Forum Übersicht - RE: Marschtritt und Malam - 9

[Haupthaus, hinterer Teil, nach Mitternacht]

Der plötzliche und unerwartete Anblick der Gestalt, die eher aus einem Alptraum stammen könnte als in der Realtität zu leben lässt den Arm des Krieger unwillkürlich hoch zucken. Die funkelnden, glitzernden Augen könnte man vielleicht sogar als schön empfinden, wenn sie nicht gerade die Größe von Ataerics Handteller hätten und sich nur einige Clat vor seinem Gesicht befinden würden. Der Schuß geht los, noch bevor der Alte richtig zum Sprechen ansetzten kann und ob nun Zufall oder eine gute Ausbildung, sucht sich der Bolzen den Hals als Ziel. Der Krieger tritt einen Schritt zurück und sofern die beiden Fremden nichts unternehmen, knallt die Tür dem Grauhaarigen wieder vor der Nase zu..

[Weg zur Zelle]

Unter der festen Umklammerung fallen die tastenden Berührungen kaum auf, mit denen Javero heimlich die Muskeln am Arm des Soldaten befühlt. Dieser kann gewissenhaft seinen Spott positionieren, erhält daraufhin aber nur ein anerkennendes Schnuren als Antwort. Mit einem dumpfen Ächzen landet Javero an der Wand, an welcher er sich nun alternativ festklammert, bis der Fall vorüber ist.
In dem Arrestraum angelangt, lässt Javero den Blick schweifen und kurz blitzt die unterdrückte Angst als Flackern in den dunklen Augen auf. Er atmet tief durch, schließt kurz bebend die Augen und übertüncht die Emotion dann mit einem raschen Grinsen. "Hmm...kein schimmeliges Stroh, keine verreckenden Zellengenossen, kein Pissegeruch! So geschmackvoll wurde ich noch nie arrestiert." schwungvoll trabt er vor, legt seine Laute ab und stopft seine Beutel in den Spint. Das schlabberige Hemd ist so schnell über den Kopf gezogen, als hätte Javero nur auf die Aufforderung gewartet. "Na endlich! Ich dachte schon du bist schüchtern!" ein Griff an das Hosenbändel und die pluderigen Beinkleider sacken von den knochigen Hüften zu Boden. Wo die glühenden Stäbe Schmerzen verursachen, ohne Spuren auf der Haut zu hinterlassen, ist der Barde an anderer Stelle wohl nicht so ästhetisch unversehrt davongekommen. Der magere Leib ist von oben bis unten mit Blutergüssen und Quetschungen übersät - würde man es nicht besser wissen, würde man denken er käme bereits frisch aus der Haft. Kaum gänzlich entblößt, wippt er ungeniert und ohne jegliche Scham wieder herum und legt mit einem forschen Grinsen den Kopf schief.

[Haupthaus, irgendwo hinten, nach Mitternacht]

Die Tür fällt mit einem Knall zu und wird mit dem Fuß arretiert während die geübten Hände die kleine Armbrust neu laden. Das Röcheln hinter dem Holz verrät dem Krieger dass der andere Soldat nicht mehr das Problem sein wird und kaum ist das unangenehme Kribbeln verklungen reißt er schon wieder die Tür auf, um sich der zweiten Person zu widmen. Diesmal kommt die Armbrust nicht zum Einsatz, sondern sein Gewicht, das rücksichtslos gegen den Grauhaarigen geworfen wird während er zeitgleich versucht das Handgelenk zu packen und kontrollieren, in dem der Alte eine kleinere Ausgabe der Stäbe von den Wachen trägt. „ Fallen lassen!“

Im Schlepptau der Exotin eilt die junge Händlerin durch die ausladenden Räumlichkeiten, um den Ort des neuerlichen Vorfalles zu erreichen. Der hintere Teil des Hauses ist bald erreicht, kaum um eine weitere Ecke gebogen , entdecken die beiden die im Flur liegenden Gestalten. MIt entsetztem Aufkeuchen erstarrt Timea kurz mitten im Schritt - nur kurz huscht ihr Blick zwischen den Beteiligten hin und her, ehe sie unvermittelt losstürmt und neben dem Krieger auf den Boden kniet. Mit einem Stups befördert sie die Armbrust aus ihrer aller Reichweite, während sie nach Ataerics Hand greift. "Ataeric, hört ihr mich ?"

Der Barde hebt verdutzt die Brauen, wirft dann einen orientierenden Blick an sich hinab, ehe er wieder aufblickt und mit einem eckigen Grinsen den Kopf schief legt. "Da hast du schon so riesige Augen und siehst trotzdem schlecht." spöttelt er, fängt aber im nächsten Moment das Päckchen auf, welches ihm zugeworfen wird. Staunend befühlt er die seltsame Verpackung, reißt dann die Lasche auf und lässt die kanarienvogel-gelbe Kleidung einfach achtlos zu Boden plumpsen. Statt sich nun anzuziehen, knautscht er mit den Fingern die Verpackung und lauscht mit staunend gerundeten Lippen dem sachten Geknister, welches das Material von sich gibt. "Hmm...schön. Darf ich das behalten?" fragt er in voller Inbrunst der Überzeugung.

[Zelle]

Der Barde linst verstohlen von seiner Knisterverpackung zu dem Stab und schmälert die Lippen zu einem missbilligenden Flunsch. "Yoroms Eisklöten, deine Laune ist ja besorgniserregend. Du bräuchtest mal eine Massage. Oder jemanden der dich in den Arm nimmt. Das wärmt und entspannt Körper und Seele." plaudert er munter, will sich aber wohl keinen weiteren Schock einhandeln, denn er greift währenddessen nach den Kleidern und schlüpft erst in die Hose, ehe er sich den Kittel überzieht. "Das ist eine wirklich hübsche Farbe." lobt er, während er sich die Folie in den Hosenbund schiebt - die darf er ja behalten! "Ziemlich erfrischend in dieser miesepetrigen Atmosphäre..." so flaniert er zur Zelle hin und tritt endlich ein, um sich erstmal gründlich in seinem neuen Arrest umzublicken, als gäbe es hier sonderlich viel zu sehen...

Der unflätigen Geste des Wachmannes wird ein Herausstrecken der Zunge entgegen gestellt, ehe sich Javero grinsend abwendet.
Mit hochgezogener Braue registriert der Barde das Vorhandensein eines Abortes - zumindest sieht es so aus - oder ist es eine Waschschüssel? Kurzerhand hält Javero mal den Kopf darüber, erschnuppert aber nichts, was auf einen Austritt hinweisen würde, sodass er doch eher die Waschschüssel in Betracht zieht. Aber ein anderes Loch gibt es auch nicht. Nur eine Dusche - ohne Hebel für das Wasser. Sich am Kinn kratzend, steigt der Barde auf die metallene Schüssel, um sich zur Brause empor zu recken und ein wenig daran herum zu fingern. Seltsam. Kaum ist er wieder auf den Boden gehüpft, kehrt er zur Liege zurück, untersucht die Schublade aus dem seltsamen Material und beschäftigt sich schließlich noch mit dem Hocker, welcher ein paar Mal auf und zu geklappt wird. Einen längeren Moment lang hält er inne schürzt in Tu-Nicht-Gut-Manier die Lippen und wirft das Sitzmöbel dann einfach mit voller Wucht gegen seine Zellenwand. Verblüfft betrachtet er, wie der Hocker mit einem dumpfen Klong von der Wand abprallt, ohne ihr auch nur einen Kratzer zu verpassen. "Ach..." murmelt der Barde staunend, trottet näher und klopft mit dem Fingerknöchel gegen die durchsichtige Wand. Seltsames Glas. Mit einem Seufzen wendet er sich wieder der Liege zu, wirft sich rücklings darauf und lupft die Verpackung aus seinem Hosenbund, um neugierig daran herum zu knistern. Immerhin kann er sich nun diebisch daran erfreuen, dass der Befehl der neuen Kurtorin nicht ordnungsgemäß ausgeführt wurde.

[Haupthaus, hinterer Teil, nach Mitternacht]

Während der Grauhaarige nach Verstärkung ruft, fühlt Timea nach Ataerics Puls und atmet erleichtert durch, als das schwache Pochen verrät, dass der Krieger noch am Leben ist. Bislang weder mit Toten oder Schwerverletzten, ja nicht einmal mit schwereren Auseinandersetzungen konfrontiert, wirkt die junge Händlerin völlig überfordert mit der Situation und gibt allen Zweiflern an Ashmes Entscheidung neue Nahrung. Die giftigen Worte des älteren Mannes jedoch fachen nun lange unterdrückten Zorn in der Dunkelhaarigen an, wütend zuckt ihr Kopf nach oben. "Ach ja wirklich ?" faucht sie den Älteren nun an, während sie ruckartig aufsteht, zwischen Ataeric und dem Mann stehenbleibt und mit einem blutigen Finger auf den weiß gewandeten zeigt. "Das behauptet ihr !" zischt sie ihn an. "Woher soll ich wissen was wirklich passiert ist ? Und was braucht ihr hier bitte an Verstärkung, habt ihr echt solche Angst ? Vor wem denn ? Vor einer Handvoll Leute, die euch eh nicht gewachsen ist?" mittlerweile ist ihre Stimme immer lauter geworden, nun brüllt sie ihn an. Dass Ashme danebensteht, hat sie entweder verdrängt oder es ist ihr völlig egal.

"Lieber dumm und lächerlich als so ein arroganter Pinsel, der sich für was Besseres hält !" schießt Timea wütend zurück, ehe sich der Grauhaarige samt Gefolge von dannen macht. Für einen Moment zögert sie, ob sie der Gruppe folgen soll, überlegt es sich dann doch anders und wendet sich an Ashme, während sie mit den Händen am Blusenzipfel herumknetet. "Er wird sich doch auch wirklich um ihn kümmern oder ?" fragt sie mit hörbarem Zweifel in der Stimme.