Forum Übersicht - RE: Ankunft - 2

Sie ist sich nicht sicher. Sagt der Barde die Wahrheit? Sie kann sich selbst nicht ausstehen, weil sie den Mann mit dem Messer bedroht. Aber sie hat Angst und das kann man sehen. Trotzdem wird sie nicht zögern. Sie war eine gute Schülerin und sie hatte einen der besten Lehrer. Sie schaut nicht weg, als sie der Barde ansieht. Etwas in den braunen Augen veranlasst sie das Messer etwas zu senken. Die Spitze zeigt jetzt nicht mehr auf ihn. „Mir geht’s gut.“: sagt sie und lügt damit. „Ich will nur weg hier und wenn ihr gescheit seid, dann geht auch.“ Ihre Stimme ist ein bisschen heiser. Sie drückt sich um den Musiker herum, als er einen Schritt zur Seite macht. Das Messer immer noch in der Hand. Zwei, drei Schritt ist sie von ihm weg,als sie nochmals stehen bleibt. Sie weiß nicht ob sie ihm trauen soll. Aber wenn sie ihn zu Unrecht verdächtigt? Zumindest warnen muss sie ihn.
„Die Frau kenne ich nicht, aber ich kenne Hel. Er ist ein Verräter, Giftmischer, Mörder und gottloser Ketzer. Wo er hingeht, folgen ihm Blut, Leid und Tod. Menschenleben bedeuten ihm nichts. Er tötet ohne mit der Wimper zu zucken. Fallt nicht auf seine Reden herein. Er ist klug und hat keine Skrupel, ist voller List und Tücke. Er ist ein abgrundtief böser Mensch. Nehmt euch in Acht vor ihm. Noch besser geht ihm aus dem Weg solang ihr noch könnt.“Sie geht rückwärts ein paar Schritt von ihm fort. Das Messer hat sie jetzt gesenkt. Ihre dunklen Augen glitzern feucht. „Kommt mir bitte nicht nach. Gebt acht auf euch.“

Der Barde schürzt ein wenig die Lippen, als Vella ihr Wohlergehen bekundet. Ein gewisser Tadel liegt in diesem mimische Detail, welcher in vollem Bewusstsein signalisiert, dass sich Javero der Lüge durchaus bewusst ist. Er betrachtet das schlackernde Kleid um den zierlichen Körper und die gefühlvolle Dringlichkeit in den Augen der Fremden und seufzt lautlos, als diese ihr Vorhaben umsetzt und sich an ihm vorbei schiebt. Wie versprochen lässt er sie gewähren, fühlt sich aber wohl sichtlich unwohl dabei die zerwühlte Frau einfach gehen zu lassen. So horcht er auch gebannt auf, als sich Vella noch einmal umwendet, ganz in der Hoffnung sie habe es sich vielleicht doch anders überlegt. Die Worte jagen ihm dann aber doch nur einen eisigen Schauer über den Rücken. Bei Yoroms tiefgefrorener Lanze, sollte das denn wirklich Hel Nergal sein? Er wusste nicht mehr über diesen Mann, als trunkene Kneipen-Schmähreden, oder Spottlieder vermittelten, aber über die hatte man zumindest immer lachen können. Eine ernsthafte Beschreibung klang nun alles andere als lustig. Kurz öffnet er die Lippen, blinzelt und ist in einem Anflug wirklich seltener Momente tatsächlich etwas sprachlos. Die Fassung kommt jedoch rasch zurück und so lächelt er leicht und nickt ihr zu. "Ich glaube ich habe noch mindestens eines meiner 9 Bardenleben übrig." mit einem Zwinkern tippt er sich an die nicht vorhandene Hutkrempe. "Mein Name ist Javero. Falls Ihr mal einen Freund braucht, zögert nicht nach mir zu fragen. Gebt auch Acht auf Euch, Sanjavela."

Chelia schaut der jungen Frau hinterher. Zunächst wohl etwas perplex, dann mit einem Ton gelangweilter Verachtung. Weglaufen, sich verstecken, das hatte sie lange genug getan. In Vorovis, wo man jedes Wort in die Waagschale warf, wo man sich nie sicher war, ob das Gegenüber nicht dem Jamajan angehörte. Sie wollte sich nicht mehr verstecken. Sie verachtete das Weglaufen. Diese Einstellung hatte ihr wohl manches Mal Probleme bereitet, und doch wollte sie sie nicht verändern. Dann wandte sie sich wieder an Hel Nergal - an wen auch sonst, denn sonst war ja niemand mehr da...

"Verkennt die Lage nicht, Hel Nergal," antwortet sie kühl, doch nun wieder viel ruhiger. Der harte vorovische Akzent ist jedoch geblieben. "Ein paar Clat Waffenstahl sind schneller in Eurem Herzen als Euch lieb sein kann. Ihr seid nicht mehr in Vorovis, da habt Ihr recht, doch hier seid Ihr genausoviel wert wie das, das Ihr am Leibe trägt. Und das ist im Moment ein blutiges Nachthemd, nicht mehr."

Sie sieht ihm in das Gesicht, mit trotzigem Unterton.

"Und unterschätzt mich nicht. Ich habe zu kämpfen gelernt. Ich war stets eine der Besten in der Neuen Wache in Estichà. Doch sind wir weder in Vorovis, noch in Estichà. Wir sind an einem Ort, der sogar von Mra Aggar vergessen zu sein scheint. Also, bei Endrakhas geringeltem Schweif, Ihr verhaltet Euch, wie sich jeder verfrellter Röhrenbewohner zu verhalten hat, und Ihr werdet mit mir kein Problem bekommen. Und doch, versucht nur im Leisesten meine Freiheit einzuschränken, und Ihr werdet erfahren, was es heißt, eine Feindin zu haben, auch hier."

Sie sieht ihm noch einige Augenblicke lang tief in die Augen, mit intensivem, energiegeladenen Blick, der in keinster Weise mit dem abgerissenem Äußeren zusammenhängt. Nichts ist von der von normalen Landstreichern bekannten chronischen Menschenscheue zu merken - nein, vielmehr scheint die Göttin des Neuen Kultes aus ihren Augen zu sprechen, die sie vorhin erwähnt hat. Wobei freilich ihr Akzent und Endrakha nicht recht zusammenhängen wollen. Dann kramt sie aus ihrer Brusttasche erneut etwas Rauchzeug hervor, dreht sich erneut eine Zigarette und steckt sie sich an. Wie beiläufig bemerkt sie danach: "Bei Vesana, ich habe echt keine Ahnung was das hier soll. Was machen wir hier denn jetzt?"

Die Begegnung mit Vella scheint Hel wieder gehörig aus dem fragilen Gleichgewicht gebracht zu haben. Er starrt immer noch in die Richtung in die sie verschwunden ist. Erst als Chelia etwas von Waffenstahl und Herz sagt, dreht er sich zu ihr um. Seine Zähne sind so fest zusammen gepreßt, daß seine Kaumuskeln wie Stränge hervortreten. Er scheint durch sie hindurch zu sehen doch dann flackert mörderische Wut in den grünen Augen und sein Blick fokussiert sich. Aber seine Wut scheint sich nicht und nur teilweise gegen Chelia zu richten, denn seine Stimme klingt ruhig, als unterhielte er sich über das Wetter, als er ihr antwortet. Nur das Funkeln in seinen Augen verrät etwas über seinen Gemütszustand.
„Es ist mir völlig egal, was ich euer Meinung nach wert bin oder nicht und es schert mich einen Dreck welches Verhalten ihr erwartet. Legt euch mit mir an und es wird nur einer von uns übrig bleiben und ich bezweifle, das ihr es sein werdet. Ich habe euch nur angesprochen, weil ich glaubte mich an euch zu erinnern. Wenn wir uns tatsächlich in Esticha getroffen haben sollten, dann wißt ihr vielleicht, was mit unserem Volk geschehen ist, nachdem ich zurückgetreten bin. Das war es auch schon. Sonst könnt ihr hier mit eurer Vesana verstecken spielen oder Pilze in eurem Haar züchten, es ist mir einerlei.“
Ihren Blick erwidert er ohne Regung, aber als sie ihre letzte Frage stellt, bricht es aus ihm heraus:
„Pest und Hölle! Was das hier soll? Vella ist vor neun Jahren aus einer von innen verschlossenen Kabine der Vorvona auf hoher See verschwunden! Einfach verschwunden und jetzt ist sie hier! Irgend jemand spielt ein beschissenes Spiel mit uns!“
Ein obszöner Fluch in der Gossensprache Vorovis folgt, dann hat er sich wieder in der Gewalt.
„Was ihr tut, weiß ich nicht. Ich hole mir jetzt was ich brauche, der Rest wird sich ergeben.“
Damit wendet er sich ab und geht Richtung Hafen davon.

Sie nickt und sagt leise:„Das wär dann euer Letztes, Javero. Ich werd mir euren Namen merken.“ Die Hand mit dem Messer hat sie jetzt in einer der Falten des Kleides versteckt. Sie kämpft mit sich. Der Gedanke allein in der Geisterstadt zu sein bedrückt sie. Aber sie bringt es nicht über sich Javero zu trauen. So dreht sie sich um und huscht davon. An der Ecke der nächsten Gasse dreht sie sich noch einmal um. Dann will sie weitergehen, aber ihre Füße sind wie angewachsen. Der ganze Schrecken der letzten Stunden schlägt über ihr zusammen. Was geschieht mit ihr? Wo soll sie hin? Wo sich verstecken? Draußen irgendwo im Wald? Panik kommt hoch. Sie beginnt zu zittern. Es wird ihr kalt, ihre Zähne klappern wie im Fieber. Die Welt um sie fängt an sich zu drehen. Sie taumelt sie. Dann wird es finster und sie sackt zusammen. Das Messer klirrt auf das Pflaster, dann ist es still.

"Das Letzte klingt doch besonders Lebenswert. Nur keine Bange, an einem einfachen Barden wird sich wohl kaum jemand die Finger schmutzig machen." erwidert der Barde schmunzelnd und mit einer Sorglosigkeit, welche er sicher nicht empfindet, aber welche er wohl versucht an die junge Frau heran zu tragen, um ihr ein wenig die Angst zu nehmen.
Nachdenklich blickt er ihr nach, mit den Gedanken wohl schon wieder dabei, ob er zu den beide wunderlichen Gestalten zurückkehren, oder doch lieber die Warnung ernst nehmen und sich aus dem Staub machen soll, da taumelt die Langhaarige jedoch und geht zu Boden. Mit einem erschrockenen Laut spurtet der Barde los und ist mit wenigen Schritten neben ihr. "He he, kleine Lady. Schlechter Zeitpunkt für ein Nickerchen." redet er auf sie ein, während er neben ihr in die Knie geht. Behutsam dreht er sie auf den Rücken und tätschelt sacht die vor Erschöpfung ergraute Wange. "Ouh verdammich, was ist denn heute nur mit der Röhre los?" murmelt er, blickt sich kurz etwas ratlos um und schnauft dann entschlossen. Behutsam setzt er die zierliche Gestalt auf und hievt sie sich dann mit etwas Mühe auf die Schulter. Offenbar gehört er nicht unbedingt zu den durchtrainierten, kampferprobten Allzweckmännern und so ringt er ein wenig um sein Gleichgewicht, ehe er vorsichtig losschlurft und schlichtweg die erstbeste Hastür anstrebt, die sich ihm anbietet. "Hallo? Entschuldigung, ich hab hier ein kleines Problem." ruft er in die geöffnete Tür hinein, doch rührt sich nichts in der sauberen Wohnstube. "Ernsthaft jetzt? Was ist denn mit dieser Stadt los? Ich bin mal so frei! Mayeva zum Gruße und danke für den Einlass." entschuldigt er sich schonmal provisorisch bei dem abwesenden Hausbesitzer, ehe er eintritt und seine zierliche Last zu einem flauschigen Piyuvafell vor einem erloschenen Kamin bugsiert. Vorsichtig legt er sie dort ab, bleibt dann ratlos vor ihr hocken. "Ouh man, das ist echt nicht beim Ding sowas..." mault er, während er sich die Haare rauft und dann zögerlich die Hand ausstreckt, um Vallas Stirn zu fühlen, als wäre das eine Geste die er schon ab und an beobachtet hat und die irgendwie immer als fundierte Handlung in solchen Fällen getätigt wurde. Mit einem Seufzen erhebt er sich schließlich und stromert durch den Raum, um schließlich mit einem Kissen und einer Decke zurück zu kehren und Valla etwas bequemer zu betten. Anschließend lässt er sich neben ihr im Schneidersitz nieder, legt die Laute neben sich und lehnt sich gegen den Kamin, den Blick auf die Fremde gerichtet, deren Verzweiflung zwar in ihrer Bewusstlosigkeit gewichen ist, dessen Spuren sich aber in das feine Gesicht gebrannt zu haben scheinen wie Brandmale.

Chelia sieht Hel hinterher. Ihr Blick ist tieffinster. Würde es wirklich Menschen geben, die diese Eigenschaft hätten, so würde jeder unbeteiligte Zuseher erwarten, jeden Moment todbringende Wesen daraus erscheinen zu sehen, die dem sich abgewandten Mann nachströmen würden, um ihn auf Yoroms Eisfelder zu geleiten. Und doch mag Chelia sonderlich erscheinen, übernatürlich zu sein entgeht jedoch auch in ihrem Falle jeglicher statistisch relevanter Wahrscheinlichkeit. Und so ist es einzig ein tieffinsterer Blick, der Hel Nergal verfolgt, und dies könnte diesem wohl auch ziemlich einerlei sein. Plötzlich ballen sich ihre Hände zu Fäusten, die sie bis auf Schulterhöhe hebt, wendet ihr Gesicht zum Himmel und lässt einen lauten, unartikulierten Schrei von sich, bei dem sich die Stimme mehrmals überschlägt.

"Bei Lijan, was ist hier los!" schreit sie dann laut, ohne dass es wohl noch von jemandem beachtet werden wird, sieht sich noch einmal um und schreitet dann ebenfalls von dannen.

Sie geht die Straße entlang, gesäumt von adretten, kleinen Häuschen, umgeben von einem Gartenzaun und einem dazugehörigen Garten. Plötzlich bleibt sie stehen. Sind dies Spuren im Gras? Sie geht hin. Ja, ganz klar, hier ist jemand entlanggegangen. Die Haustür steht offen. Würde sie hier jemanden antreffen, der ihr das Geschehene in irgendeiner Weise erklären könnte? Nun, einen Versuch war es wohl auf jeden Fall wert. Sie legt eine Hand auf ihre Asnivala - sicher ist sicher. Dann schreitet sie langsam durch den Garten. Kein Laut ist zu hören. Langsam betritt sie das Haus durch die offene Tür. Und da sieht sie... den Barden, der vor der mysteriösen Dame im weißen Kleid kniet. Sie schließt die Tür hinter sich, geht schweigend durch den Raum, setzt sich auf einen Sessel neben dem Kamin, stellt den rechten Fuß vor sich auf die Sitzfläche und schaut die beiden eine Weile schweigend an. Ihr Gesicht ist dabei weitgehend ausdruckslos, ruhig und friedlich - nichts deutet mehr darauf, dass sie gerade einem Mann die Asnivala an die Kehle gehalten hat.

Dann durchbricht sie die Stille in dem Raum mit einer ruhigen Frage, frei von jedem Vorwurf, den Barden ansehend und auf die am Boden liegende Frau ansehend: "Was ist passiert?"

Es dauert nicht lang, dann zucken ihre Augenlider. Dann öffnen sich ihre Augen. Für einen Augenblick starrt sie nur auf die Zimmerdecke. Verwirrt und ohne Orientierung. Langsam klärt sich ihr Blick und sie dreht den Kopf ein bisschen. Sie erschrickt als sie den Barden neben sich sitzen sieht. Sie will sich aufsetzen, doch mit einem Stöhnen fällt sie zurück. Ihr Kopf tut schrecklich weh. Jeder Herzschlag ist ein Stich. Da ist auch wieder die Angst in ihrem Blick. Ihre Hände verkrampfen sich in der Decke. Sie schaut zu ihm auf.
„Bitte, Javero bringt mich nicht zu ihm. Bitte!“: flüstert sie flehentlich. Ihr Gesicht ist weiß wie die Wand. Wieder versucht sie sich aufzusetzen, doch es geht nicht. Die zweite Person im Raum sieht sie nicht. Ihre Augen hängen an Javero. „Bitte!“: sagt sie nochmals leise.

Als die Schritte auf den Dielen erklingen, blickt der junge Mann auf, wohl bereit sich vor einem wütenden Hausbesitzer erklären zu müssen. Mit Chelia hat er offenbar nicht gerechnet, denn seine Brauen heben sich überrascht, ohne dass jedoch Vorsicht, oder gar Anspannung in seinem Blick zu finden wäre, scheint er generell kein sehr misstrauischer Mensch. Da Chelia vorerst schweigt, hält sich auch Javero zurück, betrachtet sie nur, wie sie sich nieder lässt. Als ihre Frage erklingt, hebt er etwas ratlos die Schultern. "Ihr geht es wohl nicht sonderlich gut. Ist einfach zusammen geklappt. Keine Ahnung was man da am besten macht - ich würde ja einen Heiler hohlen..." er zieht etwas zynisch einen Mundwinkel hoch und verschränkt die Arme hinter dem Kopf, um sich gemütlicher zurück zu lehnen. Kurz gleitet sein Blick über die verwahrloste Erscheinung, als nutze er den ruhigen Moment, um sich ein genaueres Bild zu machen. "Geht es Euch denn gut?" fragt er schließlich vorsichtig, wobei wohl nicht bloß der körperliche Zustand, sondern auch das seelische Befinden gemeint ist, immerhin hatte sie eben noch den vorovisischen Reichspräfekten mit dem Schwert bedroht.

Eine Antwort muss Chelia jedoch vorerst schuldig bleiben, denn da erklingen die ersten Anzeichen von Vellas erwachen. Eilig neigt sich der Barde vor und blickt besorgt auf die junge Frau hinab. "He, nu mach mal schön langsam. Alles gut, dir kann nichts passieren, du bist hier...in irgendeinem Haus." das kurze Lachen zeugt von der Ironie dieser Worte, welche Javero wohl durchaus bewusst ist. Ein etwas hilfloser Blick trifft Chelia, als die neuerliche Verzweiflung in der jungen Frau aufbrandet, immerhin waren beide Frauen nicht sonderlich gut auf diesen Hel zu sprechen und vielleicht war die Bewaffnete gar ein besserer Schutz und eine bessere seelische Verbündete, als der lausige Lautenschwinger. Mit einem leisen Räuspern drückt der Barde schließlich vorsichtig die in die Decke gekrallte Faust. "Ganz ruhig, keiner bringt dich irgendwo hin. Wenn der dir was will, muss der erstmal an mir vorbei. Ich hab ne Laute - de ist ziemlich hart. Hab ich schon ausprobiert" er lächelt in dem kleinen Anflug eines Spaßes und streicht dann sacht die verschwitzten Haare aus dem blassen Gesicht.

In der Tat bleibt Chelia die Antwort schuldig. Das Erwachen einer Bewusstlosen hat schön des öfteren einen netten Plausch unterbrochen, und so ist es auch hier. Zunächst ziehen sich die Brauen der Schwarzhaarigen verwundert-besorgt zusammen, als die Blondine den Barden dermaßen um Gnade anfleht. Denn dass von diesem eine Gefahr ausgehen könnte, hätte sie kaum angenommen. Instinktiv geht ihr Blick zu dem Mann, mustert ihn eingehend, scheint dann jedoch in ihrer Annahme bestätigt zu sein. Auf seine Antwort hin legt sich ein Lächeln auf Chelias Gesicht. Es ist das erste Lächeln, dass der Barde in ihrem Gesicht sieht, und es ist ein hübsches Lächeln, das gar nicht zu ihrer wilden Erscheinung passen mag.

"Und falls die Laute nicht hilft, haben wir noch das hier," sagt sie dann ruhig und zieht ihre Asnivala halb aus der Scheide. "Aber im Ernst, es wird Euch wird nichts passieren."

Ihr Blick geht dann zu einem Fenster neben der Tür.

"Es wird dunkel, ich denke, wir sollten über Nacht hier bleiben," meint sie.

Sie steht auf, legt eine neben dem Kamin gestapelte Holzscheite in den Kamin und entfacht ein Feuer. Dann beginnt sie, im durch den Raum zu gehen, Türen zu öffnen und durchzublicken. Zunächst trifft sie eine Küche. Über einem einfachen Herd hängen mehrere Kupfertöpfe und -pfannen, und auch mit Vorräten scheint die Küche recht gut ausgestattet zu sein. Um einen grob gezimmerten Tisch stehen sechs Stühle. Dann schaut sie in ein Schlafzimmer, auch hier ein von einfacher Schlichtheit geprägt: ein einfaches Bett, sauber bezogen, eine Waschschüssel, in der sauberes, frisches Wasser ist, sogar ein Stück Seife liegt daneben. Der letzte Raum scheint die Frau am meisten zu entzücken: Es ist ein Waschraum mit einem großen Zuber. Und - was sie wohl am meisten anzuziehen scheint: Ein Bad ist bereits bereitet.

Sie dreht sich um und schaut zu den anderen beiden.

"Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, was hier abgeht, aber wenn ihr nichts dagegen habt..." meint sie und deutet auf die Wanne.

Als Javero sie berührt, zuckt sie zusammen. Aber sie lässt es zu. Als der Barde dann sagt, dass er sie nicht wegbringen wird, sogar verteidigen will, entspannt sie sich. Erleichtert verschwindet der Ausdruck von Verzweiflung und Sorge fast ganz. Sie sieht aus als ob ihr Javero eine schwere Last abgenommen hat. Sie lächelt ihm zu, als er ihr die Haare aus dem Gesicht streicht. Sie bemerkt die Frau hinter ihr erst als sie spricht. „Danke.“: sagt sie. Sie hat auch das Geräusch gehört, als Chelia die Ansnivala zurücksteckt. Zum ersten Mal seit sie hier aufgewacht ist, fühlt sie sich halbwegs sicher. Aber sie schämt sich auch. Sie fällt zwei Fremden zu Last. Mehr noch. Sie wollten sie beschützen. Sie schaut den Barden an, aber sie spricht zu beiden. „Entschuldigt, dass ich euch solche Scherereien mache. Ihr weiß gar nicht wie ich euch danken soll.“ Sie senkt den Blick. „Ich will euch keine Probleme machen. Aber ich weiß nicht was ich tun soll. Ich bin wirklich froh das ihr mir helft.“ Das Lächeln ist aber für den Barden. „Nein, gar nicht.“: antwortet sie Chelia, die ins Bad will. Das Kopfweh ist auch schwächer geworden. Sie hält Javero die Hand hin. „Könnt ihr mir bitte aufhelfen?“ Sie schaut ihn direkt an.

Erleichtert, dass die Hetze nun überwiegend aus den Augen der jungen Frau verschwunden ist, biegen sich die Mundwinkel des Barden noch etwas weiter in die Höhe. "Ach, nicht dafür Sanjavela. Ein Lächeln ist des Barden Brot, so sagt man - ist also alles schon entgolten." Unter schrillem Geklimper erhebt er sich, um Vellas Hand zu ergreifen und ihr auf die Beine zu helfen. Einen Moment noch verharrt er so und stützt sie, sollte sie noch etwas wackelig auf den Beinen sein. "Nur zu, kleine Vagabundin." richtet er sich dann mit einem Lächel an Chelia und in seinen Augen tanzt der Schalk, da ihm wohl die Worte der ersten Begegnung ins Gedächtnis kommen. "Wenn wir die Nacht über hier bleiben, sollten wir vielleicht nach ein wenig Proviant suchen." mit wiegendem Schritt schlendert der Barde in die kleine Küche und beginnt willkürlich die Schränke zu durchstöbern. "Aha! Babacya Schnaps. Hervorragend, der Abend ist gerettet." singsangt er vergnügt und will schon weiter suchen, hält dann aber plötzlich inne und runzelt skeptisch die Stirn. "Wer lässt eine so perfekte Bleibe einfach zurück?" murmelt er ratlos und kehrt dann mit der Flasche in der Hand in den Wohnraum zurück, um diese auf dem Kaminsims abzustellen. "Ich geb mein letztes Hemd für eine überdachte Pritsche und hier stehen die Häuser reihenweise leer."

Noch während sich die Tür des Badezimmers, durch die Ferse des Stiefels der jungen Frau angeschoben, schließt und ins Schloss fällt, streift sie sich ihr Uniformhemd über den Kopf. Ob der Anblick eines nackten Frauenrückens die Anwesenden irgendwie berührt, mag ihnen selbst überlassen sein, jedenfalls ist, außer mangelnder Körperhygiene und anscheinend doch fortwährendem körperlichem Training an demselben nichts außergewöhnliches festzustellen. Jedenfalls dauert es eine ganze Weile, die die doch recht wild und kriegerisch anmutende Frau in dem Badezimmer zubringt. Was die beiden Gefährten im Wohnzimmer inzwischen veranstalten, entzieht sich unbedingt ihrer Aufmerksamkeit, doch mögen die beiden doch die gehörige Metamorphose beachten, die durch diese eigentlich natürliche Tätigkeit vor sich geht. Freilich ist am Haar fortgesetzt mangelnde Pflege nicht mit einem Waschen zu beheben, und doch ist schon allein durch das Zusammenbinden desselben eine Pflege zu erahnen, die nie stattgefunden hat. Die Sauberkeit des Gesichtes, ja des ganzen Körpers, scheint das energische Leuchten ihrer tiefdunklen Augen mehr hervorzuheben als der Schmutz vorhin. Doch den tiefsten Eindruck mag die Kleidung zu hinterlassen. Sie trägt nun nicht mehr die längst überlebte Uniform, sondern einen einfachen, weißen Kittel. Ein mit einfacher Schnur verschlossener Ausschnitt endet ungefähr 5 Clat unter ihrem Schlüsselbein, die Ärmel verdecken die Unterarme gut zur Hälfte, und in Richtung des Erdbodens endet das recht profane Kleidungsstütz eine gute Handbreit ober ihrem Knie. In der Hand trägt sie nun die Asnivala ohne Gurt und ohne Scheide. Auch diese scheint sie ordentlich gereinigt zu haben, was der sichtbaren Qualität des Stückes nur zugute kommt. Auf jeden Fall scheint es eine Waffe zu sein, die sich ein Normalverdiener in der Röhre wohl nie zu leisten imstande gewesen wäre. Als sie nun den Raum betritt, die Asnivala wie beiläufig in einen Ständer stellt, der für das für den Kamin nötige Werkzeug enthält, und sich wieder auf den vorhin eingenommen Sessel niederlässt, scheint sie nicht mehr die wilde Kriegerin von vorhin zu sein. Nein, vielmehr wirkt sie jetzt als ganz normale junge Frau von eben 25, kaum 30 Stürmen. Die Vorstellung ihres vorherigen Auftretens Hel Nergals gegenüber scheint nun völlig abwegig.

Sie ist wirklich ein bisschen wacklig auf den Beinen. Deswegen hält sie auch seiner Hand fest. Der Schwindel vergeht. „Es geht schon wieder. Danke“: sagt sie und läßt Javero los. Vorsichtig berührt sie die linke Seite ihrers Kopfes. Sie verzieht das Gesicht.
„Das wird eine schöne Beule. Ich bin umgefallen?“: vermutet sie und schaut sich um. Das Haus ist sauber und ordentlich. Als Javero in der Küche stöbert, sagt sie: „Wenn ihr etwas findet, kann ich uns etwas kochen.“ Sie lächelt als er sich über den Schnaps freut. „Das frag ich mich auch. Es schaut aus als ob die Bewohner nur schnell weg gegangen sind. Wäsche in den Kästen, Essen in der Küche. „Alles ordentlich. Wenn jemand flüchtet, dann schaut das anders aus. Wo sind die Leute? Die können doch nicht alle in den Metcha gesprungen sein. Es ist unheimlich.“: stellt sie fest und legt die Arme um sich. „Alles ist unheimlich. Ich bin gestern Nachmittag in Esticha auf mein Schiff gegangen. Heute wach ich auf hier auf. Ihr seid hier und niemand weiß, was los ist. Die leere Stadt und dann noch Hel. Hostinos steh uns bei!“: redet sie weiter.
„Ich weiß es ist kindisch. Aber ich hoffe noch immer das ich aufwache. Ich bin nicht mutig. Ich hab Angst vor dem was sich hinter dem hier versteckt. Irgendwas ist hier, muß da sein. Sonst wär ja alles sinnlos. Ein dummer Witz. Aber wer baut eine ganze Stadt nur so aus Spaß?“
Sie läßt ihre Hände sinken und schaut ihn an.
„Und ihr Javero? Von woher kommt ihr in diese Gespensterstadt?“
Für einen Moment schaut sie von ihm weg, als Chelia zurückkommt. Sie ist überrascht wie verändert sie aussieht. Es steht ihr gut. Dann schaut sie wieder zu Javero.

"Oh Mayeva sei gepriesen." stößt Javero aus und fährt grinsend zu Vella herum. "Ein Königreich für einen guten Koch unter den Gefährten! Meine Befähigung endet beim Belegen einer Schnitte Brot." munter kramt er weiter und räumt einfach mal alles was er als kochbar erachtet aus den Regalen und Schränken. "Ein hübsches Fräulein mit Kochkünsten und ein vagabundiges Fräulein mit Schwertexpertise." singsangt er vergnügt. "Egal aus welchem Grund ich hier gelandet bin, für mich hat es sich jedenfalls gelohnt." gerade verklingen die Worte, als Chelia eintritt und der Barde den Kopf wendet. Überrascht wandern die Brauen in die Höhe und der Blick verweilt einen Moment lang ungeniert auf der frisch Metamorphierten. "Oha, ich revidiere! Ein hübsches Fräulein mit Kochkünsten und ein garnicht mehr so vagabundiges Fräulein mit Kampfexpertise. Schau an was sich da erstaunliches aus dem ganzen Dreck geschält hat." meint er anerkennend und mit einem vergnügten Funkeln im Blick. Zwar wurde die Küche nun in denkbar kürzester Zeit in ein erhebliches Chaos getaucht, doch offenbar fühlt sich der Barde damit aus seiner Pflicht entbunden und schlendert zurück zu den beiden Frauen. "Ach nur keine Sorge, Mut summiert sich ja bekanntlich auf. Du bist mindestens ein bisschen mutig, ich bin - naja sagen wir mal ein klitze kleines bisschen mutig und unser Edelsteinchen hier ist ganz besonders mutig, daher haben wir eigentlich schon ne ganze Menge davon zusammen." ermutigend zwinkernd blickt er von einer zur Anderen. "Für mich ist das hier eigentlich garnicht allzu ungewohnt, Fräulein Vella. Ich reise ständig umher und komme in fremde Städte - zugegeben sind die meistens nicht menschenleer, aber das wird sich schon aufklären, da bin ich sicher."