Forum Übersicht - RE: Aufwachen - 3

Barfuß stapft Lenari durch den heißen Sand, die alten Stiefel in den Händen. Das Fehlen von Menschen, ja überhaupt irgendwelcher Lebewesen irritiert die junge Frau zusehends, weswegen sich ihr Schritt unwillkürlich beschleunigt, als die ersten Gebäude näher kommen. Schnell wird jedoch klar, dass es sich durchweg um verfallene Gebäude und verwilderte Gärten handelt. „Das soll wohl ein Witz sein..“ murmelt sie beunruhigt, während sie nun im Laufschritt den immer besser gepflasterten Wegen folgt und letzten Endes vor einer Ansammlung Häuser landet. „Hallo ? Ist hier jemand ?“ suchend schweift ihr Blick an den Häuserfassaden entlang, während die halblaut gerufene Frage unbeantwortet bleibt. „HALLOOOOOO !“ der lautstarke Schrei hallt durch die verlassenen Gassen, ehe Lenari gleich darauf im nächst gelegenen Gebäude verschwindet.

Ihr Magen zieht sich zusammen und ihr Mund wird trocken. So wie vor einem Kampf. Aber das ist kein Gegner. Keinen den man auf den einsamen Weg schickt und damit ist es gut. Ira schluckt ein paar Mal kräftig. „Ruhig, Ira, ruhig“: sagt sie sich ein paar Mal still. Aber so richtig klappt es nicht. Als die Ketzerin wieder redet, hört sie sich anders an. Ira ist immer noch wütend. Aber es ist was dran, andem was die Ketzerin sagt. Etwas anzuziehen, gute Idee. Nicht das sie sich schämt. Aber wer weiß wer hier noch herumläuft. Sie hat keine Lust von einer Bande geiler Böcke aufs Kreuz gelegt zu werden. Das hatte sie schon genossen. Einstand im blauen Banner. Eine Woche konnte sie kaum gehen. Drei von denen hatte sie sich vorgenommen. Einen nach dem Anderen. Dann war Ruhe gewesen. Aber wofür sich mit einer Irren unterhalten? Zerstörtes Vorovis! Pah! Als wenn irgendjemand Vorovis zerstören könnte? Doch vielleicht war der Stimmungswechsel der Ketzerin für was gut. Vielleicht wurde sie unaufmerksam. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
„Aber schenk dir deine vertrottelten Witze. Ich geh mir die Decke holen. Bin darauf gelegen als ich aufgewacht bin. Besser als nichts.“ : erklärte sie. Sie dreht sie sich um und geht in das verfallende Haus aus dem sie gekommen ist. Erst jetzt sieht sie die Tasche neben der Decke. Das Kleid darin paßt, die Sandalen auch. Aber mehr als alles andere freut sie sich über das Messer. Einfach aber mit rasiermesserscharfer Schneide. Aber die Verwirrung wird nicht kleiner. Ganz im Gegenteil. Wer hat das da hingelegt? Aus ganzen Herzen flucht sie im tiefsten Gossendialekt des Elendsviertels. Dann packt sie alles zurück in die Tasche. Die Decke nimmt sie auch mit. Als sie aus dem Haus kommt, trägt sie ein einfaches Kleid aus leichtem Stoff. Es paßt ihr. Sie hat auch Sandalen an und eine Tasche über der Schulter.
„Es wird immer besser.“: sagt sie. Sie hebt die Tasche ein bißchen. „Schau dir das an! Das hab ich jetzt gefunden.“ Sie zupft am Kleid. „Das auch.“ Vom Messer sagt sie nichts. Das steckt in der Tasche. Plötzlich bleibt Ira stehen. „ Hast nichts gehört?“: fragt sie die Ketzerin. Da ist es wieder. Diesmal lauter. Eine Frauenstimme ruft „Hallo!“

((OOC: 1. Uff, ich brauch irgendwie wieder ein Chirjeya-Wörterbuch... 2. Habe die erste Beschreibung etwas verkackt, hoffe es ist egal, wenn jetzt plötzlich ein paar weitere Details auftauchen. Jedenfalls war das Blut an Händen und Wafffengurt von Anfang an da. Nicht dass Missverständnisse entstehen und Ira auf Leichensuche geht ;) ))

Es ist ein mitleidiger Blick, den Sundara Ira hinterherschickt. Sie antwortet nichts darauf. Was soll man einer Irren auch sagen, während sie aufgebracht ist? So wie die Nackte im Moment drauf war, wäre jegliche Erklärung wie Perlen vor die Majine (?). Als Ira wieder aus dem Haus zurückkommt, sitzt Sundara im Schneidersitz auf dem Boden. Sie hat die Asnivala aus der Scheide gezogen. Diese liegt nun quer über ihre Oberschenkel. Mit ihrer blutverschmierten Hand fährt sie zärtlich über eine Gravur an der Klinge, die ebenfalls eine Reinigung benötigen würde. Tränen laufen über ihre Wangen.

Als sie Ira bemerkt, steht Sundara auf. Die Klinge gleitet in die Scheide. Der Gürtel ist blutdurchtränkt. Die Tränen versiegen.

"Sehr gut, na wer sagt's denn," meint sie dann, und das Lächeln wirkt auffallend wenig gequält. "Sieht doch gleich viel besser aus!"

Da bemerkt auch Sundara die Rufe. Sie zieht den Bogen aus dem Köcher und legt einen Pfeil auf. Die Pfeilspitze zeigt auf den Boden, während Sundara sich um sich selbst dreht.

"Hallo???!!!" ruft sie dann. "Ist da jemand?"

Gronk bequemt sich nun auch endlich mal in seine Kleidung, streift das dunkle Hemd über, schließt die gürtellose Stoffhose und legt sich die Hosenträger über die Schultern, ehe diese mit den Knöpfen am Bund befestigt werden. Er lässt sie einmal kurz mit den Daumen flitschen, nur um daraufhin zufrieden zu brummen. Fahrig streift er sich die Fußsohlen am Hosenbein ab, um sie vom Sand zu befreien, ehe er einzeln in die Schuhe steigt, die, unter seinem skeptischen Blick, eigentlich auseinanderfallen müssten. Sie sind jedoch von guter Qualität und eigentlich ist daran wirklich nichts auszusetzen – bis auf die Tatsache, dass sie ihm nicht sonderlich gefallen. Der Stiefeldolch wird kurz in der Hand gewogen, dann wirft er ihn locker hoch, fängt ihn an der Klinge auf und hält ihn Kaar entgegen. „Sicher! Wo wäre die Schöne denn besser aufgehoben?“ grinst er breit, neigt sich dann aber leicht vor, um vertraulich etwas zu raunen: „Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht. Kein Mensch zieht ne Fresse wie ein Zwysel überm Grill, wenn man grade im Paradies abgeladen wurde. Lass zusehen, dass wir hier wegkommen und den richtigen Kontaktmann finden, bevor es heißt wir hätten uns verpisst. Vielleicht ist das verdammte Boot irgendwo falsch ausgekommen…“

„Ja, es kann sein, daß ich mich irre oder etwas übersehen habe.“: räumt Keresin etwas zögerlich ein als der Ältere von den Karten spricht. Ernstlich in Erwägung zieht er einen Irrtum nicht, doch eine Möglichkeit besteht, auch wenn sie noch so gering war. Mittlerweile hat er sich auch wieder gefangen und sein Minenspiel unter Kontrolle. Die wohl gewollt karge Beschreibung dieses Barwin läßt ihn vermuten, daß er jemand ist, dem die Beiden hier ungern begegnen würden. Aber er verschwendet keinen weiteren Gedanken daran. Es gibt auch keinen Grund sich hier weiter das Himmelsfeuer auf den Kopf brennen zu lassen. Die Beiden wußten ebensoweng wie er, wo sie sich befanden. Unter anderen Umständen wäre es sicher interessant gewesen, sich mit den beiden ungewöhnlichen Brüdern zu unterhalten. Doch die Zeit brannte ihm unter den Nägeln, also kein Grund noch mehr davon zu verschwenden. „Ihr habt recht.“: gibt er auf die Feststellungen des Ältern zurück. „Hier herumstehen bringt wirklich nicht viel. Vielleicht finden sich Hinweise dort in den Ruinen.“
Die Bemerkung über seine Abneigung hier zu sein, übergeht er. „Ich will euch nicht weiter stören und mache mich auf den Weg. Gehabt euch Wohl und viel Glück in eure Angelegenheiten.“ Wieder wählt er eine neutrale Formel für seine Verabschiedung. Er nickt den Beiden noch einmal höflich zu und wendet sich ab um zuerst einmal den Schatten zwischen den Bäumen zu erreichen.

Fremde Häuser ohne Einladung zu betreten ist in den meisten Städten keine besonders intelligente Idee, es sei denn man ist scharf auf eine Klinge im Leib oder einen Besuch bei der Stadtwache. Hier jedoch bleibt das Bild dasselbe wie draußen in den Straßen – Leere. Das ganze Haus ist komplett eingerichtet und überraschenderweise staubfrei, doch auch hier findet man keine Spur von Leben, nicht einmal Blumen. Ihre Stiefel neben der Eingangstüre parkend, stapft Lenari durchs ganze Haus und beginnt zunehmend hektisch, die Räumlichkeiten zu durchsuchen, sodass es kurze Zeit später aussieht als wäre ein Wirbelsturm hindurch gefegt. „Das gibt’s doch nicht !!“ mit einem wütenden Aufschrei fliegt gleich darauf ein kleiner hölzerner Schemel durchs offene Fenster, gefolgt von einer Vase.

Der Ältere nimm den Dolch entgegen, sieht aber nur kurz darauf und wiegt ihn ebenfalls in der Hand. Den geflüsterten Worten wird gelauscht und als sich der Fremde verabschiedet tippt er sich mit er sich mit drei Fingern an der breiten Hutkrempe. „Mögen die Götter euren Weg begleiten und die Schritte lenken“, nickt er freundlich. Einen langen Moment sieht er dem Mann hinterher während das Messer beginnt zwischen seinen Fingern zu tanzen. Ein kleines Stück wirft er es hoch, bis die Dolchspitze von zwei Fingern und seinem Daumen arretiert wird und sich sein Blick darauf senkt. Eine gerade, zweischneidige Klinge aus glänzendem Metall, die ohne Parierstange auskommt. Der Griff ist aus geöltem, dunklem Holz und trotz der geringen Größe liegt sie relativ schwer in seiner Hand. Der Schwerpunkt liegt mittig. Brauchbares Material in einer guten Verarbeitung, allerdings eben nur einzelner Dolch. Mit einer fließenden Bewegung klemmt er sich die Waffe zwischen Gürteltasche und Gürtel. Das breite Grinsen erscheint wieder auf seinen bärtigen Zügen und er gibt seinem Bruder einen mit einem tiefen Lachen begleiteten Stoß. Grundgütiger, sie sind wirklich Glückspilze! Dann aber schüttelt er den Kopf und sieht zu dem Bootswrack. „Darin sind wir sicher nicht angekommen. Wir wurden hineingelegt. Betäubt vermutlich. Du siehst übrigens gut aus“, wechselt sein Blick zu dem Hünen. Keine Blessuren. Seine Hand streicht über seinen vollen, weißen Bart. Nicht perfekt, aber auch nicht verwildert, wie auch der Zustand seines restlichen Körpers, der in den letzten Tagen an Form und Gesundheit deutlich leiden musste. „Und dann dieser Kerl. Ein vorovisischer Söldner, der keinen Plan hat wie er hierhergekommen ist und sichtlich lieber dort wäre, wo er hergekommen ist.“ Kaar bückt sich nach dem dunklen Stoffbeutel, den er einmal ausschüttelt bevor er ihn aufrollt und sich zwischen Hosenträger und Rücken klemmt. „Kommt dir das nicht auch reichlich merkwürdig vor?“ wendet er den Blick zu seinem Bruder, ehe er fragend in Richtung der Ruinen zeigt, zu denen der Fremde marschiert. Das Einzige, war hier irgendwie ein lohnendes Ziel zu sein scheint.

Zwischen den Bäumen angekommen, wischt sich Keresin den Schweiß von der Stirn. Die Hitze ist beachtlich. Er hält sich im Schatten unter den Bäumen marschiert aber weiter dem Strand entlang. Der Wald ist dicht mit Unterholz durchsetzt und macht es unmöglich mehr als zwei, drei Vat landeinwärts zu sehen. Dann bemerkt Keresin eine Struktur die eine überwucherte, niedere Mauer sein könnte, der aber keine Beachtung schenkt. Er will zu den jetzt deutlich sichtbaren Resten der Hafenanlage. Unter dem Sand und der dicken Schicht von abgefallenen Blättern wird jetzt hin und wieder Stein sichtbar und als Keresin ein wenig mit dem Fuß scharrt, kommt Steinpflaster zum Vorschein. Er hält sich weiter knapp an der Wasserlinie auf dem zerbröckelnden Kai. Wieder brennt das Himmelsfeuer auf ihn nieder und treibt ihm den Schweiß aus den Poren. Dann erreicht er die Stelle wo der Pier hinaus in den Metcha reicht. Die Vegetation ist hier weit spärlicher und er kann einen Pfad erkennen der in nördliche Richtung führt. Aber zuerst folgt er dem Pier, der kaum mehr als eine Ruine ist.

Vorsichtig steigt er über Löcher und lose Steine, bis er das Ende des Piers sehen kann. Für einen Moment bleibt er stehen und sieht sich um. Ein paar Pfosten sind zu sehen, die wie abgebrochene Zähne wirken und wahrscheinlich irgendwann hölzerne Anlegestege getragen haben. Im kristallklaren Wasser das relativ seicht ist, kann er die Reste eines Bootes erkennen, das schon sehr lange im Wasser liegen muß, überwachsen und muschelbesetzt wie es ist. Hier mußte eine Siedlung bestanden haben, aber so wie es hier aussah hatte vermutlich seit einer Ewigkeit kein Schiff mehr angelegt. Er geht zurück und folgt dem Pfad in nördliche Richtung. Nach ein paar Dutzend Vat kommt Steinpflaster zu Tage und die Vegetation weicht zurück bis der Blick auf die Ruinen zu beiden Seiten frei wird. Jetzt kann Keresin auch am Fuße des Berges eine große Ruine ausmachen. Die breite Straße führt in gerader Linie darauf zu. Obwohl nicht mehr viel steht von den Häusern, die diese Straße flankieren vermitteln sie doch den Eindruck einstiger Schönheit. Immer wieder führen Seitengassen links und rechts in das Ruinenfeld, doch Keresin folgt er Hauptstraße, bis er etwas hört. Er glaubt schon sich geirrt zu haben, da hört er es wieder, das leise Plätschern von Wasser zu seiner Linken. Er biegt die nächste Abzweigung links ab und steht nach etwas zehn Vat auf einem kleinen Platz. Ein kleines Brunnenhaus, nicht mehr als vier Pfeiler auf einer kreisrunden Grundmauer, die ein zerbröckelndes Dach tragen, beschattet das in die Mauer eingelassene Reliefs eines Raubtieres mit aufgerissenem Maul aus dem ein dünner Strahl Wasser in ein Steinbecken plätscherte. Vorsichtig probiert Keresin. Das Wasser ist überraschenden kühl und wohlschmeckend. Zuerst trinkt er sich satt, dann wäscht er sich das Gesicht und hält den Kopf unter den dünnen Strahl. Prustend schüttelt er sich das Wasser aus dem kurzen Haar und füllt dann noch den kleinen Wasserschlauch, den er in der Tasche gefunden hatte. Schließlich kehrt er zurück auf die breite Straße die hügelaufwärts führt. Die Ruinen hier sind in einem besseren Zustand und weisen alle verwilderten Gärten auf. Die Stadt mußte einst wohlhabend gewesen sein, aber keine Spur von Bewohnern, kein Geruch von Rauch, keine Geräusche. An einer Abzweigung zu seiner Rechten bleibt er stehen. Das Gras, das zwischen den Pflastersteinen sprießt, ist in der Mitte der Gasse deutlich spärlicher, ganz so als ob hier ab und zu entlang ging, Vielleicht war es auch nur ein Zufall, aber Keresin biegt ab und folgt der Gasse Richtung Osten. Hier ist der Zerfall deutlich geringer, als in den Teilen der Stadt, die er bisher gesehen hat. Da hört er einen leisen, aber deutlichen Ruf einer Frauenstimme.

Das Problem des fremden Vorovisen erübrigt sich von allein, als sich dieser verabschiedet und Gronk hakt mit einem „Gleichfalls“ die Daumen in den Hosenbund, ehe er dem Mann einen Moment lang nachblickt. Der Stoß in die Seite lässt ihn grinsend den Kopf wenden, ehe er die aufgerauchte Zigarette in den Sand schnippt und die Lungen mit einem Tiefen Atemzug fülllt. Das inhalierte Volumen löst sich in einem dröhnenden Lachen, als Kaar erwähnt, sie wären in das Boot „hineingelegt“ worden. „Der arme Tropf, der mich da reinwuchten musste!“ amüsiert er sich über diese Vorstellung, ehe er aufgrunzt und sich ebenfalls den Bart krault. „Ach verarsch mich nicht. Bin froh, dass ich noch geradeaus gucken…“ beginnt er selbstironisch, zögert dann aber und zieht jäh jegliche Muskeln in seinem Gesicht in purer Skepsis zusammen. Mit der Pranke beginnt er seine Gesichtszüge abzutasten, betrachtet dann seine Finger und hebt schließlich sogar das Hemd an, um den Bauch zu begutachten. „Verrückt…echt wahr…“ kommentiert er den Zustand seines Körpers, kann aber nicht anders als breit zu grinsen. „Scheiß drauf! Ich werd mich nicht beschweren. Über garnichts hier! Wir stehen verdammt nochmal mit beiden Beinen unter freiem Himmel! Beide!“ wird der Ältere mit einem Arm herangezogen und ordentlich zerquetscht. „Du hast dich aber auch gut gehalten, Brüderchen! Hab paar Mal gemeint dich schreien zu hören und war mir sicher, sie rasieren dir grade den Bart ab.“ Lacht er polternd, gibt Kaar aber wieder frei und wendet sich in Richtung der Ruinen.

Die Betrachtung der Finger bleibt Kaar nicht verborgen, dessen Grinsen für einen Moment verblasst, der sich aber schon im nächsten Moment in der Schraubzwinge wiederfindet und schnaufend protestiert. Er lacht laut auf, wischt sich über den gepflegten Bart und grunzt belustigt.“ An den Bart wagt sich keiner.“ Aus dem Wisch wird ein hörbares Kratzen und er schüttelt entgeistert den Kopf:“ Bei den Göttern, ich dachte das Viehzeug saugt mich bei lebendigem Leib aus, es fühlt sich immer noch an, als würde es jucken.“ Er legt einen Arm um seinen Bruder und zieht ihn am Strand entlang, Richtung Hafenanlage, um ihn ein paar Schritte weiter wieder los zu lassen. Den Kopf in den Nacken gelegt genießt er die Sonne auf der Haut und er atmet tief die leichte Brise ein, die die Hitze zwar kaum merklich angenehmer macht, sich aber einfach fantastisch anfühlt. An der Ruine angelangt springt er auf die verfallene Restmauer und schaut die ehemals breite Straße durch die zerstörten Häuser entlang. Der Vorovise ist längst nicht mehr zu sehen, was aber nicht verwunderlich ist, denn eilig hatten sie es nicht. „Hrm..“, brummt er leise und schiebt die Hände in die Hosentaschen. „Viel los ist hier nicht“, das nüchterne Urteil, bevor er zur Seite zu Gronk sieht und sich anschließend zu dem Wasser umwendet. Ein eindeutig schönerer Ausblick, trotz der hölzernen Gerippe im Wasser. „Was hälst du von einem Bad? Wasser, Salz.. Sonne? Was gibt es besseres?“

„Was du hattest Ungeziefer? Is ja ekelhaft, man!“ wird der Bruder scherzhaft angerempelt, jedoch fährt sich der Hüne kurz darauf selbst durch den Bart und kratzt dort geräuschvoll. „Die haben uns entlaust, verarztet und…aufgepppelt, während wir ohnmächtig waren? Was zur Hölle…?“ schüttelt er fassungslos den Kopf, denn je mehr er darüber nachdenkt, desto seltsamer wirkt das alles hier. „Da scheint jemand hohe Erwartungen an uns zu haben, bei all der Mühe. Weiß nich, ob mir das gefällt.“ Gesteht er mit zusammengezogenen Brauen, während er beobachtet, wie Kaar das Mäuerchen erklimmt. „Ja, wirkt ziemlich verlassen hier. Aber scheiß drauf, der nächste Ort wird nicht weit sein. Suchen wir uns für die Nacht ne Bleibe und machen uns morgen auf den Weg. Aber erstmal Baden wir in Mehdoras höchstpersönlichem Pool! Hölle ja, verdammtes sauberes Wasser!“ sind die Hosenträger bereits abgestreift und das Hemd wird über den Körper gerupft. „Und weißt du was ich verdammt nochmal mache, sobald wir in eine Ortschaft kommen? Ich gehe in eine verdammte Taverne, bestelle mir da nen verdammten Krug Bier und so ein verdammt fettest Stück Fleisch!“ deutet er mit den Händen eine Spanne an, die ganz sicherlich jeden Teller sprengt, während er auf den Metcha zuläuft, der in meditativen Rhythmen seine Wellen über den Spülsaum gurgeln lässt. „Ohja, das werde ich tun. Ich schmecke es quasi schon auf meiner Zunge.“ Schwärmt er mit einem dümmlichen Grinsen, während das Hemd in den Sand fällt, die Schuhe abgestreift werden und die Hose folgt.

Ob sie besser aussieht ist Ira im Moment egal. Ein Griff in die Tasche und das Messer ist in ihrer Hand. Sie hält es so, dass es nicht gleich gesehen wird. Die Klinge zeigt zum Körper. Der Klingenrücken liegt am Unterarm. Sie schaut sich um, horcht angestrengt. Was hatte die Ketzerin da an der Asnivala herum gespielt? Und dabei geheult wie ein Kleinkind? Zu Lijan damit! Die Schlampe ist einfach irre, völlig durchgedreht. Mit einem Seitenblick sieht sie die Ketzerin einen Pfeil auf die Sehne legen. Kann nicht schaden. Wer weiß was sich da herum treibt. Irgendwie wünscht sich Ira, dass es ein Feind ist. Ein greifbarer Feind in all dem beschissenen Wirrwar, das täte ihr gut. Jetzt hält sie den Atem an um besser zu hören. Nichts! Dann wird ihr das Warten zu blöde. „He, komm raus. Wir tun dir nichts!“: ruft sie so laut wie auf dem Kasernenhof. Ihr Akzent ist unverkennbar. Ein erwartungsvolles Grinsen zeigt sich auf ihrem Gesicht, schmal und bösartig.

„Wir hab´n nich drum gebeten“, entgegnet Kaar brummend.“ Entlaust hät´ ich mich auch selbst!““ Und selbstredend auch gewaschen und was sonst alles notwendig war. „Was nicht bestellt, wird nicht bezahlt“, grunzt er daher auch und hebt die Schultern hoch. „Seh aber auch niemanden, der was einfordert.“ Sicher bleiben sie hier. Ein, vielleicht auch zwei Tage, um sicherzugehen, dass sie niemanden verpassen, aber wo kein Zahlmeister, da auch keine Kohle! Seine Kleidung legt er über die verfallende Mauer, die ursprünglich wohl auch nur zur Zierde hier war, da die geringe Höhe nicht dazu geeignet war, Feinde abzuhalten. Während Gronk seine Kleider im Sand auf dem Weg zum Wasser verteilt, bleibt er einen Moment stehen und schaut nach rechts und links. Niemand zu sehen. Niemand zu hören. Trotz oder gerade wegen der Zerstörung ein friedlicher Ort, der zu besseren Zeiten garantiert belebter war. Kein schlechter Ort. Zumindest wenn sie noch Wasser finden oder es im Verlauf des Tages wenigstens regnet. Ein Blick nach oben folgt, wo aber noch nichts darauf hindeutet, dass Delvans Antlitz verhüllt wird und nachdem er noch einmal die Straße hochgeschaut hat, läuft auch er, wieder einmal nackt, brüllend durch den Sand um seinen Bruder einzuholen. Das Wasser platscht, spritzt, das Geschrei ist laut und er setzt sein ganzes Körpergewicht ein, im Versuch den Riesen ins Wasser zu werfen..

Kurz aber heftig ist der Wutanfall der Braunhaarigen, die gleich darauf schwer atmend wieder auf die Straße läuft. Hat sie da gerade eine Antwort auf ihren Ruf gehört oder ist der Wunsch Vater des Gedanken ? Abwartend bleibt sie stehen, legt lauschend den Kopf schief. Ja tatsächlich ! Irgendwo scheint es tatsächlich doch noch Leben zu geben. Hoffnungsvoll setzt sie ihren Weg fort in die Richtung, in der sie die Stimmen vermutet. Schon bald kreuzen sich zwei breite Straßen, stehen steinerne Ruinen und dazwischen verwilderte Gärten. Ein weiterer Ruf weist ihr die grobe Richtung und lässt sie mitten durch einen der Gärten stapfen, scheint der Weg zum ersehnten Ziel so doch näher. Am Ende des Gartens angekommen, prescht sie gleich mit lauten Rascheln durch eine Hecke,
direkt hinter der bewaffneten Fremden.

„Richtig so!“ donnert der Hüne zustimmend, während er sich die Faust in die offene Handfläche schlägt. „Die können dich nicht einfach ungefragt aufbrezeln wie ne Puffmutti und dann was dafür verlangen. Moment warte…“ ruckt der Kopf des Hünen herum und blinzelt Kaar einen Moment lang arglos an. „Das ist ja garkein Unterschied zu sonst!“ mit einem grölenden Lachen sucht Gronk das Weite und stapft wie ein Roputan in das noch niedrige Wasser, welches um seine Waden herumspritzt, die ebenfalls das ein oder andere ewige Bilchen zieren. Er stemmt die Füße in den Boden, als er den Weißhaarigen hinter sich brüllen hört und wartet mit einem breiten Grinsen auf den Aufprall, der freilich kommt und ihn sogar einen Ausfallschritt nach vorn machen lässt. Kaar ist nun wahrlich kein Winzling und Gronk kennt die Kraft seines Bruders genau, die man ihm, ob des fortgeschrittenen Alters, gerne versucht ist abzuerkennen. Rasch geht er in die Knie, hebelt sich den Älteren auf die Schulter und stapft noch ein bisschen tiefer ins Wasser. „Die Zeit, in der du mir auf den Kopf spucken konntest, sind lang vorbei, Brüderchen.“ Wird dem Weißschopf grinsend vorgehalten, dann buckelt er Kaar mit Schwung von sich herunter und wirft ihn vor sich in die Fluten. Erneut erklingt ein dröhnendes Lachen aus der breiten Brust, ist sich der Riese einmal mehr sicher ein Geschenk erhalten zu haben und dieses Geschenk will er in vollen Zügen nutzen!