Forum Übersicht - Schenke zum Silberkrug » Früher Vormittag

--> In der Schmiede

Als die beiden Frauen den Silberkrug betreten ist Stanchek an der Theke dabei Schnaps aus einer großen Korbflasche in kleine Tonflaschen umzufüllen. Der Schankraum ist auch beim genauen Hinsehen sauber, Spinnweben und Staub in den Ecken verschwunden und die Tische sind abgerieben. Ohne den Kopf zu heben, damit ihm auch kein Tropfen des aromatischen Rakas verloren geht, grüßt er fröhlich zurück. „Guten Morgen! Guten Morgen! Setzt euch nur! Ich bin gleich bei euch!“ Sorgfältig verschließt er die Tonflaschen und stellt die große Korbflasche wieder hinter die Theke. Als er Ira sieht lächelt er erfreut. „Ah wie schön euch wieder bei guter Gesundheit zu sehen. Ich hoffe es geht euch so gut wie ihr heute ausseht.“ Schelmisch zwinkert er Ira zu. „Was darf es denn sein?“: erkundigt er sich.

„Schon möglich, daß ich ins Gras gebissen hätte, wär ich bei der Flotte gewesen.“: sagt Ira. „Aber das kann man auch bei der Armee oder in der Garnison. Oder als Zivilist. Wir küssen alle Xiths kalten Arsch. Die einen früher die anderen später.“ Sie macht eine wegwerfende Geste. „Aber scheißegal. Ich bin Jahre davor verschwunden! Ich krieg das noch immer nicht in den Kopf hinein. Vielleicht wärs anders gekommen wär ich auf einem Schiff gewesen. Aber das wissen nur die Götter.“ Sie schaut kurz zu Sundara. „Viel wird sowieso nicht mehr über sein von meinem Vorovis. Wenn wir überhaupt heimkommen.“: sagt sie leise während sie auf den Silberkrug zuhalten. Sie betritt hinter Sundara die Gaststube. „Guten Morgen.“: grüßt sie zurück. An der Schank angekommen wartet sie bis Stanchek fertig ist. Sie grinst bei seinen Worten. „Wär schön wenn ich so ausschauen täte wies mir nach Misakis Behandlung geht.“: sagt sie grinsend. Sie lehnt sich auf die Theke. Stanchek muß einen guten Ausblick in ihren Ausschnitt haben. „Frühstück wär nicht schlecht. Uns knurrt der Magen.“: sagt sie. Dann stellt sie sich wieder gerade hin. "Ich hätt gerne Tee dazu.": sagt sie und schaut Sundara fragend an.

Abrupt bleibt Sundara vor der Tür des Silberkruges stehen, so abrupt, dass Ira, wenn sie nicht schnell reagiert, sie wohl beinahe durch den Aufprall durch dieselbe Tür katapultiert hätte. Sundara dreht sich um, schaut Ira an. Und dann passiert etwas, das Ira noch nicht so oft gesehen hat: In die scheinbar immerfort strahlenden Augen legt sich ein Schatten, und für einen Augenblick schaut sie Ira fast feindselig an.

„Glaubst du wirklich,“ sagt sie dann ungemein ernst, ungemein bestimmt, „wir haben uns in dem Scheiß-Dschungel den Arsch aufgerissen, damit in DEINEM Vorovis ein paar Türmchen stehen bleiben? Glaubst du wirklich, wir haben Kopf und Kragen riskiert, unsere Gefährten, unsere Freunde betrauert, damit in irgendeine verfickte Theke in DEINEM Vorovis kein Kratzer reinkommt? Oh nein, wir haben es gemacht, dass irgendein Vorovis übrig bleibt, dass die, die mit uns gekämpft haben, eine Heimat finden, dass sie aus Vorovis wieder etwas machen, das diesen Namen auch verdient. Vorovis, Estichà, Gilgat, meinetwegen Lijanhausen, das sind keine fünf Häuser nebeneinander, das ist das Leben, das darin herrscht. Und für dieses Leben haben wir gekämpft, kämpfen wir immer noch. Und da dieser Kampf immer noch anhält, WERDEN wir zurückkommen. Wir KÖNNEN nicht auf dieser bekackten Insel bleiben, koste es was es wolle.“

Sagt es, und schon verändert sich ihr Gesichtsausdruck wieder, schaut einen Augenblick verlegen drein, als hätte sie sich selbst bei einer großen Dummheit erwischt. Sie dreht sich wieder um, betritt den Silberkrug, und schon strahlt sie wieder, als Stanchek die beiden Mädels so freundlich begrüßt. Es scheint ihr egal zu sein, ja geradezu natürlich zu erscheinen, dass Stanchek wieder einmal der großgewachsenen, aufreizend kurvigen Ira weit mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihr selbst. Und so lauscht sie stumm der kurzen Konversation der beiden, bis Ira eben zu ihrer Bestellung kommt.

„Tee?“ fragt sie geradezu verwundert, als hätte Ira gerade den Inbegriff des absoluten Luxus gefordert. „Tee.... also.... ja, sehr gerne Tee.“

Sei schaut nun wieder etwas verunsichert zwischen Ira und Stanchek hin und her, als würde sie befürchten, im nächsten Moment der übermäßigen Gier bezichtigt zu werden. Und wieder einmal hat ihre Unterlippe an ihren Schneidezähnen zu leiden, während sie sich eine Zigarette formt und in den Mund steckt.

Es ist wirklich nicht zu übersehen, daß Ira den Wirt des Silberkrugs schwer beeindruckt. Sein Gesichtsausdruck macht das gedankliche Seufzen, als sich Ira wieder aufrichtet und ihm so den tiefen Einblick verwehrt, nahezu hörbar. Aber Stanchek ist auch Wirt mit Leib und Seele und kümmert sich um alle seine Gäste. Er richtet seinen Blick auf Sundara. „Tee? Kein Problem. Kommt gleich.“ Über die Schulter ruft er in die Küche: „Ninim! Zweimal Frühstück und eine große Kanne Tee!“ Dann schaut er zwischen den beiden Frauen hin und her. „Entschuldigt mich! Ich muß mich um den Kessel kümmern. Ninim wird gleich bei euch sein. Setzt euch doch bitte!“ Mit einem letzten bedauernden Blick zu Ira wendet er sich ab und stapft davon.

Ira winkt Stanchek zum Abschied. Sie grinst als sie sich an einen Tisch setzt. Noch hat sie nichts gesagt zu der Tirade Sundaras vor dem Silberkrug. Erst als sie beide am Tisch sitzen und aufs Frühstück warten dreht sie sich zu Sundara. „Hör mir zu. Ich mein hör mir genau zu. Ich sags nur einmal. Ich hab mein Vorovis gesagt. Stimmt. Aber mein Vorovis sind keine Türmchen oder verschissene Theken. Mein Vorovis ist das Vorovis der Fünf. Aus dem Vorovis bin ich verschwunden! Das mit dem Putsch, Bürgerkrieg und den Schuppenärschen weiß ich von Keresin und dir. Damit kann ich nichts anfangen! In der Zeit war ich weg vom Fenster. Es ist für mich nie passiert! Kriegst du das in deinen Schädel rein? Wofür du gekämpft hast ist mir scheißegal. Ich bin Vorovisianerin und ich bin Soldat was Keresin auch sagt! Ich sterbe für Vorovis wenns sein muß und ich weiß warum. Also komm mir nicht mit diesem Scheiß! Ich brauch von einer Ketzerin keinen Vortrag was meine Pflicht ist und worauf ich geschworen hab. Wenn du nichts kapierst, deine Sache. Aber halt nächstes Mal besser deinen Mund. Sonst hau ich dir kräftig ein paar drauf.“ Für einen Moment ist Ira still. Aber sie ist noch nicht fertig.
„Mach die Augen auf! Wir wissen nicht einmal wo wir sind, verdammt noch einmal! Willst du in den Metcha springen und drauflos schwimmen? Koste es was es wolle! Die Scheißphrasen kannst du dir sparen. Ehrlich. Wenn es einen Weg gibt, dann kommen wir zurück. Falls wir ihn finden. Gibts keinen dann vermodern wir hier. Das liegt im Bereich des Möglichen, obs dir gefällt oder nicht. Und falls ich hier alt und grau werden muß, dann mach ichs mir so angenehm wie möglich. Mit Blick auf den verschissenen Metcha.“ Ira wird nicht laut. Sie klingt auch nicht wütend. Nur sehr bestimmt. „So genug jetzt. Ich hab Hunger. Wo bleibt die Schnepfe mit dem Frühstück?“

Sundara folgt Ira zu dem Tisch. Sie setzt sich ihr gegenüber hin. Sie zündet ihre Zigarette an. Sie meidet ihren Blick. Zwar wirkt sie vordergründig ruhig, doch zittert ihre Hand, während sie das Etrusha-Bündel ansteckt. Sie zieht an der Zigarette, bläst den Rauch in ihren Schoß. So sitzt sie eine ganze Weile da, in sich zusammengesunken. Dann erst hebt sie wieder ihren Blick, sieht Ira in die Augen, mit einem warmen, doch ungemein traurigen Blick, unsicher, doch absolut offen, vertrauenserweckend.

"Ira," beginnt sie dann zögernd, mit ruhiger Betonung, doch einem unüberhörbaren Zittern in der Stimme, "ich bin nicht sonderlich klug. Ich weiß nichts von einem Vorovis der Fünf, der Sechs oder der Sieben. Ich kenne nur ein Vorovis. Und das ist eine Gruppe verdammt tapferer Männer und Frauen, angeführt von einem Hel Nergal, die neben uns gekämpft haben, bis eben ein paar kurzsichtiger Idioten entschieden haben, dass Eluryas Krieg zu Ende sei. Und ich weiß, dass dieses Vorovis den Kampf nie aufgeben wird, bis der Krieg gewonnen ist, oder bis der letzte von ihnen über die Eisfelder wandelt. Und ich weiß auch, dass, wenn Letzteres eintreffen sollte, die ganze Cacha wieder von vorne losgeht, dass auch hier die brennenden Inseln auftauchen werden. Ich weiß auch, dass dieses Kaff hier einen feuchten Dreck gegen die Sragon auszurichten vermag. Es gibt hier keine Mauern, keine Armee, und die paar Hüter sind schneller tot als sie Sragon sagen können. Wenn wir gegen die Sragon eine Chance haben wollen, dann müssen wir sie jetzt besiegen, gemeinsam, wir paar Ketzer, die noch auf Vorovis' Seite stehen, zusammen mit Vorovis selbst, in Vobra. Wir haben sie jetzt in der Enge. Wir können nicht warten, bis sie sich neu formieren."

Sie zieht an ihrer Zigarette, schaut wieder vor sich auf oder unter die Tischkante, wer kann das so genau sagen, bevor ihr Blick wieder zu Ira hochgeht. Er ist noch immer tieftraurig und unsicher, noch immer jedoch vermittelt er den Eindruck, als würde das, was Sundara sagt, kein Hirngespinst sein.

"Das heißt, entweder wir kommen hier weg, bald, oder aber wir werden alle sterben. Nicht nur du und ich, nicht nur Keresin, alle die, die eben keine Sragon sind. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass wir den Weg zurück vielleicht nicht finden werden. Allein, das darf einfach nicht passieren. Ich meine, ich habe inzwischen gelernt, wie man so einem Sragon einen Pfeil in das Auge treibt. Ich kann das besser als so mancher anderer Bogenschütze. Und wenn ich dich ansehe, dann ist das unannehmbar, dass du einfach da rumsitzt und faul auf den Metcha guckst, anstatt eine gehörige Anzahl von den Echsenschwänzen zu Lijan zu schicken. Nein, Ira, ich bin nicht klug. Aber ich bin auch nicht dumm genug, um nicht zu wissen, welche Jhana geschlagen hat. Ira, glaub mir, da drüben, da geht es um alles. Um wirklich alles. Da redet kein Mensch mehr von einem Putsch, von den ominösen Fünf. Da gilt es nur mehr, morgen noch am Leben zu sein..."

Einen kleinen Augenblick schaut sie Ira noch an, dann senkt sie abermals ihren Blick. Sie reibt plötzlich mit Daumen und Zeigefinger ihre Augen, dann steht sie urplötzlich auf, geht durch den Raum zu einem Fenster und verharrt da, regungslos, den Blick durch das Fenster gerichtet. Wobei allerdings jedem klar sein müsste, dass es da draussen wohl nichts so Interessantes gibt, als dass es dieses sein würde, das ihre Aumferksamkeit erregt. Wobei freilich das zerrissene Hemd, das ohne die bedeckende Mithilfe des Bogenköchers wohl nur den halben Rücken bedecken würde, das jedoch trotzdem die Schulter mit den inzwischen fast gänzlich verheilten Striemen offenbart, ebenfalls mithelfen wird, das eben Gesagte nicht als komplettes Hirngespinst dastehen zu lassen.

Als Sundara Hel erwähnt schaut sie überrascht. Aber dann wird ihre Mine finster. „Verdammt noch mal. Jetzt ist aber Schluß!“: fährt Ira auf. Sie haut mit der flachen Hand auf den Tisch das es kracht. „Was ist unannehmbar, du aufgeblasenes Zwysel?“ Jetzt ist Iras Stimme kratzig vor Wut. Sie springt auf. „Ich werde Vorovis bis zu meinem letzten Atemzug dienen! Dazu brauch ich deine Belehrungen nicht! Schieb dir dein Geschwafel in den Arsch! Ich hab genug davon! Diesen Scheiß hör ich mir nicht länger an.“ Sie zieht die Asnivala aus dem Gürtel und knallt sie auf den Tisch.
„Die kannnst du dir zu deinem Geschwafel stecken. Ich will sie nicht mehr. Ich brauch nichts von dir!“ Ihre dunklen Augen blitzen. „Und ich geb dir einen guten Rat! Bleib mir vom Hals. Sonst prügle ich dir die Scheiße aus dem Leib.“ Sie hat gesagt, was zu sagen ist und dreht sich um. Auf dem Weg hinaus ruft sie in Richtung Küche: „Brauch kein Frühstück mehr!“

In diesem Augenblick kommt Ninim aus der Küche, auf einer Hand ein Tablett balancierend, in der anderen Hand eine Kanne Tee. Schon Iras Stimme hat genügt um ihr die Laune zu verderben So ist ihr Blick ist mehr als kühl, als sie Ira nachsieht, die im Begriff ist die Schankstube zu verlassen. Unglücklich scheint sie nicht zu sein, daß die Vorovisanerin geht. „Ihr habt bestellt, also ziehe ich es euch auch von eurem Guthaben ab.“: ruft sie Ira hinterher. Im Gehen gibt der hochgeschlitze Rock immer wieder den Blick auf ihr wohlgeformtes Bein frei. Ihr Hüftschwingen ist dezent, elegant und aufreizend zugleich als sie die Bestellung an den Tisch trägt, auf dem die Waffe liegt. „Einen schönen Tag wünsch ich euch. Greift ruhig zu.“: sagt sie zu Sundara. „Es ist bezahlt. Wenn ihr noch etwas braucht, ruft mich.“ Als sie sich umdreht und zurück an die Schank geht, umspielt ein Lächeln ihre Lippen.

Ninim kommt wohl nicht dazu, sich erst umzudrehen oder gar zur Theke zurückzulaufen. Als Ira den Silberkrug verlässt, die Asnivala auf den Tisch knallt, reißt sie sich aus ihrem Anfall von Trübsinnigkeit, stürzt zu eben dem Tisch mit der Asnivala, krallt sie sich und rennt Ira hinterher. Ob sie dabei Ninim umrennt oder nicht, scheint ihr relativ einerlei zu sein, und so wird Ninim wohl samt ihrem Tablett einen gehörigen Rempler abbekommen.

"Ira," ruft sie, "so warte doch!"

Nun hängt es freilich an Ira, ob sie stehen bleibt oder nicht. Und darauf kommt es auch an, ob Sundara das folgende im Stehen, im Gehen oder, sollte Ira ihren Schritt beschleunigen, im Rennen sagt oder ruft: "Ich wollte doch nur sagen, dass dich Vorovis braucht! Und dass wir deshalb einfach alles daran setzen müssen, dass wir so schnell wie möglich hier wegkommen!"

Nun wird allerdings Ira ziemlich schnell merken, dass sich Sundara so einfach nicht abschütteln wird.

Ira rennt nicht und sie bleibt auch nicht stehen. Schon ihr Gang zeigt wie zornig sie ist. Sie geht nicht sie stampft über den Platz. Direkt auf das Haus zu in dem sie geschlafen haben. Sie hört Sundara rufen. Aber sie hebt nur die linke Hand mit ausgestreckten Mittelfinger. Sie denkt nicht daran zu warten. Sie geht einfach weiter. Als die Elurierin aufholt und dabei auf sie einredet schnappt sie nur: „Verpiss dich.“ Ihre Wangen sind gerötet und die dunklen Augen funkeln. Als Sundara hartnäckig weiter hinter ihr herrennt sagt sie noch einmal: „Verpiss dich! Oder...“ Sie ballt im Gehen die Fäuste. Mehr sagt sie nicht. Aber sie ist auch ohne viel Worte deutlich genug. Sie ist knapp daran Sundara eine Tracht Prügel zu verabreichen. Ihr Geduldsfaden ist am reißen. Wenn Sundara die Augen nicht zu hat, kann sie das auch sehen. Im Moment ist mit Ira nicht zu reden.

Sundara schaut Ira in die Augen. Es ist ein erschrockener Blick, flehend zugleich, irgendwie wie ein Maikong, der gerade etwas ausgefressen hat und Prügel dafür erwartet. Sie steht nicht außer Schlagweite. Und so braucht Ira nur nach der Asnivala zu greifen, die sie ihr hinhält.

"Dann nimm wenigstens die," sagt sie. "Du brauchst doch eine Asnivala, sie ist bereits bezahlt, und ich habe keine Lust, noch eine Waffe mehr mit mir herumzutragen."

Sie schaut Ira eine Weile lang an, die Asnivala nach vorne gestreckt, regungslos, und fügt schließlich hinzu: "Bei allen Göttern, so schlag doch zu, wenn es dir danach besser geht. Vielleicht habe ich es verdient. Aber bitte, lass uns in Ruhe darüber reden, vielleicht nicht jetzt, irgendwann. Es hilft sicher nichts, wenn wir uns hier alle verstreiten und jeder sein eigenes Süppchen kocht. Das ist doch das, was Die wollen..."

Obwohl Ninim schnell reagiert wird sie von Sundara beiseite heftig gestoßen. Das Lächeln gefriert auf ihren ebenmäßigen Gesichtszügen als sie der Hinausstürmenden nachsieht. Sie sagt es nicht laut aber ihre Lippen bewegen sich stumm als sie diese Gäste verwünscht. Obwohl die Neuangekommenen eine Abwechslung im immer gleichen Trott der Tage sind, könnte sie leichten Herzens auf die Blonde und ihre Freundin verzichten. Ninim läßt alles auf dem Tisch stehen und zieht sich hinter die Schank zurück und beginnt die bereits makellos sauberen Gläser noch einmal zu polieren. Dabei wandern ihre Gedanken zurück zu dem grauäugigen Mann aus dem fernen Vorovis. War es so wie die Blonde gesagt hatte und er es nur auf schnelle Befriedigung aus war? Es wirkt nicht so auf sie und sie traut im Normalfall ihren Instinkten, aber wie konnte man sich bei diesen Fremden sicher sein? Mißmutig wirft Ninim das Tuch, mit dem sie die Gläser poliert hat auf die Schank und zieht sich nachdenklich in die Küche zurück.

Ira ist auch stehen geblieben als ihr Sundara die Asnivala hin hält. Sie bemerkt das schuldbewußte Geschau. Irgendwie scheint sie das noch mehr in Fahrt zu bringen. Ihre Augen glitzern. Ihr hübsches Gesicht ist jetzt mehr eine Fratze der Wut. Ira das Biest! Jetzt kann sich das auch Sundara vorstellen. „Bist du taub oder was? Ich will sie nicht! Schmeiß sie weg, schlepp sie mit dir herum! Ist mir scheißegal! Jetzt verpiß dich! Ich will dich nicht mehr sehen. Hast du mich verstanden?“ Ira schreit zwar nicht, ist aber ganz schön laut geworden. Sie denkt gar nicht daran die Waffe zu nehmen. Einen Moment funkelt sie Sundara an. Aber bei den nächsten Worten wird sie blaß. Ihre Stimme klingt heiser und gepreßt. „Du arrogantes Arschloch! Was bildest du dir ein? Das ich deine Erlaubnis brauch um dir ein paar aufs Maul zu hauen? Da bist du schwer auf dem Holzweg, Ketzerin!“ Ohne Ansatz und sehr schnell haut Ira zu. Wenn Sundara sich nicht duckt oder wehrt kriegt sie eine mitten auf die Stirn. Aber sie will nicht verletzen. Ira macht keine Faust. Sie schlägt nur mit dem Handballen zu. Nicht mit voller Kraft aber stark genug das Sundara Kopfweh haben wird wenn sie trifft.

Schon seit einer Jhane oder mehr kauert im tiefen Schatten neben dem türlosen Eingang eines Hauses am Platz der Tänzerin eine schmale Gestalt. Hin und her gerissen zwischen dem unstillbaren Verlangen etwas über die Stadt seiner Herkunft, an die er sich erst gestern erinnert hatte, zu erfahren und der Angst und Zweifel des Gejagten kann er sich nicht entschließen, in den Silberkrug zu gehen. Wahrscheinlich würde man ihn ohnehin nur auslachen und ihn dann an die Yurei verraten. Der Mann mit dem abgehärmten Gesicht und dem langen schblonden Haar bringt es aber auch nicht fertig, aufzustehen und zu verschwinden. Zu sehr brennt die Notwendigkeit sich zu erinnern in ihm. Als er plötzlich Stimmen hört, richtet er seine Aufmerksamkeit hinaus auf den Platz. Er kennt die beiden Frauen. Mit der Kleineren hat er sogar gesprochen, die Blonde dagegen kennt er nur vom Sehen. Der laute Wortwechsel der Beiden lenkt ihn dann fast vollständig von seinem Problem ab. Als die Blonde zuschlägt hält es ihn nicht mehr in seinem Versteck. Er springt auf und rennt hinaus auf den Platz. „Seid ihr verrückt! Aufhören! Aufhören!“: schreit er ein paar Mal. Im Laufen zieht Yresen ein Messer aus dem Gürtel. "Die Yurei! Die Yurei werden kommen!"

Bumm! Sundara mach keinerlei Anstalt, den Hieb abzuwehren oder ihm auszuweichen. Freilich macht sie einen ausgleichenden Schritt nach hinten, freilich verengen sich für einen kurzen Moment schmerzvoll ihre Augen, drehen sich für einen kleinen Augenblick gar nach oben. Freilich wird ihr Schädel brummen. Und doch steckt sie den Hieb weg, als wäre nichts gewesen, nimmt den Schritt zurück und steht wieder vor Ira, die Asnivala in den ausgestreckten Händen präsentierend. Einzig das Flehende ist aus ihren Augen verschwunden, nun ist ausschließlich freundschaftliche Wärme darin. Die Gestalt scheint sie überhaupt nicht wahrzunehmen, ist denn die Aufforderung derselben auch weniger auf sich selbst als auf ihr Gegenüber gemünzt. Und so steht sie da, und es gibt wenig Zweifel, als würde sie auch einen zweiten Schlag ohne mit der Wimper zu zucken einstecken. Sie sagt dabei kein Wort, sie steht da, mit tiefem Blick in Iras Augen, den Mund ganz, ganz leicht geöffnet, durch denselben atmend, die Beine soweit gespreizt, als dass sie bequem stehen kann. Kaum wirkt sie überheblich, aber auch nicht irgendwie unterwürfig, sie steht einfach da, in irgendeiner Weise würdevoll, wie wenn man einem Freund einen verlorenen Gegenstand zurückgeben will. Das Messer scheint sie nicht zu bemerken. Oder haben ihre Augen gerade etwas zur Seite gezuckt, auf den doch recht sonderbaren Mann schielend?

((ooc: Sorry für die lange Wartezeit, bei mir geht es im Moment etwas drunter und drüber...))