Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 11

Der Krieger stellt sich wieder gerade hin, als Javero den Hexer erwähnt und runzelt die Stirn. Ataeric behält wie so oft seine Gedanken für sich, doch der Gesichtsausdruck auf den harten Zügen, kurz bevor es dunkler wird, sagt dem Spielmann genügend um zu erkennen, dass der Krieger über die Vorstellung eines sprechenden und bewegenden Bild von sich selbst … erschreckend findet. „Acht reichen schon, aber es werden mehr sein“, wird Mandelauge wohl kaum ihren ganzen Stab bei sich haben, wozu weniger eigentlich sogar gereicht hätten. Mit acht Krieger, derart gepanzert und mit Waffen ausgestattet die nach seinen Erkenntnissen weder zielen noch geladen werden müssen, kann man tatsächlich schon von einer Armee reden. Er löst die verschränkten Arme von der Brust als sich das stärker werdende Vibrieren in sein Bewusstsein drängt und sieht zu dem blinkenden Licht. Das alleinige Verlöschen des Lichts hätte er noch als Aufforderung gesehen zu Bett zu gehen, immerhin ist es mitten in der Nacht und der Morgen nicht mehr allzu fern. Das rhythmisch pulsierende Licht allerdings sieht aus wie ein Signalfeuer, eine Warnung, was zusammen mit dem Vibrieren so wirkt, als wäre irgendetwas „im Gange“. Ataeric sieht von dem Pult zurück zu dem Barden, der in dem dämmrigen Licht allerdings nur noch schemenhaft zu erkennen ist:“ Eine Ahnung was.. das wird?“ fragt er ohne große Hoffnung in den Raum und zieht sich an die hintere Wand seiner Zelle zurück, um sich die blutverschmierten Hände und das Gesicht mit dem einzig verfügbaren Wasser zu reinigen. Auf die Idee, dass er dafür den Abort benutzt kommt der Hüne nicht einmal, so frisch wie das Wasser riecht und auch schmeckt. Die nassen Hände werden gewohnheitsmäßig an den Oberschenkeln sauber gestrichen, bevor er zurück an die durchsichtige Wand Richtung Javero geht und sich vor dem Klappstuhl auf den Rücken legt. Seiner Meinung nach gibt jedes Material irgendwann nach, solange man nur genügend Zeit und Kraft verwendet. Der Krieger rutscht näher an die Wand und stellt die Stiefel gegen die Klappe, um mit Karacho mit den Beinen dagegen zu donnern. Nicht nur einmal – sondern einige Male, langsamer als Javero zuvor und gewiss nicht um sich abzureagieren – vielleicht hat es ja irgendeinen Effekt..

[Haupthaus, Arbeitszimmer, nach Mitternacht]

Während sich die Türen des Arbeitszimmers hinter der Exotin wieder schließen, bleiben zwei Wachleute im Korridor vor dem Raum stehen. Stumm verharren sie in ihrer Position, auch als gleich darauf von drinnen ein lautes Scheppern und das Bersten von Glas zu hören ist. Nur Augenblicke später öffnen sich die Türen wieder und Timea tritt mit trotziger Miene auf den Flur hinaus. "Zeigt mir .." kurz stockt sie, die Orientierung in den fremden Räumlichkeiten fehlt noch völlig... "die Privaträume." fordert sie die beiden Wachen übel gelaunt auf.

"Oh..." haucht der Spielmann, als das Licht so plötzlich erlischt und das blaue Leuchten durch die Zellen flackert. "Das ist aber niedlich..." starrt er auf den Quell des monotonen Pulsierens, wie eine Motte, die sich vom Licht angezogen fühlt. Das plötzliche Krachen der schweren Stiefel gegen die Zellenwand lässt Javero zusammenschrecken und in Ataerics Zelle blinzeln. "Oh! Brechen wir aus?!" realisiert er mit bühnenreifem Ernst und schnappt sich ebenfalls wieder den Hocker. "Ich bin dabei!" wird das Möbel auch sogleich wieder gegen die Scheibe gedonnert, bis der Spielmann schnaufend und keuchend nach Atem ringt und sich mit verbissenem Gesicht die Schulter reibt.

Zu den Nachwirkungen des Schocks gesellen sich nun auch noch die protestierenden Muskeln aufgrund der Beanspruchung, so dass Ateric ein Stöhnen unterdrückt als er sich langsam aufrappelt. Die unbekannte Frau wird mit unbewegter Miene gemustert, wobei der Blick einige Zeit länger an dem kahlen Kopf und den fehlenden Brauen hängen bleibt. Nur kurz sieht er zu demTablett, welches die grau geklediete Frau in die Schublade stellt, dann gleiten die grauen Augen schon hinüber zu dem Barden. Der Ruck des Kopfes ist nicht einmal auffällig, aber doch recht eindeutig, denn hier sind eindeutig die Qualitäten des Spielmannes gefragt, er selbst würde mit seinem zweifelhaften Charme wohl nur wenig von der Fremden erfahren..

[Kleiner Salon, Dämmerung]

Als sich der Grauhaarige räuspert, fährt Vella hoch. Zuerst weiß sie gar nicht wo sie ist. Dann aber erkennt sie den älteren Mann. Sie versucht den Schlaf abzuschütteln und sich zu konzentrieren. Aber es ist schwer. Die Müdigkeit sitzt ihr immer noch in den Knochen. Sie steht von dem Sofa auf und geht auf den Älteren zu. Sie versucht schon vor ihrer Frage in dem faltigen Gesicht etwas zu erkennen. "Gibt es etwas Neues von Hel? Wie geht es ihm?" Man kann es ihr ansehen, daß sie mindestens genau so vor einer Antwort fürchtet, als sie darauf brennt.

[Privaträume, Nebengebäude]

Mit einem Kopfschütteln verneint Timea die letzte Frage der Wache, sodass die beiden umgehend kehrtmachen während die junge Frau die Wendeltreppe hinauftappt. Oben angekommen, schenkt sie der Umgebung keine größere Beachtung, sondern sucht sich im nächstbesten Zimmer ein Bett oder eine Liege, streift achtlos die Schuhe ab und lässt sich in voller Montur auf die Matratze fallen, um nach den elendig langen und völlig chaotischen letzten Stunden ein wenig Ruhe zu finden.

[Kleiner Salon, Dämmerung]

Zuerst traut sie ihren Ohren nicht, dann fällt ihr ein Riesenstein vom Herzen. Tränen steigen ihr in die Augen. Aber es sind Freudentränen die ihr übers lachende Gesicht rinnen. "Danke. Eine bessere Nachricht könnt ihr mir gar nicht bringen." Vor lauter Freude macht sie einen Schritt auf den Grauhaarigen zu. Sie umarmt ihn, stellt sich auf die Zehenspitzen und drückt ihm einen Kuß auf die Wange. "Danke, vielen Dank.": sagt sie nochmals und läßt dann den älteren Mann los. Die Müdigkeit ist fort. Sie fühlt sich leicht, als wär ihr ein großes Gewicht von den Schultern genommen worden . So leicht,dass sie es nicht mehr in der leicht bedrückenden Atmosphäre des großen Hauses auszuhält. Sie muß einfach nach draußen, sich bewegen. "Ihr habt recht. Ich sollte wirklich gehen. Danke nochmals. Ich wünsch euch einen schönen Tag und das Hostinos die Hand über euch hält." Mit einem glücklichen Lächeln winkt sie ihm noch einmal zu, bevor sie aus dem Raum huscht und das große Haus verläßt.

[Zellen]

Murrend vor Erschöpfung gesteht sich der Barde irgendwann ein, dass vermutlich eher seine Arme brechen werden, als dass diese Scheibe zerspringt. Da Ataeric jedoch auch nicht viel erfolgreicher gewesen ist, wirft Javero den Hocker seufzend von sich und lässt sich auf den Boden der Zelle sinken, um es sich dort auf dem Rücken zweifelhaft gemütlich zu machen und an die Decke zu starren. So vergeht eine Weile in welcher die beiden Männer wohl ihren Gedanken nachhängen, denn an Schlaf ist wohl kaum zu denken. Als die Tür aufgleitet, wirft Javero vorerst nur einen scheinbar desinteressierten Blick in den Raum, hebt aber überrascht die Brauen, als er nicht wie zu erwarten die Insektenwachen erblickt, sondern eine haarlose Frau. Eilig ist er auf den Beinen, trabt zur Luke und mustert die seltsame Erscheinung neugierig, welche gerade das Tablett in die Zelle schiebt. "Hallo!" lächelt er einen Gruß durch die Scheibe, ehe er das Tablett begutachtet und den Deckel anhebt. Die seltsam wabbelige Flasche wird kurz staunend in den Fingern gedreht, aber erstmal bei Seite gestellt, ehe er an dem Brei schnuppert. Eindeutig essbar! Im Schneidersitz lässt er sich auf den Boden sinken, das Tablett auf den Schoß gelegt und beugt sich rasch darüber, um den Brei in sich hinein zu schaufeln. Ataerics auffordernde Geste prallt somit an einem scheinbar halb verhungerten Barden ab, der das einfache Essen verputzt, als wäre es das köstlichste Festmahl.

Eigentlich hat er damit rechnen müssen – Ataeric kennt den Zustand,d er Javero befällt sobald er etwas zu Essen in den Händen hält. Aber es ist dennoch etwas ganz anderes, es auf diese Weise noch einmal vorgeführt zu bekommen! „Javero!“ bellt der nicht völlig frei von Fassungslosigkeit versetzte Ruf, passend zu dem leicht pikierten Ausdruck des Hünen, der sicher sehenswert ist. Der Krieger sieht vermutlich aber nicht mehr als einen Wust an Locken, der sich löffelnd über die Schale beugt, was ihn mit einem leisen Schnauben wieder zu der haarlosen Frau sehen lässt. Eine merkwürdige Haltung, die diese an der Tür eingenommen hat: Still, unauffällig – sogar unaufdringlich und dennoch schafft sie es nur mit ihrem Stand unterwürfig zu wirken. Für wenige Herzschläge betrachtet der Hüne die graue Frau, bevor er ihr in Kasernenmanie zubrüllt:“ He du! Ich will die Kuratorin sprechen!“

[Zelle]

Ganz kurz nur verharrt der Barde in seiner Löffelei, kann er kaum so tun, als hätte er das empörte Gebell des Hünen nicht gehört! Doch der Ruf hat nur zur Folge, das Javero den Brei noch eiliger in sich hinein stopft, dabei schon halb wieder auf die Knie kommt und es schafft irgendwie wackelig aufzustehen, ohne sich von seiner Mahlzeit zu lösen. Rein aus Zeitgründen verzichtet er darauf das Tablett auch noch sauber zu lecken, stopft sich stattdessen hamsternd die Fruchtstangen und die Beutel in die Hosentaschen, versteckt auch noch den Löffel im Hosenbund und ist dann etwas außer Atem, aber immerhin wieder aufmerksam an der Zellenwand. Gerade rechtzeitig bekommt er mit, wie sich die Frau mit Gesten verständlich zu machen versucht. "Oh, du kannst nicht sprechen?" mutmaßt er mitfühlend, während er das Tablett zurück in die Lade setzt. "Ich hab einen Kumpel in Ashrabad, der kann auch nicht sprechen, weil er nur noch die halbe Zunge hat. Der betreibt ne Kaschemme und steht hinter der Bar. Seine bevorzugten Gesten sind diese hier...:" Javero vollführt die passende Gesten für bezahlen, deinen und Deckel und hält sich dann lachend den Bauch. "Man glaubt es kaum, aber der kann böser grollen, als so mancher mit Stimme!" im vergnügten Plauderton lehnt er sich mit der Schulter gegen die durchsichtige Wand. "Vielen Dank für das Essen." lächelt er der eingeschüchterten Frau entgegen. "Hmm...du hast nicht zufällig mitbekommen, ob es Hel besser geht? Und Vella...geht es ihr gut? Ist jemand bei ihr?"