Forum Übersicht - Schenke zum Silberkrug » Bier her

Das Licht der Schenke ist wie eine Insel im Finstern. Langsam überquert Ira den Platz. Sie bleibt bei dem Brunnen kurz stehen. Sie schaut zur Statue ohne Gesicht hoch. Wie die ausgesehen haben mag? Sie überlegt nicht lang und geht weiter. Von der Verletzung spürt sie überhaupt nichts mehr. Was war das nur für eine Medizin? Aber sie will jetzt nicht nachdenken. Heute ist sie froh, dass es die Schenke gibt. Licht, Bier, Leute um sich, das ist jetzt genau was sie braucht. Aber sie sieht niemand. Egal! Sie hat Durst. Sie geht durch die Schankstube bis zur Theke. Sie schlägt mit der flachen Hand auf das Holz. „He, Wirtshaus! Kundschaft!“: ruft sie.

Es dauert eine ganze Weile, bis sich etwas in dem Wirtshaus regt. Und wenn Ira Stanchek, den Wirt des Silberkrugs erwartet hat, dann wird sie enttäuscht. Die Tür zum Schankraum öffnet sich, und eine junge Frau kommt in das Lokal. Von der Größe her mag sie ungefähr Ira Verra ebenbürtig sein. Das braune Haar ist kunstvoll hochgesteckt, das ebenmäßige, makellose Gesicht wird von zwei großen, etwas kühlen grauen Augen dominiert und durch eine kleine Nase und vollen Lippen abgerundet. Die vollen Brüste sind von einer weißen, bauchfreien Bluse verhüllt, der flache Bauch mit einem im Bauchnabel steckenden Edelstein verziert. Der knöchellange Rock sitzt tief auf den Hüften, und zwei lange Schlitze lassen immer wieder die schlanken und schier unendlichen Beine hervorblitzen. Die zierlichen Füße schließlich stecken in kunstvoll verzierten Sandalen. Man mag nun auf Frauen stehen oder nicht, aber eines muss wohl auch Ira zugeben: Diese Frau ist von einer Schönheit, wie man sie nicht alle Tage erblickt in der Röhre. Sie kommt zur Theke, stellt sich dahinter, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie wohl auch für den Service verantwortlich zeichnet. Verwundert schaut sie Ira an.

"Sichàra," grüßt sie freundlich, doch kühl. "Mein Name ist Ninim, und ich bin die Schankmagd des Silberkruges. Was bei allen Göttern treibt Euch denn um diese Uhrzeit hier her?"

Überrascht schaut Ira als statt Stanchek die Frau herein kommt. Ira schaut ganz gut aus. Aber im Gegensatz zu Ninim hat sie nur einen Arbeitskittel an. Der Kittel spannt über ihrer üppigen Oberweite. Ihr strohblondes kurzes Haar ist unregelmäßig abgeschnitten. Die nackten Arme sind für eine Frau muskulös. Der Gürtel an dem die Asnivala hängt betont ihre Figur mit den langen Beinen. Dunkle Augen mustern Ninim. Dann grinst sie schief und pfeift leise durch die Zähne. „Schau, schau was die Nacht so ausspuckt!“ Sie redet mit dem gleichen harten Akzent wie Keresin. „Was mich hier her treibt? Der Durst, meine Süße! Ich brauch ein Bier und das schnell! Meine Kehle ist ausgetrocknet wie das Land des Staubes.“ Ira legt eine Hand auf die Theke. Es ist nicht die Hand einer gepflegten Frau. „Ich heiße Ira und ich hab bei Stanchek noch eine ganze Menge gut. Zieh das Bier von meinem Guthaben ab.“ Immer noch schaut sie Ninim an. „Bist du von hier?“ :fragt sie neugierig,

Ninim mustert die Frau vor ihr genau. Die Kühle in den Augen bleibt, allerdings sieht man an der plötzlich arbeitenden Kiefermuskulatur, dass sie die innere Ruhe wenigstens zum Teil eine Zeit lang verliert. Dann jedoch wendet sie sich ab, öffnet eine Schublade und scheint darin etwas zu suchen. Schließlich sagt sie: „Ja, Ihr habt für eine Woche Frühstück umsonst, eines habt Ihr schon gehabt.“ Dann schaut sie wieder auf: „Nun gut, ich ziehe Euch ein weiteres Frühstück ab, und Ihr könnt heute so viel Bier trinken, wie Ihr wollt.“

Dann nimmt sie einen Krug von einem Bord, füllt den Krug mit Bier aus einem Fass, nimmt ein Glas und stellt beides vor Ira auf die Theke. Sie füllt das Glas mit dem Bier und stellt den Krug wieder ab.

„Wenn Ihr lieber an einem Tisch sitzt, bringe ich es Euch natürlich auch da hin,“ antwortet sie. „Und ja, ich bin von hier. Aber von hier, nun ja, das seid Ihr jetzt wohl auch.“

Iras Grinsen wird breiter als sie merkt wie Ninim reagiert. „Ein Frühstück weg und ich kann Bier saufen soviel ich will. Paßt!“: sagt sie. Im Moment hat sie keine Lust auf weitere Sticheleien. Ihr Durst ist wirklich schlimm. Mit glänzenden Augen schaut sie zu wie Ninim das Glas füllt. Dann nimmt sie es und trinkt es auf einen Zug aus. „Bei Xiths kalten Eiern! Das hat gut getan!“ Sie füllt das Glas wieder. Aber diesmal trinkt sie nur die Hälfte. „Diese verdammte Medizin hilft, aber sie trocknet einen aus wie ein Stockfisch.“: sagt sie und kippt den Rest. „Paßt schon. Ich bleib hier. Ist näher an der Quelle.“: antwortet sie Ninim. Dann schüttelt sie den Kopf. Ihr Grinsen verschwindet. „Da irrst du dich, Süße. Wenn Hostinos es will, dann werd ich vielleicht hier verfaulen. Aber selbst wenn sie meinen Kadaver 10 Vat tief eingraben bleib ich was ich bin. Vorovisianerin! Daran wird sich nie was ändern. Ganz egal wie viele Stürme ich mir hier in diesem Drechsloch um die Ohren hauen muß.“ Sie schenkt sich nach. „Aber noch ist es nicht soweit.“ Ira grinst und trinkt einen ordentlichen Schluck.

Reichlich kühl und wohl auch nicht übermäßig aufmerksam verfolgt Ninim Iras vornehme Ausschweifungen über die Vorzüge eines Glases Gerstensaft. Erst beim Wort "Vorovisianerin" horcht sie auf. Sofort wird Ira wohl klar sein, dass sie mit dem Begriff "Vorovis" sehr wohl etwas anzufangen weiß. Und wohl auch nicht sehr negativ dagegen eingestellt ist. Und dass ihre Heimat in Iras Ausbruch gar wenig schmeichelhaft wegkommt, scheint sie nun komplett zu überhören.

"Ihr seid aus Vorovis?" hakt sie denn auch nach. "Neulich war ein Mann hier, der ist auch aus Vorovis. Keresin. Kennt Ihr ihn etwa? Er meinte, sollte es ihm gelingen, nach Vorovis zurückzukehren, würde er mich mitnehmen."

Sie sieht Ira nun an, und in ihren kühlen Augen ist sogar so etwas wie ein Leuchten zu sehen. "Vorovis muss wohl eine überaus wichtige Stadt sein, wenn von euch Neuankömmlingen gar zwei von da her kommen. Ich habe ja nur drei andere kennengelernt. Gerade vorhin war eine Kleine, Dürre hier, die kam aus Allianz so was. Soll wohl ziemlich weit von Vorovis entfernt sein. Und dann war noch so ein blonder Geschniegelter da, mit einem Dreikäsehoch von Frau, die aussah wie ein Waffen-Wanderhändler. Sind die denn auch aus Vorovis?"

Ira nickt. „Bin ich.“: sagt sie stolz. „Keresin? Ja den kenn ich.“: antwortet sie. Dann verengen sich ihre Augen. „Was sagst du da? Er will dich mitnehmen? Nach Vorovis?“ Ihr Blick ist auf einmal feindseelig. Aber dann glitzert es in Iras dunklen Augen und sie lächelt zuckersüß. „Dann bin ich aber gespannt wohin er dich mitnehmen will, Süße. Ist ja vielleicht nur ein Gerückt daß die Schuppenärsche in Vorovis sitzen. Ich schlag vor du fragst ihn wenn er wieder auftaucht. Geht mich zwar nichts an, aber schaut mir ganz danach aus als will er dir auf die Schnelle an die Wäsche mit der Geschichte. Die Herrn Offiziere! Da sind sie alle gleich.“ Ira schaut Ninim erstaunt an. „Das du ihm das abkaufst? Für so naiv hätt ich dich gar nicht gehalten. Da sieht man wieder einmal wie man sich täuschen kann.“ Seufzend schüttelt sie den Kopf. „Tust mir fast leid, daß du ihm so auf den Leim gehst. Aber ist deine Sache.“ Sie schenkt sich nach und trinkt. „Nur wir zwei, Keresin und ich sind aus Vorovis. Der blonde Schleimbeutel ist aus Elurien.“ Dann grinst sie. „Wandernde Waffenhändlerin? Das gefällt mir! Sie heißt Sundara und kommt aus dem selben Ketzernest wie der Blonde.“

Das Leuchten verschwindet urplötzlich, und in die Augen kehrt wieder diese klare Kühle zurück. Um die Lippen setzt sich ein gequältes Lächeln. Ninim lehnt sich an das Möbel hinter der Theke. Die linke Hand umfasst den rechten Ellenbogen.

"Ihr könnt mir glauben," sagt sie dann, "so schnell kriegt niemand Ninims Wäsche. Ninim ist Schankmagd und keine Dirne. Ihr könnt Euch da also ganz nach Belieben schadlos halten an dem Typen. Aber, so wie er mir Euer Reich beschrieben hat, würde ich es ganz gerne einmal anschauen. Es ist hier auf die Dauer doch recht beschaulich. Und, sind wir ehrlich, eine gute Schankmagd, die nach etwas aussieht, ist wohl überall willkommen."

Sie richtet sich auf, nimmt den Krug von der Theke und füllt ihn an dem Fass wieder auf, bevor er, neu befüllt, mit einem doch recht freundlichen "Zum Wohle" wieder vor Ira hingestellt wird. Auf Iras letzte beiden Sätze hin ist es nun an Ninim zu grinsen.

"Klingt nicht gerade so, als hättet Ihr die beiden hoch in Ehren," sagt sie. "Die waren nur kurz hier, die haben nicht einmal etwas getrunken. Schon etwas sonderbar. Gehören die etwa zusammen?"

Lachend winkt Ira ab. „Da bist du aber ordentlich auf dem Holzweg, wenn du glaubst das ich was mit dem haben will. Ehrlich nicht! Oder bist du scharf auf einen Kerl, der dich zusammenschlägt?“ Durstig trinkt sie wieder. „Und deine Wäsche ist ganz deine Sache. Da will ich mich nicht einmischen. Wenn’s so geklungen hat, dann wars nicht so gemeint.“: erklärt Ira. Dann nickt sie. „Hübsch bist du. Das kann dir niemand abstreiten. Dich nimmt jeder Wirt.“ Als Ninim von Vorovis redet, verschwindet das schiefe Lächeln. Iras Augen werden feucht. „Ja, Vorovis, das ist schon was.“: sagt sie leise. „Aber ich weiß nicht, ob…“: sie unterbricht sich. „Frag besser Keresin. Ich bin jetzt drei Tage hier. Aber daheim sind Jahre vergangen. Ja, ich weiß wie sich das anhört. Stimmt aber trotzdem. Ich weiß nicht was passiert ist. Verdammte Scheiße, schon allein das kann einen verrückt machen.“ Als Ninim den frisch gefüllten Krug hinstellt, nickt Ira danken. „Kommt genau richtig. Danke!“ Sie schenkt sich ein und kippt den ganzen Becher hinunter. „Den Blonden mag ich so sehr wie Scheißerei und Krätze gleichzeitig.“ Dann grinst sie ein wenig. „Für eine Ketzerin ist Sundara ganz in Ordnung. Manchmal ein bißchen wirr im Schädel. Aber wer ist das nicht ab und zu? Soweit ich weiß haben die nichts miteinander. So blöd kann Sundara nicht sein. Glaub ich wenigstens. Und du? Bist du in festen Händen? So wie du ausschaust sind die Kerle sicher hinter dir her wie die Stechfliegen“

Ganz kurz verengen sich Ninims Augen, die Zähne pressen sich zusammen, und ein erneuter prüfender Blick geht an Iras Körper auf und ab, als sie vom Zusammenschlagen spricht. Ein Ausdruck, der sich nur allzuschnell wieder verflüchtigt, als sie weiterspricht, und am Ende in ein halb belustigtes Lachen übergeht.

„Ich bin Schankmagd,“ antwortet sie. „Es gehört zu meinem Beruf, nicht in festen Händen zu sein, und wenn dem so wäre, das nach Möglichkeit nicht kundzutun. Es ist egal, ob das jetzt Keresin ist, der blonde, geschniegelte Lackaffe oder irgendeiner von Roalds Knechten, jeder soll den Eindruck haben, bei Ninim landen zu können. Ohne irgendeine Ahnung davon zu haben, dass Ninim am Ende deine wohlgeformten Brüste jeglichem Schwanz vorziehen würde. Oder auch nicht.“

Von dem Krug ist ein Tropfen Bier auf den Tresen gelaufen. Ninim nimmt einen Lappen und wischt ihn weg. Dabei schaut sie Ira in die Augen, mit einem merkwürdigen Blick, kühl zwar, doch irgendwie verführerisch und neckisch zugleich. Dabei bückt sie sich wohl etwas mehr über die Theke als notwendig, präsentiert so ihr doch sehenswertes Dekolleté. Dabei macht sie jedoch wenig Anstalten, dies irgendwie dezent zu machen, so dass sich Ira wohl nicht unbedingt sicher sein kann, ob das jetzt alles komplett gespielt ist oder doch ein Fünkchen Ehrlichkeit dahinter versteckt sein könnte. Bald jedoch ist der Tresen wieder trocken, Ninim legt den Lappen weg und lehnt sich wieder an das Möbel hinter der Theke.

„Manchmal ist das Ankommen weit schwieriger als das Bleiben,“ fährt sie dann mit einem kompletten Themenwechsel fort. „Ich verstehe dich voll und ganz, dass das alles ziemlich verwirrend sein kann. Aber ich glaube, du darfst dich da nicht verrückt machen lassen. Du bist jetzt hier. Und du siehst wirklich nicht danach aus, als würdest du dich hier nicht zurechtfinden. Ich höre dir jedenfalls gerne zu, wenn du mir was über deine Heimat erzählen willst. Ich meine, diese Vorovis wird in den paar Stürmen doch nicht im Meer versunken sein, oder?“

Sie nimmt nun eine Schüssel, in dem hartes, in kleine Würfel geschnittenes Brot liegt, und stellt sie neben Iras Bierkrug.

„Was dieses Sundara betrifft,“ fügt sie dann noch hinzu, „so kann ich die ebensowenig beurteilen wie den Blonden. Ich hatte nur den Eindruck, als würde sie eher etwas von ihm wollen als umgekehrt. Naja, das wird wohl die Natur der Sache mit sich bringen, wenn du gerade mal so groß wie ein Melkschemel bist...“

Als Ninim von ihren wohlgeformten Brüsten redet, wirft sich Ira in Positur. Sie richtet sich auf und drückt das Kreuz durch. Ihre Brustwarzen drücken durch den dünnen Stoff des Kleides. Sie schaut Ninim tief in die Augen. Ihre dunklen Augen glitzern. „Gefallen sie dir?“: haucht sie anzüglich. Dann wandert ihr Blick in Ninims Ausschnitt. „Süß.“: sagt sie und schaut Ninim wieder an. Lasziv leckt sie sich die Lippen. Für einen Moment bleibt sie so stehen. Dann lacht sie und stellt sich wieder normal hin. „Gib dir keine Mühe, Süße. Ich treib es zwar hin und wieder mit einer Frau, aber du bist nicht mein Typ. Ich steh nicht auf Zuckerpüppchen wie dich.“ Sie zwinkert Ninim zu. „Bist wirklich gut im Anmachen. Läßt mich auch nicht kalt. Aber ich bin kein Typ der mit dem Schwanz denkt und sich von dir ausnehmen läßt.“ Dann grinst sie schief. Sie macht Ninims Redeweise ganz gut nach. „Oder auch nicht.“ Als Ninim das Thema wechselt verschwindet das Grinsen. Ira schenkt sich wieder ein. „Ich hab mich in der Scheißgarnsion zurecht gefunden, also werd ich es auch hier. Aber ich will nach haus, verstehtst du? Dieses Kaff hier geht mir schwer auf die Nerven.“ Sie trinkt. „Nein, Vorovis ist nicht im Metcha versunken. Soweit ich weiß.“ Ira seufzt. „Aber es soll einen Putsch gegeben haben, Krieg und Besetzung. Ich hab das erst hier gehört. Ist alles in der Zeit passiert, in der ich verschwunden war. Ich weiß nicht was jetzt zu haus abgeht. Wahrscheinlich Krieg und Vorovis soll besetzt sein.“ Traurig schüttelt sie den Kopf: „Eine verdammte Scheiße ist das!“ Als Ninim ihr die Schüssel mit den Brotwürfeln hinstellt, greift sie nach ihrer Hand. Ninim spürt wie rauh und schwielig Iras Hand ist. Die Berührung ist nur kurz.“Hostinos, hast du eine weiche Haut.“: sagt sie halb bewundernd halb neidig. Dann zuckt sie die Achseln: „Vielleicht will sie den Schleimbeutel aufs Kreuz legen. Ist ihre Sache und soll mir recht sein wenn sie Spaß dabei hat.“ Dann lacht sie laut auf. „Groß wie ein Melkschemel! Ha, das muß ich mir merken. Aber einen süßen Arsch hat sie trotzdem.“

Wieder verengen sich Ninims Augen. Ganz kurz, in dem Moment, in dem Ira ihr ihre mächtigen Brüste entgegenstreckt. In dem Moment, als sie sich lasziv über die Lippen leckt. Dann jedoch, den Bruchteil eines Augenblicks später, wirkt sie wieder tiefenentspannt. Sie lässt Ira reden, nimmt inzwischen wieder den Krug und füllt ihn abermals an dem Fass hinter der Theke. Nachdem sie ihn auf den Tresen gestellt hat, lehnt sie sich wieder an das Möbel hinter dem Tresen.

„Naja,“ antwortet sie dann mit einem verschmitzten Grinsen, „du siehst nicht aus wie jemand, der sich den Arsch nicht einfach holen könnte, wenn er dir schon so gut gefällt...“

Dann wird sie wieder ernst und meint: „Das heißt, du willst in dieses Vorovis zurück, obwohl du nicht einmal weißt, wie es da inzwischen überhaupt aussieht? Woher willst du dann denn wissen, ob es dir da dann nicht auch schwer auf die Nerven geht?“

Sie schnappt sich ein Glas von einem Bord und beginnt, es zu polieren. Nicht dass dieses Glas jetzt irgendwie schmutzig wäre, es scheint wohl so etwas wie Beschäftigungstherapie zu sein, während sie sich mit dem einzigen Gast unterhält.

„Ich meine, so wie Keresin es mir erzählt hat, ja, das würde ich mir schon gefallen lassen, in einer Schänke voller Gäste, wo man dann alles mögliche bekommt, und nicht nur eine warme Mahlzeit und ein paar Kleider von Stanchek. Ich meine...“

Sie stellt das Glas hin, öffnet eine Schublade und holt da einen Klunker von doch ordentlicher Größe hervor. Sie legt ihn vor Ira auf die Theke.

„Ich habe neulich dieses Steinchen bekommen. Gerne hätte ich einen Anhänger dafür. Leider ist die einzige, die so einen Anhänger herstellen kann, Shassla. Und Shassla würde sich wohl eher den Echsenschwanz abfaulen lassen, bevor sie hier in den Silberkrug kommt. Das bedeutet, dass es wohl überaus schwer werden wird, für das Glitzerding diesen verdammten Anhänger zu bekommen.“

Sie nimmt das Glas wieder und reibt darauf herum. „Du siehst, so ganz einfach ist hier auch nicht alles. Das klingt im Falle Vorovis um einiges interessanter.“

Ira zuckt mit den Achseln. „Arsch hin, Arsch her, so einfach ist das nicht.“: sagt sie ein bißchen grantig. „Ich bin Vorovisianerin. Ich kann mir nicht einfach eine Ketzerin ins Bett schleppen. Auch wenn ihr Hintern noch so süß ist. Verstehst du?“ Die Lust auf anzügliche Einlagen ist ihr vergangen. Jetzt schaut sie Ninim sogar giftig an. „Was ist das für eine blöde Frage? Wie kann mir meine Heimat auf die Nerven gehen? Ganz egal wie es dort ausschaut! Es ist meine Heimat! Und wenns stimmt was Sundara erzählt hat, dann müßt ich erst recht dort sein. Bei meinen Kameraden und den dreckigen Echsen die Schuppen abziehen!“ Erst als Ninim wieder über Vorovis redet, schaut Ira freundlicher. „Ach, der Chiratritt! Da ist was abgegangen wenn die Hütte voll war! Oder unten im Hafen! Guten Schankmädel haben sich goldene Nasen verdient. Tittenwackeln, Schlafzimmerblick und eine dicke Haut und die Dublonen sind gerollt. Da wärst du reich geworden.“ Ira schenkt sich nach und trinkt. „Und jetzt hock ich hier auf diesem Schutthaufen. Verdammt noch einmal.“ Als Ninim den Stein auf die Schank legt, kriegt Ira große Augen. „Oh, das nenn ich ein Steinchen! So einen hab ich noch nie gesehen? Wo hast du denn den her?“ fragt sie. Der Echsenschwanz interessiert sie recht wenig. Der Stein umso mehr. „Wirklich hübsch.“ Es dauert ein bißchen bis sich Ira von dem Anblick losreißt. Sie schaut Ninim an und sagt bestimmt: „Darauf kannst du einen lassen, daß Vorovis interessanter ist als dieses Kaff.“

Iras Gefühlsregungen scheinen Ninim ziemlich kalt zu lassen. Egal ob sie nun unverwandt, giftig oder dann wieder freundlich schaut, ihr Blick bleibt kühl, nicht unfreundlich, aber doch nicht unbedingt so, als würde sie auch nur in geringster Weise mit Ira mitfühlen. Vielleicht ist sogar irgend etwas leicht verständnisloses in ihrem Blick.

"Sag einmal, dieses Ketzerdings, wovon ihr da immer alle redet," fragt sie dann, "ist das eigentlich ansteckend? Ich meine, das ist eine seriöse Gaststätte. Ich möchte nicht, dass sich irgendwann keiner mehr herkommt, weil sich da dann alle dieses Ketzerdings da einfangen."

Sie hört dann doch recht aufmerksam zu, wie Ira wiederum zu schwärmen beginnt. Und es wird Ira auch nicht entgehen, dass Ninims Blick dabei etwas wehmütig über die leeren Tische des Silberkruges schweift.

"Du hast recht, dieses Vorovis klingt ziemlich interessant," sagt sie dann. "Gut eine goldene Nase brauche ich nicht unbedingt, aber das mit dem Reich werden, das klingt gut."

Ninim seufzt, schaut noch einmal durch das Lokal, dann greift sie sich wieder ein Glas, um es zu polieren.

"Den Stein hat mir übrigens Keresin gegeben," sagt sie. "Der kam kürzlich ebenso her wie du, wollte einfach nur saufen."

Oft beschleicht einen die Ahnung, als ob Personen immer dann auftauchen würden, wenn man gerade von ihnen geredet hat. Nun ist es in unserem Fall ja gar nicht so abwegig gewesen, dass diese Person, über die eben geredet wurde, sich der großgewachsenen Blonden noch anschließen würde. Dass es so schnell gehen würde, das ist vielleicht das einzige Überraschende. Und so steht sie nun da, ansteckend hin oder her, in - beinahe - voller Montur, mit Bogen, Kurzschwert und Asnivala, Köcher an der ledernen Hose, den zerschlissenen Hemd, das inzwischen wirklich so aussieht, als würde es einzig von dem Bogenköcher und dessen Riemen noch am Körper gehalten. Nur die festen Stiefel fehlen, wodurch Sundara freilich noch einen oder zwei Clat kleiner ist als sie es ohnehin schon ist. Nun ist es in keinem Fall anzunehmen, dass sie irgendetwas von dem Gespräch bisher mitbekommen hat, hat sie doch den Silberkrug in dem Moment betreten, in dem Ninim mit dem Reden aufgehört hat.

Nun denn, mit einem freundlichen "Sichàra" betritt Sundara also den Silberkrug, geht dann auch schnurstracks zu Ira und setzt sich auf den Stuhl neben ihr. Ein tiefer, fröhlicher Blick trifft die Vorovisianerin, und aus Sundaras Mund kommt ein ebenso fröhliches "Sintava!"