Forum Übersicht - RE: Einstand - 8

Ira legt den Löffel weg. „Das haben wir gleich.“ Als sie aufsteht zieht sich die Elurierin das Hemd aus. Einen Moment schaut sich Ira die jetzt Halbnackte an. Erst dann nimmt sie den Stoff. So wie sie sich anstellt macht sie das nicht zum ersten Mal. Iras Hände sind keine zarten Frauenhände. Sie sind mit Schwielen und harte Haut bedeckt. Sundara kann das deutlich spüren. Ira braucht nicht lang. „So das hält eine Weile.“ sagt sie und schaut sich den Verband nochmals an. Dann setzt sie sich wieder hin. „Morgen muß der Verband wieder runter. Sind zwar nur Kratzer. Aber sicher ist sicher. Bei der verdammten Hitze kann sich leicht was entzünden. Also lieber Nachschauen.“: sagt sie zu Sundara. Dann schaut sie zu Keresin. „Wir brauchen Waffen. Die Messer die wir haben reichen für eine Messerstecherei in einer Kascheme. Aber nicht für einen Kampf. Hat nicht irgendjemand was von Schmiede gesagt?“: fragt sie und schaut von einem zum Anderen.

„Das mit eurer Truppe ließe sich leicht erklären. Ihr seid im Gefecht versprengt worden. Außerdem stimmt es auch bis zu einem gewissen Grad." Dann bedient sich auch Keresin reichlich an der Chilrji Paste. Als die Elurierin etwas von ihrer Narbe sagt und Ira von ihren Zähnen spricht wirft Keresin ein. „Auch meine Narben sind verschwunden. Allein das reicht aus um einen um den Verstand zu bringen. Wie können alte Narben sich einfach in Luft auflösen und ausgeschlagene Zähne nachwachsen? Solche Wunder können nur Priester des Allerhöchstens vollbringen, wenn überhaupt.“ Seinen Überlegungen verderben ihm allerdings nicht den Appetit. Er nickt zu dem Vorschlag der Elurierin und Iras Kommentar. „Ja, ich bin auch dafür. Die Nachtwachen werden eträglich kurz und zu Dritt sind wir einfach schlagkräftiger.“ Ein wenig erstaunt hebt er eine Augenbraue als Ira anbietet Sundara zu verbinden, aber er sagt nichts und ißt weiter. Als die Elurierin das Hemd abstreift um Ira das Verbinden zu erleichtern, sieht auch Keresin genauer hin, doch dann beugt er sich wieder über seine Schüssel. Ira hatte recht. Ohne Waffen waren sie wehrlos wie eine Herde Viljanas. „Wir sollten noch einmal mit Stanchek reden. Vielleicht bringen wir doch etwas Verwertbares aus ihm heraus. Zumindest wird er wissen wo die Schmiede zu finden ist.“

Freilich sind die "Kratzer" weit davon entfernt, irgendwie gefährlich zu sein, sofern sie sich nicht entzünden, sind jedoch tief genug, dass man annehmen kann, dass wenigstens eine kleine Narbe bleiben wird. Jedenfalls zieht sich Sundara wieder ihr Hemd über und geht zurück zu ihrem Stuhl. Sie bedankt sich noch einmal bei Ira und isst weiter. Die rote Paste lässt sie unberührt. Sie scheint kein großer Gourmet zu sein, und der Nährwert der pikanten Sauce war ja nicht nennenswert. Bald ist ihre Schüssel leer. Sie greift sich ein Stück Fladen und putzt damit die Schüssel aus, so dass sie nachher fast ohne Abwasch noch einmal verwendet werden könnte. Dabei hört sie Ira und Keresin zu. Am Ende nickt sie zustimmend.

"Ich könnte ein paaar Pfeile, oder wenigstens Pfeilspitzen und Federn, sehr gut gebrauchen. Und mein Messer ist irgendwie verloren gegangen. Es ist leider etwas schwierig mit einem Kurzschwert, Pfeile zu bauen," meint sie dann. "Und ich finde es eine gute Idee, den Wirt zu fragen."

Sagt es und steht auch schon wieder auf. Sie geht zur Theke.

"Verzeiht, Stanchek," sagt sie, "könnt Ihr mir sagen, wo wir hier einen Waffenschmied finden können?"

Stanchek, der noch immer bei seinem Raka an der Theke sitzt, dreht sich zu Sundara um. „Wir haben nur eine Schmiede hier, aber Shasla macht alles, Waffen, Werkzeuge, Nägel, was ihr wollt. Ist leicht zu finden. Gleich hier die Straße links hinauf und an der nächsten Möglichkeit wieder links. Ihr könnt es gar nicht verfehlen. Aber ob sie jetzt noch arbeitet, wage ich zu bezweifeln. Außerdem wird es bald dunkel, besser ihr wartet bis morgen.“: erklärt der Wirt bereitwillig.

Die Enttäuschung ist Sundara ins Gesicht geschrieben, als sie die Antwort vernimmt. Sie bedankt sich trotzdem höflich für die Auskunft und kehrt alsdann zum Tisch zurück. Sie setzt sich - ganz natürlich mit dem obligatorischen Kampf mit ihrer Asnivala. Mit missmutigem Gesicht berichtet sie, was sie eben erfahren hat.

"Das heißt, ihr werdet heute wohl keine ordentlichen Waffen mehr bekommen," fügt sie hinzu. "Aber wenn ihr nicht unbewaffnet wachen wollt, kann ich schon mal die ganze Nachtwache übernehmen. Das macht mir nicht so viel aus. Oder ich schlafe direkt am Wachposten. Dann bin ich schnell geweckt, und mein Pfeil findet eigentlich immer sein Ziel. Und morgen schauen wir als erstes, was diese Shasla zu bieten hat."

Sie greift zur Weinflasche, um die Gläser aufzufüllen. Es ist gerade noch genug Wein dafür da. Dann stellt sie die leere Flasche wieder auf den Tisch zurück.

Dankend nimmt Keresin den gefüllten Becher. „Ich habe ehrlich gesagt auch gar nicht damit gerechnet. Außerdem womit sollten wir eine gute Asnivala bezahlen? Wenn wir die abarbeiten müssen, dann können wir uns auf einige Zeit hier einrichten. Aber wir werden sehen und in der Zwischenzeit müssen die Messer die wir haben genügen.“: sagt er mehr zu Ira als zu Sundara. „Außerdem können wir immer noch improvisieren. Dringlicher ist aber ein Platz zum Schlafen. Wir sollten aufbrechen, solange wir noch Licht haben. Im Dunklen in den unbekannten Ruinen herumstolpern ist nicht unbedingt mein Vorstellung von einer angenehmen Nacht. Ich bin in einer Ruine am Strand aufgewacht, genauer gesagt auf den Resten der Veranda dieses Hauses. Kein schlechter Platz, der Strand. So leicht kommt da niemand an uns heran ohne gesehen zu werden, selbst in der Dunkelheit nicht, wenn die Wache aufpasst. Was meint ihr?“

Hungrig ißt Ira. Die rote Paste ist höllisch scharf. Genau wie sie es gern hat. Sie wischt sich den Mund mit der Hand ab. Nickt Sundara fürs Nachschenken danken zu und trinkt. Auch die frischen Fladen sind ein Gedicht. Mit einem Stück wischt sie ihre Schale aus. „Ich glaub ich brauch noch einen Nachschlag.“ Sie greift nach dem Schöpfer und füllt sich die Schale halb. „Mag noch jemand?“: fragt sie, bevor sie den Schöpfer zurück steckt. „Kann man nichts machen.“: kommentiert sie die Auskunft des Wirten. Sie konzentriert sich wieder auf ihr Essen. Erst nach dem sie auch den Nachschlag verputzt hat antwortet sie Keresin. „Ich weiß nicht ob der Strand so eine gute Idee ist. Das mit dem Sehen stimmt schon. Aber dafür können sie uns locker in die Zange nehmen. Mit unserer miesen Bewaffnung sitzen wir dann in der Scheiße. Ich bin eher dafür wir suchen uns was in einem Haus. Einen Raum mit einem Zugang. Läßt sich leicht verteidigen im Ernstfall. Auch gegen mehrere Gegner.“ Sie kippt den Rest in ihrem Becher runter. „Stanchek, bring uns noch einen Krug.“

"Sehr gerne," antwortet Sundara auf Iras Frage nach Nachschlag. Wer weiß auch schon, was die Nacht bringt, und wann das nächste Mal etwas aufs Teller kommen würde... Sie hört erst Keresin zu, dann Ira. Dann isst sie erst mal, die Augen, die von Keresin zu Ira wechseln und wieder zurück, verraten jedoch, dass sie wohl die zwei Theorien abwägt. Schließlich deutet sie mit dem Löffel auf Ira.

"Da ist auf jeden Fall was dran," antwortet sie dann. "Dazu kommt noch, dass uns in einem Haus ja gar niemand zu sehen braucht, solange wir nicht hinter dem Fenster stehen."

Ein weiterer Löffel von dem Eintopf verschwindet in ihrem Mund. Sie hat absolut nicht die Statur, die von großem Appetit zeugen würde, und doch scheint der Hunger kein kleiner zu sein.

"Vielleicht finden wir ja ein Haus mit einem großen, möglichst unbewaldeten Garten davor. Kaum dass uns einer auf die Pelle rücken will, hat er einen Pfeil im Auge."

Ein weiterer Löffel findet den Weg in ihren Mund, womit die Schüssel sich schon wieder sichtlich leert.

"Blöd wäre halt, wenn wir gleich in der ersten Nacht den wahren Bewohner des Hauses zu Lijan schicken..."

„Kommt sofort.“: antwortet Stanchek Ira und holt sich den Krug von ihrem Tisch. Er füllt ihn mit Rotwein und trägt ihn zurück an den Tisch. Er grinst, als er sieht daß sich der Topf mit dem Essen ordentlich geleert hat. „Freut mich das euch schmeckt.“: sagt er. „Kann ich noch etwas für euch tun? Noch ein paar Fladen vielleicht? Oder ein Kännchen Raka zum Nachspülen?“ Er schaut von Einem zum Anderen und zuletzt zu Ira. „Wegen eines Schlafplatzes braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Um den Platz herum stehen fast alle Häuser leer und sind bewohnbar. Da ihr offenbar nicht glaubt das ich euch vergiften oder sonst schaden will, geb ich euch einen Tipp. Das Haus mit der rotbraunen Türe gleich neben dem kleinen Haus mit der grünen Türe war bis vor Kurzen bewohnt. Jetzt steht es leer und ist sogar halbwegs mit Möbel ausgestattet. Viel mehr als etwas Staub wird euch da nicht erwarten. Außerdem hat es einen großen Garten mit einem kleinen Badehaus. Wenn ihr in Erwägung zieht, dort zu schlafen, könnt ihr den Schlüssel haben.“

Er schiebt seinen Schüssel zu Seite und winkt in Richtung Iras dankend ab. Für einen Moment ärgert sich Keresin über ihre Bestellung. Redete er Shragistha, war es Ira einfach egal was er eben gesagt hatte oder wollte sie sich mit Vorsatz besaufen? Viel zeigt sich davon nicht auf seinem Gesicht, höchstens das sich seine Brauen für einen Herzschlag lang etwas zusammen ziehen, als er Sundara zuhört. „Also gut, dann ein Haus.“: stimmt er zu. Alles hatte Vor- und Nachteile, auch das Haus. Ein paar Mann würden schon genügen um sie darin festzunageln. Doch Keresin sorgte sich nicht besonders. Er war schon mit anderen Situationen fertig geworden. Als der Wirt den Krug, den Ira bestellt hatte, auf den Tisch stellt und etwas von vergiften und schaden sagt, wird Keresin hellhörig. Auf den Vorschlag mit dem Schlüssel geht er erst einmal gar nicht ein. „Stanchek, bei allem Respekt für eure Gastfreundschaft, für die ich euch nochmals danke, ihr müßt doch zugeben, daß die Situation hier völlig abnormal ist. Abgesehen von der haarsträubenden Tatsache, daß wir überhaupt hier sind, ihr bewirtet uns großzügigst und das umsonst, ihr weicht allen Fragen aus die sich auf die Lage der Stadt beziehen, Geld scheint euch bis auf die Freude an diesen Münzen hier egal zu sein und ihr habt kein einziges Mal gefragt, woher wir kommen, was wir wollen. Verwundert es euch, daß man euch mißtraut? Ich will euch damit nicht zu Nahe treten, ich kenne eure Sitten und Gebräuche nicht und vielleicht ist das für euch völlig normal. Für uns aber, die wir unter anderen Umständen groß geworden sind, ist euer Verhalten und dieses Willkommen hier seltsam, unwirklich und weil wir es nicht verstehen können für manche sogar bedrohlich. Ich sage das nicht um euch zu beleidigen oder euch zu beschuldigen.“ Dann erst kommt er auf den Schlüssel für das Haus zurück. „Ich danke euch für dieses Angebot, daß ich gerne annehme, vorausgesetzt die Damen stimmen zu.“

Stanchek läßt einen Seufzer hören, dann wedelt er beschwichtigend mit den Händen. Er öffnet schon den Mund um etwas zu sagen, da wird sein Blick leer, seine Hände sinken herab und er beginnt zu sprechen. „Ich kann euch nicht sagen wo die Stadt liegt, weil ich es nicht weiß. Ich bin niemals weiter als zwei Wegjhane aus der Stadt heraus gekommen. Weil es keine Karten gibt und niemand den ich fragen kann.“ Er spricht relativ schnell, emotionslos, so als würde er einen auswendig gelernten Text zum hundersten Male wiederholen. Nur einen Herzschlag lang verharrt er still. Dann verändert er sich schlagartig und spricht mit seiner normalen Stimme und Mimik weiter. „Ich bin euch nicht böse.“: sagt er zu Keresin. „Ich verstehe schon, daß es für euch vielleicht seltsam wirkt, aber so ist das nun einmal hier. Wir tauschen oder bieten eine entsprechende Dienstleistung zum Tausch an. Aber bei der Schönheit, derer die im Dunkeln thront ich schwöre euch, daß ich nichts Böses im Schilde führe. Ich bin Wirt, Schnapsbrenner und Bierbrauer, kein Halsabschneider oder Dieb.“ Er sieht seine Gäste der Reihe nach an. „Wollt ihr den Schlüssel?“

Sundara löffelt immer noch die zweite Schüssel ihres Eintopfes, als sich Keresin und Stanchek über die Unterkunft zu unterhalten beginnen. Nur ihre Augen, die immer wieder vom einen zum anderen wechseln, künden davon, dass sie sehr wohl zuhört. Und natürlich ihre Augenbrauen, die sich verwundert zusammenziehen, als Stanchek den Grund seiner Unwissenheit erklärt. Eine Stadt nie verlassen, nur weil es keine Karten gibt? Sind die Leute hier denn überhaupt nicht neugierig? Gerade als Stanchek schließlich noch einmal die Frage bezüglich des Schlüssels stellt, ist die zweite Schüssel leer. Sundara greift zu den Mayesh-Fladen, schaut dabei Keresin an und zuckt mit den Schultern.

"Anschauen können wir uns das Haus auf jeden Fall," meint sie dann dazu. "Und irgendwo anders schlafen können wir auch immer noch."

Sagt es und widmet sich wieder ihrer Schüssel, die mit den Fladen so sauber ausgeputzt wird wie das erste Mal. Die zweite Karaffe Wein jedoch scheint sie weit weniger zu interessieren.

Die Vorstellung das Sundara den Besitzer durchlöchert belustigt Ira. Grinsend sagt sie:“ Das wär dann ein Scheißtag für den Hausbesitzer.“ Sie greift nach dem Krug, den Stanchek auf den Tisch stellt. Als der Wirt plötzlich wieder in die Starre verfällt, schaut sie genau hin. Es ist wie vorher, nur passiert es jetzt schneller. Ira hat genau aufgepaßt. Als der Wirt dann forsetzt, als wäre nichts gewesen, preßt sie die Lippen zusammen. Aber sie sagt nichts. Erst als der Wirt sie anschaut, nickt sie. „Ja, anschauen können wir uns den Schuppen.“ Sie wartet bis Stanchek gegangen ist um den Schlüssel zu holen. „Habt ihr das gesehen?“ Zu Sundara sagt sie: „Das war nicht das erste Mal. Vorher als in Keresin gefragt hat ist er da gestanden wie eine Statue. Ich hab genau aufgepasst als er jetzt wieder normal wurde. Ich glaub nicht, daß er es selbst weiß. Als wär er besessen. Gruselig.“ Nachdenklich schüttelt sie den Kopf. „In welche Scheiße sind wir da nur hinein geraten? Was machen wir jetzt? Tun wir so als ob nichts wär? Ihn in die Zange nehmen wird nichts bringen, wenn er es nicht weiß.“

„Laß es für den Augenblick.“: sagt Keresin leise. „Der Wirt ist im Moment nicht unser dringendstes Problem. Ich glaube auch nicht, daß er weiß, das er aussetzt, oder er ist ein begnadeter Schauspieler. Wenn wir morgen kein Glück haben, können wir uns immer noch mit dem Mann beschäftigen.“ Dann nickt er. „Ja, Ira, besessen, da ist schon was dran. Auf mich wirkt es auch so. Als ob irgendetwas von ihm Besitz ergreift, wenn wir ihn nach der Stadt fragen. Es ist zum Verrückt werden, nichts hier ist läßt sich mit den normalen Maßstäben der Vernunft und der Logik erklären. So als wäre die ganze Ruinenstadt eine Bühne für ein absurdes Stück eines drogensüchtigen Irren.“ Keresin ist zum Schluß etwas lauter geworden, aber er hat sich schnell wieder unter Kontrolle. „Es hat aber auch keinen Sinn sich in ebenso verrückte Theorien hineinzusteigern. Sehen wir zu, daß wir die Nacht heil überstehen, dann sehen wir weiter.“

Sundara schaut ihre Tischkumpanen an. Ihr Blick spricht Bände. Man merkt, dass ihr das alles, und wohl insbesondere der Wirt, äußerst merkwürdig vorkommt.Sie sagt jedoch nichts dazu, ist doch auch alles gesagt worden.

"Wir sollten langsam aufbrechen," meint sie dann, während sie ihren Bogenköcher von der Stuhllehne nimmt. "Und wir sollten morgen einmal das ganze Kaff genauer anschauen. Und auch die Umgebung. Ich würde nicht ungern so bald als möglich den Weg zurück finden. Aber vorher brauche ich eine Mütze Schlaf."