Forum Übersicht - RE: In den Morgenstunden - 3

„Wunderbar!“: sagt Stanchek erfreut als Lenari sagt daß sie in einer Schenke gearbeitet hat. „Dann wißt ihr ja wie es läuft. Um die Gäste braucht ihr euch nicht zu kümmern, das erledigt Ninim. Aber..“ Stanchek breitet bedauernd die Arme aus. „Wißt ihr, die paar Servs die mir zu Hand gehen brauche ich in der Brauerei und der Brennerei und so kommen die Reinigungsarbeiten immer ein wenig zu kurz. Nicht das es bei mir schmutzig ist, aber es ist schon eine Ewigkeit her, daß die Schankstube wirklich gründlich geputzt wurde.“ Der Wirt senkt die Stimme ein wenig. „Ihr braucht nur in die Ecken schauen um zu wissen was ich meine. Ich mache euch einen Vorschlag. Putzt die Schankstube und hier draußen alles auf Hochglanz und ihr könnt eine Woche lang zwei Mal am Tag essen und die Getränke sind auch frei. Ihr braucht euch nicht hetzen. Ob ihr zwei oder vier Tage braucht ist völlig egal. Was sagt ihr dazu?“

"Na auf dem Boden essen würde ich jetzt momentan nicht, aber hey wenigstens liegen bei euch keine betrunkenen Matrosen im eigenen Unrat in einer Ecke. Oder Möbeltrümmer mitten im Raum." wie sie es wohl gewohnt ist, steht die junge Frau behände auf und streckt dem Wirt zur Bekräftigung der Abmachung die Hand hin. Ihr Händedruck ist fest, die Schwielen auf der Handfläche dürften dem Wirt auch einen Hinweis darauf geben, dass die schlanke Dunkelhaarige durchaus das Arbeiten gewohnt ist. "Die Putzsachen sind im Abstellraum, nehme ich an." Auf Stancheks Erwähnung der Servs reagiert sich nicht, hatte die Schmiedin ihre etwas seltsam anmutenden Helfer ja genauso genannt.

Mit einem breiten Grinsen schlägt Stanchek ein und seine schwielige Hand deutet darauf hin, daß auch er kräftig zupackt und nicht nur seine Tage hinter der Schank vertrinkt. „Ho Ho, zertrümmerte Möblel und Besoffene, die den Fußboden voll reihern gibt’s bei mir nicht. Darauf könnt ihr euch verlassen. Drei wird euch später zeigen wo die Putzsachen sind.“: sagt Stanchek. „Aber jetzt setzt euch erst einmal und eßt etwas. Mit leerem Magen ist nicht gut arbeiten. Was ist euch lieber? Der Echseneintopf oder eine kalte Platte mit Braten und Käse? Was wollt ihr denn trinken?“: erkundigt sich Stanchek geschäftig. Dann fällt ihm ein, daß er den Namen seiner Neuen gar nicht kennt. „Entschuldigt, aber wie ist denn euer Name? Ich will euch ja nicht wie einen Serv rufen.“: schmunzelt er.

„Na vielleicht kommt das mit den Trümmern noch – vielleicht ist der Alkohol hier viel stärker oder genau das Gegenteil, das sorgt ab und an auch für Ärger.“ entgegnet Lenari mit leisem Lachen. „Lenari heiße ich übrigens, ist mir auch lieber als irgendeine Zahl, denn besonders weit zählen kann ich eh nicht.“ die mangelnde `Bildung´scheint sie indes wenig zu kümmern. „Der Echseneintopf hört sich doch gut an, habt Dank. Und nen Rum, wenn ihr sowas habt ? Muss ja schließlich wissen, wie die Spezialitäten hier so schmecken.“

„Freut mich, Lenari, ich bin Stanchek“: sagt der Wirt freundlich und setzt im gleichen Atemzug hinzu: „Hört sich nicht nur gut an, der Echseneintopf. Der ist gut.“: versichert er Lenari immer noch grinsend. „Rum habe ich leider keinen, aber mein Raka ist ganz ausgezeichnet. Ich bin sicher, daß er dir schmecken wird. Setzt dich nur! Dein Essen kommt gleich.“ Stanchek dreht sich um und schon im Betreten der Schankstube ruft er: „Ninim! Ich habe gute Nachricht für dich! Niiinim!“ ruft er nochmals langgezogen den Namen der schönen Schankmagd auf dem Weg zur Theke.

Ninim wartet noch immer in der Tür zur Küche, um die Bestellung der frisch gewaschenen Sramen zu erhalten, als der Wirt nach ihr ruft. Kurzerhand verlässt sie ihren Platz und geht behenden Schrittes zu dem Tisch, an dem Stanchek und Lenari Platz genommen haben. Ihr Rock flattert dabei leicht und gibt wieder immer wieder einen Blick auf ihre langen, wohlgeformten Beine frei. Vor dem Tisch bleibt sie stehen, legt den Kopf leicht schief, ein freundliches Lächeln auf die Lippen, wobei die Augen jedoch kühl bleiben.

"Eine gute Nachricht?" fragt sie nun, und schiebt auch gleich die zweite Frage hinterher: "Haben wir denn einen Gast, der sein Mahl in Kleidern und Schmuck für Ninim bezahlt?"

Herzlich lacht Stanchek auf. „Fast so gut oder noch besser! Kommt darauf an wie du es betrachtest.“ Mit einer seiner typischen leicht übertriebenen Geste deutet er auf Lenari. „Das hier ist Lenari. Ab heute gehört sie zu unserer kleinen Familie, zumindest eine Zeit lang. Ich habe sie eingestellt um endlich unsere Schankstube und hier unter dem Vordach alles auf Hochglanz zu bringen. Damit liegst du mir schon mindestens eine kleine Ewigkeit lang in den Ohren.“ Dann dreht sich der Wirt wieder zu Lenari: „Das ist Ninim, Schankmagd, Seele und Glanz des Siberkrugs.“ Die braunen Augen Stancheks glitzern vergnügt. „Sie wird dir nach dem Essen zeigen was besonders wichtig ist. Aber wie gesagt, du kannst dir Zeit lassen.“ Er wendet er sich wieder Ninim zu. „Sei so gut und bring ihr eine Portion Echseneintopf, ich kümmere mich um den Raka und nachher zeig ihr was dir besonders wichtig ist.“

Der freudige Aufschrei bleibt aus. Wohl ist in den kühlen Augen einige Zufriedenheit über das Angebot zu bemerken, und doch mustert sie erst einmal die dürre Gestalt vor sich, ohne sich zu irgendeinem Kommentar gemüßigt zu fühlen. Erst als Stanchek die schöne Ninim doch äußerst positiv vorstellt, umspielt ein gefälliges Lächeln die vollen Lippen, das jedoch wenig Zweifel aufkommen lässt, dass Ninim sich ihrer Rolle als "Seele und Glanz" des Silberkruges nicht vollauf bewusst sein würde. Die Bestellung nimmt sie mit einem leichten Kopfnicken an, dreht sich um ihre eigene Achse und geht behenden Schrittes durch den Schankraum zu der Theke. Sie nimmt eine Schüssel von einem Bord, einen Löffel dazu und positioniert dies vor Lenari. Dieser wird wohl auffallen, dass wenigstens Geschirr und Besteck peinlichst genau gesäubert sind und wohl nicht von ihrer natürlichen Beschaffenheit her, aber doch von der Reinlichkeit in jedes vornehmes Lokal passen würden. Auch knallt sie beides nicht auf den Tisch, wie es so manche Schankmagd in einer x-beliebigen Hafenkaschemme tun würde, sondern legt sie fein säuberlich und behutsam vor die junge Frau. Dann dreht sie sich abermals um, holt einen Trinkbecher und einen Krug frisches Wasser. Der Becher wird vor die Schüssel gestellt, Ninim schenkt ein und stellt den Krug vor den Becher. Dann eilt sie auch schon wieder von dannen, verschwindet in der Küche und kommt dann mit einer Schüssel von beachtlicher Größe zurück. Sie trägt sie, indem sie mit dem linken Arm die Schüssel umfasst und so gegen ihren Oberkörper presst. In der rechten Hand hält sie eine Schöpfkelle. Ohne die Schüssel schließlich niederzustellen füllt sie mit drei-vier eleganten Kellenbewegungen den Napf auf Lenaris Tisch.

"Sehr zum Wohle," sagt sie schließlich mit einem freundlichen Lächeln, ohne dass jedoch die Kühle aus den Augen weicht. "Wenn Ihr mehr wollt, braucht Ihr es nur zu sagen."

Und schon ist sie wieder behenden Schrittes auf dem Weg zur Küche.

„Schön dann mach ich mich später an die Arbeit.“ erwidert Lenari an den Wirt gerichtet, ehe sie sich Nimin zuwendet. Der Neuzugang hält der kritischen Musterung recht unbekümmert stand, sieht sich die Schönheit aus dem Silberkrug doch einer drahtigen jungen Frau gegenüber, die keinerlei Konkurrenz darstellt wie beide wissen. Den brauen Haaren fehlt ein vernünftiger Haarschnitt mit einem scharfen Messer, auch die Klamotten haben schon bessere Tage gesehen – vor allem Steinstaub hat sich darauf angesetzt, so als wäre sie erst kürzlich durch irgendwelche Gemäuer gekrochen. Eine Unterhaltung mit Nimin ergibt sich nicht, ist diese einerseits schon wieder auf dem Weg ihre Arbeit zu erledigen, andererseits macht sie auch nicht den Eindruck, als wäre sie an einem längeren Gespräch interessiert.

Als Nimin mit den wohlduftenden Gerichten zurückkommt, lächelt Lenari sie an. „Das sieht köstlich aus, habt Dank.“ wahrscheinlich würde auch ein einfacher Gemüseeintopf ihre absolute Zustimmung finden, hauptsache warm und gekocht. Die großzügige Portion wird denn auch mit Genuss, aber nicht mit übermäßiger Hektik verspeist, während sie den Blick über den Platz schweifen lässt.

Zufrieden mit sich und der Welt kehrt Stanchek beschwingt in den Gastraum zurück und steuert die Theke an. Auf dem Weg dorthin ruft er der Sramen, die er aufgegabelt hatte, fröhlich zu: „Ah, ich wette jetzt fühlt ihr euch besser. Kommt setzt euch doch. Habt ihr schon bestellt?“: erkundigt er sich während er ein kleines Krüglein mit dem klaren, aromatischen Raka füllt. Er plaziert den kleinen Krug mit einem Tonbecher auf ein Tablett und trägt es hinaus unter das Vordach zu Lenari. „Hier der Raka! Laßt ihn euch schmecken. Ich habe gut eingeschenkt.“: schmunzelnd zwinkert er Lenari zu, bevor er sich umdreht und zurück in den Schankraum hinter die Theke geht. Für seine hervorragende Idee Lenari einzustellen hatte er sich mindestens einen Krug Bier verdient.

Im ersten Vergleich vom Wirt zu seiner anmutigen Angestellten scheint ersterer auch mit kleineren Dingen schnell zufrieden zu sein – insbesondere wenn dabei alkoholische Getränke in der Nähe sind. Als er mit dem Raka zu seinem neuesten Gast zurückkehrt, wirkt diese durchaus angetan von der leckeren Mahlzeit, für erste angenehm gesättigt und ein wenig träge, wie sie die nähere Umgebung in Augenschein nimmt. Mit einem Lächeln nimmt sie den Tonbecher entgegen. „Lieber zuviel als zu wenig, da beschweren sich die Gäste immer. Habt Dank.“ erwidert sie schmunzelnd, ehe Stanchek sich bereits wieder in den Innenraum begibt, als würde dieser vor Gästen überquellen. Stirnrunzelnd betrachtet sie ihre arg strapazierten Schuhe, wobei ihr Blick auf das lange Metallstück fällt, dass ihr Yresen in die Hand gerückt hat und welches sie neben dem Tisch auf dem Boden abgelegt hat. Das überraschend leichte Gewicht der Stange fällt erneut auf, als sie das Werkstück in die Hand nimmt, irgendwie scheint das Material anders zu sein als das der Werkzeuge oder auch Dolche, die sie von zuhause kennt.

Ein klein wenig erinnert zumindest die Form wohl an einen Schürhaken, wenn auch aus völlig unbekanntem Material. Um die vermeintliche Falltüre in der kleinen Behausung zu öffnen, scheint das Gerät wohl wirklich tauglich – und wenn nicht dafür, so ließe sich das Geschenk wohl im Zweifel als Schlagstock verwenden. Nach einen Schluck Raka greift Lenari nach der mittlerweile geleerten Schüssel und läuft mit Schüssel und Metallstück in den Händen hinein an den Tresen, wo sie die Schüssel sorgsam abstellt und das glitzernde Ding daneben legt. „Euer Koch versteht sein Handwerk wirklich, so einen guten Eintopf habe ich schon lange nicht mehr gegessen,“ meint sie mit einem Lächeln an den Wirt gewandt.“Darf ich euch noch eine Frage stellen? Das Teil da...“ sie tippt sachte die Stange an. „Könnt ihr mir sagen, wer die gemacht hat ? Sowas habe ich nie gesehen.“

Stanchek ist dabei sich seinen Becher aus dem Bierfaß aufzufüllen, als Lenari an die Theke kommt. Ihre anerkennenden Worte freuen ihn sichtlich. „Freut mich das es euch geschmeckt hat. Auch die Küche wird sich freuen über euer Lob.“ Als Lenari das Werkzeug neben die geleerte Schüssel legt, reißt Stanchek überrascht die Augen auf. „Oh, was haben wir denn da? Ich darf doch?“ Ohne lange auf Antwort zu warten nimmt der Wirt das Werkzeug in die Hand. „Ich weiß nicht wer das gemacht hat. Niemand weiß es. Heute kann so etwas niemand mehr herstellen, auch Shasla nicht. Ihr habt großes Glück gehabt. Das Metall ist sehr selten und wertvoll. Wo habt ihr es denn gefunden?“: erkundigt sich der Wirt neugierig und legt das Werkzeug wieder auf die Theke.

„Selten und wertvoll ?“ bei den Worten merkt Lenari sichtlich auf, zuckt dann aber mit den Schultern, wo sollte das Teil auch zu verkaufen sein – bislang hat sie jedenfalls noch keinen Händler gesehen. Dabei nimmt sie das Teil langsam wieder an sich, während sie mit der anderen Hand vage Richtung Brunnen deutet. „Ach in irgendeinem der Keller da hinten, da liegt immer wieder mal Trödel rum.“ sie grinst Stanchek an. „Wollte eigentlich was Vernünftiges zum Anziehen suchen, aber da hatte ich bislang Pech.“ Sie deutet auf das Bierfass. "Braut ihr selbst ?"