Forum Übersicht - Schenke zum Silberkrug » 3. Tag - Trockene Kehle

---> Gepflasterte Straßen und verfallende Häuser

Die Hitze setzt Keresin heute mehr zu als sonst, was sicher auf sein gestriges Besäufnis zurückzuführen ist und er beeilt sich den weiten Platz zu überqueren, auf den das Himmelsfeuer gnadenlos herunter brennt. Er atmet auf als er in den Schatten des Vorbaues tritt unter dem wie immer einige wenige Tische wie verloren herumstehen. Nach ein paar Schritten umfängt ihn Im Inneren der Schenke erfreuliche Kühle. Trotz der Menge Wasser die er getrunken hat, ist seine Kehle schon wieder trocken und er freut sich auf ein kühles Getränk und ein ordentliches Frühstück. Der Schankraum ist zu dieser relativ frühen Stunde leer so geht er hinüber an die Theke und grüßt laut und vernehmlich: „Guten Morgen!“ und wartet auf das Erscheinen der Bedienung oder des Wirtes.

„Guten Morgen!“ tönt eine Frauenstimme aus einem Nebenraum, und wenig später erscheint Ninim in ihrer gesamten Pracht. Wenig überrascht wird Keresin von ihrer Erscheinung sein, schaut sie doch genau so aus wie am Abend zuvor, eine Konzentration von Anmut, ohne jedoch irgendwie ins herzliche abzugleiten.

„Oh, Ihr seid schon wieder da!“ sagt sie mit einem kühlen Lächeln, als sie den Vorovisen erblickt. „Ich hätte Euch erst in einigen Jhane wieder erwartet. Ihr scheint ja hart im Nehmen zu sein - denn Ihr wirkt jedenfalls nicht, als würdet Ihr Euch regelmäßig besaufen.“

Sie geht nun hinter die Theke, wobei freilich wieder bei jedem Schritt die wohlgeformten Beine hervorblitzen. Sie positioniert sich dahinter, schaut Keresin dann prüfend an.

„Wollt Ihr noch etwas bestellen, oder sofort zur Bezahlung übergehen?“ fragt sie dann ziemlich direkt.

Tatsächlich sieht Keresin trotz des Restalkohols in seiner Blutbahn heute morgen nach der Rasur und Wäsche frischer aus als gestern. Ninims Bemerkung läßt ihn schmunzeln. „Dann bin ich vermutlich hart im Nehmen, denn wie ihr richtig bemerkt habt, eine Sauferei wie gestern hat bei mir Seltenheitswert.“ Für einen Moment überlegt er die Schankmagd etwas über seinen morgendlichen Fund zu erzählen soll doch dann läßt er es bleiben. „Eigentlich beides.“: antwortet er auf Nimis Frage. „Das heißt natürlich wenn ihr das hier als Bezahlung annehmen wollt. Wenn nicht dann stehe ich euch nach einem Frühstück zur Verfügung.“ Keresin greift in die Tasche und halb unbewußt schiebt er dabei die fremdartige Klinge, die wesentlich breiter ist, als die Waffen die er gewöhnt ist, etwas zur Seite. Er legt einen der größeren Kristallsplitter auf die Theke der ungefähr die Größe eines Daumennagels hat. Der Kristall schimmert sanft in matten Weiß und Blautönen und ist auf jeden Fall hübsch anzusehen.

Ninim schaut im ersten Moment etwas gespannt und sichtlich neugierig auf das, was Keresin nun wohl auszupacken gedenkt, dabei wohl immer noch darauf gedacht, die kühle Eleganz zu behalten, auf die sie anscheinend irgendwelchen Wert zu legen scheint. Da fällt ihr Blick auf das grobschlächtige Schwert, und der Anblick desselben verändert ihren Ausdruck doch schlagartig. Überrascht schaut sie nun aus, im ersten Moment, dann kommt noch eine Portion Argwohn, Misstrauen, ja, Ablehnung dazu. Sie beachtet den hübschen Kristall gar nicht, schaut Keresin an. Der stets etwas kokettierende Ausdruck ist verschwunden, der Blick hat sich verfinstert. Sie macht einen Schritt nach hinten, von der Theke weg. Sie deutet auf das Schwert.

"Woher habt Ihr das?" fragt sie unverwandt und sieht Keresin prüfend an.

Keresin ist sichtlich überrascht über den plötzlichen Sinneswandel von Ninim. Als sie auf das Schwert deutet und wissen will, wo er es her hat, verändert sich bisher freundlicher Gesichtsausdruck. Nicht vollständig unterdrückter Ärger zeichnet sich auf seinem Gesicht ab und sein Tonfall wird kalt und schneiden. „Nein, ich habe es nicht gestohlen, wenn ihr das meint. Ich pflege nicht zu stehlen und selbst wenn ich es täte würde ich mich nicht an dieser Karikatur einer Waffe vergreifen. Ich habe sie gefunden und mitgenommen. Gefunden, versteht ihr?“ Offensichtlich erwartet er keine Anwort auf diese Frage und etwas weniger scharf fährt er fort. „Nachdem wir das geklärt hätten zurück zum Geschäft. Nehmt ihr diesen Kristall als Bezahlung an oder soll ich meine Zeche abarbeiten?“: erkundigt er sich. Scheinbar hat Keresin seine Emotionen wieder unter Kontrolle, denn der zornige Ausdruck ist einer kühlen, sehr distanzierten Mine gewichen.

"Wo habt Ihr sie gefunden?" fragt Ninim, der ihrerseits Keresins Sinneswandel keinerlei Reaktion abzuverlangen weiß. Eine Zeit lang sieht sie ihn immer noch prüfend an, schweigend, und plötzlich liegt eine Spannung in der Luft, die fast zum Greifen erscheint. "Das ist eine Marodeurswaffe. Wo es Marodeurswaffen gibt, da gibt es Marodeure. Niemand mag Marodeure," bringt sie den Grund für ihr Misstrauen auf den Punkt. Ihr Blick geht zur Tür, dann kehrt er wieder zur Keresin zurück. Ihr finsterer Ausdruck beginnt zu bröckeln, war es wohl nur eine Maske, aufgesetzt, um die wahren Gefühle zu verbergen. Eine Eigenschaft, die viele Röhrenbewohner anstreben, mancher gar zur Perfektion bringen, während es nur wenige gibt, denen diese Schauspielerei völlig egal ist. Und gerade Keresin muss um die Vorteile der eigenen Verstellung wissen, ist er doch wahrlich nicht der Typ Mann, der mit Gefühlsausbrüchen um sich wirft. Nun jedoch, wo diese Maske abzufallen beginnt, die wahre Ninim darunter offenbart, erkennt Keresin auch den Grund für den doch besonders für eine Schankmagd so negativen Sinneswandel: Es ist Angst. Nackte, pure Angst. Angst vor einer Bedrohung, die zwar immer da ist, nun jedoch wieder einmal offensichtlich geworden ist, die womöglich ganz nah ist - und von der Ninim im Extremfall gerade einmal von ihrer Theke getrennt ist. Dass sie den Kristall auf derselben noch immer nicht beachtet, das müssen wir ihr wohl für den Moment nachsehen.

Die Angst Ninims ist fast greifbar so deutlich ist sie ihr ins Gesicht geschrieben und Keresin beginnt zu verstehen, daß sie ihn nicht für einen Dieb hält, sondern für etwas weit Schlimmeres, für einen Marodeur, was immer sie auch darunter verstehen mochte. Keresin wirft seinen Entschluß um nichts von der Ruine und den Leichen zu erzählen. Was auch immer man von seiner Leichenfledderei halten mochte, es scheint ihm bei weitem vorteilhafter zu sein, als für einen dieser Marodeure gehalten zu werden. „Ich bin Offizier der vorovisianischen Reichsarmee, kein Marodeur“: sagt er ruhig. „Ich weiß nicht was der Mann zu seinen Lebzeiten gewesen war, aber seine Leiche hatte schon zu stinken begonnen als ich ihm heute morgen die Waffe abnahm. Es lagen vier Leichen in der Ruine am südostlichen Stadtrand um genau zu sein und sie alle auf sind die gleiche Art und Weise auf die Eisfelder geschickt worden. Hostinos sei mein Zeuge, noch nie habe ich von derartigen Wunden gehört, geschweige denn von einer Waffe die solche Wunden verursacht.“ Mehr als die Wahrheit hat er nicht zu bieten. Ob ihm Ninim nun glaubt oder nicht liegt bei ihr.

Eine ganze Weile steht nun Ninim da, schaut Keresin an, regungslos, und nur ganz, ganz langsam weicht der Ausdruck der Angst aus ihrem Gesicht.

"Ich weiß nicht, was ein Offizier der vorovillianischen Reichsarmee ist, aber eine Reichsarmee klingt nicht wie etwas, das Marodeure hätten," antwortet sie dann, und ihr Ton ist weit weniger schneidend, wenn ihr auch die distanzierte Kühle immer noch fehlt.Sie krallt sich ein Glas, geht zu einem der Fässer hinter der Theke, lässt es sich mit Schnaps vollaufen und kippt es in einem Zug hinunter. Kurz schnappt sie nach Luft, und als sie sich wieder umdreht, künden die Tränen in ihren Augen davon, dass sie diesen Weg wohl eher selten einschlägt. Während sie wieder zu Keresin zurückkommt, fügt sie hinzu: "Ihr solltet Euch lieber eine von Shasslas Waffen zulegen. Wenn Euch Roalds Männer damit sehen, könnte es leicht sein, dass ihr schnell eine Öffnung mehr im Schädel habt."

Sie ist wieder an dem Thresen angekommen und nimmt nun doch den Kristall unter die Lupe, hält ihn gegen das Licht, dann gegen ihren Bauchnabel. Schließlich sieht sie wieder zu Keresin. Da ist er wieder, dieser leicht verführerische, doch kühle Ausdruck, mit dem der Vorovise die Schankmagd kennengelernt hat!

"Gut," antwortet sie. "Den Schnaps von gestern, und ein Frühstück heute. Nicht mehr und nicht weniger."

Und auch der Ton in ihrer Stimme hat sich wieder normalisiert. Die Maske, die gerade noch so schrecklich gebröckelt hat, ist wieder da, nahtlos zusammengefügt, und niemand, der nun den Schankraum betreten hätte, wäre auch nur im Entferntesten auf die Idee gekommen, dass dies gerade noch ganz anders gewesen ist.

„Ihr habt völlig recht, die Reichsarmee hat nichts mit Marodeuren zu tun.“: bestätig Keresin die Vermutung Ninims. Es ist deutlich zu erkennen das Ninim den Schnaps nicht gewohnt ist, aber hin und wieder ist ein kräftiger Schluck einfach notwendig, wie Keresin aus eigener Erfahrung weis. Als sie ihn davor warnt die Waffe offen zu tragen, nimmt er ihren Hinweis nicht auf die leichte Schulter und löst den Waffengurt. „Ich danke euch für die Warnung. Ich hatte nicht die geringste Ahnung wer oder was diese Toten waren.“ Dann beobachtet er ruhig wie Ninim den Kristall prüft und akzeptiert ihr Angebot ohne zu feilschen. „Einverstanden. Den Schnaps und ein Frühstück.“ Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. „Dann seid so gut und gebt zu allererst einen Krug Bier. Der Durst bringt mich sonst noch um, dann etwas Tee und etwas zu essen. Mir ist alles recht nur keinen Käse bitte.“ Keresin verstaut die Waffe mit dem Griff voran in seiner Tasche, so daß nur das untere Ende der Scheide herausragt. „Diese Marodeure, woher kommen diese Leute?“: erkundigt er sich beiläufig.

Ninim holt sich einen Krug vom Bord über der Theke. Sie muss sich dabei strecken und präsentiert dabei gerade zu ihrem Kunden ihren flachen Bauch mit dem glänzenden Stein im Nabel. Natürlich dauert dies kaum eine Sekunde, dann nimmt sie den Krug und geht zu den Fässern hinter der Theke, wo sie denn auch zu zapfen beginnt. Sie macht das überaus geschickt, kontrolliert sehr gut die Entwicklung der Schaumkrone, was für einen Ungeübten bekanntlich nicht ganz so einfach ist. Wenn man sie freilich so ansieht, muss man sich schon fragen, was sie denn machen würde, wenn so ein Fass einmal leer ist. Denn dass sie einfach so ein weiteres, volles Fass bewegen könnte, dazu ist sie nun doch viel zu zierlich gebaut.

"Das ist eine gute Frage," antwortet sie dabei dem Vorovisen. "Aber irgendwann, Ihr werdet sehen, hört Ihr auf, diese Frage zu stellen. Leute kommen und gehen. Ihr wart auch auf einem Mal da. Und so ist es auch bei den Marodeuren. Irgendwann sind sie da, dann wird es wieder ruhiger, Ihr freut Euch darüber, noch am Leben zu sein, und plötzlich geht es dann wieder von vorne los. Wir haben gerade eine gehörige Welle hinter uns, aber ganz sicher ist man nie, ob nicht doch noch ein paar sich irgendwo herumtreiben."

Das Bier ist nun fertig gezapft, mit köstlicher Schaumkrone, wie es Mayeva selbst nicht besser machen könnte. Sie stellt den Krug auf den Thresen. Bevor sie ihn jedoch los lässt, schenkt sie Keresin einen tiefen, koketten Blick.

"Mögt Ihr das Frühstück hier am Thresen einnehmen, oder bevorzugt Ihr dieses Mal wieder einen Tisch?"

„So etwas in der Art habe ich mir auch schon gedacht.“: antwortet Keresin auf Ninims Erklärung. „Was ich mich aber immer noch frage wer verfügt hier über Waffen die die solche extremen Wunden verursachen ? Diese Marodeure sind ausgelöscht worden, wie lästiges Ungeziefer. Sie hatten nicht einmal Zeit ihre Waffen zu ziehen.“ Wohlgefällig sieht er Ninim zu wie sie sich den Krug für sein Bier angelt. Doch als Ninim den Krug mit dem perfekt gezapften Bier vor ihn hinstellt verlagern sich seine Prioritäten. Ihren koketten Blick nimmt er nur am Rande wahr, obwohl er über ihre Wortwahl schmunzelt. „Ich ziehe es vor mein Frühstück hier an der Theke einzunehmen.“: antwortet er Ninim leicht ironisch. Dann greift er bedächtig nach dem Krug und trinkt einen langen Zug daraus. „Bei Hostinos! Was für eine Wohltat.“: seufzt er genüßlich. „Das Bier ist erstklassig, das muß man Stanchek lassen.“ Er nimmt noch einen weiteren großen Schluck. „Ihr habt mir fast das Leben gerettet. Ich war nahe am Verdursten.“: sagt er mit einem Schmunzeln.

"Wenn ich ganz ehrlich bin," antwortet Ninim lapidar, "so ist es mir ziemlich egal, wie die Marodeure sterben. Nur ein toter Marodeur ist ein guter Marodeur, das könnt Ihr mir glauben. Und da ist es mir ziemlich egal, ob die jetzt durch einen Stein oder durch Lijan selbst auf die Eisfelder fahren."

Kurz sieht sie ihn ernst an. Die Kühle scheint bereits wieder zu bröckeln. Keresin hat wohl keine Ahnung, wie die anderen Bewohner dieser Stadt über diese Marodeure denken, doch wenigstens Ninim scheint bei dem Thema wenig Spaß zu verstehen. Dieses Mal hält die Maske jedoch stand. Schnell kehrt der verführerisch-kühle Ausdruck zurück, und sie wechselt unmittelbar das Thema.

"Es ist nicht schwer, Euer Leben zu retten, schöner Mann," sagt sie und lächelt kurz. "Aber sagt Euch gesagt sein: Bei Ninim ist noch nie jemand verdurstet. Aber ich denke, ich sollte jetzt wohl zusehen, dass Ihr am Ende nicht etwa verhungert."

Sie lächelt etwas schief, dann geht sie hinter der Theke hervor, hinter Keresin vorbei - vielleicht etwas näher als man das gemeinhin so macht, ohne ihn jedoch zu berühren. Sie verschwindet in der Tür, durch die sie normalerweise erscheint. Keresin wird nun wohl einige Minuten allein mit seiner Cervecha sein, bevor die Schankmagd wieder zurückkommt. Sie trägt ein recht großes Tablett, auf der ein Brotkorb nebst einigen Tellern mit Wurst, süßem und salzigem Aufstrich, kaltem Braten, rohem und gekochtem Schinken sowie eine kleine Schale mit Obst stehen. Ninim hat sich nicht lumpen lassen mit dem Frühstück. Sie stellt es etwas neben Keresin auf die Theke, eilt dann hinter diesselbe. Sie holt ein Teller und Besteck aus einem Schrank und stellt es vor Keresin.

"Lasst es Euch schmecken!" meint sie schließlich. "Wollt Ihr noch Kaffee oder Tee haben, oder zieht Ihr es vor, beim Bier zu bleiben?"

„Was die Marodeure betrifft habt ihr sicherlich recht, aber…..“ Keresin kann der Verlockung noch einen Schluck des kühlen Bieres nicht widerstehen. „Irgendjemand muß hier eine unvorstellbare Waffe in seinem Besitz haben, die Löcher durch Menschen brennt, so als hätte man ihnen weißglühende Eisenstäbe durch die Körper gebohrt. Jemand der über solche Waffen verfügt, ist potentiell eine weit größere Gefahr, als eine Bande Halsabschneider mit Knochenkeulen.“ Doch der Gesichtsausdruck Ninims läßt ihn verstummen. Als sie das Thema wechselt lacht er leise auf. „Ihr seid überaus zuvorkommend, aber ich weiß wie ich aussehe, von schön kann da keine Rede sein. Trotzdem danke für das Kompliment.“: antwortet er schmunzelnd. „Mein Magen knurrt zwar wie ein altes Warriag, aber für ein paar Augenblicke werde ich es noch aushalten, bis ich vom Stuhl falle.“ Er dreht seinen Kopf ein wenig als Ninim an ihm vorbeigeht und in diesem Augenblick zeigt sich ein Ausdruck von bewundernden Staunen auf seinem Gesicht als ihr der Blick seiner grauen Augen ein kleines Stück folgt. Ganz so als ob er sie erst jetzt wirklich wahrnehmen würde. Als Ninim zurück kommt, zieht er überrascht eine Augenbraue hoch. „Das ist viel eher ein Festmahl als ein Frühstück. Ihr seid überaus großzügig.“ Er bedankt sich als sie ihm den Teller mit dem Besteck hinstellt. „Lieber Tee, denn wenn ich noch so einen Krug austrinke bin ich wieder besoffen.“: sagt er schmunzelnd.

"Und wenn diese Marodeure urplötzlich explodieren," antwortet Ninim, und dieses Mal ist keinerlei Regung zu spüren, als würden sie diese Marodeure plötzlich komplett kalt lassen, "mir ist es egal, wenn sie nur tot sind. Und wer Marodeure umbringt, ist ein Feind der Marodeure, und meines Feindes Feind ist mein Freund."

Kurz sieht sie Keresin in die Augen, wieder mit diesem verführerischen, doch unnahbaren Blick. "Doch nun entschuldigt mich einen Augenblick. Ich habe hier an der Theke kein heißes Wasser."

Wieder geht sie hinter der Theke hervor und verschwindet wieder durch die Tür. Es dauert nicht lange, und sie erscheint wieder mit einer Kanne dampfenden Wassers. Diese stellt sie auf die Theke, nimmt eine Tasse und schöpft aus einem Tiegel zwei Löffel kleingestampfter Teeblätter in die Tasse. Sie kehrt mit der Tasse zur Theke zurück. Mit einer Kelle schöpft sie dann heißes Wasser über das Teepulver, schließlich nimmt sie einen kleinen Besen und rührt damit so lange in der Tasse, bis sich ein kleiner Schaum darauf bildet. Dann stellt sie die Tasse vor Keresin.

"Bitte, Euer Tee," sagt sie dann. "Wenn Ihr mehr wollt, braucht Ihr es nur zu sagen. Wasser ist jetzt ja da, und auf einen Löffel Tee kommt es nicht an."

Er erntet wieder einen ihrer eigenartigen Blicke, dann fügt sie hinzu: "Und... man sollte ein Kompliment nie in Frage stellen."

Kurz zuckt die Augenbraue nach oben, und ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen. Einige Augenblicke schaut sie Keresin an, dann nimmt sie den Kristall von der Theke, entfernt den aus ihrem Bauchnabel und drückt den neuen ein. Er ist etwas zu groß, hält nicht darin. Also landet er auf der Arbeitsfläche hinter der Theke, während sie den alten Stein wieder an seine Position bringt.

Der kurze Blick läßt ihn für den Moment die Marodeure und die unbekannten Waffen wenn schon nicht vergessen aber zumindest beiseite drängen. Grundsätzlich ist Keresin kein Mensch der sich leicht beeindrucken läßt und dazu kommt noch die eiserne Disziplin mit der er in die letzten Jahren seinen Gefühlen und Wünschen Zügel anlegen mußte. Aber jetzt kann er nicht leugnen, daß ihn diese Mischung aus Verlockung, kalter Unnahbarkeit und Schönheit anzieht. „Aber nur einen Augenblick.“: sagt er launig und sieht Ninim nach. Es ist fast schon eine kleine Zeremonie, mit der sie dann seinen Tee zubereitet, der Keresin lächelnd zusieht. „Danke, für den Moment reicht es. Vielleicht später. Für einen Moment treffen sich ihre Blicke wieder und Keresin schmunzelt. „Wenn das so ist, dann ziehe ich natürlich alle meine Einsprüche zurück.“ Für einen Augenblick sieht er ihr zu, wie sie versucht die Kristalle in ihrem Nabel zu tauschen. Dann zieht er einen der Teller zu sich und beginnt zu essen. Er ißt trotz seines Hungers langsam und bedächtig, spült einen Bissen mit dem letzten Schluck Bier aus seinem Krug hinunter, bevor er sich an Ninim wendet. „Darf ich euch etwas fragen?“: erkundigt er sich höflich.