Forum Übersicht - Das Spiel - abgeschlossene Threads » Dava pavè Curana

Der Tag neigt sich dem Ende zu, als Tessya durch die verlassenen Strassen der Stadt schlendert.
Sie ist müde, zu viele Eindrücke und die letzte kurze Nacht zollen ihren Tribut. Heute Nacht wollte sie in einem gemütlichen Bett schlafen, einem grossen, weichen Bett, wenn es nach ihr ging, in einem Haus mit hohen Decken.
Hoffentlich wurde sie im Ostteil der Stadt fündig, ein Stück oberhalb des Marktplatzes , weit genug weg von Hels Unterkunft im Hafen und dem menschlichen Trio in der Mitte der Stadt.
Ein Haus hatte sie schon gefunden, aber das Bett war hart und schmal, so garnicht das, was sie wollte.
Unschlüssig bleibt die Graubefellte mitten auf einer Kreuzung stehen, sollte sie sich nach Norden wenden? Oder lieber weiter ostwärts zur Stadtmauer hin?
Nachdenklich schaut sie die gepflasterten Wege entlang, schürzt etwas die Lippen. Sie langt in ihre Stofftasche, holt eine handvoll Nüsse heraus, noch immer unentschieden mitten auf der Kreuzung stehend.
Eine Nuß wird herausgepickt und in den Mund geschoben, schliesslich hatte sie es nicht eilig.

Die Entscheidungsfindung der Chirà wird für einen Moment unterbrochen, als der Wind aus nicht allzu weiter Ferne weiche Lautenklänge an die empfindlichen Katzenohren heran trägt. Innerhalb dieser noch recht überschaubaren Gemeinschaft war es nun wahrlich nicht schwer zu erahnen von wem die Klänge herrührten und so würde diese kleine Unterbrechung vielleicht gar der Entscheidungsfindung dienlich sein, immerhin könnte die Heilerin nun absehen, dass in eben dieser Richtung nicht die vielleicht erhoffte Ungestörtheit warten würde. Doch die Klänge zeugen nicht von wildem Treiben, tragen nicht die Assoziation eines belebten Marktplatzes mit sich, auf welchem Mägde ausgelassen ihre Röcke schütteln. Weich und gedeckt ist die Melodie gewählt, eine Atmosphäre schaffend in der man nachdenklich zurückbleibt und andächtig lauscht.

Sollte sich Tessya nicht für diesen Weg entscheiden, wird sie der Klang noch wenige Schritte lang umwehen, ehe er in der Ferne zurückbleibt. Andernfalls folgt sie der Straße hinab, bis sich die Häuser etwas öffnen und eine Treppe zu einem schmucken Platz hinab führt. Ein flacher Brunnen mit der Skulptur einer ashrabadischen Tänzerin in Mitten, ziert das Zentrum des beschaulichen Ortes. Die messing-schimmernde Silhouette wird von Schleiern umweht und hält ein Tamburin erhoben aus welchem kleine Wasserfontainen heraussprudeln, um sich plätschernd im Becken zu sammeln. Die Häuser ringsum sind mit kletterndem Wein bewachsen und gusseiserne Balkone und gepflegte Fensterläden schaffen eine verwunschene Kulisse. Die Ausstattung ist mit bepflanzten Blumentöpfen und adrettem Schnickschnack liebevoll auserlesen und zeugt davon, dass hier ein Ort geschaffen wurde, an welchem man sich wohl zu fühlen gedachte. Auch unterhalb der Balkone findet man gusseiserne Sitzgelegenheiten an Tischen, deren Platten mit feinem Mosaik verziert sind. Feuerkörbe und schmuckvolle Kerzenhalter an den Hauswänden würden nach Einbruch der Dämmerung für die rechte Stimmung sorgen und ein Blick auf die Beschilderung an den Pforten gibt Auskunft darüber, dass es sich bei den Häusern ringsum wohl um Schankbetriebe handeln müsste. Nun sind diese jedoch ausgestorben, ebenso wie der Rest der Stadt und einzig die Gestalt am Brunnen spendet ein wenig der Atmosphäre, welche diesem Ort wohl gebühren würde. Mit der Laute auf dem Schoß an den Brunnenrand gelümmelt, sitzt der Barde da und streckt mit geschlossenen Augen die Nase in die Sonne. Sein Hemd hängt tropfend über einem Stuhl in der Nähe, hat der Mann wohl die Gunst des Brunnens genutzt, seine Kleider zu waschen und sich auch selbst eine Erfrischung zu gönnen, was das lockige Haar verrät, welches nun in nassen Kringeln herabhängt. Das Lied hat bis jetzt überdauert, doch nun kann Tessya noch den letzten Strophen des Gesanges lauschen, welcher die Melodie begleitet hat.

"Lang ist es her, dass dein Lachen dein Singen
Einsam im Raum war verhallt
Lang ist es her, dass ich klar in dich sah
Es verschwimmt vor mir deine Gestalt
Lang ist es her, dass dein tiefes Versprechen
In meine Hand du gelegt
Lang ist es her, dass den Traum dieses Lebens
Wir in unseren Herzen gehegt

Vergiss nie den Zauber der Träume
Der dich vorwärts trägt
Vergiss nie die Kraft der Erinnerung
Die die Wahrheit verrät

Kein Berg zu hoch, kein Meer zu tief
Kein Weg zu weit um ihn gemeinsam zu gehen
Kein Ziel zu fern, kein Blick betrübt
Kein Herz zu schwach um zueinander zu stehen."
~Schandmaul - kein Weg zu weit~

Die warme Stimme des Barden verklingt und etwas verzögert auch das Lautenspiel, sodass die Stille den Platz wieder einnimmt und die unwirkliche Leere Einzug hält.

Kaum dringen die melodischen Töne an ihr Ohr, ist ihre Richtung klar.
Mit einem Ruck wirft sie sich die restlichen Nüsse in den Mund und wischt sich die Pfote beiläufig am Hosenrock ab.
Kauend schlendert sie die Strasse hinunter, der Musik entgegen. Die begrenzte Anzahl der Bewohner stellte klar, wem sie da begenen würde. Schliesslich war es ja nicht so, das sie überhaupt keine Gesellschaft mochte und diesen Burschen, Javero, fand sie sogar sympatisch.
Als sie die Treppe erreicht . zögert sie dennoch kurz. Das war ein wirklich hübsches Plätzchen, verwunschen und auf den zweiten Blick recht romantisch.
Der Barde war so versunken, sollte sie ihn wirklich stören?
Leicht zucken ihre Schultern empor, was sollte schon sein.
Just als er endet, hat die Grüngewandete die ersten Schritte auf den Platz getan. Ihre Pfoten machen auf dem Pflaster kaum ein Geräusch, so hält sie es für angebracht, sich leise zu räuspern.

"Das war schön. Du hast eine wunderbare Stimme." erklärt sie schlicht und mit einem Lächeln.
"Ich hoffe ich störe nicht?" fragt sie vorsichtshalber.

Offensichtlich hat der Barde tatsächlich nicht damit gerechnet einen Zuhörer zu haben, denn sein Kopf wendet sich sogleich in die Richtung aus der die Stimme kommt und die Hand hebt sich an die Stirn, um die Augen vor der Sonne abzuschirmen. "Oh, vielen Dank." erwidert er mit einem Lächeln und zieht einen nicht vorhandenen Hut vor der Chirà, ehe er einladend auf den Brunnenrand deutet. "Ganz im Gegenteil, Gesellschaft ist mir gerade äußerst willkommen. Die Stille hier ist wirklich etwas befremdlich." ohne sich aus seiner Lümmelhaltung zu lösen und die Laute immer noch auf dem Schoß gebettet, wartet der Barde ab, ob sich Tessya neben ihn gesellt. Eine leichte Wippbewegung seines Fußes lässt das Schellenband klirren und der Daumen des Barden trommelt schon wieder in stetigem, inneren Rythmus eine Melodie auf dem Korpus der Laute. "Ich hoffe du hast ein schönes Plätzchen für die Nacht gefunden?"

"Es wäre mir ein Vergnügen" erwiedert die Chira artig und durchaus ernst gemeint. Mit wenigen langen Schritten ist sie am Brunnen und lässt sich mit untergeschlagenen Beinen einfach auf dem Boden nieder. Ein wenig Abstand hält sie vom Barden schon und ihre Haltung ist gerader, als die bequeme Lümmelei des Mannes.
"Befremdlich ist fast noch zu harmlos. Selbst mich macht die Ruhe nervös und dabei kann ich ziemlich gut alleine sein. Es fühlt sich so falsch an, die ganzen Häuser ohne die passende Geräuschkulisse. Dauernd erwarte ich, das jemand um die Ecke kommt. Irgendwie unheimlich. Für einen Barden, der vom Applaus des Publikums lebt, muss es doch schrecklich hier sein, oder?"
Langsam lässt sie den Riemen des Beutels von der Schulter gleiten und lehnt sich gemütlich an den Brunnenrand. Das hin und wieder ein paar Tröpfchen der Wasserfontäne auf sie fallen ist bei den Temperaturen ganz angenehm.
"Ich war gerade auf der Suche nach einem neuen Plätzchen für die Nacht. Die letzte Nacht unter einem Baum war ganz in Ordnung." erklärt sie leichthin. "Aber heute Nacht möchte ich ein grosses bequemes Bett. Auswahl habe ich ja genug" erkärt sie mit einer vagen Geste in Richtung der umgebende Häuser.

Ungeniert und mit einem vergnügten Lächeln betrachtet der Barde die Heilerin und mustert sie auch noch, nachdem sie es sich auf dem Boden gemütlich gemacht hat. "Ach naja schrecklich...das ist vielleicht etwas zu dramatisch beschrieben." erwidert er mit einem Schulterzucken. "Es hätte mich wahrlich schlimmer treffen können. Allerdings habe ich jetzt noch leicht reden. Vielleicht kommt schon bald die Zeit in der ich mein letztes Hemd für ein bisschen Handgeklapper verscherbel." er schnalzt theatralisch mit der Zunge und lässt dann die Finger spielerisch über die Saiten schnellen, was ihnen einen quirligen Akkord entlockt. "Das wäre ein unwürdiger Abgang für einen Barden: Dahingerafft durch Jubelentzug. Arta sei mir gnädig und fülle diese Stadt mir feierwilligem Weibsvolk!" der Ausruf wird mit andächtig emporgehobener Hand gen Himmel getätigt, dann grinst Javero aber auch schon wieder unbekümmert zu Tessya. "Ein großes Bett sei dir vergönnt, Houjana. Hier mangelt es einem ja wahrlich an nichts. Obwohl ich die magische Erneuerung der Lebensmittel noch ein wenig in Frage stelle und sollten nicht bald Feldarbeiter, Müller und Bäckermeister aus dem Untergrund empor schlüpfen, müssen wir alle umschulen." er vollführt eine beiläufige Handbewegung und spielt noch zwei Akkorde. "Ich glaube ich könnte hervorragend Trauben stampfen. Wenn du jetzt noch weißt wie man Wein macht, wären wir fein aus dem Schneider." Seine Hand gleitet locker zu dem üppigen Traubenbewuchs an den kletternden Weinreben. Erneut grinst der junge Mann frei und ungezwungen und nichts an ihm wirkt so, als würde er sich tatsächlich über irgendetwas Sorgen machen.

Nun, mit etwas mehr Musse als am vorigen Abend, hat Javero die Gelegenheit, die Heilerin zu mustern. In der Sonne schimmert ihr Fell silbrig und die dunkle Tigerzeichnung hebt sich konstrastreich davon ab. Ihr Gesicht ist fein geschnitten und schön gezeichnet, drei dunkle Streifen ziehen sich über die Stirn, die Augen wie mit Kajal umrahmt. So entspannt und mit halbgeschlossenen Augen der Sonne zugewandt schätzt Javero ihr Alter auf Mitte bis Ende zwanzig.
Nur leicht wendet sie den Kopf und wirft ihm einen Seitenblick zu "Ohne Hemd bist du nicht unansehnlich, also wärs nicht all zu schlimm. Und immerhin hast du zwei Weibsvölker, an denen du deine Verführungskünste erproben kannst. Wenn dir Jhoulana ebenso gnädig ist wie Arta, dann wirst du hier ein feines Leben haben. " lässt sie sich auf die Frotzelein ein. Ein wenig mit dem Hintern wacklend sucht sie sich eine bequemere Position und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. Träge klopft die Schweifspitze auf den Boden, ehe sie in einem elegnaten Bogen zum Liegen kommt.
"Wenn ich nichts wesentliches verpasst habe, sind wir gerade mal zu sechst, das sollte kein Problem darstellen, alle satt zu bekommen. Bisher habe ich eher Wein getrunken, als ihn selbst zu keltern, aber in dieser Wunder-Stadt gibt es sicher eine Bibliothek mit den entsprechenden Büchern. A pro pros Wein..."
Nun wendt sie ihm ganz den Kopf zu und schenkt ihm einen Blick aus den strahlend blauen Augen . Dan Kopf leicht schräg gelegt blinkert Tessya ihn an. "Wie wär es mit einem Becher? Meine Intuition sagt mir, das es welchen in der Nähe geben müsste.."

Kurz stutzt der Barde, dann lacht er glockenhell auf und klopft sich auf den Oberschenkel "So oft wie ich heute den Hut ziehen muss, sollte ich mir wirklich einen anschaffen." meint er heiter. "Ich würde das Kompliment durchaus zurückgeben, aber freilich kann ich es gerade nicht zur Gänze beurteilen." kurz rollt sein Kopf zur Seite, schenkt Tessya ein feines Grinsen, ehe sich der Barde noch etwas tiefer sinken lässt, um den Hinterkopf auf dem Brunnenrand ablegen zu können und den Blick in die Wolken zu heben. "Die vorhandenen Fräuleins sind zur Zeit noch nicht allzu feierlaunig unterwegs, scheint mir. Furchtbar reizbare Stimmung und diverse Interessenkonflikte." er hebt die Schultern und folgt mit dem Blick einem kleinen Singvogel, welcher im Sturzflug auf die Weinreben zufliegt und geschickt im Flug eine Beere erhascht. Als sein Blick die Augen der Chirà trifft bleiben sie kurz daran hängen und ehrliche Faszination lässt seine Lippen kräuseln. "Ja, ich bin durchaus auch eher gut darin ihn zu verköstigen." erwidert er eher beiläufig, ehe er sich schwungvoll aufrichtet. "Dein Intuition ist wahrlich vortrefflich - beneidenswerte Weinortung." spricht er behände, setzt die Laute gegen den Brunnenrand und macht eine kurze Verbeugung. "Houjana, wenn du kurz warten mögest. Ich werde soeben eine Bestellung in diesem herrlichen kleinen Schankstübchens aufgeben."
So schlendert der junge Mann auch schon von dannen, stets begleitet von dem blechernen Schellenspiel an seinem Fußgelenk.
Rasch ist er im Innern einer der Weinstuben verschwunden, ehe seine Stimme aus dem Innern hallt. "Rot, Weiß, oder eine Mischung für Unentschlossene?" erkundigt er sich nach der Vorliebe der Heilerin und je nach Antwort kehrt der Musikus dann auch schon wieder zum Brunnen zurück, eine Flasche in der einen, zwei Becher in der anderen Hand. Der junge Mann mag noch keine 30 Stürme zählen, doch der Schein kann auch trügen, wirkt er doch durch die heitere Art und den steten Glanz in den Augen irgendwie zeitlos jung geblieben. Der Körper ist braun gebrannt, aber eher hager, zeugt wenig davon, dass er sich häufig körperlich betätigt. Dass dem Barden nicht nur sein Charme, sondern auch ein reizvolles Äußeres das Geld in den Beutel bringt, merkt man allerdings durchaus, denn bis auf eine 4 Clat lange Narbe am rechten Unterbauch, ist wahrlich nichts an ihm auszusetzen. Sind Spielleute doch für gewöhnlich gerne mit Schmuck und Tand von all ihren Reisen behangen, findet man an dem jungen Barden keinerlei Zierde. Allerdings scheint der Stauraum in dem ganzen Sammelsorium an Taschen und Beuteln unerschöpflich, sodass er sie beim Waschen vielleicht auch einfach nur abgelegt haben mag.
"Die Schankmaid empfiehlt diesen hier. Ein vorzügliches Geräusch, wenn der Korken plöppt und unheimlich griffiges Flaschengefühl. Zudem ist das Gluckern beim Einschänken atemberaubend." gibt der Barde seine satirische Weinkunde zum Besten, reicht der Heilerin einen Becher und hält dann auch gleich die Flasche darüber, um das Gefäß hingegen jeder Weinsitte einfach mal randvoll zu machen.

Gnädige Göttin, was war denn in sie gefahren? So hatte sie sich das letzte Mal mit 15 benommen....
Ihr Lächeln wirkt deutlich verlegen, als sie das Seine erwiedert. Sie beisst sich auf die Unterlippe, als müsse einen all zu laxen Kommentar verhindern. Immerhin gelingt es ihr, ihre Stimme leichthin klingen zu lassen. "Das wird sich schon einrenken, warte nur ab. Gestern ist alles hoch gekocht, das wird sich abkühlen. "
Ihre Stirn kraust sich und in ihrer Stimme ist das Zögern zu hören, das ernste Thema weiter zu vertiefen. Der intensive Blick, den sie mit dem Barden tauscht, wischt alleernsthaften Überlegungen fort.
Zu ihrem Glück erhebt sich Javero gleich darauf und verschwindet aus ihrem Blick. So entgeht ihm leider auch das wechselvolle Spiel der Gefühle auf Tessyas Gesicht. Das feine Lächeln wird von Verwirrung abgelöst, ein nicht nur inneres Kopfschütteln und belustigtes Lächeln.
"Rot" ist die rasche, klare Antwort auf seine Frage, an Entscheidungsfreude mangelt es ihr nicht.
Ihre Augen schweifen über die idyllische Szenerie, bleiben nur für einen kurzen Moment an dem raschelnden Weinlaub hängen, ehe sie zu der offenen Tür zurückhuschen. Geräuschvoll entlässt sie ihren Atem über ihre Lippen und strafft die Schultern.
Mit geradem Rücken rückt sie sich zurecht und sehr aufrecht lehnt sie sich an den Brunnen, zupft an der Hose herum und klopft ein imaginäres Stäubchen ab.
Ihr Blick ist deutlich zurückhaltender, als Javero zurückkehrt, das Lächeln freundlich, aber nicht so offen wie zuvor.
Mit Schwung strömt der rote Rebsaft in den Becher , einige Tropfen landen auf dem Handgelenk der Befellten. "Vorsicht" mahnt sie sacht und schüttelt die Tropfen fort. Sie wartet ab, bis er sich ebenfalls den becher voll geschnekt hat und hebt ihm prostend den Becher zu.
"Sintava"

"Oh, Verzeihung." meint der Barde rasch, als der dunkle Tropfen eine purpurne Spur in dem silbergrauen Pelz hinterlässt, welche sich fast etwas zu realistisch in die vorhandenen Narbenstrukturen einfügt. Sicherlich hätte der Barde unter anderen Umständen eine sinnliche Art und Weise gefunden den Tropfen los zu werden, nun betrachtet er jedoch nur wie dieser einfach zu Boden rutscht und auf dem Pflaster zerschellt. Rasch füllt der Spielmann noch seinen eigenen Becher, stellt die Flasche dann in den Schatten des Brunnenrandes und lässt sich in den Schneidersitz sinken, Tessya halb zugewandt. "Sintava." echot er gut gelaun. "Auf die schönen Dinge des Lebens." er lässt seinen Becher locker gegen den Ihrigen schlagen und nimmt dann einen Schluck von dem trockenen Roten. Ganz augenscheinlich nicht der versierteste Weinkenner ist es Javero offenbar auch reichlich egal welche Sorte er erwischt hat und so wirkt er gänzlich zufrieden mit seiner willkürlichen Wahl. "Und nun verrate mir..." nimmt er das Gespräch wieder auf und lehnt sich etwas vor, um Tessya mit forschend funkelnden Augen zu mustern. "Was ist in den wenigen Augenblicken geschehen, in denen ich fort war?" mit leicht schief geneigtem Kopf, den Arm locker über das aufgestellte Knie gelegt und den Becher mit den Fingerspitzen haltend, wartet der aufmerksame Barde auf Antwort, ist ihm die Veränderung offenbar nicht entgangen.

"Nicht schlimm." erklärt sie sacht, nur gut, das Javero auf ihre Hand schaut, sonst könnte er den kurzen Moment der Verlegenheit in ihren Augen sehen.
"Auf das Leben" erwiedert Tessya, vorsichtig gleicht sie das leichte aneinander schlagen aus, um nicht noch mehr Wein zu verschütten. Nach einem kurzen schnuppern hebt sie den Becher an die Lippen und nimmt einen vorsichtigen Schluck. So anspruchslos wie der Barde ist sie nicht, zufrieden nickend nimmt sie einen zweiten etwas grösseren Schluck.
Vielleicht wollte sie etwas unverbindliches, unverfämgliches über den Wein sagen, doch die direkte Frage des Barden hält sie davon ab.
Sie erwiedert den Blick, fest und ohne zu blinzeln, doch lange hält sie der ungeteilten Aufmerksamkeit des Barden nicht stand. Den Becher behutsam vor sich abstellend, hat die Grüngewandete den Blick gesenkt und es dauert einige Herzschläge, bis sie ihn wieder hebt.
Die Zurückhaltung tritt nun deutlicher zu Tage, hat Tessya sie übergestreift wie ein Tuch, in das sie sich nun fester wickelt.
"Ich habe mich erinnert, wer und was ich bin" erklärt sie im schlichten Ton. "So wie die Anderen Zeit und Gedächtnislücken haben, vergesse ich, wie ich mich normalerweise benehme."
Der Blick ihrer ungalublich blauen Augen senkt sich wieder in die seinen "Du scheinst der einzige zu sein, dem dieser Ort nichts anzuhaben scheint."

"Interessant!" entfährt es dem Barden und seine Mundwinkel biegen sich noch ein wenig weiter empor, als würde ihn der feine Gazeschleier aus errichteter Distanz nicht sonderlich beeindrucken. "Wer oder was bist du denn? Mir war garnicht bewusst, dass ich verschiedene Persönlichkeiten vor mir habe. Sollte ich aber eine Neigung äußern dürfen, würde ich mich doch lieber wieder mit Tessya unterhalten. Die ist so erfrischend wortgewandt, unbekümmert und ihre wunderschönen Augen haben mir eben noch gesagt: Hier möchte ich verweilen, die Sonne genießen und mit dem unglaublich charmanten Barden ein Gläschen Wein trinken, einfach nur weil uns gerade danach der Sinn steht." bezeichnend den Becher hebend, nimmt Javero noch einen Schluck, betrachtet Tessya dabei noch einen Moment lang über den Becherrand hinweg, dann rückt er jedoch mit dem Rücken gegen den Brunnen und schließt einen Moment lang genüsslich die Augen, als ihm die Sonne ins Gesicht fällt.
"Na wer weiß, ob ich nicht auch irgendwas vergessen habe." nimmt er schließlich die letzten Worte auf und grinst dabei. "Die Krux daran ist ja, dass man möglicher Weise garnicht weiß, dass man etwas vergessen hat, wenn man sich ja nunmehr nicht mehr dran erinnert. Wäre nicht das erste Mal, dass mir ein paar Tage fehlen nach einem ordentlichen Gelage. Aber um ehrlich zu sein wäre ein Gedächtnisverlust bei mir nun auch nicht allzu röhrenbewegend, da hat sich die Mühe wohl nicht gelohnt. So lang mir die Lieder bleiben, ist eh alles gut." er öffnet ein Augen und linst schmunzelnd zur Seite.

Die Augen der Chira werden schmal, so amüsant wie der Barde findet sie die Situation offensichtlich nicht.
"Ich bin immernoch Tesssya" brummelt sie, mag sie sich so ganz und garnicht auf sein Geplänkel einlassen. "Ich bin weder verrückte noch eine ausschweifende Chrania."
Die Stirn der Getigerten zerfurcht sich und abwesend fährt ihre Hand über die Narben am Arm.
Für einige Herzschläge kann der Barde ihre Verwirrung spüren, eine kurze Unsicherheit, ehe die Distanziertheit sich wie ein Vorhang zwischen schiebt.
"In erster Linie bin ich eine Heilerin." erklärt sie nüchtern "Eine Akkra. Meine Familie wird nie müde, dies zu betonen. Eine Ajeridas, die sich gefälligst wie eine solche zu benehmen hat. Jüngste Tochter und schwarzes Pijuva in der Familie meiner Mutter. Und was von der Tessya, die du vorziehst , nach meiner Erziehung und dem Noviziat übrig war, ist auf dem Schlachtfeld gestorben."
Obwohl ihre Stimme sachlich und nüchtern klingt, bleibt den feinen Ohren des Barden die Anspannung verborgen.
Noch immer reibt ihre Hand über die Narbe, bis sie urplötzlich anhält und sich die Hände beherrscht im Schoß falten. Aufrecht und ein wenig starr wirkt die Haltung der Chira, nur ihre Schweifspitze zuckt heftig über den Boden.
"Und als einzige Priesterin des neuen Glaubens bin ich wohl einzig und allein verantwortlich für das Seelenheil der wenigen Gläubigen. Und muss mich als einzige Repräsentantin wohl adequad benehmen." Wie schon am Aben dzuvor nimmt Javero eine ganz feinen Unterton wahr, dessen Ursprung, Bitterkeit? Resignation? er nicht zu fassen bekommt.

Selbst wenn der Tagedieb bereits wieder so unbekümmert herumlümmelt, hat Tessya keinen Zweifel daran, dass ihren Worten seine ungeteilte Aufmerksamkeit gilt. Mit freimütigen Gesichtszügen und wenig Muße die heraufziehenden Gefühlswolke das schöne Wetter stören zu lassen blickt er ihr entgegen und nippt nur hin und an am Wein, als wäre diese Konversation ungemindert inspirierend.
"So so..." erwidert er schließlich und kratzt sich über die Bartstoppeln am Kinn. "Dann habe ich tatsächlich gerade mit einer Toten gesprochen. Brat mir einer ein Shatlaran, sowas ist mir auch noch nicht passiert." er würdigt diesen andächtigen Moment mit einem Moment der umgrinsten Stille, dann seufzt er geräuschvoll und richtet sich wieder auf. Ohne sich groß anzustrengend rutscht er zu Tessya herum, nimmt ihren Weinbecher vom Boden auf und drückt ihn ihr schlichtweg ungefragt in die verkrampfte Pfote. Das schiefe Lächeln wirkt einladend, der Blick ist frei jedweder Ironie und auch wenn hier der Respekt gänzlich fehlt, welcher einer Chirà mit derartigem Rang und Titel sicherlich entgegen gebracht werden müsste, ist doch nichts vermessenes an seiner Haltung. "Weißt du wie ich die Situation gerade einschätze?" erkundigt er sich sacht. "Du bist garnicht sonderlich erpicht darauf mir deine Titel und Amtspflichten unter die Nase zu reiben und ich bin hervorragend darin Titel und Amtsbürden einfach zu ignorieren. In diesem Fall wäre es doch nun wirklich nicht verwerflich einen Moment lang einfach so zu tun, als könnte eine Akkra-Ajeridas-Mehdori-Geweihte mit einem namen- und titellosen Barden einen Becher Wein genießen, ohne dass gleich jemand mit dem Richtschwert vor uns steht." er lächelt gewinnend und betrachtet Tessya mit unverholener Neugierde, scheint sie sich selbst und ihrere Pflichten doch sehr zwigespalten gegenüber zu stehen. "Außerdem muss man das eigene Seelenheil pflegen, bevor man sich um das anderer kümmert."

Für einige, wenige Herzschläge wirkt es, als würden die ersten Worte des Barden ihren Zorn entfachen, würde der Zorn mit Worten über ihn herreinbrechen, bis er verpufft wäre.
Tessyas Körper spannt sich wie die sehne einer Ateva, als Javero zu ihr heranrückt, überrumeplt hält sie den Becher fest und starrt ihn an.
Verwirrung spiegelt sich in ihren Augen wieder, eine Vielzahl von Gefühlen wallen empor. Erschrecken, Unwillen, Reue wechseln ab, heftiger peisctht ihr Schweif über den Boden, wirbelt feinen Staub auf, ihre Ohren zucken, als lausche sie in sich hinein. Ihre gespannte Haltung bröckelt wie schlechter Lehm in der Sonne und langsam wandelt sich der Ausdruck ihrer Augen.
Die Worte des feinfühligen Mannes haben die Erkenntnis ausgelöst: es war niemand da. Niemand, der über sie richten würde, niemand, der Ansprüche an sie stellte, niemand, der sie permanent an ihre Pflichten gegenüber ihrem Clan, ihrem Haus, ihrer Familie erinnerte. Keine andere Priesterin, die sie und ihre Haltung in Frage stellte. SIe war frei, so frei wie jemand mit ihrer Abstammung und ihrer Geschichte eben sein konnte.
Die Verwirrung fortblinzelnd, erwiedert sie den Blick ihres neugierigen Gegenübers, ganz langsam stiehlt sich ein Lächeln auf ihre Lippen und ebenso vorsichtig nickt sie.
"Da.. ist etwas Wahres dran. " tastet sie sich vorsichtig auf das ungewohnte Terrain.