Forum Übersicht - Die Straßen der Stadt » In den Morgenstunden

Es ist noch früh am Morgen. Die Sonne hat den Kampf gegen die Dunkelheit gerade erst gewonnen. Vereinzelt sind noch Nebelschwaden der Nacht in den senken der Stadt angesammelt. Das Gras glitzert in dem frischen Licht wie frisch gefallener Schnee.

Zu dieser Zeit werden die Ruinen noch von den Anwohnern der Stadt gemieden.

Eine junge Sramen, mit einem menschlichen Gesicht doch die Haare durch die Schuppen der Echse ersetzt, in heruntergerissen Lumpen gekleidet, lauert mit einem spitz zugeschnitten Stab auf eine abgebröckelte Mauer und lauert hoch konzentriert auf eine Bewegung in einem etwas tiefer gelegenen Erdloch

Nicht von allen Bewohnern werden die Ruinen um diese Zeit gemieden, wie sich herausstellt als hinter der lauernden Sramen eine freundliche Stimme ertönt: „Sichara! Herrlicher Morgen, nicht wahr? Ich habe euch noch nie gesehen, schätze also das ihr neu hier seit.“ Wenn sich die Sramen umdreht sieht sie einen Mann mit gelichteten Haar, grau und zersaust und nit einem buschiger Schnauzbart in der gleichen Farbe. Über dem beachtlichen Bauch spannt sich einfache Arbeitskleidung. In der Rechten trägt er einen Stoffbeutel aus dem ein paar Kräuterbüschel ragen. Er gähnt herzhaft und und seine braunen Augen, die von einer Menge Lachfalten umgeben sind, glitzern vergnügt. Er spricht tadelloses Chirjeya mit einem leichten, unbestimmbaren Akzent. Seine kräftige Nase ist leicht gerötet und deutet darauf hin das er selten einen Bogen um einen vollen Becher macht.

Bevor die junge Frau von diesem Mann hinter ihr angesprochen wird, zeigt sich am Locheingang ein ausgewachsenes Zwysel.
Dieses verschwindet jedoch augenblicklich, mit einem rascheln im Loch, als die Stimme des Wohlbeleibtens ertönt.
Zeitgleich reißt die junge Sramen den angespitzten Stab herum, so dass die Spritze auf das Gesicht des Dicken zeigt.
In den Augen der jungen Frau glitzert Angriffslust. Die Muskeln sind angespannt um auf das zu reagieren, was kommen mag.
Mit Wut schnaubender Stimme faucht die Sramen:“ Mrocloma, das war mein Frühstück!“
Der Mann kann unschwer erkennen dass die Körperhygiene da Frau offensichtlich nicht die beste ist. Die Zähne sind gelb, auf der Haut sind Schmutzreste und ein angenehmes Aroma beißt sich in die Nase des Mannes.

Der Dicke scheint die Beleidigung nicht wirklich übel zu nehmen. „Wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?“: sagt er und schüttelt mißbilligend den Kopf. „Ihr wolltet euch doch nicht wirklich ein Zwysel braten? Da wird mir schon vom Gedanken schlecht! Aber wie heißt es so schön? Geschmäcker sind verschieden. Aber da ich euch nun einmal das Frühstück vertrieben habe, mache ich euch einen Vorschlag. Ich lade euch auf ein ordentliches Frühstück ein. Na, was sagt ihr dazu?“: grinst der Grauhaarige. „Ah, wo bleiben nur meine Manieren? Meine Name ist Stanchek, ich bin der Besitzer des Silberkrugs, der besten Schänke in der Stadt. Bestes Bier, feinster Raka, Wein von Roalds Hof und gediegenes Essen, wie ihr unschwer an mir erkennen könnt.“ Vergnügt tätschelt Stanchek seinen Bauch. „Außerdem ist es eine Tradition meines Hauses Neuankömmlinge an ihrem ersten Tag frei zu halten um den Einstand zu feiern. Ihr habt also nichts zu befürchten, außer mein Geschwätz.“

Die Kampfbereitschaft der Rsamen ist nicht zu übersehen. Als jedoch das Thema auf das Essen zu sprechen kommt, ertönt ein lautes Magenknurren. Gefühlt ist das Knurren noch am Hafen zu hören.
Die Anspannung in ihrem Körper lässt etwas nach und sie lässt den Stab zögernd nach unten sinken.
Dabei ist sie jedoch nach wie vor äußerst achtsam.
Sie wirft den Mann noch mal einen kritischen Blick zu und nimmt dann kaum merklich.
„ Gut, aber ihr geht vor mir!“

Die martialische Pose der Sramen scheint Stanchek eher zu amüsieren als zu schrecken. „Wenn es euch freut gehe ich gern vor euch. Um ehrlich zu seine hatte ich es ohnehin vor, da es langsam heiß wird und ich auf geradem Wege in den Silberkrug möchte. Dann laßt uns gehen.“ Der Dicke marschiert in gemächlichen Tempo vor seiner neuen Bekanntschaft her. Nach kurzer Zeit sehen die Häuser links und rechts der Straße besser erhalten aus und Stanchek biegt in eine breite Straße ab. „Dauert nicht mehr lange, wir sind bald da.“: sagt er beschwichtigend und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Nach ein paar dutzend Vat biegt Stanchek nach rechts ab und führt die Sramen durch eine Straße, deren Häuserzeilen zwar Verfallserscheinungen zeigen, aber meist vollständig erhalten sind. Nach einer kurzen Treppe kommt der Wirt mit seiner Begleitung auf einen weitläufigen Platz indessen Mitte sich ein flacher, runder Brunnen befindet. Der Brunnen ist aus einem einzigen Block graugeaderten Steines geschlagen und misst sicher vier Vat im Durchmesser. Eine metallene Statue auf dem Sockel im Zentrum des Brunnens zieht sofort den Blick auf sich. In einer eleganten und doch temperamentvollen Bewegung erstarrte Abbild einer Taenzerin in einem exotischen Kostüm, das kaum etwas von ihrem anmutigen Koerper verhüllt, in ihrer Rechten hoch erhoben ein Tamburin aus dem in mehreren kleinen Fontänen Wasser in das Brunnenbecken plätschert. Das Gesicht der Statue jedoch fehlt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes erhebt sich ein stattliches Haus. Das Erdgeschoß des einstöckige Gebäudes mit dem vom Alter eingesunkenem Schieferdach ist aus großen, sorgfältig bearbeiteten Steinquadern errichtet. Das obere Stockwerk mit dem hölzernen Fachwerk ist verputzt, doch an vielen Stellen bröckelt der Putz oder ist bereits abgefallen. Die dem Platz zugewandet Seite des Untergeschoßes ist bis auf drei wuchtige, quadratische Pfeiler offen. Dieser offene Schankraum wird durch den in den Platz hineinragenden hölzernen Vorbau, der nicht mehr als eine altersgraue Dachkonstruktion ist, die auf massiven Holzpfeilern ruht, stark vergrößert. „Wir sind da. Das ist der Silberkrug!“: sagt er voll Stolz, während er sich zur Sramen umdreht.

Der ziemlich heruntergekommen Eindruck, den die gesamte Stadt erweckt, wird durch den Innenraum des Schankbetriebes stark kontrastiert. Nun ist er freilich weit davon entfernt, als vornehm oder gar nobel zu gelten, aber wenigstens ist er blitzsauber, und kleine Blumensträuße auf den Tischen zeugen von einer Liebe zum Detail, der im Rest der Stadt gar allzu fremd zu sein scheint. Hinter der Theke schließlich steht das gefühlt fremdartigste Geschöpf, das in der fast trostlos erscheinenden Stadt vorstellbar ist. Es ist ein junge Frau, über deren Aussehen man freilich diskutieren kann, die aber bei den meisten - wenigstens bei den männlichen - Röhrenbewohnern wohl als der Inbegriff der Schönheit gelten wird. Großgewachsen und schlank, brünette, in adrette Zöpfe geflochtene Haare, dazu ein ebenmäßiges, feines Gesicht, das wie aus Porzellan geformt scheint, und aus dem leuchtende grüne Augen strahlen, die einfach unübersehbar sind. Sie trägt ein bauchfreies, weißes Oberteil, mit überaus sinnlichem Dekolleté, in dem ein an einer dünnen Kette hängender Edelstein liegt. Der Bauch selbst ist flach, wohlgeformt, und er Bauchnabel ist von einem weiteren, weit kleineren Stein betont. Um die wohlgeformten Hüften hängt ein knöchellanges Kleid, das freilich bei jeder Bewegung durch hochgeschlitzte Öffnungen zwei schlanke und fast übermäßig lange Beine offenbart. Zwei zierliche Füße stecken in kunstvollen Sandalen.

„Stanchek,“ grüßt sie freundlich, nicht ohne aber seine Begleitung mit recht abschätzigem Blick zu mustern. „Sichàra!“

Das Schankweib kann sehen, dass die Sramen leicht hinter Stanchek versetzt steht.
Ihrem abschätzen den Blick entgeht sicher nicht, dass die Samen Frau im grauen verschmutzten und fleckigen Lumpen gekleidet ist. Das Oberteil ist Kurzärmlig und von Löchern und Flicken übersät.
Die Hose, im selben Zustand wie das Oberteil, reicht ihr bis zu den Knöcheln.
Schuhe kann man nicht erkennen.
Die Haut ist über und über mit Dreck überzogen. Aufmerksame Beobachter können erkennen, dass die Haut darunter von diversen Parasiten befallen ist. Die schwarzen Haare sind zerzaust und nicht sauberer als der Rest.
In dem Raum breitet sich schnell ein penetranter Gestank aus, der davon zeugt, dass die Sramen das Wort Hygiene in ihren Wortschatz nicht kennt.
Vor sich hält sie einen Holzstab, der an einem Ende angespitzt ist, mit beiden Händen fest.

Tascha-Ra macht keine Anstalten die Begrüßung zu erwidern, sondern mustert das Schankweib, mit leicht gehetztem und aggressiven Blick, schweigend.

„Ah, Ninim! Dein Glanz überstrahlt wieder einmal das Himmelsfeuer!“ : ruft er ihr augenzwinkernd zu. „Ich habe Kräuter für die Küche.“ Er hebt den Stoffbeuttel kurz an und schwenkt ihn hin und her. Als Ninim die Sramen begrüßt fällt ihm ein, daß er gar nicht weiß wie die Neuangekommene heißt. Dafür steigt ihm jetzt in der Schankstube der Gestank der Sramen in die Nase, den er zuvor nicht wahrgenommen hatte, da er vor ihr ging. Als Schankwirt ist man schon einiges gewohnt, doch diese Ausdünstungen fegen ein ausgewachsenens Roputan von den Beinen. Er dreht sich zu der Sramen um, die nicht wirklich freundlich aus der dreckigen Wäsche schaut. „Was haltet ihr davon vor dem Frühstück ein Bad zu nehmen? Zuber steht im Schuppen und warmes Wasser steht in der Küche bereit. Ist doch was ganz Anderes sich sauber an den Tisch zu setzen, nicht?“ Fragend sieht Stanchek seinen stinkenden Gast an und bemüht sich dabei sein Gesicht nicht allzu sehr zu verziehen-

Ninim bedenkt den Wirt eines verführerischen, doch äußerst kühlen Blickes.

„Wertester Stanchek,“ antwortet sie mit einem kühlen Lächeln, „ich muss doch zusehen, dass du nicht vergesst, was du an deiner Ninim hast, dass sie eben so viel mehr wert ist als ein stinknormales Schankweib.“

Sie geht nun zu Stanchek hin und nimmt das Stoffsäckchen entgegen. Damit begibt sie sich jedoch ebenfalls in die Nähe der nicht sehr wohlriechenden Sramen. Sie macht, im Gegensatz zu Stanchek, wenig Anstalten, ihren Ekel zu verbergen. Ein entsetzter Blick geht zu der zerlumpten Frau, der Oberkörper wippt nach hinten, das Säckchen mit den duftenden Kräutern verdeckt die Nase. Schnell dreht sich Ninim um und geht zum nächsten Fenster, das sie weit öffnet.

„In der Tat,“ sagt sie dann, während sie sich wieder zu den beiden umdreht, jedoch vor dem Fenster stehen bleibt. „Das wäre eine blendende Idee. Und ich würde ein ausgiebiges Bad vorschlagen.“

Dies Sramen Hört den beiden aufmerksam zu.
Dabei macht sie ein zwei Schritte rückwärts. Ihr Blick wechselt zwischen den beiden Menschen hin und her. Dabei hält sie ihren Stock immer noch vor sich mit zwei Händen fest ergriffen. Zögerlich schaut sie jetzt an sich herab. Mit ihrer linken Hand, die sie dafür von dem Stock löst, kratzt sie etwas Dreck von ihrem rechten Unterarm, welches rieselt auf den Boden fällt.
„Tascha-Ra“, kommt es dabei leise über ihre Lippen. Ein deutlich vernehmlich Knurren ertönt von ihrem Eingeweiden.
„ Was verlangt ihr als Gegenleistung für das Bad und das Essen? Ich habe ich habe nichts außer das was ich am Leib trage.“, entgegnet sie jetzt mit leiser Und gepresste Stimme.
Wenn Tascha etwas in Ihrem Leben gelernt hat, dann ist es die Gewissheit, dass alles seinen Preis hat.

„Tascha-Ra! Freut mich.“: antwortet Stanckek auf die Vorstellung der Sramen. Dann lacht er fröhlich auf. „Was ich als Gegenleistung verlange? Also zumindest guten Appetit.“ Dann wedelt er breit grinsend mit der Linken „Spaß beiseite! Nichts verlange ich von euch. Heute ist euer Einstand. In Zukunft werdet ihr bezahlen müssen oder eure Zeche abarbeiten, aber jetzt seid ihr mein Gast. Es ist Tradition in meinem Haus.“ Erneut mustert er die Sramen, dann ruft er in Richtung Küche. „Sieben mach das Bad fertig. Wenn du so weit bist, dann bring unseren Gast nach hinten. Ach ja, leg einen von deinen Kitteln dazu und verbrenne das alte Gewand unseres Gastes.“ Wieder wendet er sich an Tascha-Ra: „Hätte ja nicht viel Sinn ein Bad zu nehmen und dann wieder in diese Lumpen zu schlüpfen, nicht?“ Sichtlich mit sich zufrieden dreht er sich zu Ninim. „Das viele Reden macht durstig außerdem wird’s langsam wieder heiß. Sei so gut und zapf mir einen Becher vom neuen Bier.“

Kurz gehen Ninims Augen vom rettenden Fenster und der nach wie vor übelriechenden Sramen hin und her. Ein ziemlich vorwurfsvoller Blick trifft schließlich letztere, dann geht Ninim beherzten und behenden Schrittes zur Theke. Die Schlitze im Rock öffnen sich dabei freilich mehr als normal, und mehr als normal offenbaren sich die wie von einer Jhoulana-besessenen Malerin geschaffenen Beine. Bald ist sie hinter der Theke angekommen, nimmt sich einen Becher vom Bord über demselben und zapft ziemlich gekonnt ein Bier aus einem hinter der Theke stehenden Fass. Sie stellt das Glas auf den Thresen, dann putzt sie sogleich einen Tropfen Bier weg, der unter das Fass gefallen ist.

„Ist etwas malziger als das letzte,“ sagt sei dabei. „Aber nach wie vor das beste Bier der Insel.“

Tascha schaut sich kurz um und macht einen Schritt zu, in Richtung eines Tisches.
Mit ihrer Linken ergreift sie einen hölzernen Stuhl und schiebt ihn mit einem schleifenden Geräusch so hin, dass sie darauf Platz nehmen kann.
Aufmerksam beobachtet sie ihre beiden neuen Bekanntschaften.
Beobachtend greift sie sich mit der rechten Hand in das Haar und steckt dann etwas in zwei Fingern haltend in Ihren Mund.

Vergnügt lacht Stanchek auf. „ Damit hast du völlig recht, Ninim. Das Abwaschwasser das sie draußen bei Roald zusammen pantschen hat den Namen Bier gar nicht verdient.“ Dankend nimmt er den Becher und gönnt sich einen kräftigen Schluck von seiner letzten Kreation. „Ahhh! Köstlich, fast so wie ich es hinbekommen wollte.“ Stanchek leert den Rest in einem genüßlichen Zug. In der Zwischenzeit ist eine völlig kahle Frau in einem einfachen Arbeitskittel in den Schankraum gekommen. „Das ist Sieben.“: sagt der Wirt zu Tascha-Ra. „Sie bringt dich jetzt zum Bad. Sie spricht nicht aber versteht jedes Wort. Erwarte dir also keine Antwort auf eine Frage.“ Die kahlköpfige Frau verneigt sich leicht in Richtung der Sramen und bedeutet ihr mit einer Geste ihr zu folgen.