Forum Übersicht - RE: Wieder im Lantisgarten - 7

Der leise Fluch Sundaras entlockt Ira ein Grinsen. „Vielleicht brauchts kein Schlüsselloch. Das ist ja auch kein normaler Schlüssel.“: sagt sie. Als Sundara die Tür mit dem Stiefel bearbeitet macht Ira einen Schritt zur Seite. Erst jetzt sieht sie den schwachen Funken in dem Schlüsselding. „Verdammt! Das Ding leuchtet ja.“: rutscht ihr raus. Jetzt hat sie die Hand an der Waffe. Sie ist schon knapp dran Sundara von der Tür wegzuzerren. Aber dann läßt sie es. So alarmierend das Leuchten ist, gefährlich scheint es nicht zu sein. Außerdem ohne Risiko läuft im Leben nichts. Jetzt sind alle ihre Sinne angespannt. Dann hört sie Keresin hinter sich reden. „Dir Tür rührt sich im Moment nicht. Aber der Schlüssel leuchtet jetzt schwach.“: sagt sie in die Stille. Ihr Blick wandert einen Augenblick nach oben, zu der Glaskuppel. Das Gebilde ist ihr irgendwie unheimlich. Sie spürt es in der Magengrube. Aber sie nimmt sich zusammen und schaut was Sundara macht.

Während die beiden Frauen an der vermeintlichen Türe herumwerkeln und Keresin in Habachtstellung potentielle Gefahren abdeckt, steht Lenari auf und tastet nach einer Beule am Hinterkopf. Anscheinend hat das übrige Trio einen Plan gefasst um den Geheimnis in den Kellerräumen auf den Grund zu gehen, aber damit will sie im Moment nicht wirklich viel zu tun haben. Während Keresin noch die Sachlage kommentiert, wendet sie sich kommentarlos in Richtung Ausgang und beginnt langsam die Leiter hinaufzusteigen.

Auf Sundaras Gesicht legt sich ein Grinsen, als Ira plötzlich ganz erschrocken das Leuchten des Schlüssels kommentiert. Ira kann es jedoch nicht sehen, es sei denn, sie kommt zu Sundara nach vorne und beugt sich über ihre Schulter.

"Das Ding leuchtet schon die ganze Zeit. Und da dieses Ding vorher definitiv nicht geleuchtet hat, heißt das doch, dass das hier drin irgendetwas macht. Es scheint nur nicht so, dass es diese Tür zu öffnen vermag..." antwortet sie ruhig.

Nun denn, das Drücken gegen die Tür hat definitiv nichts gebracht. Nun ist es ganz natürlich, wenn eine vermeintlichte Tür durch Pressen nicht aufgeht, dass man es auch einmal mit Ziehen versucht. Dies wird freilich durch den Umstand erschwert, dass die Tür weder Klinke noch Knauf besitzt - es gibt also nur eine Möglichkeit. Nämlich, die Fingerspitzen in den kleinen Spalt am Rand der Platte zu stecken. Besonders mit ihrer verbrannten rechten Hand ist das äußerst unangenehm. Das schmerzvoll verzerrte Gesicht, das Sundara dabei macht, sieht Ira jedoch wieder nicht. Dafür hat diese Technik den Vorteil, dass die Platte auch zur Seite gleiten müsste, würde es sich um eine Schiebetür handeln.

Während sie nun an der Tür herumzerrt, sagt sie zu Ira: "Übrigens, was ich dir vorhin sagen wollte wegen dem Keller in deinem Haus... Yresen meinte, in den Kellerräumen könnten Die dich sehen. Auf den Straßen bist du sichtbar wie ein knallgelber Roputan, in manchen Häusern ebenfalls, in den Kellerräumen kaum. Wenn ich mir das hier drin nicht so gut vorstellen kann..."

(OOC: Sorry, wenn ich die Reihenfolge umdrehe, aber für mich macht das so einfach mehr Sinn...)

Jeder werter Leser, der sich einmal einen Nagel ausgerissen hat, weiß, wie peinlich dieser Vorgang ist. Genauso wie der werte Leser, der sich einmal eine Hand verbrannt hat weiß, dass dies auch recht schmerzhaft erscheint. Nun ist es freilich so, dass das Abreißen eines Nagels an einer verbrannten Hand beide Arten des Schmerzes kombiniert, verstärkt und somit nahezu unerträglich macht. Nun ist Sundara wahrlich keine Person, die man als wehleidig oder gar weinerlich wahrnehmen würde, aber dies ist im ersten Moment auch für sie mehr als genügend. Und so ist der Fluch, der erschallt, dieses Mal für Ira sehr wohl verständlich, während sie sich plötzlich von der sich öffnenden Tür entfernt, in die Hocke geht und den Finger der Rechten in der linken Hand hält.

"Bei Lijan, schieb dir deinen verdammten Schweif in deinen verfickten Arsch!"

Dann jedoch scheint sie sich wieder zu fangen, schüttelt ihre Hand, wobei einige Blutstropfen auf den Boden spritzen. Sie erhebt sich wieder, schaut Ira an. Ihre Augen leuchten triumphierend. Sie hebt den Kaud wieder auf, den sie vorhin auf den Boden geschleudert hat. Ob sie nun den Zusammenhang zwischen der Entfernung des Schlüssels mit der Tür richtig erkannt hat oder nicht, das wird auf ewig verborgen bleiben. Jedenfalls hält sie ihn wieder zwischen dem Daumen der rechten Hand und der Handfläche eingekelemmt, den blutigen Ringfinger freilich etwas mehr abgespreizt. Sie klemmt die Schulter in den Spalt der Tür und schiebt daran.

Diesmal grinst Ira nicht, als Sundara losflucht. Das muß verdammt weh getan haben. Sie hat ihre Klinge schon ein paar Handbreit aus der Scheide, als das Knirschen anfängt. Als aber nichts weiter passiert, rammt sie die Waffe wieder zurück. Als die Tür mit einem Knirschen blockiert mault sie: „Scheiße! Kanns nicht einmal einfach gehen. Dreckstüre, verdammte.“ Als Sundara versucht ihre Schulter in den Spalt zu zwängen sagt sie: „Wart ich helf dir.“ Sie stellt sich so das sie die Elurierin nicht stört. Dann packt sie mit beiden Händen zu und zieht. Ihre Muskeln spannen sich. Immer deutlicher treten sie hervor. Schweiß rinnt Ira übers Gesicht. Aber sie läßt nicht nach. Im Gegenteil. Ihre Füße auf den Boden gestemmt zieht sie mit aller Kraft.

Sundaras Reaktion auf die Schmerzen alarmiert Keresin. Er kann nicht genau sehen was vor sich geht und springt aus seiner Deckung. Als das knirschende, schleifende Geräusch erönt, das die Schiebetüre verursacht als sie sich ein Stück weit öffnet, entspannt er sich ein wenig. „Alles in Ordnung bei euch?“: ruft er den beiden Frauen zu und läßt für einen Moment seinen Blick über die Wände des breiten Korridors huschen, doch er kann nichts Bedrohliches entdecken. Als Sundara und Ira gemeinsam versuchen, die Türe aufzubekommen, steigt auch bei ihm die Spannung was sich hinter dieser seltsamen Pforte verbergen mochte. Obwohl er versucht ist sich den Beiden anzuschließen und mitzuhelfen, zieht er sich, die Waffe immer noch in der Rechten, auf seine alte Position zurück. Die Beiden verlassen sich darauf, daß er sie wie vereinbart sichert, also tut er es. Sollten Ira und Sundara an der Tüte scheitern ist immer noch Zeit sich etwas zu überlegen. "Es scheint, als das sie die Türe doch aufbringen.": sagt er über die Schulter zu Lenari. Das sich die Allianzlerin anschickt den Keller zu verlassen, hat er nicht mitbekommen so konzentriert war er auf die Vorgänge an der Tür gewesen.

Sundara ist Bogenschützin. Und dies ist in genau diesem Moment freilich von Vorteil. Sie ist es gewohnt, mit der Linken den Bogen zu halten, mit der Rechten hingegen die Sehne zu ziehen. Und wenn man dies einige Tausend Male gemacht hat, dann hat dies zur Folge, dass die Muskulatur, die den Bogen in Position halten muss, auch reichlich ausgeprägt ist. Und genau diese Muskeln, die den Arm strecken, sind nun gefragt. Dadurch ist es für Sundara nur natürlich, vermehrt mit der gesunden linken Hand zu drücken als mit der nun doppelt lädierten rechten. Was freilich nicht heißt, dass sie wieder die Zähne zusammen beißt, die Augen zukneift. Dass der Schweiß über ihre Stirn rinnt. Und dass sie, nachdem die Tür sich endlich der beiden Frauen erbarmt hat, sie in den unbekannten Raum getaumelt ist, auch einmal kurz auf dem Boden niedersinkt. So hockt sie also zunächst auf ihren Knien, die linke Hand um das rechte Handgelenk gelegt, während das Blut von ihrem Ringfinger zurück auf den Verband rinnt. Den Schlüssel hält sie derweil zwischen der linken Handfläche und dem Handgelenk verborgen. Zunächst flucht sie leise vor sich hin, dann holt sie tief Luft und richtet sich wieder auf. Der Schlüssel verschwindet wieder in dem Verband. Keresins Ruf hat sie in der Mischung aus Anspannung, Anstrengung und Schmerz entweder überhört, oder aber sie ignoriert ihn völlig. Vielmehr sieht sie Ira an. Ihre Augen leuchten triumphierend in dem flackernden Schein der Laterne, ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen.

"Das hätten wir," sagt sie, noch immer etwas außer Atem. "Was sagst du, Keresin holen oder einfach weitergehen?"

Die Gelegenheit nutzend, verschwindet die Dunkelhaarige nach oben - sollen die anderen doch machen was sie wollen. Oben angekommen, schnappt sie sich eine Tasche, stopft wahllos alles hinein was sich auf die Schnelle findet und verlässt das Gebäude. Genug freie Behausungen gibt es ja in dieser seltsamen Welt voller Unwägbarkeiten und bar jedweder Vertrauten.

Ira reibt sich die Schulter mit der sie in die Wand gedonnert ist. Aber sie grinst dabei. „Dreckstür! Mit uns nicht.“: sagt sie zufrieden. Sie dreht sich halb und ruft Keresin zu. „Ja, paßt alles. Die Tür ist offen. Bis jetzt nichts Seltsames.“ Mit ein paar Schritten ist sie bei Sundara. Ihre Lampe scheint jetzt ein bißchen weiter in den neuen Korridor. Ira spät ins Finstere. Aber sie kann nichts weiter erkennen. Dann schaut sie zu Sundara. „Manchmal kannst du schon blöd fragen.“: sagt sie. Aber es klingt nicht nach Ärger. „Wie soll er uns den Rücken freihalten, wenn er da beim Eingang herum lehnt?“ Dann senkt sie die Stimme ein bißchen. Vielleicht kann Keresin hören das sie redet. Aber verstehen wird er es nicht. „Sei froh das er mitgeht. Wenn irgendwas schief geht, dann gibt’s hier keinen den ich lieber hinter mir hätte als ihn. Er ist gut. Verdammt gut sogar. Ich hab's am eigenen Leib erfahren.“ Sie wartet auch gar nicht auf eine Zustimmung sondern ruft zurück: „Nichts zu sehen, außer einem anderen Gang. Wir rücken langsam weiter vor.“ Dann nickt sie Sundara zu.

Viel sehen kann Keresin nicht. Die beiden Frauen nimmt er am Endes des Korridiors nur als bewegten Schattenriß vor dem gedämpften Licht der Laterne wahr. Im Dunkel mit der gezückten Klinge überkommt ihn für einen Moment das Gefühl in einem absurden Schauspiel gefangen zu sein, völlig losgelöst von der Realität tief unter der Oberfläche, als Figur auf dem Spielbrett verrückter Götter. Doch er konzentriert sich sofort wieder auf seine Aufgabe. Er will schon fragen, ob Ira und Sandara Hilfe benötigen, als es den beiden Frauen gelingt die Türe mit vollem Krafteinsatz zu öffnen. Sundara scheint sich nach ihrer Haltung an der Hand verletzt zu haben und Ira massiert sich eine Schulter. Da kommt auch schon ihre Meldung, daß sie am Anfang anderen Korridors stehen. Ira hat sich ein paar Schritt bewegt und leuchtet jetzt in den neu endeckten Korridor. Sie sagt etwas zu Sundara daß er nicht verstehen kann, dann wendet sie sich zu ihm um und sagt das sie weiter vorrücken. Für einen Augenblick ist Keresin versucht, seine Autorität als Offizier geltend zu machen, als Ira diese Entscheidung trifft. Doch dann verzichtet er aus mehreren Gründen darauf. Stattdessen sagt er: „In Ordnung! Langsam und vorsichtig vorrücken. Bei der kleinsten Auffälligkeit bleibt sofort stehen! Ich folge und decke euch.“ Kersin verläßt seinen Posten und folgt mit angespannten Sinnen den beiden Frauen.

Sundara schaut auf ihren rechten Ringfinger. Der Nagel desselben steht ab, hängt nur mehr ganz an der Wurzel am Finger. Der Blick, mit dem sie auf den Finger schaut, ist nicht sehr fröhlich - im Gegenteil, fast hat man den Eindruck, dass... Gut, diese Spekulationen erübrigen sich, denn schon geht die Hand zum Mund, sie fasst den Nagel mit den Zähnen und reißt ihn endgültig aus. Natürlich verzieht sich dabei das Gesicht, schüttelt sie noch einmal die Hand. Dann schaut sie Ira an. Der Blick ist kühl, die Augenbrauen vielleicht etwas zusammengezogen, was davon zeugt, dass der Finger doch schmerzt.

"Naja, wenn keiner bei der Luke reinkommt, kann von hinten wohl schwer jemand auftauchen, oder?" beantwortet sie Iras Aussage von vorhin lapidar. Dann jedoch verzieht sie erneut das Gesicht, diesmal zu einem für sie doch sehr kühlem Lächeln.

"Also, dann langsam vorrücken, und wenn wir einen Pfeil im Hals haben sofort umdrehen, du hast es gehört!" sagt sie, langt mit der einen Hand zu Bogen-, mit der anderen zu Pfeilköcher und nimmt dementsprechend Pfeil und Bogen heraus. Anscheinend fühlte sie sich vorhin, auf dem Weg von der Luke zur geschlossenen Tür, sicherer als nun. Beim Gehen achtet sie darauf, dass der Schein der Laterne, die Ira, die nach wie vor hinter ihr hergeht, eineinhalb oder zwei Vat vor ihr ausleuchtet. Sie geht praktisch lautlos, die Ohren gespitzt. Plötzlich stoßen die Beiden zur Gabelung. Ihr Blick geht in beide Gänge, wobei die Pfeilspitze ihre Augen begleitet.

"Was sagst du?" fragt sie, ohne sich umzudrehen. "Nach unten?"

Sie hätte es niemals zugegeben. Aber dieser Korridor geht Ira auf die Nerven. Allein die komische Glaskuppel in ihrem Rücken reicht schon. Sie hat gekämpft. Zwar in keiner großen Schlacht, aber sie hat Xith schon ins Auge geschaut. Es ist keine Spielerei. Aber davor hat sie keine Angst. Aber hier unten liegt was anderes in der Luft. Völlig fremdartig, kalt aber bedrohlich. Auf Sundaras Komentar über die Luke murrt sie nur unwillig. Auf Sundaras nächste Ansage sagt sie dann: „Fick dich!“ Ein Pfeil aus dem Dunkel ist Iras kleinste Sorge. Aber sie hat keine Lust jetzt herum zu reden und hält den Mund. Ira hält die Lampe hoch damit sie in den Gang leuchtet. Die andere Hand ist am Griff der Ansnivala. Keresins Schritte hinter ihnen beruhigt sie etwas. Aber sie erwartet jeden Augenblick irgendeine unbegreifliche Sauerei. Sie paßt auf Sundara nicht zu nahe zu kommen damit sie ohne Behinderung schießen kann wenns sein muß. Die paar Dutzend Vat bis zur Kreuzung kommen ihr wie eine Ewigkeit vor. Dort bleibt stehen und zuckt die Achseln. „Was fragst du mich?“: schnappt sie. „Du willst ja runter, also hinunter. Oder hast du es dir anders überlegt?“: erkundigt sie sich patzig.