Forum Übersicht - RE: Das neue, alte Haus - 4

Selbstverständlich überlässt Inara der Elurierin das Kästchen und nickt zu ihren Worten knapp.

"Wunderbar." Inara erwidert Keresins Lächeln und deutet in Richtung des Hauses. "Dann geht voran. Und wenn Ihr erlaubt, werde ich euch auch gleich einspannen, um beim Kochen zu helfen. Ihr könnt entweder die Fische ausnehmen und entgräten oder Wasser für die Suppe holen." Bereitwillig folgt sie ihm ins Haus und lässt sich die Küche zeigen, in der sie sogleich die Schränke nach sinnvollen Utensilien zu untersuchen. Dass sie Gewürze findet lässt sie kurz stutzen, aber dann riecht sie sich durch die bescheidene Anzahl Tiegel. Immerhin Pfeffer und Salz. Ein paar Kräuter hat sie noch von ihrer Sammlung unterwegs in der kleinen Ledertasche.
Vor dem erstaunlich gut erhaltenen Ofen bleibt sie allerdings unschlüssig stehen. Es wirkt, als müsse sie sich durchringen, das Feuer zu entzünden, nachdem sie endlich die Klappe geöffnet hat, um ein paar trockene Äste aus dem Garten hinein zu tun. Sie atmet tief durch und nach einigen Versuchen springt ein Funke über. Falls einer der temporären Mitbewohner ein Messer hat, gestaltet sich das Ausnahmen und zerteilen der Fische sicherlich einfach. Sollte Inara ihre Asnivala zweckentfremden müssen, so wird sie dies tun, aber es wirkt dann eher wie Fischmassaker. Nichtsdestotrotz hat sie es geschafft nach einer Stunde eine Suppe aus den drei Fischen zu zaubern, deren Geruch das ganze Haus erfüllt. Laut lässt sich daraufhin ihr Magen vernehmen, um darauf hinzuweisen, dass er gefüllt werden will.
Inara legt ihre Hand auf den Bauch. "Ich habe glatt vergessen wie hungrig ich schon seit dem Wachwerden heute morgen bin." Mit einer Kelle füllt sie die Suppe in zwei Schälchen. "Ich werde das zu Sundara und ihrer Freundin bringen. Vielleicht ist sie wach und beide möchten etwas essen. Bedient Euch ruhig. Ich bin gleich wieder da und leiste Euch Gesellschaft, wenn ich darf." wendet sie sich an Keresin, bevor sie mit den Schälchen zu den anderen beiden Frauen geht.

Dieses Mal trinkt Ira den Becher aus. Sie fühlt sich besser aber die Droge setzt ihr immer noch zu. Sie erkennt den Raum jetzt und sieht auch halbwegs klar. Aber sie ist müde und das Denken fällt ihr schwer. Aber die Wörter Soldatin und Misaki bohren sich ihr in den Kopf. „Soldatin? Was für eine Soldatin? Keresin und ich mehr Soldaten gibt’s hier nicht. Oder ist eine Neue aufgetaucht?“ Sundaras Erklärung muß sie erst verdauen. „Ich war doch in ihrem Haus. Sie hat sich um mich gekümmert. Ich….. Was hat diese Soldatin gesagt? Misaki ist beschäftigt“ In diesem Moment macht es Klick in ihrem Kopf. Ira erinnert sie sich an eine Szene ihres absurden Traums. „Das gibt’s doch nicht!“: murmelt sie verstört. Sie schaut Sundara an. Es dauert ein bißchen bis sie sich fängt. „Das glaub ich nicht. Misaki hat gesagt sie bringt mich morgen her. Wenn sie das sagt, dann tut sie’s auch.“ Ira schüttelt den Kopf. „Da ist was faul, verdammt noch einmal.“ Sie versucht aufzustehen, aber es geht nicht. „Hilf mir! Ich muß nachschauen gehen. Vielleicht ist Misaki was passiert.“ Wieder versucht sie auf die Beine zu kommen.

Das Sorgenvolle in Sundaras Blick verstärkt sich auf Iras Worte hin. Sie presst zunächst die Lippen zusammen, schaut Ira tief in die Augen, dann schüttelt sie kaum merkbar mit dem Kopf. "Nein, Ira," sagt sie dann. "Du bist noch zu schwach. Was willst du denn ausrichten? Stell dir vor, es wäre wirklich etwas passiert. Du könntest ihr in deiner Verfassung soundso nicht helfen." Sie lässt ihren linken Arm langsam sinken, so dass Ira ganz im Gegenteil, sollte sie sich nicht selbst in der sitzenden Position halten können, langsam wieder auf die Matte niedersinkt. "Jedenfalls war die Frau nicht uniformiert oder so, aber die Art und Weise, wie sie gesprochen hat, so redet keine Marktfrau oder wer weiß ich. So reden Soldaten, denen das Soldat Sein in Leib und Seele über gegangen ist. Ich glaube auch nicht, dass sie erst seit Kurzem hier ist. Oder sie hat es geschafft, sich ziemlich schnell bei Denen einzuschmeicheln."

Sundara schaut sich nun im Raum um, als ob sie irgendetwas suchen würde. Dann beugt sie sich vorne über, fast wird Ira wohl schon befürchten müssen, als wollte die Dunkelhaarige die Blonde küssen. Aber ihr Mund geht an ihrem vorbei, geht zu ihrem Ohr. Sie berührt Iras Wange nicht mit der ihrigen, wohl kann Ira aber die Wärme spüren.

"Wenn du willst," flüstert sie ihr nun zu, "dann gehe ich nachschauen. Aber sprich nicht so laut in diesem Haus. Sie haben es uns zugewiesen. Ich traue diesem Haus nicht. Also, wenn ich gehen soll, berühre einfach meine Wange, und ich ziehe mich um und bin auf dem Weg zu Misaki."

In diesem Augenblick wird wohl Inara über die Schwelle treten. Was sie nun von dieser Situation vermeintlich großer Zärtlichkeit hält, bleibt ihr selbst überlassen. Und welchen Erfolg sie mit ihrer sicher wohlschmeckenden Fischsuppe hat, wohl insbesondere der Reaktion der doch recht in Mitleidenschaft gezogenen vorovisianischen Soldatin.

„In dem Fall gehe ich lieber Wasser holen und ihr nehmt das Messer.“: sagt Keresin mit der Andeutung eines Schmunzelns und holt aus seiner Tasche ein schmuckloses Messer hervor, daß er Inara reicht. Bevor er sich auf den Weg zum Brunnen macht, verstaut er die kleine Axt in der Tasche, nimmt die Deckenrolle ab und trägt beides hinüber in das große Zimmer, in dem er auch den Rucksack abgestellt hat, den er dem toten Marodeur abgenommen hat. Es dauert nicht lange bis er vom Brunnen im Garten mit einem gefüllten Eimer zurück in die Küche kommt. Keresin zeiht sich auf die Veranda zurück und läßt Inara ungestört in der Küche werken. Er zieht sich einen Stuhl heran, richtet seine Waffe so, daß sie ihm beim Sitzen nicht stört und überläßt sich seinen Gedanken, die hauptsächlich um sein langsames Fastersticken und Ninim kreisen.

Zum ersten Mal seit langer Zeit hat er das Gefühl, daß die Geschehnisse dieses Tages etwas in ihm ausgelöst haben und er nicht mehr ganz der Selbe ist, der hier aufgewacht war. Erst der Duft der Suppe, die seinen Magen knurren läßt, holt ihn ins Hier und Jetzt zurück. Er überlegt kurz und macht sich dann auf den Weg in die Küche. Er wirkt immer noch ein wenig abwesend, als Inara antwortet. „Gute Idee und Vielen Dank. Es riecht köstlich.“ Während sich die Frau aus der Allianz auf den Weg ins obere Stockwerk macht, füllt sich Keresin eine Schale mit Suppe und trägt sie hinaus auf die Veranda, wo er sich wieder niederläßt und vorsichtig probiert. Es ist keine vorovisianische Fischsuppe, aber durchaus schmackhaft. Keresin beeilt sich nicht und genießt jeden Löffel.

Alls sie das Schlafzimmer betritt und die beiden Frauen in einer vermeintlich vertrauten Pose erwischt, räuspert Inara sich laut. "Bitte entschuldigt, wenn ich euch störe. Ich hätte geklopft, aber ich habe die Hände gefüllt mit zwei Schalen Fischsuppe und Löffeln." Sie macht ein paar Schritte in den Raum hinein, hält aber höflichen Abstand. "Ich hoffe ihr habt Hunger. Etwas zu Essen wird keinem von uns schaden." Der köstliche Geruch breitet sich von den Schüsseln ausgehend nun auch im Schlafzimmer aus und einmal mehr gibt der Magen der Blaugewandeten ein vernehmliches Knurren von sich.
Sie sieht nicht mehr ganz so derangiert aus. Hände, Arme und Gesicht hat sie offensichtlich so gut es geht von Schweiß und Staub befreit. Die dunklen Locken sind ordentlich mit dem blauen Schal zusammen gebunden. Sobald Sundara den Blick auf die Vorovisianerin frei gibt, schenkt Inara dieser ein freundliches, offenes Lächeln. "Sichàra. Ich bin Inara." stellt sie sich vor. Jedes ihrer Worte hat den Klang von dem melodischen Chirjeya der Allianz, während die leicht beschädigte und verschmutzte blaue Kleidung dem Stil Ashrabads zu entstammen scheint.

Ira fällt nicht um. Aber sie kann nicht aufstehen. Ihre Muskeln wollen einfach nicht. „Bei Lijans stinkenden Titten!“: flucht sie mißmutig. „Hast ja recht! Ich komm einfach nicht hoch. Ein Neunzigjähriger könnte mir den Arsch versohlen. Mist, verdammter!“ Es ist ihr immer noch schwummerig, aber langsam wird ihr Kopf klarer. Sie nickt. „Ich weiß was du meinst. Die Armee sieht man einem an, wenn man lang genug dabei ist. Aber verdammt noch einmal wer hat hier eine Armee?“ Sie schaut Sundara an als sie sich zu ihr beugt. Aber sie zuckt nicht zurück. Als ihr Sundara zuflüstert, nickt sie leicht. Dann hört sie jemand die Stufen heraufkommen. „Warte, da kommt jemand.“: flüstert sie zurück. Für einen Moment berührt ihre Wange sanft die von Sundara. Zufall oder Absicht? Ira löst sich von Sundara und schaut zur Treppe als die Fremde den Raum betritt. Ihr unregelmäßig kurz geschnittener Blondschopf steht ihr wie Borsten vom Kopf ab. Aus dunklen, geröteten Augen schaut sie der Unbekannten entgegen. Der Geruch der Suppe läßt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Als die Fremde zu reden beginnt, verzieht Ira das recht hübsche Gesicht. „Schon wieder eine Ketzerin! Hostinos, ich hab kein Glück hier. Naja langsam gewöhn ich mich an euch.“ :sagt sie mit einem schiefen Grinsen und zwinkert dabei Sundara zu. „Ich bin Ira, Ira Verra.“: stellt sie sich vor. Ihre harte Aussprache ist typisch vorovisianisch.

Zufall oder Absicht? Ja, das ist nun die Frage, und diese Frage steht ihr wohl auch auf das Gesicht geschrieben, als sie sich nun erhebt. Das Hemd rutscht nun vollends zur Seite und gibt ihre verbundene Schulter preis - und dadurch auch wieder sehr wenig. Mit einer Hand zupft sie das Hemd gerade, das an ihr wie ein Nachthemd aussieht. Sie schaut zu Inara, dann zu Ira, dann wieder zu Inara. 'Verdammte Cacha,' denkt sie sich nun, 'was hast du dir denn da wieder mal für ein Scheiß-Zeichen ausgedacht.' Kurz geht ihr Blick auf die zwei Schüsseln mit der duftenden Fischsuppe. Fisch! Wann hat Sundara das letzte Mal Fisch gegessen? Das sind wohl Stürme her, das war in Estichà, als die Röhre noch in Ordnung war, jedes der Völker da, wo es hingehört in einem mehr oder weniger florierenden Reich. Bevor die Sragon kamen und damit nichts mehr war wie vorher. Dann geht sie zu Inara hin, streckt die Hände nach den Schüsseln aus.

"Vemec, Inara," sagt sie dabei, und urplötzlich ist das so überwältigend strahlend-freundliche Lächeln wieder da. "Diese Suppe duftet ja wundervoll, die schmeckt sicher ganz und gar hervorragend!"

So Inara ihr denn die Schüsseln überlässt, stellt sie eine derselben vor Ira, die zweite einen guten Vat von Ira entfernt einfach auf die Matten. "Lass es dir schmecken, Ira," sagt sie dann, und versucht es nun anders, zu einer Antwort zu gelangen: "Wenn du willst, leiste ich dir beim Essen gerne Gesellschaft. Sonst hätte ich noch eine Kleinigkeit zu erledigen."

Sollte Sundara wirklich noch aufbrechen, so drängt auch inzwischen ganz schön die Zeit, wollte sie denn vor Einbruch der Dunkelheit im schützenden Haus zurück sein. Schon schickt sich der Sonnenring an, seine letzten Strahlen in die Röhre zu werfen, um letztendlich Vesana diesselbe zu überlassen. Und bei Dunkelheit unterwegs zu sein, das ist ja auch so etwas, vor das die Neuankömmlinge gehörig gewarnt worden waren.

Ein leises amüsiertes Lachen erfüllt den Raum, als Inara näher tritt und Sundara die beiden Schüsseln reicht. Mit einem Schmunzeln sieht sie auf Ira hinab. "Zumindest Keresin hat für heute beschlossen, dass ich euch nicht vergiften will. Also hoffe ich, dass was immer ihr zwei noch vor habt warten kann bis ihr gegessen habt. Sundara wollte über den Fisch schon herfallen, als ich damit um die Ecke kam, da bin ich mir sicher." Sie zwinkert der Elurierin zu und wendet sich dann zum Gehen. "Der mürrische Mann und ich sind unten. Falls wir bei etwas helfen können, sagt Bescheid." Mit diesen Worten verlässt sie die beiden so vertraut wirkenden Frauen wieder, um sich nun selbst auch etwas von der Suppe zu holen.

Mit einer Schüssel und einem Löffel bewaffnet begibt sie sich auf die Veranda. Kurz verschafft sie sich einen Überblick und schenkt Keresin ein zufriedenes Lächeln. "Ich hoffe die Suppe schmeckt trotz oder wegen der Auswahl der Küchengewürze." merkt sie an, bevor sie sich selbst ebenfalls niederlässt und sich mit dem Rücken an die Hauswand lehnt. Langsam beginnt sie selbst von der Fischsuppe zu essen. Ihr Blick geht in die Ferne. Nicht, dass er dabei weit käme, aber es wirkt ohnehin nicht so, als würde Inara tatsächlich den Garten oder die Reihe zerfallener Gebäude dahinter sehen.

Die ruhigen Augenblicke allein auf der Veranda kommen Keresin sehr gelegen. Er genießt die Stille und bringt wieder Ruhe in seine Gedanken. Die warme Mahlzeit tut ein Übriges und langsam beruhigen sich seine aufgewühlten Emotionen. Obwohl er sie sich kaum anmerken hat lassen, wird es wohl eine ganze Weile dauern, bis er die Ereignisse des heutigen Tages verarbeiten wird. Als er die Schritte im Inneren des Hauses hört, setzt er wieder die kühle, leicht distanzierte Mine auf, die ihm schon fast in Fleisch und Blut übergegangen ist. Als die Frau in Blau aauf die Veranda heraustritt, richtet Keresin seinen Blick auf sie. Dankend nickt er Inara zu. „Vielen Dank! Wir bereiten in Vorovis Fischsuppe anders zu, schärfer. Aber eure Version schmeckt ebenfalls ausgezeichnet.“ Das Keresin nicht nur höfliche Floskeln von sich gibt zeigt sich deutlich daran, daß er sich in diesem Moment den letzten Löffel Suppe aus seiner Schale schmecken läßt. Unwillig im Moment aufzustehen, stellt er die leere Schale auf das Geländer der Veranda und richtet seinen Blick hinaus in den Garten. Die Schatten sind lang geworden und die kurze Dämmerung wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es vergeht eine kleine Weile bis Keresin seinen Kopf halb zu Inara dreht und sie von der Seite her ansieht. Es ist keine Feindseeligkeit in seinem Blick und wenn, dann versteht er es ausgezeichnet sie zu verstecken. „Ihr wißt was Sundara gefunden hat?“: erkundigt er sich in einem Tonfall. der schon fast eine Feststellung ist.

„Danke!“ sagt Ira schlicht, als ihr Sundara die Suppenschüssel hinstellt. Inara nickt sie noch dazu dankend zu. Bei den letzten Worten der Suppenköchen grinst sie breit. Aber sie redet erst als Inara fort ist. „Der mürrische Mann? Ich lach mir einen Ast. Die kann doch nur Keresin meinen.“ Noch immer grinsend angelt sie sich die Suppenschale. „Was glaubt die, das wir hier machen? Eine heiße Nummer schieben? Kennst du die? Was ist das für eine?“: fragt sie neugierig. Als sie Sundara anschaut wird sie wieder ernst. „Bleib lieber hier. Es wird bald dunkel. Nicht das ich die Schauergeschichten glaub, aber sicher ist sicher.“ Sie ißt einen Löffel von der Suppe und verdreht dabei genießerisch die Augen. „Ein wenig lind. Aber nicht schlecht, wirklich nicht schlecht.“ Sie läßt noch einen Löffel folgen bevor sie weiterredet. „Ich will nicht das dir was passiert weil Misaki für mich was Besondere ist. Außerdem..“ Sie ißt noch einen Löffel Suppe. „Sie ist zweimal weggeholt worden, als ich bei ihr war. Warum nicht ein drittes Mal? Vielleicht mach ich nur viel Wind und es ist gar nichts. Wär ja kein Wunder wenn man in dem Drecksnest hier langsam überschnappt.“: sagt Ira. Aber wirklich überzeugt klingt es nicht. „Wenn ich kann, dann geh ich morgen in der Früh.“: sagt sie und schaut Sundara an. „Und ich hab gar nichts dagegen, wenn du mitgehen willst.“ Einen Augenblick lächelt sie. Dann beugt sie sich wieder über die Suppenschale.

Vor ihrem geistigen Auge sieht Inara die Bilder der Träume der letzten Nächte, nicht die einsetzende Dämmerung. Wieso hatte Vanor sie auf diese Insel gebracht, wo sie nicht ergründen konnte, ob diese Träume Erinnerungen oder Einbildung waren? Keresin erhascht einen kurzen Blick darauf, dass hinter der meist ruhigen und freundlichen Fassade einer starken Frau ein aufgewühltes Gewässer liegt. Als er sie anspricht schließt Inara einen Augenblick lang die Augen und atmet langsam ein und wieder aus. Ihre Miene wirkt mit einem Mal verschlossen, beinahe abweisend, aber vor allem unendlich müde. "Ich habe eine Vermutung." bestätigt sie. "Die wirft allerdings mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt. Und wenn ich richtig liege, dann hilft uns das vermutlich nicht dabei auch nur einen Clat von dieser Insel zu kommen. Und dass es eine Insel ist, daran hege ich nach meiner kleinen Wanderung keine Zweifel mehr." Sie nimmt noch einen Löffel der nur noch lauwarmen Suppe und sieht hinauf an die Röhrendecke. "Und gäbe es auch nur ein einziges Schiff, ich wüsste nicht genau ob wir einen Weg zurück nach Mradoshan finden könnten. Es gibt keine Himmelssäule nach der man vernünftig navigieren kann. Vielleicht hätten wir Glück und der Weg nach Norden würde uns irgendwann zum Festland bringen, aber wer weiß schon, ob die Götter das überhaupt zulassen." Sie lächelt verbittert. "Und dabei spielt es vermutlich keine Rolle welche Götter konkret."
Obwohl ihr trotz allem Hungers gerade der Appetit vergangen ist, isst sie weiter von der Suppe. "Wer weiß, ob wir überhaupt länger als ein paar Wochen überleben oder bei geistiger Gesundheit bleiben. Die meisten Personen, die ich kennengelernt habe waren entweder verrückt oder feindselig oder beides. Oder auf ebenso unerklärliche Weise wie ich auf dieser Insel gelandet. Was nicht unbedingt die ausschließt, dass sie verrückt oder feindselig sind." Als ihr klar wird, was sie in ihrer Frustration nach zwei Tagen ohne Gesellschaft, von sich gegeben hat, versucht sie es mit einem entschuldigenden Lächeln. "Verzeiht, das war nicht das wonach Ihr gefragt hattet. Und vermutlich auch nichts was Ihr hören wolltet."

Der sich ändernde Gesichtsausdruck Inaras entgeht Keresin nicht. Ruhig wartet er bis die Frau zu sprechen beginnt und hört ihr dann aufmerksam zu. Nur als sie ihren Zweifel ausdrückt auf einem Schiff den Weg zurück zu finden, nickt er zustimmend ohne sie zu unterbrechen. Er wartet ein paar Herzschläge lang, als Inara wieder schwiegt. Leicht zuckt er mit den Achseln: „Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen, ich habe keine bestimmten Erwartungen gehabt und wenn ihr eine Ahnung habt, was dieser Gegenstand ist, dann wißt ihr eine Menge mehr als ich. Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Noch immer ruht der Blick seiner grauen Augen auf ihr. „Das hier ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Insel. Ein paar der Einwohner haben das auch bestätigt. Ich kenne nahezu alle bekannten Karten, aber diese Küstenlinie mit den vorgelagerten Inseln ist mir völlig unbekannt.“ Auf ihre Bemerkung über die Götter geht er nicht weiter ein, obwohl er Misakis Worte über die unbekannte Göttin nicht vergessen hat. „Vielleicht sind einige Einwohner verrückt, aber kaum feindseelig, wenn man vom Fleischberg von Schmiedin absieht. Aber was will man schon von diesem Mischlingsgeschmeiß?“ Für einen Moment zeichnet sich seine Abneigung deutlich auf seinen Gesichtszügen ab. „Fest steht, daß die Meisten von ihnen Angst haben. Man hat uns immer wieder vor der Nacht und irgendwelchen Yurei gewarnt, was oder wer das auch immer sein mag. Es gibt jedoch echte Gefahren, wie ich am eigenen Leib erfahren habe. Aber warum sollten wir hier nicht überleben können? Ich habe sogar das Gefühl, daß irgendjemand ein handfestes Interesse daran hat uns am Leben zu halten.“

Aufmerksam hört auch Inara dem Vorovisianer zu. Auf seine Abneigung gegen Mischlinge geht sie nicht weiter ein, isst stattdessen weiter von der Fischsuppe. "Ich entnehme Euren Worten, dass Ihr noch nichts von Roalds Hof gehört oder gesehen habt." erwidert sie, isst noch einen Löffel und beginnt dann zu erzählen. "Nachdem ich an einem Strand erwachte und nach einem längeren Marsch in der Soa auf keine Wohnbebauung stieß, schlug ich mich quer durch den Dschungel. Nicht lang und ich kam am Rand eines Vacantafeldes an. Ich bin dann erst der Feldbegrenzung und schließlich einem nicht sehr gut erhaltenen Weg zwischen bestellten Feldern gefolgt. Am Ende dieser Felder konnte man schon ein größeres Gehöft mit mehreren Häusern ausmachen und unlängst davor ein großes Tor. An diesem Tor hingen Echsenschädel und die Überreste eines Menschen. Da der Hof auf einer Anhöhe liegt hatte man mich und den elurischen Schreiner, der sich ebenfalls dorthin verlaufen hatte, schon von weitem gesehen." Sie macht eine kurze Pause, um noch einen schnellen Löffel zu nehmen. "Jedenfalls forderten Sie uns auf zu gehen und das Land von Roald nicht wieder zu betreten oder wir würden an diesem Tor enden. Dieser Roald hielt uns für Marodeure, wie er sich ausdrückte. Und von diesen seltsamen Brüdern aus Men-Achor erfuhr ich dann, dass sie wohl von anderen verrückt gewordenen Bewohnern der Stadt überfallen wurden. Meine Schlussfolgerung lautet also man wird hier verrückt oder feindselig oder beides. Denn ganz ehrlich niemand verhält sich hier so, wie man es erwarten würde. Und diese Paranoia vor den Gefahren in der Nacht gehört auch dazu."

Inara kratzt die Reste aus ihrer mittlerweile doch geleerten Schüssel. "Der Hof Roalds liegt westlich der Stadt und seine Felder umfassen ein recht großes Gebiet. Der Krater liegt etwa nordwestlich. Ich bin großzügig um den Hof und seine Liegenschaften herumgewandert. Im übrigen war der Mann, der mir vor diesem Krater erzählte, auch schon verrückt vor Angst, weil er glaubt von irgendjemandem verfolgt zu werden." Sie stellt die Schüssel neben sich auf den Boden und sieht Keresin einen Augenblick lang nachdenklich an. "In den beiden Nächten, in denen ich nicht in der Stadt war, konnte ich weder ein grünes Leuchten ausmachen, noch bin ich irgendwelchen Yurei begegnet. Aber ich lasse mich auch nicht so leicht von Geschichten verunsichern, selbst wenn ein geringer Teil davon wahr sein könnte. Dafür habe ich schon zu viel Seemannsgarn in meinem Leben gehört." Einen kurzen Moment lang mustern ihre blauen Augen seine Gesichtszüge, als suche sie darin nach Antworten, die er vielleicht nicht ausspricht. "Ich bin neugierig, verratet Ihr mir welcher Gefahr Ihr hier begegnet seid?"

Sundara setzt sich in ihrer Ecke des Zimmers auf ihre Fersen und greift zu der Schüssel. Aufmerksam hört sie Ira zu, während sie immer wieder einen Löffel der Suppe in ihrem Mund verschwinden lässt. Sie schaut dabei wenig auf die Schüssel, eigentlich immerzu zu Ira. Sie ist ernst dabei, größtenteils ausdruckslos, etwas nachdenklich vielleicht. Erst als Ira darauf kommt, dass Misaki ja öfters weggeholt wurde, schüttelt sie ganz sanft den Kopf. Nicht einmal als Ira sie anlächelt, verändert sich ihr Ausdruck. Und gerade bei Sundara, die normalerweise ja wie der Inbegriff der Empathie wirkt, erscheint das überaus unnatürlich. Plötzlich stellt sie die Schüssel zur Seite und steht auf.

„Scheiß drauf,“ sagt sie dabei unvermittelt. „Ich gehe.“

Sie krallt sich ihre Hose und zieht sie an. „Ich meine, es ist ja möglich, dass sich irgendjemand verletzt hat, aber warum bringt dich so eine eigenartige, soldatische Person hierher? Das stinkt, Ira, das stinkt ungemein.“

Sie zieht sich das viel zu große Hemd über den Kopf, nimmt sich ihren eigenen, lumpenartigen Überrest eines Hemdes und zieht es an. Es hat nicht den Eindruck, als würde sie Ira gegenüber irgendeine Art von Scham empfinden. Gut, ihr Körper entbehrt zwar weitestgehend irgendwelcher Jhoulana-gemäßer Sinnlichkeit, ist vielmehr Produkt eisernen Trainings. Jede Faser ihrer Muskeln scheint irgendwie definiert zu sein, ohne durch irgendwelches Körperfett kaschiert. Und doch schaut alles zusammen keineswegs unästhetisch, unweiblich aus. Sie schnallt sich ihr Kurzschwert um, den Pfeilköcher, den sie der frisch geschnittenen Stöckchen entledigt, sodass nur die Pfeile übrig bleiben. Und während sie den Bogenköcher umlegt, den Bogen selbst herausnimmt, aufspannt und wieder in den Köcher gibt, sagt sie, reichlich unpassend zu der letzten Aktion: „Und die Gefahren in der Nacht, bis die nicht erwiesen sind, sollen die mir damit gestohlen bleiben. Ich glaube gar nichts mehr, was die mir sagen.“

Dann geht sie zu den Stiefeln und steigt hinein.

„Ich weiß das es stinkt.“: sagt Ira nach einer Weile. Sie schaut Sundara zu wie sie sich umzieht. Dann zuckt sie mit den Achseln. „Wenn du gehen willst dann geh. Deine Entscheidung. Ich werde dich nicht aufhalten.“ Ihr Blick zeigt deutlich daß die die Gleichgültigkeit nur gespielt ist. Doch dann pfeift Ira auf die kühle Nummer. „Aber verdammt noch einmal, dann nimm wenigstens Keresin mit. Mit dem Bogen bist du sicher gut. Aber im Nahkampf bist du eine Niete! Das du dir die Klingen umhängst wie ein frischgefangener Rekrut sieht ein Blinder mit Krückstock. Er wird nicht nein sagen wenn du ihm sagst daß ich ihn darum bitte. Er kann dir jedes Gesindel vom Leib halten. Wahrscheinlich besser als ich.“ Sie wird still als Sundara halb nackt vor ihr steht. Sie schaut nur. Als sich Sundara den Fetzen anzieht der einmal ein Hemd war senkt sie den Blick. Sie sagt nichts. Erst als die Elurierin in die Stiefel schlüpft sagt sie leise: „Paß auf dich auf, Ketzerin!“