Forum Übersicht - Abgeschlossene Spielzüge » In den Dächern der Stadt

Während die einen noch den guten Eintopf löffeln und die andere um das Abendessen noch feilscht, steht Kaar auf dem Dachboden und sieht zufrieden durch das lichte Blätterwerk. Er sieht direkt auf den maroden Vorbau der Taverne und einen großen Teil des Platzes, ganz so wie er es erwartete. Das Haus steht nicht direkt am Brunnen und somit ist es auch nicht völlig intakt, fehlt ein ganzes Stück des Daches und gibt den Blick frei, auf den halben Dachboden. Ihm gefällt die so ungeplant erzeugte, größere Dachterrasse, mit dem Spitzdach im Rücken, das zwar nicht alle Bäume und auch nicht sämtliche Gebäude überragt, aber wenigstens einen guten Überblick wie auch Deckung verspricht. Ein guter Platz. Sein Blick fällt auf den gefüllten Beutel, Nüsse und etwas Obst und erzieht sich eine Kiste zum Sitzen heran. Den Rücken gegen das halbe Mauerwerk gelehnt scheint das bald versiegende Himmelsfeuer auf ihn herab während er die Schenke beobachtet. Vielleicht waren seine Befürchtungen unberechtigt, aber hier oben fühlt er sich eindeutig besser. Ein Geräusch lässt ihn den Kopf wenden und er spitzt die Lippen, zu einem Pfiff, der an einen leisen Schrei eines Chrenorfalken erinnert..

Dem Pfiff des Falken folgt der leise Gegenruf eines Kuckucks, der wohl irgendwo unterhalb des Daches sitzen muss. Es dauert jedoch nicht lange, da knarzt das Seil, welches aus einem der Dachfenster hinaushängt und reibt gänzlich angespannt über die Kante, bis eine Pranke nach dem Fensterrahmen greift und sich kurz darauf der bärtige Koloss über die Kante zieht. „Wie vorausschauend von dir, gleich noch für unsere körperliche Betätigung zu sorgen.“ Grinst der Hüne, während er sich nach dem Seil bückt und dieses hochzuziehen beginnt. Die einzige Treppe zu dem Dachstuhl ist eingestürzt, somit ist der Zugang über das Seil zwar beschwerlich, aber sie müssen nicht mit unangekündigtem Besuch in der Nacht rechnen. Die blauen Augen schweifen neugierig durch den halb entblößten Zöller schweifen und nickt anerkennend. „Gemütliches Plätzchen!“ lobt er die Wahl seines Bruders, dann knotet er sich ein Bündel von der Taille. Zwei Kaninchon sind an den Füßen daran zusammengebunden, bereits gehäutet und knusprig gebraten, was den etwas strengen Geruch nach Rauch erklärt, der Gronk anhaftet. „Brauchen wir noch was? Hmm…Wasser?“ blickt er seinen Bruder fragend an, ob dieser sich bereits darum gekümmert hat.

Kaar deutet auf den reichlich verbeulten und etwas maroden Eimer auf der einen Seite, der mit Brunnenwasser gefüllt für den Abend reichen wird. Doch noch bevor er dazu kommt zu antworten, hält er inne. Mag sein, dass sein Gehör nicht so gut ist, wie das seines Bruders, aber noch bevor er überlegt ob er sich getäuscht hat, bekommt er die gekratze Bestätigung. Er wechselt einen kurzen Blick und legt den Kopf etwas in den Nacken, als es zum dritten Mal erklingt. Näher und diesmal kann man es auch sicher lokalisieren. Er streift den kleinen Beutel mit einer langsamen Bewegung von der Schulter, legt diesen auf den Boden ab und ist mit ein paar Schritten an der Grenze, dort wo das Dach blind in die Luft ragt und dem Freisitz Platz macht. Ein weiterer stummer Blick reicht um sich zu verständigen, gefolgt von einem knappen Handzeichen..

Auch Gronk erstarrt prompt und legt lauschend den Kopf schief, als das Kratzen erklingt. Zwysel im Gebälk sind nun nichts ungewöhnliches und an das dauerhafte Kratzen kleiner Krallen auf Stein und das Fiepen des Ungeziefers haben sie sich in der letzten Zeit wahrlich gewöhnen können. Die aktuelle Situation gibt jedoch Anlass für stete Wachsamkeit und ein gesundes Maß an Skepsis und so folgt er seinem Bruder zu der unnatürlichen Grenze, die das restliche Abendlicht auf dem halb eingestürzten Dach zieht. Der Blick genügt als Absprache, sodass Gronk sogleich die Hände vor der Brust kreuzt und in die Hocke geht. Kaum ist sein Bruder in die Räuberleiter gestiegen, gibt der Riese ihm Schwung nach oben, sodass dieser die Dachfirstkante zu packen bekommen kann…

Der Schwung reicht aus, um nicht nur mit der Hand, sondern auch gleich einem Bein auf die Fläche zu kommen. Das Gebälk ächzt und Kaar ist sich zuerst einen kurzen Moment nicht sicher, ob er nicht postwendend mit einigen morschen Balken wieder herunterfliegt. Er nutzt diesen Moment jedoch um den Verursacher für das Geräusch zu entdecken und gleich was es ist, er versucht es zu packen und über die Kante nach unten zu zerren, entweder alleine oder gleich mit ihm wieder zusammen..

Ein Griff kommt viel zu spät, weshalb Kaar ihn unterlässt und den goldenen Augen zurück entgegen starrt. „Nur unser Frühstück“, gibt er Entwarnung nach unten, nutzt die erhöhte Position dann für einen raschen Rundumblick über die Stadt und lässt sich anschließend im Vertrauen darauf, dass Gronk unten bereit steht von der Kante rutschen. „War schon zu weit weg und ich wollte nicht mein einziges Messer riskieren. Wenn er damit noch wegläuft, ist es weg“, erklärt er die leeren Hände und deutet anschließend auf die Kaninchon:“ Reiche Beute“, das grinsende Lob, mit dem er zu der kleinen Kiste zurückkehrt und mit Blick auf die Taverne daraufsetzt. „Vielleicht lohnt es sich eine Falle aufzustellen. Ist nen Affe, etwas so groß“, zeigt er mit den Händen.“ Aber nicht, dass der heute Nacht dann so rumzetert. Schmecken tun die Biester gut, aber die machen immer so ein Geschrei, das weckt dann noch sämtliche Geister“, folgt das glucksende Lachen, mit dem er aus den Augenwinkeln zu seinem Bruder sieht.“

„Perfekt! Bring mit!“ ertönt es von unten, wo Gronk darauf wartet, dass Kaar wieder zu ihm hinabspringt. Der ältere Bruder wird aufgefangen und sicher wieder auf die eigenen Beine gestellt – ein Vorgehen das genauso mühelos, wie auch routiniert wirkt. „Ach, hier hoppelt echt genug Viehzeug herum, da müssen wir uns nicht auf dem Dach den Hals für brechen.“ Winkt der Jüngere sorglos ab, haben sie ohnehin genug Proviant, dass sie nicht gleich morgen früh Hunger leiden werden. Er folgt seinem Bruder wieder unter das Dach, doch das Klappern der Schindel lässt ihn erneut den Kopf drehen – diesmal deutlich weniger alarmiert, immerhin haben sie die Ursache bereits festgestellt. Der Anblick des kleinen, goldäugigen Tierchens lässt dann aber die Brauen des Bärtigen hochschnellen. „Nein guck dir das an!“ wendet er sich wieder gänzlich um, den Blick zu dem tierischen Besucher emporgehoben. „Ein Affe….“ das abfällige Grunzen, welches seinem Bruder gilt. „Hölle, Kaar! Das ist ja wohl echtmal ein verdammt uriges Äffchen! Scheint Hunger zu haben.“ Wendet sich der Riese rasch um und eilt zu dem Proviantbeutel, aus dem er eine reife Aprikose sammelt. „Na komm….“ Hockt er sich knapp hinter die Bruchkante des Daches und streckt die Pranke mit der Frucht aus, um das Tierchen anzulocken.

„Hunger?!“ hebt Kaar den Kopf nur etwas um aus den Augenwinkeln zu dem nach unten lugenden Affen zu sehen.“ Hunger, Gronk, echt mal. Hier liegt überall was rum zu Fressen, man muss sich nur bücke… eh ne, echt jetzt?“ löst er die verschränkten Arme vor der Brust und entlässt den Platz nun doch für einen Moment aus den Augen, um zu seinem Bruder zu sehen, der dem goldäugigen Tier das Futter anbietet:“ Jetzt unterstützt du noch die Faulheit dieses Frechdachs? Wenn du nicht aufpasst, klebt er dir morgen am Rockzipfel und..“ verstummt er schlagartig, als das hohe Krächzen erklingt.“ Bei den Göttern, da brat mir wer nen Storch. Hat der grad gesprochen?!“

„Ach nun sei doch nicht so…“ schmunzelt der Bärtige gut gelaunt. „Vielleicht futtert er ja lieber in Gesellschaft. Kann man ihm in dieser Geisterstadt kaum verübeln, was?“ schickt Gronk noch ein Grinsen über die Schulter, ehe er wieder zu dem Äffchen hinaufblickt. Als dieses die seltsamen Laute von sich gibt, hebt auch der Riese die Brauen, brummt jedoch nur abwiegelnd und schüttelt den Kopf. „Ach Schwachsinn, der hat doch nicht gesprochen! Das ist nen Äffchen, die machen wohl solche Laute. Hrrrm…wie Katzen, die machen halt Miau und andere Tiere…machen halt…andere Laute! Hölle Kaar, dieser Affenart macht offenbar Naa ghooom, na…“ verstummt der Bärtige, als im selben Moment der Schekel fällt, ehe ihm vor Verblüffung der Unterkiefer runterklappt. „Na brat mir jemand nen ganzen Shatlaran!“ poltert er ungläubig, rumpelt aus der Hocke auf beide Knie und neigt sich etwas vor, wobei er sich halb den Kopf verrenkt, um den orangenen Fellbauch besser sehen zu können. „Willst du das haben?“ fragt er, die Hand mit der Aprikose weiterhin ausgestreckt, wobei die gelbe Frucht auf seinem riesigen Handteller wirklich winzig aussieht. „Komm und hol‘s dir!“

Dem Bärtigen entschlüpft ein ungläubiges Lachen, als das Äffchen erneut die Worte wiederholt – auf eine zwar unbeholfene Art, als würde ein Kleinkind seine ersten Worte nachbrabbeln, aber dennoch verständlich. „Ein Papaga-Äffchen!“ erhellen sich die kantigen Züge begeistert. „Meinst du ich kann ihm was Witziges beibringen? Hmm…sowas wie: Verrecke in der Hölle, Bastard! Oder….Wirt, ein Bier, aber schnell!“ erneut lacht der Hüne, reckt dann aber den Arm, um die Aprikose in einiger Distanz vor sich auf den Boden zu legen. Er hakt den Zeigefinger hinter den Daumen und lässt ihn gegen die kleine Frucht flitschen, sodass diese noch ein Stückchen weiter in Richtung des gesprächigen Fellknäuls kullert. „Nimm‘s dir ruhig, wir haben noch mehr. Und keine Angst vor dem skeptischen Weißbart da hinten. Der wird dich nicht essen. Der sieht nur vor seinem inneren Augen bereits die Flöhe hüpfen und schäumt vermutlich gedanklich schon den Rasierschaum auf!!!“