch der Kehle eines gekraulten Katers entschlüpft sein. Ein paar Herzschläge später öffnet er dann doch leicht die Augen und schaut einen Moment lang zu Chelia empor, die Tiefenentspannung nur mit Mühe zurückdrängend. Recht unerwartet rappelt er sich dann eilig auf und es wirkt fast schon widersprüchlich zu dem genießerischen Eindruck, den er eben noch gemacht hat. Mit der Schulter Chelia anstupsend, rafft er die Locken mit einer Hand in die geordnete Unordnung zurück und grinst der jungen Frau schief entgegen. "Sowas darfst du mit einem Barden nicht machen, der ist den Rest des Tages nicht mehr zu gebrauchen." mahnt er in gespielter Empörung.

Chelia richtet sich nun ebenfalls auf und sieht Javero mit schelmischem Lächeln an. Und ehe er es sich versieht, hat sie schon beide Hände in seinen Haaren und strubbelt sie ordentlich durcheinander. Dann - falls sie dann überhaupt noch vor Javero kniet - gibt sie ihm einen Schmatz auf die Stirn.

"Und jetzt, bist du jetzt noch zu gebrauchen?" fragt sie ihn. Daraufhin kriegt er schon einen zweiten Schmatz auf die Stirn.

Diese neckische Attacke der Dunkelhaarigen kommt gänzlich unerwartet und so schnauft der Spielmann überrumpelt und kneift unter dem Gewuschel die Auge zusammen, während ein halbherziges "Hey!" unter dem Glucksen unter geht. Kaum landet der erste Kuss auf seiner Stirn, lässt Javero seinen Kopf unter einem Lächeln zur Seite gleiten, sodass seine Wange mit dem mittlerweile garnicht mehr so kratzigen Bart an der ihrigen reibt. Gleichzeitig lässt er sich einfach nach vorn plumpsen, sodass Chelia kurzerhand auf den Rücken geworfen und halb unter dem Barden begraben wird. "Jetzt hast du den Salat." murmelt er in ihre Bluse hinein, während sein Kopf auf ihrem Bauch gebettet liegt. "Steh heut' nicht mehr auf."

Wer hatte bloß die doofe Idee, das Treffen auf Steinstufen zu organisieren? Stein hat leider gewisse physikalische Eigenschaften, und eine davon, und diese kommt in diesem Falle besonders zu tragen, ist die, dass Stein hart wie eben Stein ist. Dementsprechend verzieht sich Chelias Gesicht, als sie so auf die Stufe gekippt wird, doch kaum für einen Augenblick, dann wird der kurze Ausdruck des Schmerzes von einem lauten Lachen abgelöst.

"Das trifft sich gut," sagt sie glucksend, "ich bin mir fast sicher, dass wir den Rest des Tages alleine hier werden. Also wird überhaupt gar niemand dumm schauen, wenn wir hier rumliegen."

Allerdings scheint es kaum so, als wolle Chelia den Barden so schnell wieder loswerden. Ganz ruhig liegt sie unter ihm, mit dem Kopf des Musikers auf ihrem Bauch und krault ihm den Haaransatz im Nacken.

"Ouh Ironie....!" jammert der Barde mit stoffgedämpfter Stimme. "Hinterhältiges Biest - lächelt noch, während sie dir den Dolch in den Rücken stößt." noch einen Moment lang verharrt er und Chelia kann spüren, wie ihre Finger wohlige Schauder den Rücken des Mannes hinabwandern lassen. Schließlich rafft er sich jedoch hoch, verharrt kurz über ihr und blickt auf die hübsche Züge hinab. Er selbst bietet wohl einen etwas wüsten Anblick, das Haar vollkommen zerwühlt und die Augen noch von diesem etwas schläfrigen Glanz umwoben. Schließlich streckt er ihr mit einem sachten Lächeln die Hand entgegen, um ihr ebenfalls aufzuhelfen.

Nun, Javero wird kaum der Eindruck vermittelt werden, dass Chelia nicht gefällt, was sie sieht. Und mit verschlafenen, trüben Augen, da kennt sie sich bestens aus. Bereitwillig lässt sie sich von dem Barden aufziehen, rutscht noch ein Stück zu ihm hin und legt ihren linken Arm auf seine rechte Schulter. Eine kurze Weile sitzen sie nun schweigend da. Schließlich sieht sich Chelia um.

"Das hat Hel also mit dem Waffenstillstand gemeint, sagt einfach alles ab, und lässt uns hier dumm rumsitzen," sagt sie dann mit nicht unbedingt sehr ernster Betonung. "Oder..."

Sie sieht Javero gespielt argwöhnisch an und legt ihm den Zeigefinger der rechten Hand auf die Nase. Das Gesicht schiebt sie bis ganz nahe vor dem Javeros, so dass er wohl außer ihren Augen nicht mehr viel sehen kann.

"Oder war das nur eine Masche von dir, mich hierherzukriegen?"

Langsam ohne Eile marschiert Hel durch die stillen Gassen der Stadt. Immer wieder weicht er Pfützen aus, die das Himmelsfeuer noch nicht getrocknet hat. Statt der Saraji trägt er heute eine weite, leichte Segeltuchhose. Bei einem Brunnen bleibt er stehen, trinkt und benetzt sich das Gesicht. Er knüpft keine großen Erwartungen an dieses Treffen, um das er gebeten hatte. Es geht ihm vor allem darum, ein, zwei Fragen abzuklären, die ihm wichtig sind. Er hat lang geschlafen und so hält sich sein Kater in erträglichen Grenzen. Nur die Augen sind ein wenig gerötet und das grelle Licht stört ihn mehr als sonst. Schon als er in die etwas breitere Straße einbiegt, die zum Marktplatz führt, kann er zwei Gestalten erkennen. Da er offensichtlich zu Früh dran ist, beeilt er sich auch jetzt nicht und schlendert gemächlich auf den Platz des Treffens zu. Er hängt seinen Lederbeutel auf die andere Schulter, als er Chelia erkennt, um die Waffenhand frei zu bekommen. Weiter kümmert er sich nicht um sie. Als er nahe genug ist grüßt er vernehmlich. Als er die Stufen hinauf steigt und an den Beiden vorbeikommt, wendet er sich schmunzelnd an den Barden. „Schon so früh unterwegs?“ Er sucht sich wie immer, wenn er die Wahl hat, einen Platz im Schatten, holt die Asnivala aus dem Gurt und setzt sich. Die Waffe legt er in Reichweite neben sich auf die Stufe. Herzhaft gähnend macht er sich bequem.

Den Barden scheint die Nähe nicht zu stören, schließt er kurz die Augen, als Chelias Finger über seinen Nasenrücken fährt und als er sie wieder zu schmalen Schlitzen öffnet liegt ein feines Grinsen auf seinen Zügen. "Was denkst du von mir? Dafür hätte ich ganz eindeutig ein schöneres Plätzchen gewählt." verweist er auf seinen durchaus brauchbaren Sinn für Situationskonforme Kulissen.
Als Hels Gruß erklingt, hebt Javero den Kopf und grinst dem Mann mit abschirmender Hand entgegen. "Hel! Du strahlst ja wie der frische Morgentau." lacht er ihm zu, wobei er selbst wohl gerade derjenige ist, der aussieht, als wäre er frisch aus dem Bett gefallen. "Wenn ich das in deinem Alter noch so wegstecke, habe ich alles richtig gemacht. Aber bis dahin beraume ich verdammt nochmal nie wieder eine Versammlung vor der Abenddämmerung ein. Was hat mich da nur geritten?"

Chelia bemerkt Hel erst, als Javero grüßt. Ihr heiteres Lachen verstummt im Nu, und Javero kann wohl spüren, dass sich ihr Körper anspannt. Mit kühlem Blick verfolgt sie den Reichsprovisor, wie er an ihnen vorbeigeht, wie er zum Schatten marschiert, wie er sich dort niederlässt. Kein Wort des Grußes kommt über ihre Lippen. Sie scheint das mit dem Waffenstillstand im engsten Sinne des Wortes zu nehmen. Dann dreht sie sich von Javero ab, so dass sie nun nebeneinander sitzen, beide in die selbe Richtung gewandt. Ihr Blick lässt ab von dem Vorovisianer, und sie stiert nun gerade aus, die Füße fest auf dem Boden, die Ellbogen auf ihre Knie gestützt, die Hände verschränkt. Man muss kein Fachmann sein, um zu merken, dass sie es keineswegs bereut hätte, wäre Hel als letzter gekommen.

Als Vella auf den kleinen Platz kommt, freut sie sich als sie Javero sieht. „Sichara.“: grüßt sie freundlich und lächelt dem Barden zu. „Geht es euch wieder gut?: fragt sie Chelia. Als sie Hel sieht, zögert sie. Sie überlegt, aber dann geht sie die paar Stufen hinauf. Sie bleibt zwei Schritt vor ihm stehen. „Sichara, Hel.“ Ihre Stimme ist ein bisschen unsicher. Aber sie wollte mit ihm reden. Warum es noch aufschieben? Sie macht noch einen Schritt in den Schatten auf ihn zu. Jetzt redet sie leise.
„Ich bin dir nicht bös. Wir müssen noch über so viel reden. Komm mich besuchen wenn du willst.“
Jetzt schaut sie ihn an. Es ist nur ein kleines Lächeln, aber es ist ein Lächeln.

Die Augen klar, die Wangen glatt wie ein Babypopo und die Haare noch immer in einen akkuraten Schnitt gedrillt taucht auch der dritte Mann der Insel auf. Er trägt wie immer eine helle Hose, die er in mehrfacher Ausführung besitzen muss, hat diese noch keine Flecken an den Oberschenkeln. Die Ärmel gehen bis über die Ellenbogen, die Schuhe sind fest aber weich und der obligatorische Waffengurt und die Segeltuchtasche machen sein Auftreten zu einem schnöden gleichtönigen. Lediglich die Spuren von Tessyas Krallen auf seiner linken Wange bieten eine Änderung und zeugen von einer wohl platzierten Chiranischen Ohrfeige.
Er betritt wie Hel den kleinen Versammlungsort über den runden Platz , wo die beiden eng zusammensitzenden Turteltauben im Himmelsfeuer nicht zu übersehen sind. Noch bevor er die steinernen Stufen erreicht löst er die Asnivala vom Waffengurt. Vielleicht will er ein ähnliches Signal wie den von Chelia angesprochenen "Waffenstillstand" zwischen ihr und Hel geben oder es ist einfach eine verschüttete Erinnerung, die er angesichts der bevorstehenden Zusammenkunft unbewusst ausführt. Die Waffenscheide nimmt er in die linke Hand, die Spitze nach vorne, den Griff nach hinten während die Wölbung nach oben weist. Er nickt Javero und Chelia zu als er an ihnen vorbei die Treppen nimmt und schlägt einen Bogen um Vella, die ein wenig erhöht ein paar leise Worte mit Hel wechselt.
Ausladenden Schatten spenden die Bäume zu dieser Mittagszeit nicht, so muss Ataeric bis zu den Beeten auf der obersten Stufe gehen um ihn zu erreichen. Hat dann aber die Wahl zwischen mehreren Bäumen. Er stellt sich abseits von Hel und Vella, lässt die Tasche auf den Boden gleiten und den Blick über den Marktplatz schweifen, ehe die der Stufen hinunter schaut. Oft ist er hier noch nicht gewesen, bieten leere Marktstände, verwaiste Buden und eine für so einen Ort besonders auffallende Stille nicht den attraktivsten Ort.


(ooc: Ich wollts nicht ganz unter den Tisch fallen lassen, bin aber irgendwie in ein Zeitkontinuum geraten. Habt die Ohrfeige jetzt einfach hier platziert. Hoffe das ist so ok, ist ja nun auch nichts röhrenbewegendes..)

Schmunzelnd erwidert Hel auf die launigen Worte des Barden:
„Morgentau ist gut. Meine Kehle ist ausgetrocknet wie das Land des ewigen Staubes.“
Im Vorbeigehen kommentiert er noch grinsend Javeros letzten Worte:
„Wenn du jemals so alt wirst wie ich.“
Kaum hat er sich gesetzt, als Vella auf den Platz kommt. Er kann seinen Blick nicht von ihrer zierlichen Gestalt lösen. Als sie den Barden anspricht zwingt er sich seinen Blick abzuwenden. Erst als sie die Stufen herauf kommt, hebt er wieder den Kopf. Langsam steht er auf als Vella auf ihn zukommt. Überraschung und Unsicherheit spiegelt sich in seinem Gesicht, als er ihren Gruß erwidert. Doch ihren leisen Worten verwandeln ihn. Zuerst ist es Staunen, dann wischt ein sanftes Lächeln alle Härte aus seinem Gesicht. Er vermag seine Freude nicht zu verbergen als sie ihn anlächelt und diesem Augenblick ist es ihm auch völlig einerlei. Die Zeit hält den Atem an als er in ihre dunklen Augen blickt, nichts ist mehr wichtig als dieser Augenblick. Erst Ataeric bricht den Zauber dieses Moments, als er vorbei geht. Kurz hebt Hel grüßend die Hand und sein Blick wandert zurück zu Vella. Ebenso leise wie sie sagt er schlicht:“ Danke, Vella. Ich werde kommen.“ Mehr zu sagen ist auch nicht notwendig, es steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Sie steht nur da und schaut ihn an. So vieles geht ihr durch den Kopf. Wie lang ist her das er sie so angeschaut hat? So vertraut ist sein Gesicht. Kann sie glauben, was sie so deutlich sieht? Hin und her gerissen sucht sie nach einem Zeichen von Verstellung. Sie findet keins. Ein Teil von ihr will es glauben. Aber eine anderer Teil in ihr schreckt zurück. Ein paar Tage wiegen die Vergangenheit nicht auf. Die Nächte die sie gewartet hat, die Angst und den Schmerz. Dann senkt sie den Kopf.
„Setzen wir uns hin. Ich muß dich was fragen, Hel.“: sagt sie leise. Sie wartet bis er sitzt. Dann setzt sie sich zu ihm. Sie hält etwas Abstand und schaut ihn wieder an. „Hast du mir die Lantis auf den Kopfpolster gelegt?“: fragt sie leise.