Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 13

[Gewölbe]

Der Krieger hört dem Alten so aufmerksam zu, als würde dieser ihm gerade den Weg nach draußen erklären während das hämische Lächeln an seinen beherrschten Zügen genauso abprallt wie die ausgesprochene Drohung, welches Vergnügen er dem Alten bereiten würde. Als der Grauhaarige den Wachen ein Zeichen gibt sieht er rasch zu diesen, um zu beobachten welche Handgriffe sie genau an den Waffen vornehmen. Einen kurzen Augenblick schaut er dem Trupp noch schweigend hinterher, dann tritt er wieder an die Stäbe, um deren Gitter er seine Hände legt und sieht zur Seite zum Barden. „Das ist der Kerl oder?“ mutmaßt er, dass sie beide von dem gleichen Alten gesprochen haben und nicht zwei davon hier herumlaufen.“ Du hattest Recht damit, dass das ein Hexer sein muss,“ fügt er leise murmelnd hinzu..

Der Spielmann lauscht den Worten des Alten teils fassungslos, teils erschrocken und mehr als einmal schnappt er nach Luft, als wolle er dem aggressiven Greis irgendwas an den Kopf werfen - rein verbal versteht sich! Doch er schweigt recht unüblich und wirkt regelrecht erleichtert, als die seltsame Bande endlich den Raum verlässt. Stumm nickt er zu Ataerics Vermutung und tritt mit einem Seufzen an die Gitterstäbe. "Warum hassen die uns so?" murmelt er verwirrt. "Die haben doch uns entführt, sperren uns ein, lassen uns im Dunkeln hängen und behandeln uns wie Schwerverbrecher, obwohl uns nichtmal gesagt wurde, was von uns erwartet wird. Wir haben denen doch garnichts getan..." kopfschüttelnd beginnt er die Gitter abzusuchen, ob er irgendwo ein herkömmliches Schloss finden kann, welchem er mit dem Dietrich zu Leibe rücken kann...

[Gewölbe]

Schon als der Soldat grüßt, verzieht Timea unbehaglich das Gesicht, eindeutig das Salutieren und das ganze Tamtam nicht gewohnt - ein munterer Plausch wäre ihr um Längen lieber. "Ja wenn ihr fragen würdet wäre das nett, danke." so umständlich dürfte die Wache wohl bislang von wenigen seiner "Vorgesetzten" einen Auftrag erhalten haben. In Ermangelung eines passend scheinenden Gesprächsthemas folgt die junge Frau dem Wesen durch die Gänge, sich schon gar nicht mehr wundernd, wieviele Flure, Räume und Flügel dieses ganze Anwesen nun eigentlich hat. Die leicht miefige Luft und die steigenden Temperaturen lassen Timea kurz zögern, ehe sie vorsichtig die Treppe hinuntersteigt und am Ende der Stufen auf den grau Gewandeten und seine Männer trifft, der schon auf dem Rückweg scheint. Automatisch tritt sie einen Schritt zur Seite, um die kleine Truppe vorbeizulassen.

Der Spielmann greift durch die Gitterstäbe, umfasst das kalte Schloss mit der Hand und besieht es sich mit prüfendem Blick. Ein zufriedenes Lächeln breitet sich alsbald auf den feinen Zügen aus, ehe er sich wieder etwas zurück zieht. Das ist ja fast ein Kinderspiel! Sorgsam verstaut er den Dietrich im Hosenbund, ehe er sich zur Decke am Boden begibt und sich darauf niederlässt. Er räkelt sich raunzend gegen die Wand im Rücken, macht die Beine lang und gähnt dann unverholen. "Denkst du das Fräulein Kuratorin traut sich überhaupt zu uns ungewaschenen Rüpeln in den Kerker hinab?" gluckst er blödelnd, während er seine wackelnden Zehen betrachtet.

Das "Fräulein" hat schon einen Dank auf den Lippen, begnügt sich dann jedoch mit einem Nicken, beruht die Antipathie bereits auf Gegenseitigkeit. Sobald die kleine Gruppe oben verschwunden ist, wendet sie sich an ihre eigenen Begleiter. "Würdet ihr hier warten ?" nach erhaltenem Einverständnis betritt sie das Gewölben und lässt kurz den Blick schweifen, ehe sie an die beiden kleinen Zellen herantritt und sich mit einem leisen Seufzer kurzerhand auf einer der Kisten davor niederlässt. Ein Gruß, eine Erklärung...irgendwie scheint alles nicht so recht zu Gesprächseröffnung zu taugen. "Hel gehts wieder besser, wahrscheinlich wird er es schaffen." meint sie stattdessen.

Als die verhaltenen Schritte im Gewölbe zu hören sind, blickt der Spielmann auf und beobachtet, wie sich die Kuratorin ganz standesungemäß auf die Kiste plumpsen lässt. Er selbst lümmelt gegen die nackte Steinwand, gekleidet in eine Hose und einen Kittel in ungewöhnlich grellem Orange, welche an seinem schmalen Leib herum schlackern. Die Geschehnisse des letzten Tages sind nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, wirkt er erschöpft und sogar die Mundwinkel wollen sich nur träge nach oben biegen - aber immerhin bemühen sie sich der Kuratorin ein Lächeln zu schenken. Timeas Worte lassen ihn erleichtertes seufzen und kurz legen sich die dichten Wimpern über die Augen. "Schön zu hören." murmelt er, während sich das Lächeln deutlich vertieft.

"Ja find ich auch." nur kurz hebt Timea den Kopf und betrachtet gleich darauf wiedr den Fußboden, als gäbe es ungemein Spannendes dort zu sehen. Ein unbehagliches Schweigen breitet sich aus, ehe sie nach einer Weile tief Luft holt und wieder zu den beiden Männern schaut. "Wir haben jetzt echt Probleme." stellt sie ohne große Umschweife fest. "Diese ...Leute hier halten nicht besonders viel von uns."

[Irgendwo unter der Stadt]

Lichtstreifen gleiten über ihn hinweg, als er die Augen aufschlägt. Doch nach einigen Herzschlägen wird ihm bewußt, daß er bewegt wird und die Lichtstreifen die Deckenlampen in einem Korridor sind, dessen Wände metallisch schimmern. Er liegt auf einer Bahre, die von der Frau bewegt wird, die neben ihm gewesen war, als er das letzte Mal aufgewacht war. Er spürt keinen Schmerz, aber seine ganze linke Seite ist taub, bis auf das heftige Zittern seines linken Armes. Er kann einige Drähte sehen, die von ihm zu einer blinkenden Apparatur führen und einen durchsichtigen Schlauch, der seinen rechten Arm mit einem anderen Gerät verbindet, die links und rechts von seinem Kopf montiert sind. Er will sich bewegen, sich aufsetzen, doch da ist sie plötzlich an seiner Seite. Sie wirkt immer noch erschöpft und ihr Kopf ist kahl geschoren, weist kreisrunde Flecken auf, die wie leichte Brandwunden aussehen, aber ihre mandelförmigen, dunklen Augen strahlen und nie ist sie schöner gewesen, als in diesem Augenblick. Ihre Gedanken verschmelzen und jetzt ist sie bei ihm, ganz bei ihm. Sie spricht in seinem Kopf, eindringlich, energisch und er kann sich der Logik ihrer Argumente nicht verwehren, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubt. Trotzdem widerspricht er ihr. „Es geht nicht anders und du weißt es.“: hört er sie. „Eris bleibt bei dir und durch sie bin ich bei dir.“ Ein schwaches Summen dringt aus dem Gerät zu seiner Rechten und er sieht wie eine gelbliche Flüssigkeit den Schlauch füllt, der in seinem Arm steckt, dann überkommt ihn bleischwere Müdigkeit und bevor es ihn hinunter zieht, hört er sie noch einmal ihre Stimme: „Sei stark. Für dich und für mich.“

Der Krieger antwortet nichts auf die Blödelei des Barden und da auf der Treppe außer die des Alten mit seinen Wachen noch weitere zu hören sind, sieht er zu dem Eingang, wo er kurz darauf Timea sehen kann. Die dralle Händlerin darf sich mit schon unangenehmen Blick scharf beobachtet fühlen, was nicht weniger wird, als sie sich auf die Kiste plumpsen lässt. „ Das haben wir gemerkt“, gibt der Hüne auf ihren Kommentar hin zurück, wobei er mit einem Nicken quittierte, dass es Hel besser geht. „Wirst du bedroht, zu.. irgendetwas gezwungen? Setzen sich die Leute unter Druck?“ will er dann beinahe nahtlos von der jungen Frau wissen..

"Was ?" ein wenig überrascht schaut sie den Krieger an, ehe sie den Kopf schüttelt. "Nein, nein, ich...ich schätze ich hab hier am wenigsten Schweirigkeiten von uns allen." erwidert sie mit einem Achselzucken. "Schätze die haben mich hier zum Sprecher von uns ernannt - und nein die haben mich vorher nicht gefragt." fügt sie nochmals zur Sicherheit hinzu, Javeros Reaktion in den oberen Räumen des Haupthauses war ja bereits negativ genug. "Das ganze ist ziemlich verworren und..ach egal, was ich sagen will..diese Gestalten wollen einfach die Kontrolle über unser Verhalten und ich soll dafür sorgen dass das klappt. Das gefällt uns allen nicht, aber.." sie stockt kurz und sucht nach Worten. Im ganzen Verhalten der jungen Händlerin ist zu sehen, dass ihr diese neu erworbene "Position" Schwieirgkeiten bereitet. "Wie auch immer, die wollen hier eine einvernehmliche Gruppe ohne Alleingänge. Und wer Ärger macht, der.." sie scheut die beiden jungen Männer an "Naja sieht man ja, was dann passiert."

[Irgendwo in der Stadt]

Leiser Gesang weckt ihn. Aber der Geruch des Essens, der ihm das Wasser im Mund zusammen laufen und den leeren Magen knurren läßt, bringt ihn dazu, die Augen aufzumachen. Er liegt auf einem weichen Bett, das mit feiner Seide überzogen ist. Auch die dünne Decke, mit der er zugedeckt ist, fühlt sich wie Seide an. Der Raum in dem er sich befindet ist groß, holzgetäfelt und die hölzerne Decke mit kunstvollen Schnitzereien übersäht. Die spärliche aber elegante Einrichtung weist geschmackvolle Intarsien und Einlegearbeiten auf. Der ganze Raum, soweit er ihn in seiner Lage erkennen kann, atmet weibliche Präsenz. Hel ist sich sicher, daß er sich irgendwo in der Stadt befindet und nicht mehr in den metallenen Katakomben des Narthex. In seinem rechten Arm steckt immer noch ein durchsichtiger Schlauch, aber er kann seine linke Seite spüren und das Zittern seiner linken Hand. Es dauert einen Moment, aber dann erinnert er sich an Alles, auch an das letzte Gespräch mit Shanee. Allein der Gedanke an sie läßt ihn lächeln. Aber sein Hals und sein Mund ist ausgetrocknet wie das Land des ewigen Staubes, er braucht unbedingt etwas zu trinken. So versucht er sich aufzusetzen. Für einen Moment fürchtet er, daß er sich nicht bewegen kann, doch dann gehorchen ihm seine Muskeln widerspenstig und mit kleiner Verzögerung. Aber als er sich aufsetzt überfällt ihn überwältigender Schwindel und Hel fällt zur Seite und fegt mit der unkontrolliert zuckenden Linken ein Tablett mit Gläsern und Behältnissen vom Beistelltisch neben seinem Bett, die sich scheppernd und klirrend auf dem Fußboden verteilen. Während er noch mit geschlossenen Augen gegen den Übelkeit verursachenden Schwindel kämpft, hört er eilige Schritte. Als er eine Hand auf seinem Handgelenk spürt, öffnet er die Augen. Trotz dem das ihr Antlitz auf und ab tanzt meint Hel die Frau zu erkennen, neben der er aufgewacht ist. Erstaunt stellt er fest, daß sie professionell seinen Puls fühlt. „Wie fühlt ihr euch, Herr?“: frägt sie besorgt und jetzt ist sich Hel sicher, daß sie es ist, er erkennt ihre Stimme. „Ich fühle mich beschissen und ich bin nicht dein Herr! Hel genügt vollkommen. Du bist Eris?“ Er krächzt mehr als er spricht, doch jetzt stabilisiert sich seine Wahrnehmung und er kann sie zum ersten Mal deutlich sehen.

Der Krieger hört der ehemaligen Händlerin aufmerksam zu und nickt sacht, als sie beteuert nicht bedroht zu werden. Sie mag vielleicht überfordert wirken, aber nicht eingeschüchtert was den Hünen dazu bewegt, die Treppe hoch zu sehen, doch die wartende Wache kann er von hier nicht ausmachen. Timeas folgende Worte bringen den Krieger jedoch schnell dazu, sich wieder allein auf sie zu konzentrieren und nachdem sie geendet hat verbleibt er einige Zeit still. Nur sehr kurz sieht er zu Javero herüber, bevor es dann doch wieder Timea ist die er ansieht. „ Wenn ich Javero sage, dass er ab jetzt ein Fischer ist und er fährt ab da an jeden Morgen in der Früh mit seinen Netzen heraus, dann ist er ein Fischer. Aber ist er das auch, wenn er das nicht tut?“ Der Blondschopf legt den Kopf leicht schief und betrachtet die junge Frau eindringlich.“ Du bist erst ein Sprecher, wenn du dich zu einem machen lässt und erst ein Sprecher von einem anderen, wenn du die Stimme von diesem erhalten hast. Vergiss das nicht, Timea. Zudem habe ich keinen Ärger gemacht, sondern Entscheidungen getroffen genau wie Javero und dieses Recht lasse ich mir nicht nehmen.“