Forum Übersicht - RE: Die Versammlung - 2

Für einen Moment ist es ihm als würden ihm Flügel wachsen, so sehr freut er sich über ihre Worte. Es ist viel mehr als er zu hoffen gewagt hat und er ist sehr behutsam, als er den Widerstreit ihrer Gefühle auf ihren Gesichtszügen lesen kann. So wenig er ihr etwas verheimlichen kann, so wenig vermag sie es, viel zu gut kennen sie einander. Als sie ihren Kopf senkt, wartet er still. Für diesen Augenblick schrumpft die ganze Röhre auf eine kleine Blase die nur sie Beide umschließt. Als sie ihn auffordert sich zu setzen tut er es. In ihre dunklen Augen locken und bannen ihn im gleichen Augenblick. Verwundet schüttelt er den Kopf, als sie ihn nach der Lantis frägt.
„Nein, Vella, ich möchte dir eine Lantis ins Haar stecken, aber ich schleiche mich nicht in dein Haus. Ich war es nicht.“

Chelias geordneter Rückzug zu einer mürrischen Salzsäule lässt den Spielmann schmunzeln. Er grüßt Vella mit einem feinen Grinsen und einer winkenden Geste und beobachtet kurz, wie sie sich zu Hel setzt. Das Lächeln vertieft sich, dann widmet er sich jedoch schon dem weiteren Neuankömmling und wirft Ataeric ein fröhliches "Sichàra" zu, ehe er sich die Laute auf den Schoß zieht. Noch war man nicht vollzählig und so lange konnte man sich die Wartezeit vertreiben. Kurz stupst er Chelia mit dem Ellenbogen an, räuspert sich und zwinkert ihr vielsagend zu, ehe seine Finger schon über die Seiten fliegen und eine einschlägige Melodie hervorlocken.

"Neulich früh wollt ich grad aus der Schenke gehen
Da entstand für mich nur leider ein Problem
Denn die Wirtin, diese fette fiese Vettel
Meint, ich hätt' noch ein paar Rum auf meinem Zettel

Ich zog mich noch am Tresen hoch, dann lallte ich:
„Ich kann noch stehen, für halbe Sachen zahl ich nich'!“
Da machte mich die saure Seekuh kurzerhand
Mit ihrem raubeinigen Rausschmeißer bekannt

Der sagte: „Freundchen, dat ist nicht sehr schlau jewesen
Gleich kannste dein Jebiss hier von den Dielen lesen!“

Ach ja? Komma her!
Komma näher und ich schwör
Ich zerstör dein Exter'jöhr und willst du mehr
Empfehl ich sehr, dann Komma her! Ach ja?
Und wir machen das Mal klar
Ja, du laberst von Gefahr für mich
Doch gar nicht bange sage ich
„Na klar, du und welche Armada?“
(Für die passende Stimmung https://www.youtube.com/watch?v=Q99N7skZYws)

Der Refrain dürfte wohl frisch aus den Kaschemmen Men Achors herüber geschwappt sein, sodass man sich hier nun wahrlich der tiefsten Tiefe, tiefster Spelunkenatmosphäre ausgesetzt fühlen muss, was den Barden jedoch nicht daran hindert es mit tiefstem Enthusiasmus vorzutragen.

Nun ist es leider sehr selten bis gar nie vorgekommen, dass Chelia die Nächte in den Kaschemmen Men Achor zugebracht hat, und so ist ihr dieses Lied ziemlich neu. Trotzdem verfehlt dies Lied ihre Wirkung nicht. Zunächst sieht sie den Barden wohl nur verwundert an. Dann gelingt es ihm jedoch, wieder ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, und sie beginnt, mit dem Lied mitzuschicken. Als er geendet hat, lacht sie zunächst belustigt, und wie es schon oft passiert ist, wirkt Javeros Gesang ansteckend. Denn, nach einigen Augenblicken, stimmt sie ein Trinklied an, in tiefstem vorovischem Dialekt.

Im Hafenviertel nachts um halb zehn,
sieht man Dich vor den Schaufenstern stehn
in der Hurenstreet
mit erregtem Blut
Im Hafenviertel nachts um halb zehn!

Im Hafenviertel nachts um halb elf,
in der Peep-Show heisst's „Do it yourself“.
Doch da zierst Du Dich
und genierst Du Dich
und kurz darauf ist es halb zwölf.

Im Hafenviertel nachts um halb eins
ob Du Mädel hast oder auch zehn
ist Dir scheißegal,
suchst Dir ein Lokal
und bestellst Dir ein Bier bei Madleine!

Im Hafenviertelnachts um halb zwei,
kommt ein Garnisonist am Tresen vorbei.
Der massiert Dich kurz
mit der Eisenwurz
und Dein Anzug ist nicht mehr ganz neu!

Im Hafenviertel nachts um halb drei
läuft dasselbe wie um halb zwei.
Und schon wieder kracht's
um halb drei des nachts.
Denn der Garnisonist kam nochmals vorbei!

Im Hafenviertel nachts um halb vier,
bestellst Du Dein zwanzigstes Bier.
Obwohl Du nur mehr lallst,
schon vom Hocker fallst,
gefällt es Dir irgendwie hier!

Im Hafenviertel nachts um halb fünf,
ob Du Schuh anhast oder nur Strümpf
triffst Du eine Frau,
die genauso blau,
Im Hafenviertel nachts um halb fünf!

Im Hafenviertel nachts um halb sechs.
Gibst Du Ihr Deine letzten zwei Schecks,
ruinierst Du Dich,
infizierst Du Dich
Im Hafenviertel nachts um halb sechs!

Im Hafenviertel morgens um zehn.
Sieht man Dich auf allen Vieren heimwärts geh'n
zu ziehst Resümee
und Du lallst: „Okay,
aber irgendwie war's trotzdem schön!“
Im Hafenviertel, im Hafenviertel morgens um zehn!
frei nach eav

Sicher klingt dies Lied nicht wie gemacht für großartige Stimmen, und doch scheint die Chelias gar nicht so schlecht zu sein: ein überaus passabler Alt, zwischendurch etwas rauh, doch schön anzuhören.

Den ersten Versen des Barden ist Ataeric sichtlich am Lauschen, verliert aber recht rasch das Interesse daran. Es sagt ihm nichts und dem Text kann er ebenfalls nichts abgewinnen. Zumindest von ihm erhält Javero seinen Lohn- den Applaus - nicht, den der junge Mann in dieser götterverlassenen Gegend sicher vermisst.
Als Chelia beginnt ihre angenehme Altstimme zu erheben ist er zuerst überrascht, er hat die junge Frau nie singen gehört und ihr eine solche Stimme auch nicht zugetraut.
Es dauert aber nicht einmal die erste Strophe, bis das Gesicht des Kriegers mit zusammengebissenen Zähnen versteinert. Er starrt über den runden Platz hinweg auf die andere Seite, darauf wartend dass das hier bald vorbei ist oder die fehlenden Bewohner auftauchen. Nicht das jetzt der Nächste meint, ein Lied zum Besten geben zu müssen!

Sicherlich hatte der Barde mittlerweile schmerzlich feststellen müssen, dass Handgeklapper und Jubel hier eher zu den kostbaren Raritäten gehörten. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis der kalte Entzug schwerste Depressionen hervorrufen würde, doch noch hält er sich wacker. Das Liedchen war wohl eh weniger für die Runde, sondern vielmehr für Chelias Aufheiterung gedacht und so grinst der Barde zufrieden, als deren Stimmung sich hebt und sie gar den schwungvollen Rhythmus mitwippt.
Als die gebürtige Vorovisianerin nun ebenfalls ein Lied anstimmt, wirkt der Barde kurzzeitig überrascht, vor allem wohl dass sie es in entsprechendem Akzent tut, doch lässt er es sich nicht nehmen sogleich die passenden Lautenklänge zu spendieren und das Schellenband im Takt wippen zu lassen. Am Ende klopft er beifallspendend mit dem Fingerknöchel auf den Lautenkorpus und lacht leise. "Also Jiàma...wo du dich rumtreibst!" spöttelt er gutmütig.

Schon eine Weile steht die Grüngewandete am Rand des Marktplatzes und beobachtet die anderen Bewohner.
Aus ihrer Miene ist wie üblich kaum etwas zu lesen, nur in ihren Augen ist deutlich zu sehen, wie interessiert sie die Szenerie beobachtet.
Nachdem Chelias Gesang geendet hat, kommt sie heran und grüßt halblaut. "Sichara"
Wie sonst trägt sie Wickelbluse und langen Hosenrock, Arme und Füße sind bloß. Mit einer Waffe hat niemand bisher die Heilerin gesehen und auch heute bleibt sie dem treu.
Lediglich ihre Tasche hat sie dabei.
Sie nickt nacheinander allen zu und sucht sich einen Platz auf den Stufen, wobei Tessya zu beiden Paaren und auch zu Ataeric Abstand hält. Wenn möglich wird sie sich so platzieren, das sie sowohl Hel, als Auch Chelia im Auge behalten kann.

Chelia lacht und gibt Javero einen Knuff.
"Halt immer dort, wo es Spaß macht! Leider ist ja hier im Hafenviertel nicht ganz so viel los..."
Dann scheint sie einen kleinen Moment nachzudenken. Die Trübsal, die der Reichsprovisor kurzzeitig in ihr hervorgerufen hat, scheint wie weggeblasen, denn wenig später stimmt sie schon das nächste Lied an, das sie wieder im reinsten Vorovisischen vorträgt.

"Fünf kleine Herrscherlein,
Die kam'n nach Haus zu mir,
Mein Asnivala war sehr spitz,
Dann waren's nur noch vier.

Vier kleine Herrscherlein,
Ritten an mir vorbei,
Ein Karkech kriegt' Ratea in Arsch,
Da waren's nur noch drei.

Drei kleine Herrscherlein,
Die fuhren gern zur See,
Ich hab im Schiff ein Loch gemacht,
Da waren's nur noch zwee.

Zwei kleine Herrscherlein,
Die schlugen auf mich ein,
Ich habe kurz zurückgeschlagen,
Da war eines ganz allein.

Ein kleines Herrscherlein,
Das sprach zum Jamachan,
Ich hab die ganze Hütt' gesprengt,
Dann war'n wir besser dran."

Nun erst bemerkt sie Tessya und begrüßt sie mit einem Winken, während sie gut gelaunt lacht.

Der aktuellste Neuzugang der bunt-gemischten Truppe lässt etwas auf sich warten – aus Unkenntnis der Gegenbenheiten, Trägheit oder was auch immer, aber Zeit gibt es hier ja im Überfluß. So kommt sie denn in gemütlichem Touristentempo dahergeschlendert und bekommt gerade so die letzte Gesangseinlage mit, die sie schmunzeln lässt. „Wenn ich hier singen muß, dann gehe ich wieder, sonst wird die Milch sauer.“ meint sie launig und begrüßt die bekannten Gesichter mit einem einem kurzen Winken. Offenbar hat auch sie sich nach Wechselkleidung umgesehen und die schwarze Hose gegen eine knielange hellbraune Hose getauscht, dazu ein ärmelloses buntes Hemd. Die hellbrauen Locken werden durch ein breites Haarband gebändigt. Mit einer kleinen Umhängetasche über der Schulter sucht sie sich möglichst einen Platz im Schatten.

Vella sieht sie nicht gleich. Sie unterhält sich leise mit Hel. Überrascht schaut sie ihn an. „Du warst es nicht? Nur du weißt das die Lantis meine Lieblingsblume ist. Komisch. Wer war es dann?“ Sie schaut ihn. Forscht in seinem Gesicht. Aber dann merkt sie die Chira. Ihre Augen werden groß. Ihre Hände verkrampfen sich in ihrem Rock. „Sie ist wieder da. Diese Priesterin.“ Instinktiv rückt sie näher zu ihm. Tapfer kämpft sie gegen die Panik an. „Laß uns gehen. Bring mich hier weg.“: sagt sie leise und ihre Lippen beben.

Chelia lässt ihren Blick die Runde schweifen. Nun waren wohl alle angekommen. Sie sieht kurz zu Hel, dann zu Javero. Letzterem zwinkert sie zu, ersterem eher nicht, dann erhebt sie sich urplötzlich und springt die Stufen hinunter. Unten sendet sie noch einmal einen ziemlich fröhlichen Blick an die Anwesenden, während ihre Hände nach vorne und hinten schwingen und einmal vor ihrem Oberkörper, einmal dahinter aufeinanderklatschen. Dabei trippelt sie leicht hin und her. Schließlich beginnt sie dann mit lauter Stimme zu reden.

"Ich denke, wir sind jetzt ja alle da, dann können wir genausogut anfangen. Wir sind jetzt doch einige Tage auf diesem Stück Land hier, und so langsam sollten wir uns Gedanken über die Zukunft machen," sagt sie. "Es ist schließlich möglich, dass wir morgen alle wieder zu Hause sind, es ist aber genausogut möglich, dass wir hier sein werden, bis wir über Yoroms Ewige Eisfelder gehen, oder aber, wie so mancher es ausdrücken würde, ins Große Schweigen. Ich habe mir, auch mit Ataeric zusammen, hier einige Gedanken gemacht, und ich glaube, zuallererst sollten wir zwei Dinge ins Auge fassen. Im Moment geht es uns gut, wir räumen die Vorratskammern der verschiedenen Häuser und schlagen uns so den Wanst voll. Die Frage ist natürlich, ob dies wohl ewig so weiter geht. Wir sollten uns deshalb in die Lage versetzen, uns selbst mit Lebensmitteln zu versorgen. Ich würde also vorschlagen, dass Hel Nergal und Tessya, da sich beide ja hervorragend mit Pflanzen auskennen, auf den Weg machen, um herauszufinden, was es auf dieser Insel gibt, das man züchten oder zähmen könnte."

Sie sieht kurz zu beiden, zu Tessya sehr freundlich, zu Hel weit weniger.

"Dann wissen wir nicht, wie lange wir alleine auf dieser Insel sein werden. So lange die Neulinge tröpfchenweise kommen wie bisher, ist es kein Problem, doch gegen eine größere Anzahl von Feinden ist die Stadt nicht zu verteidigen. Wir sollten also die Insel durchsuchen, um Orte zu finden, zu denen wir uns im Ernstfall zurückziehen können. Hier würde ich vorschlagen, dass das Ataeric, Javero und ich übernehmen. Timea und Vella hingegen sollten sich darüber Gedanken machen, was für haltbare Lebensmittel sie herstellen könnnten, um diese Orte dann auch damit auszustatten. Vielleicht müssen wir da ja einige Zeit zubringen."

Wieder sieht sie, jedes Mal, wenn sie einen Namen nennt, freundlich zu demjenigen hin - wobei die Freundlichkeit im Falle Javero wohl doch noch ansehnlicher ist als in den anderen Fällen.

Am Ende schaut sie noch einmal die Runde, dann läuft sie wieder die Treppen hoch und setzt sich neben Javero.

Das der kräftige Mann von ihrer Anwesenheit noch nichts gehört hat kann Timea sofort seinem überraschten Ausdruck entnehmen, mit dem er sie anstarrt. Ihm bleibt allerdings nicht lange Zeit die Frau zu mustern, springt Chelia bereits auf und beginnt ihre Vorstellung vor dem auserlesenem Publikum.
Er zieht die Augenbrauen zusammen als Chelia sich selbst zusammen mit Javero und ihn in eine Gruppe einteilt. Grundsätzlich keine schlechte Wahl. Der junge Mann ist schmal, wendig und er traut ihm zu sich im Gegensatz zu ihm wie eine Chiga über die zerklüfteten Berghänge zu bewegen. Wenn er dabei nur sein lockeres Schandmaul halten würde.
Prüfend schaut er zu Hel und Tessya, ebenfalls eine gewagte Zusammenstellung. Vermutlich hätte er je einen Pflanzenkundigen zu insgesamt zwei Erkundungstrupps zugeteilt um auch den Berg mit abzudecken. Andererseits gibt das den Beiden die Möglichkeit sich in ihrem Wissen auszutauschen und zu ergänzen. Falls es zu einem solchen Austausch zwischen diesen beiden Fronten kommen kann. Aber das zu beurteilen überlässt er den Beiden, denen er die Beherrschung einige Jhane zusammen verbringen zu können durchaus zu traut.
Die letzte Gruppe indes erzeugt wiederum ein Stirnrunzeln. Die Einteilung der neuen Frau Timea zusammen mit Vella verheißt nichts gutes. Aber die mangelnde körperliche Ertüchtigung der jungen Frau kann er bereits an ihrem kurvigen Körperbau ablesen. Ihm fallen sogar die großen Augen auf, mit denen Vella ihre Angst so überdeutlich gegenüber der Chira zur Schau stellt und wendet sich abgestoßen ab. Na das kann ja noch heiter werden.
Der Krieger atmet hörbar tief ein, sucht seine Gelassenheit von der er bei ihrem Marsch den Berg hinauf noch einiges benötigen wird und nickt Chelia bei ihrem Rundumblick leicht zu. Zumindest er ist einverstanden..

Leise, unhörbar für die Anderen, spricht er beruhigend auf Vella ein.
„Du mußt keine Angst vor ihr haben. Sei ganz ruhig. Hier gibt es keine Tempel, keine Stadtwache die sie dir auf den Hals hetzen, niemand der dich verhaften könnte, keinen Turm und keine Folterkammern. Sie ist ganz alleine, hat keine Macht und kann dir nichts tun. Selbst wenn sie es wollte, kommt sie an mir nicht vorbei.“
Für einen Moment legt er seine Hand auf die Ihre.
„Es ist wichtig Vella und es wird nicht lange dauern. Sobald ich weiß, was ich wissen will, gehen wir. Ich bleibe hier bei dir, rühre mich keinen Clat von der Stelle. Diesmal lasse ich dich nicht allein.“
Trotz seines Lächelns und seines sanften Tonfalls kann sie seine Entschlossenheit heraus hören.
Zart drückt er ihre Hand, dann erhebt er sich von seinem Sitzplatz, rührt sich aber nicht von der Stelle.
„Zuerst möchte ich euch danken für euer Kommen.“ Seine Stimme ist deutlich vernehmbar, sein Tonfall kühl und routiniert. „Bevor wir aber hier alle in sinnlosen Aktionismus verfallen, halte ich es für angebracht, einige Fragen zu klären.“
Für einen Moment sieht er zu Vella und lächelt ihr zu bevor er fortfährt.
„Grundlage für eine halbwegs vernünftige Planung ist ein zumindest ungefährer Überblick über die Lage in der wir uns befinden. Wie ich es sehe, wissen wir weder warum wir hier sind, mit wem wir es zu tun haben, noch welche Absichten ein eventueller Gegner verfolgen könnte und schon gar nicht über welche Mittel dieser präsumtive Gegner verfügt. Mit einem Wort, wir wissen nichts. Nach meinem Dafürhalten, eine äußerste dünne Grundlage für irgendwelche Maßnahmen. Diese ganze Stadt ist in ihrer Irrealität ein Unding, eine Kulisse wenn ihr so wollt, für die wir im Moment keine Erklärung haben. Noch irritierender aber ist ein Vorfall in den ich persönlich verwickelt war. Während ich auf meiner Veranda schlief, wurde ein Gegenstand, groß und schwer genug, damit er nicht in die Tasche gesteckt werden kann, ausgetauscht. Der alte Gegenstand wurde im Zuge einer kleinen nächtlichen Episode unbrauchbar und ich habe ihn weggestellt um ihn wegzuwerfen. Die Möglichkeit, daß sich jemand einen Spaß erlaubt hat, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Ich erzähle euch das nicht weil ich mich gerne reden höre, sondern weil ich eine Vermutung damit verbinde. Um diese Vermutung zu erhärten oder zu verwerfen, bitte ich euch um eure Hilfe. Ist irgendeinem von euch etwas Ungewöhnliches in der Art aufgefallen? Habt ihr etwas gefunden, wofür ihr keine Erklärung habt oder ist etwas Unerklärliches in eurem persönlichen Umfeld vorgefallen, auch wenn es nur eine Kleinigkeit war?“
Fragend läßt er seinen Blick über die Versammelten wandern.

Gemütlich gegen die obere Stufe lümmelnd wirkt der Spielmann nicht unbedingt wie das ernsthafteste Mitglied dieser Versammlung. Während Chelia gleich aufspringt und das Treffen auf ihre Weise einleitet, pflückt er eine Caratea aus einem der Beutelchen und knackt diese zeitvertreibend, während er zuhört. Als seine Rolle in der Aufteilung verkündet wird hebt er kurz die Brauen und schaut zu Ataeric herüber, dem sogleich ein vielsagendes Grinsen geschenkt wird, sollte er zufällig den Blick erwidern.
Immer wieder gleitet Javeros Blick in die Runde, bleibt an Vellas furchtsamer Miene hängen, betrachtet die Reaktionen des jüngsten Mitgliedes, oder misst kurz die sicherlich wie stets unleserliche Maske der Priesterin. Erst als sich Hel erhebt, gleitet die Aufmerksamkeit des Barden zu dem Vorovisianer. Offenbar hat er jedoch nichts dazu beizusteuern, denn er schweigt weiterhin und knackt lieber noch eine Erdnuss.

Ein wenig abseits sitzend, betrachtet Timea das Geschehen aufmerksam, wobei ihr Interesse erst sekundär dem eigentlichen Thema gilt. Vielmehr verfolgt sie die Reaktionen auf die Ansichten der einzelnen Sprecher, um ein erstes Gefühl dafür zu bekommen, wer denn mit wem gut auskommt..oder auch nicht.
Ataerics prüfender, leicht abschätzig wirkender Blick bringt sie indes wohl nicht in Verlegenheit, sondern bewirkt wohl genau das Gegenteil - selbstbewußt hält sie dem Blick des Fremden stand, ehe sie den Kopf dreht und den Rest der Truppe betrachtet. Chelias Vorschläge klingen durchaus konstruktiv, aber auch Hels Argumente wirken überzeugend. „Mir hat einer die Möbel umgestellt, während ich nicht da war. Und ein Teil davon ist verschwunden, keine Ahnung wohin – falls Ihr so etwas meintet.“ die leise Altstimme verrät Kundigen, dass der Neuzugang wohl aus der Allianzhauptstadt stammt. Eine nähere Vorstellung hält die junge Händlerin momentan eher nicht für notwendig, ist das Kennenlernen ja auch noch nach der Versammlung möglich.

Chelias Blick ist nicht gerade freundlich, als Hel zu sprechen beginnt, aber sie hört trotzdem aufmerksam zu. Als er geendet hat, will sie schon aufspringen, doch lässt sie doch Vella zunächst den Vortritt. Als diese jedoch fertig gesprochen hat, steht sie doch auf. Sie spricht wieder mit fester Stimme, so dass es alle hören können.

"Mir wurde ein Laib Brot geschenkt. Vielleicht war es jemand der Anwesenden, ich wüsste aber nicht, von wem er sein könnte. Ich habe Häuser gesehen, in denen ein unwirkliches Licht angezündet und wieder gelöscht wurde, obwohl das Haus leer war. Freilich können wir versuchen, herauszufinden, was das alles soll. Vielleicht müssen wir versuchen, herauszufinden, was das alles soll. Aber darf uns dies zur Untätigkeit verleiten? Wer sagt, dass wir nach dem nächsten Sturm nicht immer noch unwissend sind? Wer garantiert uns, dass es dann in den Häusern immer noch Essbares geben wird? Und wenn wir wissen, warum wir hier sind, können wir deshalb zurück? Ich finde eben als größten Fehler, nichts zu tun. Sollen wir weiter tatenlos auf den Metchà hinaussehen, ein Rumglas in der Hand, nur weil wir nicht wissen, warum wir jetzt ein Brot bekommen haben?"

Sie macht eine kurze Pause und schaut die Runde.

"Ganz abgesehen davon, dass diese verfrellte Untätigkeit früher oder später zu einem großen Problem werden könnte. Ganz einfach, weil Untätigkeit an sich ein Problem werden kann. Wem schadet es, wenn wir wissen, wo wir im Ernstfall hinkönnen? Wem schadet es, wenn wir wissen, dass wir Posheyto anbauen können, vielleicht ein kleines Feld hinter der Stadt betreiben? Einen Platz zu haben, an dem wir uns verstecken können? Gerne bin ich bereit, diese eigenartigen Vorkommnisse zu besprechen. Gerne bin ich bereit, daran zu arbeiten, hier wieder wegzukommen. Aber wir müssen uns darüber im klaren sein, dass keiner von uns auch nur die verfrellt kleinste Ahnung hat, ob wir das alles verstehen werden. Ich bin mir jedoch verfrellt sicher, dass ich jeden Tag etwas zwischen die Beißer bekommen möchte. Und wenn morgen zehn Sragon über den Strand gerannt kommen, ich nicht in meinem Haus warten will, bis sie mich vernichtet haben."