Forum Übersicht - RE: Lantisgarten - 5

„Pflegen und herrichten würde ich das nicht nennen,“ lacht die Brünette leise auf. „Ich hab schlicht keine Lust darauf, in Staub und Schmutz zu schlafen.“ Sie hebt den Blick und mustert Sundara bei deren letzter leiser Bemerkung. „Wieso sollte denn so etwas passieren ? Weißt du irgendwas, was ich nicht weiß ?“ fragt sie nach, wirkt dabei durchaus interessiert, aber auch ein wenig irritiert dabei. Auch wird Sundara vielleicht bemerken, dass ihr Gegenüber ihre vorhergehende Frage nach einer Rückkehr nach Hause nicht beantwortet hat, da Inara sich zwischenzeitlich zu den beiden gesellt hat.

Sie lehnt sich ein wenig zurück, während Sundara nach den Federn greift und wendet sich an Inara. „Ihr seid Navigatorin, sagtet Ihr vorher. Dann seid ihr bestimmt schon viel herumgekommen oder ?“ meint sie neugierig. „Ich kenne ein paar Matrosen, die immer spannenden Geschichten erzählt haben - aber wahrscheinlich ist die Hälfte davon übertrieben, wenn nicht sogar gelogen.“

Schwer ist es festzustellen, ob Sundara die fehlende Antwort nicht bemerkt hat oder aber einfach nicht nachhakt. Jedenfalls geht sie darüber hinweg - vielleicht auch deshalb, weil ja eine ziemlich direkte Frage folgt, auf die sie zunächst mit einem Schulterzucken antwortet. Ihr Blick geht einem Moment gedankenverloren in das Gebüsch, dann holt sie ihr Rauchzeug hervor und zündet sich zunächst eine Zigarette an. Dann schaut sie wieder direkt zu Lenari, ihr Blick legt sich in den ihren, offen und ehrlich, so dass niemand auf die Idee käme, sie würde etwas verheimlichen.

„Ich weiß gar nichts,“ meint sie dann, „außer dass wir irgendwie auf diese Insel gekommen sind, alle sagen, wir kämen so schnell nicht mehr von hier weg, dass in der Nacht irgendetwas vor sich gehen soll und dass es hier wohl Tiere gibt, die es bei uns nicht gibt. Aber, um ehrlich zu sein, ist es gerade diese Nicht Wissen, das mir etwas Angst macht. Würde ich wissen, dass morgen eine Horde Sragon über uns herfällt, dass plötzlich 4 Vat Schnee liegen oder dass der Metchá zufriert, dann könnte man sich darauf einstellen. Aber diese Unsicherheit, ob es eine Gefahr überhaupt gibt, und wenn, wie diese aussehen könnte, das macht es irgendwie schwierig. Ich meine, worauf sollen wir achten? Sind wir ehrlich, wer sagt uns denn, dass es nicht jemand von uns ist, der die Gefahr als solche darstellt? Dass es jemand von uns ist, der dieses Spiel veranstaltet, und sich jedes mal den Arsch abflacht, wenn einer den Löffel abgibt? Das wäre genausogut möglich, als dass wir uns hier im Paradies befinden, wo wir wirklich nichts zu befürchten haben und einfach so in den Tag leben können. Also, was sollen wir tun?“

Es wirkt nicht so, als würde sie eine konkrete Antwort auf ihre finale Frage erwarten, vielmehr sieht sie nun zu Inara, denn Lenari stellt nun an sie ebenso eine Frage.

(Ich hoffe alle sind damit einverstanden, dass wir hier parallel reingrätschen, um ein wenig Zeit aufzuholen.)

„Wer hätte gedacht, dass wir mal in der Erde buddeln, um Pocheytos auszugraben.“ Erklingt die Stimme des Bärtigen gut gelaunt im letzten Licht des vorangeschrittenen Abends. „Mal was Anderes. Und garnicht so übel unsere Ausbeute…“ er ruckt sich den ausgebeulten Sack über der Schulter zurecht, der an jedem Anderen schwer und unhandlich aussehen würde, nicht jedoch an dem Riesen, der die Last unerschütterlich trägt, wie ein Lastenmuri. „Da vorn…sieht ordentlich blumig aus. Könnte das Haus sein.“ Nickt er schließlich mit dem Kinn in die Richtung des Gartens, der sich mit dem üppigen Bewuchs an Lantissträuchern deutlich von der restlichen Umgebung abgrenzt. Gronk tritt an die Gartenmauer heran, der das Tor fehlt, tauscht dann einen Blick mit seinem Bruder, als er die Stimmen vernimmt, die eindeutig mehreren Kehlen zuzuordnen sind, ohne dass man jedoch etwas von dem Gespräch verstehen kann. Klopfen wird damit wohl überflüssig, sodass der Bärtige kurzerhand eintritt und die Stimme erhebt: „Kleine, bist du da?“

„Also auch ihr mich jetzt auslacht, aber ich finde du machst dir zu viele Gedanken.“ erwidert die Brünette in recht gleichmütigem Tonfall. „Ich lass das erstmal auf mich zukommen, ändern kann ich im Moment sowieso nichts. Wenn wir wirklich hier in einem gemütlichen und faulen Leben gelandet sind, dann dürften wir das in ein paar Tagen merken – bei der verwilderten und abgewrackten Gegend müsste ja irgendwann wie von der Götter Hand was zu Essen oder neue Klamotten auftauchen...könnten wir alle brauchen.“ fügte sie mit einem leichten Schmunzeln hinzu. „Und wenn das hier die miese Gegend schlechthin ist, dann werden wir das sicher auch früh genug feststellen.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Erst mal was essen und drüber schlafen dann sehen wir weiter.“

(...ich streck jetzt auch mal bissel...)

Mittlerweile ist der Abend schon recht weit fortgeschritten, streifen die ersten das Dunkle liebenden Tiere im kleinen Garten umher und finden dort die Überreste des ausgenommenen Federviehs. Dunkel liegt das kleine Häuschen da, durch die bröckelnde Front erkennt man einen schwachen Lichtschein. Kurz verstummen die Stimmen im Haus, als Gronk sich ankündigt. „Immer rein !“ schallt er gleich darauf von drinnen zurück.

Als die beiden das kleine Gebäude betreten, findet sich in der dämmrigen Stube ein recht munteres weibliches Trio, das vor einer Herdstelle sitzt. So sitzen Lenari, Sundara und noch eine weitere Frau beieinander und unterhalten sich leide. Viel ist im Gebäude selbst nicht zu sehen, die Möblierung jedenfalls lässt wie im Rest der Stadt zu wünschen übrig – aber wenigstens scheint Lenari ein grobe Reinigungsaktion durchgeführt und den Wohnraum vom gröbsten Schmutz und Staub befreit zu haben. Die junge Frau wendet den Kopf in Richtung Eingangstüre und lächelt den beiden zu. „Schön euch zu sehen, ich habe mir schon ein wenig Gedanken gemacht.“ meint sie leichthin und steht auf, um noch einen freien Stuhl heranzuziehen und auf ihren nun freien zu deuten. „Setzt euch doch.“

Inara wirft einen Blick zum Himmel und scheint über die Position des Sonnenrings nachzudenken. Kurz wirft sie einen Blick in die Richtung, in die Lenari gedeutet hat, dann nickt sie. „Ich werde mir den Brunnen ansehen und mir den Weg von dort aus merken. Die Soa ist noch nicht weit genug im Westen, um bald zu verlöschen. Ich denke es bleibt genug Zeit, um mich auf die Suche nach den Kräutern zu machen und etwas Salzwasser zu holen. Auf einer Insel sollte es keinen Mangel davon geben.“ Die letzte Feststellung klingt vergnügter, als sie für jemanden klingen sollte, der auf besagter Insel gestrandet ist ohne zu wissen wie.

„Ich muss Lenari Recht geben. Es schadet erst einmal nicht ein Dach über dem Kopf zu haben und wachsam zu sein. Alles weitere wird sich sicherlich ergeben. Und wenn Ihr alles und jedem gegenüber misstrauisch seid, dann werdet Ihr darüber nur einsam und verrückt. Lasst uns doch einen Schritt nach dem anderen machen.“ schlägt die Blaugewandete vor. „Für mich heißt das jetzt erst einmal auf die Suche nach Kräutern zu gehen und Salzwasser zu holen. Und wenn ich wieder hier bin erzähle ich gerne ein paar meiner abenteuerlichen Erlebnisse auf See. Aber behaltet immer im Hinterkopf, dass höchstens 10% der Erzählungen eines Seemanns wahr sind.“ fügt sie zwinkernd hinzu und verabschiedet sich dann von den beiden anderen Frauen, um ihrer selbst gesuchten Aufgabe nachzugehen.

[…]

Inara war sicherlich eine Jhane unterwegs. Als sie wieder im Lantisgarten ankommt ist ihre lederne Tasche prall gefüllt mit frisch geschnittenen Kräutern. Und in der nicht mehr ganz intakten Amphora befindet sicherlich ein Checlit Salzwasser. Mit diesen Zutaten lässt sich zusammen mit dem Fleisch des Kaninchon etwas schmackhaftes und auch nahrhaftes zaubern.
„Ich habe außerdem noch diese Kletterpflanze gefunden. Wenn wir sie über Nacht in Wasser einlegen, dann erhalten wir Seifenwasser. Damit können wir waschen.“ Sobald die Amphora nicht mehr benötigt wird, wird sie ihre Worte gerne in Taten umsetzen, um Seifenwasser herzustellen.

Als Gronk und Kaar zu ihnen stoßen sitzt Inara auf einem Stuhl und säubert ihre Asnivala, die sie an diesem Tag schon als Machete und zum Schneiden von Kräutern zweckentfremdet hat. Sie sieht von ihrer Arbeit auf und dunkelblaue Augen mustern die beiden Männer aufmerksam.

Sundara schüttelt lächelnd den Kopf und macht eine wegwischende Handbewegung.

„Misstrauisch,“ sagt sie dann, „was heißt hier misstrauisch. Ihr habt ja beide recht, dass das nichts bringt. Ich meine, wer sind wir denn... Ich meine, wir haben Keresin, der sicher ziemlich eigenartig ist. Ira hat wohl auch ihre Macken, aber ich glaube, die ist schwer in Ordnung. Dann haben wir Bhok, bei dem kann ich einfach noch nichts dazu sagen, kann ein komplettes Mrocloma sein, aber vielleicht auch ganz nett. Dann ist da das eigenbrötlerische Liebespärchen, also der Alte und der Breite, oder was auch immer die darstellen mögen. Ich muss ganz ehrlich sagen, bei denen weiß ich noch nicht einmal den Namen, die scheinen ja eher mit giftigen Affen zu tun zu haben zu mögen als mit irgendjemand anderem. Dann ist da noch diese mysteriöse Weißhaarige, so jemand habe ich überhaupt noch nie gesehen, und die Erscheinung kann einem schon fast Angst machen. Dann seid noch ihr zwei da, und die kleine, dumme Sundara. Ich meine, man könnte fast allen gegenüber misstrauisch sein, und wohl auch mit gutem Grund. Aber wenn die Cacha irgendwann am Dampfen ist, werden wir jeden einzelnen von uns brauchen, und zwar nach Möglichkeit mit einer halbwegs annehmbaren Waffe in der Hand. Das Schlimmste, was also passieren könnte, ist, dass wir uns in Grüppchen aufspalten, die sich am Ende noch gegenseitig bekriegen. Ich glaube, ich kann mit fast jedem klarkommen, und ich kann Euch versichern, das ist genau das, was ich hier auch vor habe. Und verrückt werden... naja, ich habe in den letzten paar Stürmen fast jeden Tag meinen Arsch riskiert, und mehr als einmal hätte ich keinen Schekel darauf gerettet, dass er mir nicht auf Yoroms Eisfelder klatscht. Glaubt mir, so schnell werde ich nicht verrückt. Trotzdem ist es etwas eigenartig, so wirklich gar nichts von irgendwas zu wissen. Zumal die 10 % Wahrheitsgehalt Eurer Erzählungen, liebe Inara, wohl dem Schnitt in den Aussagen so mancher Inselbewohner entsprechen.“

Freilich ist Sunaras Blick am Ende auf Inara zu liegen gekommen, und auch vorhin hat sie öfters zu Inara geschaut als zu Lenari, und auf diese Art und Weise wird Inara spätestens jetzt auch Zeuge des eigenartigen Zaubers der Augen der Schwarzhaarigen geworden sein, die auf der einen Seite bis in die eigene Seele zu blicken scheinen, auf der anderen jedoch auch den Eindruck vermitteln, man könnte dasselbe ebenfalls tun, was schließlich eine mitunter wohl etwas eigenartig anmutende Nähe schafft, die ob der kurzen Bekanntschaft eigentlich gar nicht da sein dürfte.

„Jedenfalls höre ich mir mit Vergnügen Euren Seemannsgarn an,“ fügt sie schließlich lächelnd und mit einem leichten Augenzwinkern hinzu. „Ist vielleicht um einiges sinnvoller, als hier unentwegt abstruse Mutmaßungen anzustrengen, die am Ende doch nichts bringen.“

(...)

Freilich ist auch Sundara Mitglied der bekannten Frauenrunde. Auch sie sitzt auf einem Stuhl, den rechten Fuß vor sich auf die Sitzfläche gestellt. Auf dem sich dadurch fast auf Nasenhöhe befindlichen Knie ruht ihr Unterarm, und die lässig hängende Hand hält eine Zigarette. Der Bogenköcher hängt an der Stuhllehne. Auf der Tischplatte vor sich liegen einige Federn des Schnabelviehs, dessen nackter Rest im Topf brodelt, und das, wäre es ein Kaninchon gewesen, kaum so schöne Federn abgegeben hätte. Mit der linken Hand nimmt sie eine Feder nach der anderen am Kiel, prüft sie sorgfältig. Zwei der Federn scheinen dabei ihrer Prüfung nicht standzuhalten - mit einem kurzen Zusammenziehen ihrer Augenbrauen knickt sie sie zwischen den Fingern und legt sie dann beiseite. Dass ein Federkiel auch dann von Nutzen sein könnte, auch wenn die Feder selbst nicht von großer Perfektion ist, auf diesen Gedanken scheint sie nicht gekommen zu sein.

Sollten die beiden nun einfach so eintreten, wird sie die Männer wohl freundlich anschauen, doch auch mit leicht unsicherem Blick. Das letzte Zusammentreffen war ja nicht ganz so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hat, und die verschmähte Hand ist sehr wohl noch in ihrer Erinnerung. Und da sie einem beiläufig dahergemurmelten Satz, eigentlich für niemandes Gehör bestimmt, wohl keine so große Wichtigkeit beimisst, bringt sie denselben auch kaum mit dem Ausgang der letzten Begegnung in Verbindung. Jedenfalls ist in ihrem Blick keinerlei Argwohn, nichts Abweisendes, nur eben dieser Hauch von Unsicherheit, der von der Hoffnung herrührt, dass das jetzige Treffen besser verlaufen möge als das letzte.

Gronk spitzt die Ohren, als er die Stimme vernimmt, die nun doch aus dem Haus und nicht wie zunächst vermutet, aus dem Garten erklingt, sodass er kurzerhand den Weg zur Haustür nimmt und über die Schwelle steigt. Der Pocheytosack rumpelt gegen den Türrahmen, Gronks Schulter gleich mit, was ein wenig den Anschein vermittelt, als würde ein Roputan durch eine Hundeluke steigen. Lenaris häusliche Bemühungen werden dann direkt mal sträflichst mit Füßen getreten, als der Sack von der Schulter gleitet und mit einem Rumms auf die Dielen knallt, dabei Staub und Erdkrumen über den Boden verteilt. „Nabend.“ Erklingt die dunkle Stimme des Mannes, der gerade den Raum um einen Vat hat schrumpfen lassen, denn ihm gegenüber wirkt alles irgendwie winzig. Dabei hat er auch noch die Statur eines Hafenschlägers – eine Assoziation die durch die zahlreichen Tätowierungen unterstützt wird, die seine kompletten Arme und wohl auch den Oberkörper bedecken, was jedoch, auf Grund des engen, schwarzen Trägerhemdes unter einer Vermutung verbucht werden muss. Der dichte, braune Bart tut sein Übriges dazu, einen nicht unbedingt vertrauenserweckenden, ersten Eindruck zu hinterlassen, will man der Gestalt wohl nicht unbedingt bei Nacht begegnen. Die Frauenrunde darf sich einige Augenblicke lang taxiert fühlen, wobei den blauen Augen ein aufmerksamer Ausdruck innewohnt, der deutlich ins mürrische tendiert, ein Eindruck, der jedoch auch ein Trugbild der gesamten Erscheinung sein könnte, verhindert der Bart eine einheitliche Sicht der Mimik. Der frisch gebackenen Hausherrin wird zugenickt und auch Sundara erhält ein Kopfrucken, welches sie kaum von der quälenden Ungewissheit zu erlösen vermag – freundlich wirkt die Begrüßung nicht gerade. Schließlich ruht der Blick auf der fremden Ashrabadi, die kurz gemustert wird, wobei der Waffe auf ihrem Schoß ein Großteil der Aufmerksamkeit gilt. Ein unbehaglicher Moment, in dem man das Gefühl bekommt, ein riesiger , verirrter Bär stünde in der Stube, der einige Atemzüge lang benötigt um festzustellen, dass er reichlich angefressen ist, nur um im nächsten Moment Amok zu laufen. Der Eindruck verstärkt sich, als der Mann die Nasenflügel bläht und die Brust sich vorwölbt … nur um im nächsten Moment bis über beide Ohren zu grinsen. „Essen!“ hat er die Fährte des gekochten Federviehs deutlich erschnuppert, nimmt den Sack wieder auf und latscht zur Feuerstelle, um ihn dort gleich wieder zu Boden krachen zu lassen. „Gronk! Kaar!“ verrät er seinen Namen und den des Bruders, zwei Laute die sich in manch feinem Gehör vielleicht nicht groß von einem Lungenleiden unterscheiden dürften, doch mehr hat der Bärtige dazu offenbar nicht zu sagen, streift er sich schon die Hosenträger von den Schultern und macht es sich auf dem Boden gemütlich.

„Das Wichtigste immer zuerst, was ?“ mit einem amüsierten Auflachen wendet sich Lenari in Richtung der groben Arbeitsplatte, auf der ein zerbeulter, aber wenigstens intakter Topf steht, eine ebenso ramponierte Kelle liegt daneben. Mit dem Eintritt der beiden Hünen in das kleine Gebäude wirkt der Raum noch um ein vielfaches kleiner, so als wäre die Kapazität erst einmal erreicht, was die junge Frau offenbar nicht stört – schließlich dürfte es in jeder Hafenspelunke wesentlich enger und vor allem lauter zugehen. „Besonders viel war es nicht und wir haben das meiste schon verputzt, aber ein wenig ist noch da. Wenn ihr wollt ?“ meint sie kurz darauf und deutet auf den Topf, dessen Inhalt aus einer Art Suppe zu bestehen scheint – ziemlich dünn und sicher kein kulinarischer Hochgenuß, aber wenigstens was halbwegs gekochtes. Auch die Portionsgröße lässt zu wünschen übrig, vor allem für zwei kräftige Kerle, aber mit geselligen Schänken um die Ecke oder anderen Alternativen sieht es doch schlecht aus.

Die Haltung der vermeintlichen Ashrabadi versteift sich, je länger die Musterung des Hühnen kurz vor dem Amoklauf andauert. Erst als er sich grinsend den Resten ihrer Mahlzeit zuwendet atmet sie wieder aus. Leise klimpert das Muschelarmband an ihrem Handgelenk, als sie sich erhebt und die fertig gesäuberte Asnivala mit einer fließenden Bewegung in die lederne Scheide zurück schiebt. Diese Waffe wurde eindeutig für einen Menschen in ihrer Größe gefertigt.
„Sichàra. Ich bin Inara Saheras.“ stellt sie sich den beiden Neuankömmlingen vor. Sie spricht das Chirjeya so melodisch aus, wie die Chirà in der Allianz. Eine Herkunft aus der größten Metropole der bekannten Welt würde auch erklären, weshalb Statur und Auftreten Gronks Inara nicht ganz so einschüchtern, wie jemanden aus den westlichen vor allem von Menschen bevölkerten Reichen. In der Allianz leben vor allem Chirà und außerdem jede Menge Sragon. Erstere sind einfach noch viel größer als der bärtige Hüne und letztere können an Statur und Größe in jedem Fall mithalten oder ihn übertreffen.

Die wenig freundliche Begrüßung des Hühnen lässt Sundaras Augen sich einen Wimpernschlag lang verschmälern, so als würde ihr jemand einen Schlag versetzen. Ihr Blick jedoch liegt nun eindeutig auf ihm, und nicht mehr auf Kaar, der wohl ebenso wie er eingetreten sein wird. Noch immer ist wenig Abweisendes in ihr. Ihr Fuß gleitet von der Sitzfläche auf den Boden. Die Federn verstaut sie an ihrem Pfeilköcher, den Ausschuss krallt sie mit der rechten Hand, in der noch immer der praktisch aufgerauchte Stummel ihrer Zigarette liegt. Mit der linken streift sie sich den Bogenköcher über, dann steht sie auf.

„Wenn jemand meinen Platz haben mag,“ sagt sie dann zu den neu Angekommenen, „ich habe fertig gegessen, und an einem Tisch zu essen ist doch viel bequemer als am Boden.“

Eine Einladung, nicht mehr und nicht weniger, ziemlich sachlich ausgesprochen, und doch untermauert von einem ihrer offenherzigen Blicke, ist dies wieder ein Satz, der eben durch ihre Mimik etwas mehr Vertrautheit erlangt als durch die Worte. Sie wirft den Stummel und die paar Federn in das Feuer, huscht zwischen den beiden doch recht mächtigen Männern durch und setzt sich in die Tür. Der Bogen landet neben ihr auf dem Boden, außerhalb des Hauses, während sie selbst sich gegen den Türrahmen lehnt. Sie nimmt so eine Position ein, durch die sie das Geschehen im Haus ebenso im Auge behalten kann wie den Garten davor. Ein Fuß landet schließlich auf dem Türstock gegenüber. Nun ist Sundara nicht die Persönlichkeit, die von ihrer Physis her einen Eingang mit ihrem Körper vor größeren Kreaturen verdecken kann, und so kann man wohl annehmen, dass sie dies aus reiner Bequemlichkeit tut. Und doch schaut es ziemlich danach aus, als würde sie eine Wachposition einnehmen wollen.

„Hölle und ob ich will. Ich bin halb verhungert!“ Eine Behauptung, die wohl übertrieben anmutet, denn garantiert könnte ein Mann mit solch einer Statur von reichlich Reserven zehren, bis er verhungert. „Wir haben Pocheytos mitgebracht. Reichlich. Sind in dem Sack.“ Deutet er mit dem Daumen auf die reiche Ernte der Erdfrüchte, als würde er die Weiterverarbeitung nun ganz und gar der Frauenwelt übelassen wollen. Als sich Inara vorstellt, kraust der Bärtige die Stirn und blickt einen Moment lang zwischen den drei unterschiedlichen Damen umher. „Warte mal. Wie heißt ihr anderen nochmal? Irgendwie hab ich das Gefühl ihr heißt alle gleich.“ Verfügt er offenbar über kein allzu gutes Namensgedächtnis, oder aber er hat sich garnicht erst die Mühe gemacht, bei den einzelnen Vorstellungen genau hinzuhören. „Passt schon…“ winkt er Sundaras freundliche Geste ab, ohne ihren Weg zur Tür zu verfolgen. „Ich trau den Möbeln hier nicht über den Weg. Will kein Brennholz produzieren.“

Der Ältere folgt seinem Bruder deutlich langsamer und neben dem bulligen und lauten Gronk, der den Raum wie ein Eroberer einnimmt, wirkt Kaar deutlich gesitteter. Er bleibt in der Nähe der Tür stehen und schiebt die Hände in die Hosentaschen während er zuerst beobachtet, wie Gronk nicht nur hineinpoltert, sondern sich auch gleich einen Platz an der Feuerstelle sichert, ehe er mit einem kurzen Rundumblick die Anwesenden überblickt. Die drei Frauen in dem Haus – auch wenn nicht nur letzteres in einem ramponierten Zustand ist – haben etwas vertrautes. Ein Stück Normalität, wie sie zusammensitzen, im Topf eine brodelnde Suppe und der Wohnraum gefüllt mit leisen Frauenstimmen und dem Duft nach Essen. Ein gravierender Unterschied zu der verlassenen, leeren Stadt und unwillkürlich heben sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln. Sundara muss sich an ihm vorbeiwuseln, was der zierlichen Frau nicht schwerfallen sollte, besitzt er nicht annähernd die Breite seines Bruders. „Aber, aber Gronk“, hebt er jedoch eine Augenbraue, als der Hüne ernsthaft anmerkt, dass ihre Namen alle gleich klingen.“ Gleich behauptet er noch, ihr würdet alle gleich aussehen“, rollt er bezeichnend mit den Augen und zieht die Hände aus den Taschen. „Das dort, mein vergesslicher Bruder, ist Lenari,“ deutet er mit einer Hand auf die frische Hausbesitzerin. „Die entzückende, junge Frau vom Brunnen und dort drüben..“, wendet er sich dem Ausgang zu, wo Sundara ihren Posten bezog:“Sundara. Sie war gestern Abend in Begleitung der beiden Vorovisen, die.. nun die wir jetzt gar nicht mehr gesehen haben und dort,“ folgt der Wink zu der Fremden, deren Anblick sein Lächeln vertieft:“ Inara, eine Perle Ashrabads, die spricht als sei sie in der Allianz verloren gegangen.“ Kaar zwinkert der jungen Frau schalkhaft zu, ehe er noch hinterher schiebt:“ Die Damen müssen meinem kleinen Bruder verzeihen. Ich fürchte, er hat noch keinerlei Erfahrung mit Frauen sammeln können“, was die blauen Augen vergnügt aufblitzen lässt, als er zu seinem Bruder sieht, dessen Protest erwartend, ehe er laut und herzlich auflacht und sich einen Stuhl heran zieht, um sich an den Tisch zu gesellen…

Die kurze Komödie, die die beiden Männer von sich geben, zaubert ein belustigtes Lächeln in Sundaras Gesicht. Sie sieht vom Hünen zum Weißhaarigen und wieder zurück, will wohl schon etwas sagen, als plötzlich das Geräusch der auffliegenden Vögel ihre Aufmerksamkeit unweigerlich in die andere Richtung lenkt. Instinktiv geht die Hand zu den Pfeilen, doch muss sie dieses Mal doch hinsehen, um nicht einen der kruden Stöcke zu erwischen. Der Griff zum Bogen sitzt. Sie steht noch nicht auf, beugt sich jedoch durch die Tür nach draussen, schaut und lauscht angestrengt. Sie sieht nichts, was die Vögel hätte aufschrecken können. Keinen Menschen, kein Tier, einfach gar nichts. Verwundert zieht Sundara die Augenbrauen zusammen, durchforstet noch eine Weile das Gebüsch mit ihrem Blick. Kein verdächtiges Wackeln der Zweige, kein Rascheln, einfach nichts, was auf irgendeine Kreatur im Gebüsch schließen lassen würde. Doch da! Die Soa hat zwar den Himmel bereits der Nacht überlassen, er ist jedoch eindeutig wolkenlos. Trotzdem blitzt es ganz deutlich - einmal, zweimal, dreimal. Sundara steht nun doch auf. Sie macht einen Schritt nach draussen, schaut sich um. Nein, keine Wolken. Nicht einmal ein stärkerer Luftzug. Und die Vögel sind auch wieder ruhig. Der Pfeil gleitet wieder in dem Pfeil-, der Bogen im Bogenköcher. Sie geht zur Tür, bleibt darin stehen.

„Kennt sich hier jemand mit Wetterphänomenen aus?“ fragt sie in die Runde. Das belustigte Lächeln ist verschwunden. „Wenn Ihr ein Gewitter vorhersagen wolltet, würdet Ihr Euch eher auf die Wolken oder auf den Blitz und... ehm... nur den Blitz verlassen, also ein Blitz ohne Wolken und ohne Donner? Denn das hat es hier gerade gegeben, in dreifacher Ausführung...“

Anscheinend ist ihr erst während des Redens das Fehlen des Donners aufgefallen. Und gerade das macht ihren Blick wohl noch etwas unsicherer, ja fast verstört, als er ohnehin gerade schon ist.

„Mit Worten könnt ihr wirklich umgehen,“ lacht Lenari, als Kaar eloquent das Gespräch weiterführt. „Seht trotzdem besser zu, dass euch euer Bruder noch ein bisschen was übrig lässt.“ schmunzelt sie mit bezeichnendem Blick Richtung des Topfes. „Fleisch gibt’s erst wieder wenn Sundara jagen war, da hab ich nämlich keine Erfahrung und...“ sie stockt und wendet den Blick Richtung Eingang, wo die eben Genannte unvermutet nach ihrem Bogen greift. „Was ist denn ?“ irritiert wendet sie sich voll Sundara zu, die von irgendetwas aus der Fassung gebracht scheint und gleich darauf leicht wirr von Gewittern spricht. „Wie ein Blitz ? Wo denn ?“ mit wenigen Schritten durchquert sie den kleinen Raum, um sich gleich neben die andere Frau zu stellen und nach draußen zu spähen – in einen dunklen Nachthimmel, der ganz normal erscheint.